Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

Knochenhauerufer

Straße in Magdeburg, Sachsen-Anhalt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Knochenhauerufermap
Remove ads

Das Knochenhauerufer ist ein Weg in Magdeburg im heutigen Sachsen-Anhalt. Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg besteht die ehemalige Straße heute als Parkweg fort.

Thumb
Knochenhauerufer mit Gertraudenhospital vor 1879
Thumb
Blick von Osten, Kreuzung Knochenhauerufer, Johannisbergstraße
Thumb
Straßenschild, 2020

Lage und Verlauf

Zusammenfassung
Kontext

Der Weg befindet sich in der Magdeburger Altstadt. Er verläuft von der Johannisbergstraße aus nach Norden, parallel zur westlich liegenden Stephansbrücke und dem östlich verlaufenden Schleinufer. Im mittleren Teil ist der Weg etwas nach Westen verschwenkt, da im geraden Verlauf ein Sportplatz angelegt ist. Von Westen münden die heute offiziell unbenannten Wege Tannenberg, Krummer Berg und Magdalenenberg sowie der Petersberg ein. Nach Norden hin geht das Knochenhauerufer dann in die Straße Altes Fischerufer über. Zwischen Magdalenenberg und Petersberg befinden sich die Magdeburger Originale und die Magdalenenkapelle.

Heute bestehen am Knochenhauerufer, mit Ausnahme der Magdalenenkapelle, keine Häuser mehr, so dass auch keine Hausnummerierung vorhanden ist. Die historische Hausnummerierung verlief von der Nummer 1 an der südöstlichen Ecke zum Am alten Brücktor aufwärts entlang der Ostseite. Der südliche Beginn des Knochenhauerufers lag deutlich weiter südlich als heute. Im Magdeburger Dialekt wurde der Verlauf als vons Bricktor bis beis Feeder (vom Brücktor bis zum Petriförder) beschrieben.[1] Nach der Nummer 9 mündete die Gertraudenstraße ein, nach der Nummer 11 kreuzte die Johannisbergstraße, nach Nummer 28 mündete von Osten die Packhofstraße ein. Es folgte nach der Nummer 39 die Bibelgasse. Die Nummer 46b lag am nördlichen Ende an der Ecke zum nach Osten abgehenden Petriförder. Die Nummerierung verlief dann auf der Westseite mit der Nummer 47 beginnend wieder nach Süden. Nach der Nummer 47 mündete der Petersberg, schon nach der Nummer 48 der Magdalenenberg ein. Im weiteren Verlauf folgte nach Nummer 61 der Krumme Berg und nach Nummer 78 der Tannenberg. Nach Nummer 80 befand sich die Kreuzung mit der Johannisbergstraße bis schließlich die Nummer 89 das westliche Eckhaus zum Am alten Brücktor bildete.

Remove ads

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Das Knochenhauerufer war historisch die zweit längste Straße der Magdeburger Altstadt und eine der Hauptstraßen des sogenannten Knattergebirges. Der Name war bereits seit dem Mittelalter gebräuchlich und blieb im Wesentlichen unverändert. Er nahm Bezug auf das bis 1686 im nördlichen Teil der Straße bestehende Innungshaus der Knochenhauer (Nummer 73/74). Knochenhauer ist dabei im Sinne von Fleischer zu verstehen. Die Innung hatte darüber hinaus im südlichen Teil das Gertraudenhospital (Nummer 10/11) gegründet. Tatsächlich lag die Straße, wie es ihr Name vermuten lässt, bis 1275 direkt am Ufer der östlich verlaufenden Elbe. Zugleich lag die Straße jedoch bis in diese Zeit auch außerhalb der Stadtmauern, die sich westlich der Straße entlang zogen. Noch heute bestehen dort Mauerreste. Die Fleischer befanden sich so, vor allem aus hygienischen Gründen, zum einen nah am Wasser zum anderen jedoch vor den Stadtmauern. 1275 erfolgte dann eine Stadterweiterung nach Osten. Die neue Stadtmauer wurde auf der Ostseite der Straße errichtet. Von dieser Mauer haben sich jedoch keine Reste erhalten. Im Laufe der Zeit wurden weitere Uferflächen zur Bebauung gewonnen, so dass östlich parallel zum Knochenhauerufer im Süden dann die Fürstenstraße, nördlich die Werftstraße verlief und so eine direkte Lage entlang der Elbe nicht mehr bestand. Zum Teil fanden sich für Teile des Knochenhauerufers, vor allem im südlichen Teil, auch Bezeichnungen wie unter dem Ufer oder Uferstraße, die aber lediglich als nachlässig gebrauchte Bezeichnungen für den weiter gebräuchlichen Namen Knochenhauerufer gelten. Für den südlichsten Abschnitt war in Akten auch der Name vor dem Brücktor gebräuchlich. Zum Teil wurde als Name auch Knochenhaueruferstraße verwandt. Verkürzend soll umgangssprachlich der Begriff Knaufer gebräuchlich gewesen sein.[2]

In den 1930er Jahren wurde ein größerer Häuserblock im Süden für die Errichtung des westlichen Brückenkopfs der Neuen Strombrücke abgerissen. Kriegsbedingt wurde die Brücke jedoch zunächst nicht errichtet und stattdessen das Brückenlager zum Bunker umfunktioniert.[3] Dies betraf die Häuser 3 bis 9[4] und 82 bis 88.[5]

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Bereich stark zerstört. In der Zeit der DDR wurde die Straße nicht wieder aufgebaut, sondern war im Abschnitt nördlich der Johannisbergstraße unbebaut Teil des Grünzuges, der sich entlang des Schleinufers zieht. Südlich der Johannisbergstraße wurde sie mit einem Parkplatz und vor allem mit dem Brückenlager und der Zuwegung zur Neuen Strombrücke überbaut.

Der Name Knochenhauerufer wurde ersatzlos aufgegeben, obwohl der Straßenverlauf in weiten Teilen weiter als öffentlicher Weg in Nutzung blieb. Im Jahr 2004 gab es eine Initiative der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen zur Wiederbenennung mehrerer historischer Wegebeziehungen, darunter auch des Knochenhauerufers.[6] Der Stadtrat beschloss daraufhin am 12. Mai 2005 die Wiederbenennung des Knochenhauerufers.[7]

Remove ads

Sage

Zusammenfassung
Kontext

Zu den Häusern Zum schwarzen Raben (Knochenhauerufer 34), Zu den zwei Tauben (Knochenhauerufer 36) und Zur goldenen Sonne (Stephansbrücke 25) und ihren Hauszeichen besteht die Sage Der diebische Rabe.

Danach lebte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der wohlhabende und angesehene Brauer Jakob Müller im Brauhaus Zur goldenen Sonne in der Stephansbrücke. Barbara, seine einzige Tochter, heiratete Heinrich Schmal, einen reichen Kaufmann, der im Haus Knochenhauerufer 34 lebte und zog gemeinsam mit der jungen Magd Johanna in das Haus ihres Ehemanns. Zur Hochzeit hatte Barbara von ihrem Ehemann einen wertvollen goldenen Halsschmuck erhalten. Barbara legt ihn auf dem Stubentisch des Hauses ab. Als sie ihn am nächsten Morgen wieder anlegen wollte, war er verschwunden. Der Verdacht des Diebstahls fiel auf die Magd Johanna. Sie beteuerte ihre Unschuld, wurde jedoch nach einem richterlichen Verhör ins Gefängnis gebracht. Da sie weiter leugnete, wurde sie erneut, diesmal unter der Folter, vernommen. Um den Schmerzen zu entgehen, gestand sie den Diebstahl und versprach zu zeigen, wo sie den Schmuck im Hause des Brautpaares versteckt hätte. Im Haus konnte sie jedoch, da am Diebstahl ja unschuldig, ein Diebesversteck nicht zeigen. Als der Richter ungeduldig wurde, fiel Johanna auf dem Dachboden des Hauses auf die Knie und betete zu Gott, dass er ein Zeichen ihrer Unschuld sende. Da flog plötzlich eine weiße Taube aus dem Dachgebälk auf und durch eine Dachluke nach draußen, wo sie sich auf eines der Nachbarhäuser setzte. An der Stelle, wo die Taube gesessen hatte, erblickten aber alle dann den alten Hausraben, der sich dort ein Nest gebaut hatte und mit seinem Schnabel auf dem glänzenden Schmuck herum hackte. So wurde der Rabe als wahrer Dieb überführt und Johanna freigelassen. Barbara entschuldigte sich für den schweren falschen Verdacht und entschädigte Johanna so reich, dass sie das Nachbarhaus, auf das die Taube gelandet war, erwerben konnte. Johanna nannte zur Erinnerung an das Ereignis das Haus Zur weißen Taube. Barbara und ihr Ehemann ihr Haus Zum schwarzen Raben.[8]

Remove ads

Historische Häuser des Knochenhauerufers

Weitere Informationen Hausnummer, Name ...
Remove ads

Literatur

  • Nadja Gröschner, Das Knattergebirge, Verlag Glückliche Insel Magdeburg 2010, ISBN 978-3-942609-00-5, Seite 41 ff.
  • Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 237 ff.
Commons: Knochenhauerufer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads