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Internierungslager in Frankreich
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Die Liste der Internierungslager in Frankreich bietet einen Überblick über die Internierungslager, die ab dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs und dann in der Folge des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs von den französischen Behörden eingerichtet wurden – von denen der Dritten Republik ebenso wie von denen des Vichy-Regimes. Flüchtlinge aus dem Spanischen Bürgerkrieg waren die ersten, die in den frühen Camps de Concentration zusammengefasst wurden. Ihnen folgten ab September 1939 unerwünschte Ausländer, vorrangig deutsche und österreichische Emigranten, die in Frankreich Schutz gesucht hatten. Unter dem Vichy-Regime verschärfte sich die Internierungspraxis, und so gesellten sich in den Lagern zu den unerwünschten Ausländern bald auch unerwünschte Franzosen: vom Vichy-Regime als Gegner angesehene Personen (Kommunisten, Sozialisten, Gewerkschafter), aufgrund ihrer Lebensweise und Kultur verdächtige Menschen (Sinti und Roma), Leute, die verdächtigt wurden, Schwarzmarktgeschäfte zu betreiben, und schließlich französische Juden. Für viele dieser Menschen waren diese Lager die erste Station auf ihrem Weg in die deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager.
Viele der bis 1944 errichteten Internierungslager erfuhren eine Revitalisierung mit dem Ende des Indochinakriegs. Sie wurden Auffangstätten für die Menschen aus den asiatischen Kolonien Frankreichs, die für die Franzosen gekämpft, gearbeitet oder auch nur sympathisiert hatten, und denen durch den Abzug der Franzosen Verfolgung in ihren Heimatländern drohte. Ähnlich verhielt es sich knapp zehn Jahre später nach dem Ausbruch des Algerischen Unabhängigkeitskriegs. Einige der noch erhaltenen Lager dienten zuerst der Internierung von Unterstützern der Front de Libération Nationale (FLN), dann, nach der Unterzeichnung der Verträge von Évian, der Unterbringung der für Frankreich tätigen algerischen Hilfskräfte und ihrer Familien, den Harkis.
Zur Information über das System der Internierungslager siehe:
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Vorbemerkungen zur Liste der Internierungslager
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Die nachfolgende Tabelle enthält – Stand Februar 2024 – knapp 290 Orte, an denen sich Internierungslager befunden haben. Alle diese Lager befanden sich im französischen Mutterland; die Lager insbesondere in Tunesien, Algerien und Marokko sind noch nicht enthalten, ebenfalls nicht die Lager in Indochina. Ungeklärt ist auch die Zahl der Lager. In einem Artikel über das Internierungslager in Reillanne ist von 500 Lagern in der Südzone die Rede[1], während die AJPN auf ihrer Homepage 1.226 Orte der Internierung aufführt. Eine Zusammenfassung der in den unten in den Quellen 1–4 und 6–8 erwähnten Internierungsorte führt zu etwa 800 Lagern; im vergleichbaren Artikel in der französischen Wikipedia werden etwa 260 Lager aufgeführt. Ein Problem ist zudem, dass in den Quellen 1–4 meist nur der Ortsname und die Lagerart genannt werden, selten aber weiterführende Hinweise. In den Publikationen von Eggers und Peschanski wiederum stehen nicht die einzelnen Lager im Zentrum der Darstellung, sondern das Lagersystem. Konkrete Lager tauchen dann meistens nur zur Illustration bestimmter Sachverhalte auf, während kompakte Lagerbeschreibungen eher die Ausnahme sind.
Wie schwierig der Überblick über die komplette Anzahl der Lager ist, verdeutlicht die für die Tabelle nicht mehr ausgewertete Publikation von Guy Marchot et al.: Les indésirables français et étrangers les camps d'internés civils : 1939-1946. Sie umfasst drei Bände, die alle 2022 (bislang nur in französischer Sprache) erschienen sind. Während im Klappentext von Band 1 von 1.700 Internierungslagern für 650.000 Zivilisten in Frankreich und in den Kolonien während des Zweiten Weltkriegs die Rede ist, spricht der Klappentext von Band 2 bereits von 2.350 Internierungslagern. Von diesen 2.350 Lagern befanden sich 203 laut dem Klappentext von Band 3 in den Kolonien, vom Maghreb bis nach Tahiti. Drei Viertel dieser 203 Lager sollen sich in Nordafrika befunden haben, und davon wiederum 81 in Algerien.[2]
In der nachfolgenden Tabelle werden nur vereinzelt die Frontstammlager aufgeführt, in denen die deutsche Wehrmacht vor allem Soldaten der französischen Kolonialtruppen internierte. Zu diesen Lagern und der hinter ihnen stehenden rassistischen Ideologie existiert bereits ein eigener Artikel.
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Internierungslager im französischen Mutterland
Zusammenfassung
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Die in der Kopfzeile der nachfolgenden Tabelle benutzten Abkürzungen stehen für:
- CRE = Centre de Rassemblement des Etrangers – Sammelstelle für Ausländer
- CSS = Centre de sejour surveille – Zentrum für überwachten Aufenthalt[3]
- CTE = Compagnie de Travailleurs Étrangers – Fremdarbeiterkompanie. Umgangssprachlich auch Compagnie de prestataires (Dienstleister-Kompanien) genannt.
- GTE = Groupe de Travailleurs Étrangers – Fremdarbeitergruppe. Die GTEs waren unter dem Vichy-Regime die Nachfolgeorganisationen der CTE.
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Eine filmische Annäherung an die Internierungspraxis und -lager
Am 1. April 2025 sendete arte den Dokumentarfilm Der Fall Léon K.Ein Schicksal im Zweiten Weltkrieg.[47] Am Beispiel des aus Polen nach Belgien geflüchteten und zwischenzeitlich staatenlosen Léon Kacenelenbogen wird dessen Fluchtgeschichte aus Belgien durch Frankreich und Spanien nach Palästina nachgezeichnet. Nachdem er im Sommer 1942 heimlich die Demarkationslinie zwischen der besetzten und der unbesetzten Zone Frankreichs überqueren konnte, wurde er kurz darauf bei einer Razzia im unbesetzten Teil Frankreichs verhaftet und durchlief im Anschluss daran die Lager Douadic und Nexon, bevor er im September 1942 in das Lager Rivesaltes verlegt wurde. Seiner Überstellung in das Sammellager Drancy entzog er sich durch die Flucht nach Spanien, wo er abermals verhaftet und im Internierungslager von Miranda de Ebro festgehalten wurde. Mit Hilfe des Joint Distribution Committee gelangte er schließlich nach Barcelona und gehörte dort zu den von Perez Leshem ausgewählten Flüchtlingen, die im Januar 1944 auf dem Schiff Nyassa die Reise nach Palästina antreten konnten.
Léon Kacenelenbogen kehrte 1950 aus Israel nach Antwerpen zurück, wo er 2017 im Alter von 96 Jahren verstarb.[48]
Quellen
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Benutzte Quellen für die in der Tabelle aufgeführten Internierungslager
- (1) Michel Annet: Les Camps d’Internement Français en 1939–1944 – Etude philatélique et historique, présenté par L' Association Philatélique de Rouen et Agglomération, 2006 (Online)
- (2) Réfugiés et internés civils en France en 1939-40 auf der Webseite postalhistory.fr
- (3) Les camps pour prisonniers civils en France et Allemagne auf der Webseite prisonniers-de-guerre.fr
- (4) La France des camps durant la Seconde Guerre mondiale Die Liste basiert auf der Arbeit von Michel Annet, enthält aber teilweise erweiterte Informationen.
- (5) AJPN – Anonymes, Justes et Persécutés durant la période Nazie dans les communes de France. Die Seite ist seit dem Überfall der Hamas vom 7. Oktober 2023 auf Israel nur noch eingeschränkt zugänglich.
- (6) FMD – Fondation pour la Mémoire de la Déportation
- (7) Christian Eggers: Unerwünschte Ausländer. Juden aus Deutschland und Mitteleuropa in französischen Internierungslagern 1940–1942, Metropol Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-932482-62-X
- (8) Denis Peschanski: Les camps français d’internement (1938–1946) – Doctorat d’Etat. Histoire. Univer-sité Panthéon-Sorbonne – Paris I, 2000. (Online1 oder Online2)
- (9) Peter Gaida: "Überschüssige Ausländer": Spanische und jüdische Zwangsarbeiter in Vichy-Frankreich (1940–1944), 2021, ISBN 978-1-00-897785-3
- (10) X = Anker für Einzelhinweise
Ergänzendes Material Eine weitere wichtige Quelle, die nicht für die obige Tabelle, aber oft für viele zusätzliche Informationen in den Artikeln über die oben erwähnten Lager benutz wurde:
- The United States Holocaust Memorial Museum: Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933–1945, Volume III: Camps and Ghettos under European Regimes Aligned with Nazi Germany, Chapter 63 (Online). Chapter 63, der Einführung, folgen 126 Porträts französischer Internierungslager.
Nicht verwendete neuere Forschungsergebnisse 2022 erschien von einem Autorenkollektiv um Guy Marchot eine dreibändige Publikation über die französischen Internierungslager, die bislang nur auf französisch veröffentlicht wurde.
- Guy Marchot avec la collaboration de Henri Neimark, Lionel Barriquand, Laurent Bonnefoy:
- Les indésirables français et étrangers les camps d’internés civils : 1939-1946, Tome 1, Association philatélique du pays d’Aix, Aix-en-Provence 2022, ISBN 978-2-9549924-1-9.
Der erste Band liefert einen Überblick über die zivilen Lager in der Nord-Zone mit dem besonderen Blick auf die einzelnen Departements. - Les indésirables français et étrangers les camps d’internés civils : 1939-1946, Tome 2; Association philatélique du pays d’Aix, Aix-en-Provence 2022, ISBN 978-2-9549924-2-6.
Zu dessen Inhalt heißt es: „Die Besonderheiten der Lager in der unbesetzten Zone, der sogenannten ‚Freien Zone‘: eine Gesamtschau“. - Les indésirables français et étrangers les camps d’internés civils : 1939-1946, Tome 3; Association philatélique du pays d’Aix, Aix-en-Provence 2022, ISBN 978-2-9549924-3-3.
Band 3 behandelt die Lager in den französischen Kolonien und Protektoraten.
- Les indésirables français et étrangers les camps d’internés civils : 1939-1946, Tome 1, Association philatélique du pays d’Aix, Aix-en-Provence 2022, ISBN 978-2-9549924-1-9.
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Einzelnachweise
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