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Hyperinflation
unkontrollierbare Inflation mit hoher monatlicher Inflationsrate Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Hyperinflation ist eine Form der Inflation, in der sich das Preisniveau sehr schnell erhöht. Eine allgemein akzeptierte Definition existiert nicht, eine 1956 von Phillip D. Cagan aufgestellte Faustregel[1] von monatlichen Inflationsraten von 50 % (entsprechend einer jährlichen Rate von umgerechnet rund 13.000 %) ist aber weit verbreitet. Vereinfacht ausgedrückt ist eine Hyperinflation eine unkontrollierbare Inflation mit extrem hoher monatlicher Rate. Meist dauern Hyperinflationen nur eine kurze Zeit und enden in einer Währungsreform.




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Allgemeines
Zusammenfassung
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Vor dem 20. Jahrhundert waren Hyperinflationen selten, da die Ökonomien bei Überschreitung eines gewissen Inflationsniveaus zu ungeprägten Edelmetallen als Geldersatz oder zu Naturaltausch übergingen. Die immer weitere Verbreitung von ungedecktem Geld (Fiatgeld) ermöglichte Hyperinflationen. Der Verursacher der (Hyper-)Inflation ist immer der Staat.[2] Wenn ein Staat nicht genügend Steuern einnimmt, um seine Ausgaben zu finanzieren, entsteht ein Budgetdefizit, da er sich zur Deckung seiner Ausgaben (Erfüllung von Leistungsversprechen) permanent verschulden muss. Dieses Defizit kann er durch Schuldtitel, Staatsanleihen, decken.[3] Die meisten Staatsanleihen sind nicht indexierte nominale Anleihen.
Wenn nun Preise relativ zu den Anleihen steigen, bleibt die Nominale der Anleihe gleich. Dadurch verliert sie relativ an Wert. Kapitalgeber erleiden einen realen Verlust, nicht jedoch einen nominalen. Umgekehrt kann der Emittent, der Staat, einen kleineren realen Rückzahlungswert zurückzahlen und macht somit einen realen Gewinn. Damit versucht der Staat sein Haushaltsdefizit zu reduzieren. Regierungen können durch Geldpolitik die Inflation steuern und damit zu dem erwünschten Effekt beitragen. Bei überraschenden und schnellen Inflationserhöhungen können lange Anleihen, da sie keinen Rahmen für rechtliche Änderungen bieten, vom Staat relativ billig zurückgezahlt werden. Durch die höhere Inflation verlangen jedoch neue Gläubiger höhere nominale Zinsen auf neue Anleihen (siehe Fisher-Gleichung). Ihr Vertrauen in Anleihen mit einer langen Laufzeit geht verloren. Dadurch verkürzen sich die Laufzeiten der neu emittierten Anleihen. Um alte Anleihen zu bezahlen und um die neuen hohen nominalen Zinsen zu finanzieren, müssen Regierungen immer mehr neue Anleihen ausgeben, um neues Kapital zu erhalten. Wenn nun noch immer Defizite im Haushalt vorliegen, muss die Regierung diesen Ablauf erneut von vorne vollziehen. Damit rutscht eine Regierung schlussendlich mit ihrer Währung in eine Hyperinflation und untergräbt damit letztlich das Vertrauen in diese.[2][4]
2012 trugen die Ökonomen Steve Hanke und Nicholas Krus der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore 56 Episoden von Hyperinflationen der Geschichte – bei denen die Preise pro Monat um mindestens 50 Prozent gestiegen sind – zusammen und untersuchten diese auf die Ursachen, was jeweils dazu führte. Nach der Studie ist Hyperinflation eine wirtschaftliche Krankheit, die unter extremen Bedingungen auftritt: Krieg, politisches Missmanagement und der Übergang von einer Kommando- zur Marktwirtschaft.[5][6][7]
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Kapitalflucht

Wie bei einer Inflation kommt es sehr schnell zu Anlagen in fremder Währung. Um die damit verbundene Kapitalflucht zu stoppen, kommt es während der Hyperinflation zu Devisenbewirtschaftung und massiver Devisenverkehrsbeschränkung. Angesichts des seit Ende des 20. Jahrhunderts möglichen weltweiten bargeldlosen Zahlungsverkehrs sind jedoch solche Maßnahmen nur noch möglich, wenn gleichzeitig auf politischer Ebene drastische Maßnahmen zur Einschränkung des grenzüberschreitenden bargeldlosen Zahlungsverkehrs durchgeführt würden.
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Flucht in Sachwerte
Eine Hyperinflation führt bei den Geldanlegern oft zu einer „Flucht in Sachwerte“ und zu einem weitgehenden Verlust aller anderen Geldanlagen wie z. B. Anleihen, welche auf die betreffende Währung lauten. Da die stark erhöhte Nachfrage typischerweise zu einer verschärften Verknappung des Angebots führt, handelt es sich dabei um einen selbst verstärkenden Vorgang.
Sachwerte sind vorrangig Immobilien und Rohstoffe, aber auch Edelmetalle oder Aktien. Eine Verknappung von Zahlungsmitteln, wenn beispielsweise die Kunden einer Bank ihre gesamten Ersparnisse abheben, findet nicht statt. Geld kann beliebig per Kredit geschöpft werden. Allerdings befeuert die Flucht in Sachwerte die Hyperinflation, da Nachfrage und somit Preise von Immobilien steigen. Dies wiederum führt zu steigenden Mieten.
Kosten
Zusammenfassung
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Eine Hyperinflation stellt eine besondere Belastung für eine Gesellschaft dar. Nicht alle Preise und Löhne nehmen gleichmäßig zu, dadurch beeinflusst Inflation die Einkommensverteilung in einer Gesellschaft. Reichtum wird damit vom Verleiher, beispielsweise Kredit- oder Darlehensgeber, zum Borger, beispielsweise Kredit- oder Darlehensnehmer, transferiert. Schulden haben nicht mehr dieselbe Kaufkraft wie noch zu ihrer Aufnahme. Der Realzinssatz fällt typischerweise ebenso. Beispielsweise werden Zahlungen an Rentner nicht an das Preisniveau angepasst, diese verlieren in Zeiten von starken Preisanstiegen ihre Kaufkraft und werden oft an den Rand des Existenzminimums gedrückt. Etwaige Ersparnisse, die jahrelang angespart wurden, besitzen plötzlich wesentlich weniger Kaufkraft. Damit spaltet eine sehr hohe Inflationsrate die Gesellschaft.
Relative Preise zeigen oft nicht mehr die wirkliche Knappheit der Güter an; dies kann beispielsweise bei rigiden Staatsinterventionen zustande kommen. Dadurch wird es für Konsumenten kaum möglich den günstigeren Preis herauszufinden, ihr Nachfrageverhalten wird stark beeinträchtigt. Dadurch werden Märkte ineffizient und können Ressourcen nicht mehr optimal allozieren.
Durch die ständigen Schwankungen im Preisniveau entstehen Preisanpassungskosten, Unternehmen müssen ihre Preislisten so oft anpassen, dass sie nicht mehr zu festen Preisen anbieten können. Individuelles Verhalten, das aus gesellschaftlicher Sicht ineffizient ist, wird nun rational.
Durch Verzerrungen wird es schwieriger, rationale Zukunftsentscheidungen zu treffen. Durch sehr hohe Inflation entstehen Unsicherheit und undurchsichtige Marktsituationen, daher verringern Unternehmen ihre langfristigen Kapitalinvestitionen, wie etwa in Forschung und Entwicklung. Weil solche Investitionen jedoch wichtig für die Entwicklung neuer Technologien und Wettbewerb sind, werden sie mit Wirtschaftswachstum und Wohlstand in Verbindung gebracht. Damit verringert hohe Inflation auf lange Sicht Wirtschaftswachstum und damit den Lebensstandard.
Durch die Zeitdifferenz der Entstehung und dem Zahlungszeitpunkt von Steuern werden reale Steuereinbußen realisiert, die bei moderater Inflation keine wesentliche Rolle spielen würden.
Problematisch gestaltet sich auch der Tageseinkauf von Konsumenten, durch die großen Geldmengen müssen Konsumenten ein hohes Gewicht an physischem Geld tragen und damit bezahlen. Als weitere Folge wird das offizielle Zahlungsmittel durch Naturalientausch oder inoffizielle Währungen verdrängt.
In solchen Situationen tritt der so genannte Schuhsohleneffekt auf, dies beschreibt die Verschwendung von Ressourcen durch die Verringerung der Kassenhaltung. Geschäftsleute verlieren viel Zeit und Energie dabei, ihre Kassenhaltung zu organisieren. Dadurch stehen weniger Faktoren zur Gütererstellung zur Verfügung.[3][4][8][9]
Siehe ebenso Inflation und ihre Auswirkungen.
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Maßnahmen

Um eine Hyperinflation zu stoppen, muss eine Regierung nachhaltig und glaubhaft das Wachsen der Geldmenge reduzieren. In einer Hyperinflation ist die Glaubwürdigkeit in die Regierung und die Zentralbank geschwächt. Oft steht ein Regierungswechsel im Raum um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu stärken bzw. wieder zu erlangen. Eine stark sparende Fiskalpolitik und die Verringerung von Budgetdefizits im Staatshaushalt ist dann das vorherrschende Handlungsmotiv um das Vertrauen in eine Währung zu stärken.[4]
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Quantitätsgleichung der Hyperinflation
Zusammenfassung
Kontext
Eine Erklärung für das Ansteigen des allgemeinen Preisniveaus in der Hyperinflation bietet die Quantitätsgleichung von Irving Fisher:
Diese Formel lässt sich umformen zu:
Das Preisniveau steigt also demnach u. a.
- proportional zur Geldmenge (wenn etwa die Zentralbank mehr Geld in Umlauf bringt, Umlaufgeschwindigkeit und Transaktionsanzahl jedoch unverändert bleiben);
- desgleichen proportional zur Umlaufgeschwindigkeit, wenn Geldmenge und Transaktionsanzahl unverändert bleiben;
- ebenso proportional zum Kehrwert der Transaktionsanzahl (z. B. bei Störung des Wirtschaftskreislaufs durch Katastrophen, wenn etwa plötzlich die Lieferbarkeit wegbricht, aber die Nachfrage bleibt, wobei Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit unverändert sein sollen).
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Geschichte
Zusammenfassung
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Beispiele
Einzelne Episoden
Die sowjetische Hyperinflation von 1919 bis 1922 hatte das Ziel der Abschaffung des Geldes als Zahlungsmittel.
Der angebliche „Wirtschaftskrieg“[10], den Hugo Chávez in Venezuela in den 2010er Jahren gegen imaginäre Feinde begonnen hatte, reichte bis zum Herbst 2018 für eine Hyperinflation, bei der die Lieferanten von Händlern alle drei Stunden neue Preise festsetzten.[11]
Tabellarische Übersicht
Es gibt verschiedene geschichtliche Episoden von Hyperinflationen mit monatlichen Inflationsraten von über 50 Prozent. Beispiele sind
Auch vor dem 20. und 21. Jahrhundert gab es schwere Inflationen:
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Literatur
- Adam Fergusson: Das Ende des Geldes (Englischer Originaltitel: When Money Dies); Finanzbuch-Verlag, München 2011, ISBN 978-3-89879-627-9.[36]
- Peter Bernholz (2006): Monetary Regimes and Inflation. Edward Elgar.
- Milton Friedman (Hrsg.): Studies in the quantity theory of money. University of Chicago Press, Chicago 1956.
Weblinks
Commons: Hyperinflation – Album mit Bildern
Wiktionary: Hyperinflation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Einzelnachweise
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