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Kawasaki Heavy Industries

japanischer Schwerindustrie-Konzern Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Das Unternehmen Kawasaki Heavy Industries (kurz Kawasaki, Abkürzung KHI; jap. 川崎重工業株式会社 Kawasaki Jūkōgyō Kabushiki-gaisha) ist ein japanischer Schwerindustrie-Konzern, gelistet im Nikkei 225. Der Hauptsitz befindet sich in Kōbe, Hyōgo, Japan.[2]

Schnelle Fakten
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Geschäftsbereiche

Der Konzern gliedert sich in die Hauptbereiche Schiffbau, Luft- und Raumfahrttechnik, Fahrzeugbau (Eisenbahnen, Baufahrzeuge, Motorräder), Hoch- und Tiefbau, sowie Maschinen- und Energieanlagenbau (Roboter, Gepäckförderanlagen, Gasturbinen, Windenergieanlagen). Außerhalb Japans ist Kawasaki vor allem durch die Motorradherstellung bekannt.

Geschichte

Zusammenfassung
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19. Jahrhundert

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Kawasaki Shōzō – Gründer des Unternehmens

Der Ursprung des Unternehmens geht auf die Gründung der Kawasaki Tsukiji-Werft (川崎築地造船所) in Tokio durch Kawasaki Shōzō im Jahr 1878 zurück. Diese Gründung wurde maßgeblich durch den Finanzminister und späteren Premierminister Matsukata Masayoshi unterstützt.[3] Ziel des Unternehmens war es, westliche Schiffsbauweisen zu etablieren und die Modernisierung Japans voranzutreiben. Aufgrund der starken Nachfrage stieß die Werft in Tokio rasch an ihre Kapazitätsgrenzen, weshalb Kawasaki 1881 eine zweite Werft in Kobe errichten ließ.[4] Am 15. Oktober 1896 wurden diese beiden Werften dann zur Kawasaki Dockyard Company fusioniert, wobei Matsukata Kōjirō, der dritte Sohn von Matsukata Masayoshi, zum ersten Präsidenten ernannt wurde.[5]

Um die Jahrhundertwende

Um die Jahrhundertwende stieg die Nachfrage nach neuen Schiffen und Schiffsreparaturen in Japan weiter an, was auf die Industrialisierung des Landes sowie auf die militärischen Konflikte wie den Ersten Japanisch-Chinesische Krieg und später den Russisch-Japanischen Krieg zurückzuführen war. Kawasaki profitierte von dieser gesteigerten Nachfrage und konnte in den folgenden Jahren weiter expandieren.[5]

Präsident Matsukata strebte neben dem Schiffsbau auch die Diversifizierung in andere Geschäftsfelder an. Die Herstellung von Schienenfahrzeugen erschien ihm besonders vielversprechend, da die Regierung plante, das Eisenbahnnetz des Landes auszubauen und bisher viele Schienenfahrzeuge importiert werden mussten. Daher ließ er 1906 in Kobe ein neues Werk für die Schienenfahrzeugherstellung errichten. Ein Jahr später begann dort die Produktion von Eisenbahnwagen, gefolgt von Lokomotiven ab 1911.[6]

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg

Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und der darauf folgenden Rezession ging die Nachfrage nach Schiffen erheblich zurück. Kawasaki geriet dadurch in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten und war gezwungen auf andere Geschäftsfelder umzuschwenken.[4] In den folgenden Jahren konzentrierte sich Kawasaki auf den Stahlbau und begann auch mit der Entwicklung von Flugzeugen. Denn Präsident Matsukata war beeindruckt von den Fortschritten, die der Flugzeugbau im Ersten Weltkrieg gemacht hatte und sah darin eine große Chance für sein Unternehmen. Parallel dazu startete Kawasaki 1918 auch mit der Produktion von Lastkraftwagen für die japanische Armee. Bereits ein Jahr später wurde die Automobilproduktion jedoch wieder eingestellt, um den Fokus auf den Flugzeugbau zu verlagern.[6]

Gerade als die Umstrukturierungen Wirkung zeigten und sich das Unternehmen erholte, ereignete sich die Weltwirtschaftskrise. Kawasaki geriet erneut in wirtschaftliche Schieflage und musste 1931 sogar Insolvenz anmelden.[4] Eine anschließende Sanierung führte das Unternehmen wieder auf den Weg der Besserung. Dabei war die 1931 ausgebrochene Mandschurei-Krise hilfreich, da sie die Nachfrage des japanischen Militärs nach Flugzeugen erhöhte.

Mit Ausbruch des Pazifikkrieges verstärkte sich die staatliche Kontrolle über Kawasaki. Die Anfang der 1930er Jahre wieder aufgenommene Automobilproduktion wurde 1942 nach rund 4000 hergestellten Fahrzeugen auf Anordnung der Regierung gänzlich eingestellt.[7] Das Unternehmen musste nun fast ausschließlich Rüstungsgüter und Stahl produzieren. Dabei verschlechterten sich die Bedingungen zunehmend. Gegen Ende des Jahres 1944 nahmen die Luftangriffe auf die Produktionsstätten von Kawasaki zu und bis zur Kapitulation Japans am 2. September 1945 waren große Teile der Anlagen komplett zerstört.[4]

Nachkriegsjahrzehnte

Weitere Informationen Präsident, Zeitraum ...

Nach dem Krieg wurde Kawasaki als Zaibatsu-Unternehmen eingestuft. Dies hatte zur Folge, dass viele Führungskräfte zurücktreten mussten und eine Umstrukturierung erforderlich wurde.[4] Anschließend konzentrierte sich das Unternehmen auf den Schiffbau, da mit dem Aufschwung der Weltwirtschaft auch der Bedarf nach neuen Schiffen wuchs. Neben dem Schiffbau widmete sich Kawasaki dem Bau von Dieselmotoren und Hydrauliksystemen.[4]

1969 fusionierten die bisher bestehenden Geschäftsbereiche zur Kawasaki Heavy Industries, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und ein umfassendes Schwermaschinenbauunternehmen zu etablieren.[8] Anschließend eröffnete Kawasaki ein zentrales Forschungsinstitut und führte mehrere neue Produkte (wie beispielsweise Motorräder, Jetski, Radlader sowie Industrieroboter) ein.[4]

Nach der ersten Ölkrise 1973 erlebte die Schiffbausparte einen dramatischen Rückgang der Aufträge. Um gegenzusteuern, ergriff das Unternehmen harte Sparmaßnahmen und führte Umstrukturierungen durch. Kawasaki setzte unter anderem auf den Energiesektor (Kraftwerkstechnik) und entwickelte zudem Japans ersten Flüssiggastanker. Auch bei der Industrierobotik wurden Fortschritte erzielt.[4]

Um der anhaltenden Rezession zu entkommen, bemühte sich Kawasaki Anfang der 1980er Jahre intensiv um Aufträge für Großanlagen im Ausland. Dies führte aufgrund des Ersten Golfkriegs und der wirtschaftliche Abschwächung in den Vereinigten Staaten allerdings nicht zum Erfolg. Erst durch einschneidende Maßnahmen erzielte Kawasaki 1985 wieder Gewinne. Durch die mit dem Plaza-Abkommen verbundene Aufwertung des Yen geriet das Unternehmen erneut unter Druck und fokussierte sich auf die inländische Nachfrage und wachstumsträchtige Geschäftsbereiche. Gleichzeitig wurden weitere Restrukturierungsmaßnahmen vorgenommen und die Mitarbeiterzahl von 21.500 auf 17.000 bis Ende 1987 reduziert.[4] Damit gelang es die wirtschaftliche Lage des Unternehmens im Laufe der 1990er Jahre wieder zu verbessern und Gewinne zu erwirtschaften.

21. Jahrhundert

Nach der Jahrtausendwende konnte Kawasaki seine Gewinne zunächst weiter steigern. Mit dem Eintritt der globalen Finanzkrise im Jahr 2008 verschlechterte sich die Geschäftslage und Kawasaki musste mehrere Tochtergesellschaften reintegrieren. Anschließend expandierte das Unternehmen mit neuen Produktions- und Vertriebsstandorten in China, Südostasien, Brasilien und Indien. Ab dem Geschäftsjahr 2013 verzeichnete Kawasaki wieder steigende Aufträge und wachsende Umsätze und Gewinne. Mitte des Jahrzehnts wurde der Fokus auf wachstumsträchtige Bereiche wie Luftfahrtsysteme, Energie und Robotik gelegt.[4]

Mit der globalen Ausbreitung von COVID-19 im Jahre 2020 kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen der Geschäftstätigkeit und der Lieferketten, was zu massiv sinkenden Aufträgen insbesondere im Luftfahrt-Geschäftsbereich sowie zu Umsatz- und Gewinnrückgängen im Geschäftsjahr 2020 führte.[4] Um in dieser Zeit ausreichende Erträge zu erwirtschaften, konzentrierte sich Kawasaki auf die Herstellung von Hydraulik-Komponenten, Motorrädern, Jetski und Quads. Mit Abschwächung der Pandemie erholte sich der Luftfahrt-Geschäftsbereich und erreichte bis Ende 2023 wieder das Vor-Pandemie-Niveau.[9]

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Ehemalige und aktuelle Produkte

Zusammenfassung
Kontext

Automobile

Zwischen 1932 und 1942 stellte die Abteilung Kawasaki Rolling Stock Manufacturing Company über 4000 Lastkraftwagen her.[10] Andere Quellen geben die Bauzeit mit 1931[11] bis 1942[12] an. Dazu kamen Omnibusse.[12] Außerdem entstanden von 1932 bis etwa 1935 zehn Personenkraftwagen als Limousine und Tourenwagen, die als Rokko vermarktet wurden und einen Achtzylindermotor mit 4738 cm³ Hubraum hatten.[10] Eine andere Quelle nennt für die Pkw sowohl 4891 cm³ Hubraum mit 66 PS als auch 5071 cm³ Hubraum mit 90 bis 100 PS. Sie hatten Frontmotor und Hinterradantrieb. Bauzeitraum war von 1931[11] bis 1942[12].

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Kawasaki K-RACER-X1 Drohne auf der Kobe International Exhibition 2022

Drohnen

  • K-RACER-X1
  • K-RACER-X2

Flugzeuge

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Kawasaki C-1 der Japanischen Luftselbstverteidigungsstreitkräfte

Flugzeuge für den militärischen Flugverkehr werden von Kawasaki Heavy Industries hergestellt. Kawasaki ist/war Teil der gemeinsamen Entwicklung und Produktion der Boeing 777, Boeing 787, Embraer 170, ShinMaywa US-2 und Mitsubishi F-2.[13]

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Seeaufklärer Kawasaki P-1
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Kawasaki-Ki-48 nach japanischer Kapitulation
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Kawasaki T-4 Trainingsmaschine

In Lizenz baut Kawasaki Heavy Industries den Boeing-Vertol CH-47 für Japan als CH-47J.

→ Kategorie: Kawasaki-Luftfahrzeuge

Weitere Informationen Model, Produktionszeitraum ...

Helikopter

Hier eine Liste aller von Kawasaki Heavy Industries produzierten Helikopter:

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BK 117 B2 der Polizei Nordrhein-Westfalen
Weitere Informationen Model, Produktionszeitraum ...
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Kawasaki 550 Jetski aus 1985

Jetski

Jetski oder auch Jet-Ski ist der geschützte Markenname eines Wasserfahrzeugs, das von Kawasaki Heavy Industries, hergestellt wird. Der Begriff wird oft allgemein verwendet, um sich auf jede Art von Wassermotorrad zu beziehen.

Motorräder

Das Kawasaki Logo „River Mark“ der Motorradsparte

→ Kategorie: Kawasaki-Kraftrad

Zum 1. Januar 2025 waren in Deutschland 381.836 Kawasaki-Krafträder zum Straßenverkehr zugelassen, was einem Anteil von 7,5 Prozent entspricht.[14] Zurzeit (2024) vertreibt Kawasaki in Deutschland Modelle mit folgenden Motoren:

Weitere Informationen Bauart, Hubraum ...

Motorroller

  • J 300 (Baugleich mit Kymco Downtown 300i)
  • J 125 (Baugleich mit Kymco Downtown 125)
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Kawasaki KFX 400 aus ca. 2005

Quads und ATV

  • KFX-Baureihe
    • KFX 400 (Auslaufmodell baugleich mit Suzuki LTZ 400)
    • KFX 450 R (ausschließlich von Kawasaki entwickelt)
    • KFX 700
  • KVF-Baureihe
    • KVF 650 verschiedene Modelle mit Allradantrieb und Einzelradaufhängung hinten als auch vorne
    • KVF 750 verschiedene Modelle (mit und ohne Servolenkung)

Des Weiteren gibt es verschiedene sogenannte Side-by-Side Fahrzeuge mit bis zu 750 cm³ und teilweise Dieselmotoren.

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Roboter von Kawasaki auf der Hannover Messe 2012

Roboter

Das Tochterunternehmen Kawasaki Robotics stellt Industrieroboter her.

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Typ 79 Jyu-MAT Panzerabwehrlenkwaffe von Kawasaki Heavy Industries

Rüstungsgüter

→ Kategorie: Kawasaki (Rüstungsgüter)

  • Shin Chu-MAT

Schienenfahrzeuge

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Zug aus der Baureihe Shinkansen 500
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Baureihe E1 am Bahnhof Ōmiya
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Baureihe Shinkansen 700 aus 2008

→ Kategorie: Schienenfahrzeug (Kawasaki)

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Eine Tunnelbohrmaschine im Maßstab 1:20

Tunnelvortriebsmaschinen

Kawasaki stellt sowohl Tunnelbohrmaschinen als auch Schildmaschinen her.[15]

Wasserfahrzeuge

Die Produktion von Wasserfahrzeugen wird hauptsächlich von dem Tochterunternehmen K-Line übernommen.[16]

→ Kategorie: Kawasaki (Wasserfahrzeug)

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Prototyp von SPICE 2020

Autonomes Unterwasserfahrzeug

  • SPICE (AUV)

LNG-Flüssiggastanker

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LNG-Flüssiggastanker Arctic Voyager
  • Energy Progress
  • Arctic Discoverer
  • Arctic Voyager[17]
  • LNG Dream
  • Nizwa LNG
  • Lalla Fatma N'Soumer
  • Sun Arrows
  • Shinju Maru NO.1
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Suiso Frontier in Kobe im Jahr 2020

LPG-Flüssiggastanker

Öltanker

Flugzeugträger

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Die Sun Flower im Jahr 1978
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HTMS Thonburi in Yokohama 1938

Schiffe

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Die JS Hakugei (SS-514, teil der Taigei-Klasse) im Hafen von Kōbe im März 2023
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JS Yaeshio in Pearl Harbor für eine jährliche Trainingsübung, 2009
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JS Kuroshio

U-Boote

Weitere Informationen Model, Produktionsjahr ...

Weltraum

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Kibō Modul der ISS
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Rennsport

Fahrerweltmeistertitel im Motorrad-Straßenrennsport

125 cm³
1969Vereinigtes Konigreich Dave Simmonds
250 cm³
1978Sudafrika 1961 Kork Ballington
1979
1980Deutschland Toni Mang
1981
350 cm³
1978Sudafrika 1961 Kork Ballington
1979
1981Deutschland Toni Mang
1982
Superbike
1993Vereinigte Staaten Scott Russell
2013Vereinigtes Konigreich Tom Sykes
2015Vereinigtes Konigreich Jonathan Rea
2016
2017
2018
2019
2020
Supersport
2001Australien Andrew Pitt
2012Turkei Kenan Sofuoğlu
2015
2016

Konstrukteursweltmeistertitel im Motorrad-Straßenrennsport

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Siehe auch

Literatur

  • S. Noma (Hrsg.): Kawasaki Heavy Industries, Ltd. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 765.
Commons: Kawasaki Heavy Industries – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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