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Marseillaise

französische Nationalhymne Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Die Marseillaise ist die Nationalhymne der Französischen Republik.

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Geschichte

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Ursprung der Marseillaise

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Rouget de Lisle chantant la Marseillaise: Das im 19. Jahrhundert entstandene Gemälde des französischen Malers Isidore Pils zeigt den Verfasser der Marseillaise im Salon des Straßburger Bürgermeisters Philippe-Frédéric de Dietrich.

Die Marseillaise wurde von Claude Joseph Rouget de Lisle in der Nacht auf den 26. April 1792, zu Beginn des Ersten Koalitionskriegs im elsässischen Straßburg geschrieben und komponiert. Sie hatte zunächst den Titel Chant de guerre pour l’armée du Rhin, d. h. „Kriegslied für die Rheinarmee“, und war dem Oberbefehlshaber und Gouverneur von Straßburg, dem im Jahr zuvor zum Marschall von Frankreich ernannten Nikolaus Graf Luckner, gewidmet. Daher ertönt die Marseillaise noch heute täglich um 12:05 Uhr vom Glockenspiel auf dem Marktplatz in Cham in der Oberpfalz, dem Geburtsort des Grafen.

Bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde bestritten, dass de Lisle Urheber der Marseillaise sei; Mitte des 19. Jahrhunderts und erneut 1915, anlässlich der Überführung von de Lisles Gebeinen in die Cathédrale Saint-Louis-des-Invalides in Paris, erschienen Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, denen zufolge die Melodie ausgerechnet von einem deutschen Komponisten (einem gewissen Organisten Holtzmann in Meersburg) stamme oder jedenfalls auf eine alte deutsche Melodie zurückgehe. Diese Behauptung taucht immer wieder auf (zumeist anekdotisch oder im Zusammenhang mit einer Polemik gegen französische Staatssymbole), obwohl sie spätestens seit 1922 als überzeugend widerlegt gelten kann.[1]

2013 präsentierte der italienische Geiger Guido Rimonda im Rahmen einer Gesamteinspielung der Violinkonzerte des zwischen 1782 und 1792 in Paris wirkenden berühmten Giovanni Battista Viotti ein bis dahin nicht bekanntes Tema con Variazioni in C-Dur für Violine und Orchester, dessen Thema (in seiner Gesamtheit) eindeutig die Melodie der Marseillaise ist;[2] wenn die Datierung des im Besitz von Rimonda befindlichen Manuskriptes mit 1781 echt ist, wäre Viotti der eigentliche Komponist der Melodie.[3][4][5]

Als Komponist der Marseillaise wird auch zuweilen Jean-Baptiste Lucien Grisons (1746–1815) angesehen, ein ansonsten fast unbekannter Kapellmeister und Organist in Saint-Omer. In seinem Oratorium Esther, das 1787 entstanden sein soll, gibt es eine Arie „Stances sur la Calomnie“, deren Einleitung eine starke Ähnlichkeit mit der späteren Nationalhymne aufweist.[6][7] Es wurde außerdem vermutet, dass die Melodie der Marseillaise von dem lange Zeit in Paris wirkenden Cembalisten und Komponisten Jean-Frédéric Edelmann (1749–1794) stammen könnte, zumal sich dieser ab 1789 und zur Zeit der Entstehung des Liedes in Strassburg aufhielt.[8]

In diesem Zusammenhang ist auch die Ähnlichkeit des Anfangs der Melodie mit dem ersten Satz des Flötenquintetts in C-Dur G. 420[9] von Luigi Boccherini aus dem Jahre 1773 zu erwähnen. Als weiterer möglicher Vorgänger des Motivs wird manchmal das 2. Thema des 1. Satzes in Mozarts Klavierkonzert KV 503 von 1786 genannt, das jedoch nur eine sehr entfernte Verwandtschaft mit dem Kopfmotiv der Marseillaise hat und das Rouget de Lisle gar nicht gekannt haben kann, da es bis zum Zeitpunkt der Entstehung der Marseillaise nur von Mozart selber in Wien aufgeführt und erst später veröffentlicht wurde.[10]

Nationalhymne in Frankreich

La Marseillaise (1907).

Das Lied, vor allem der erste Vers, ist an das französische Volk gerichtet und soll dessen Mobilisierung dienen.[11] Es erhielt den Namen Marseillaise, weil es von Soldaten aus Marseille am 30. Juli 1792 beim Einzug in Paris, kurz vor dem Tuileriensturm, gesungen wurde.[12] Die Hymne erfreute sich bald großer Bekanntheit und Beliebtheit und wurde auf allen größeren Bürgerfesten der jungen Republik gesungen. 1793 verfügte der Nationalkonvent, dass die Marseillaise auf allen öffentlichen Veranstaltungen gesungen werden solle und auf Antrag des Abgeordneten Jean de Bry erklärte der Nationalkonvent am 14. Juli 1795 (26. messidor III) die Marseillaise per Dekret zum „französischen Nationalgesang“ (chant national). Die Marseillaise setzte sich dabei vor allem gegen Le Chant du Départ, ein anderes bekanntes Revolutionslied durch.[13]

Nach dem Staatsstreich des 18. Brumaire VIII geriet die Marseillaise ins Hintertreffen, weil sie als zu jakobinisch galt und wurde am 14. Juli 1800 zum letzten Mal bei einem offiziellen Anlass gesungen. Zur Zeit des napoleonischen Kaiserreichs (1804 bis 1814) war das Lied verboten und die inoffizielle Hymne des Kaiserreichs war Veillons au salut de l’Empire. Das Verbot galt weiter während der bourbonischen Restauration (1815 bis 1830). Zur Zeit der Julimonarchie und des Zweiten Kaiserreichs Napoleons III. war die Marseillaise zwar nicht verboten, wurde aber nicht bei offiziellen Anlässen gesungen und galt als aufrührerisches Lied der Opposition.[13] Die Hymne der Julimonarchie war La Parisienne und während des Zweiten Kaiserreichs erfüllte Partant pour la Syrie die Funktion einer Nationalhymne. Le Chant des Girondins war von 1848 bis 1851 die Nationalhymne der kurzlebigen Zweiten Französischen Republik.

In der Dritten Französischen Republik avancierte die Marseillaise per Beschluss der Abgeordnetenkammer vom 14. Februar 1879 wieder zur offiziellen Nationalhymne (hymne national) Frankreichs und blieb dies auch in der Vierten und Fünften Französischen Republik.[13] Zur Zeit des Vichy-Regimes (1940–1945) hatte das Lied Maréchal, nous voilà einen ähnlichen Rang wie die Marseillaise inne, auf welche es zu folgen oder die es sogar zu ersetzen pflegte.

Andere Fassungen der Marseillaise

Es gibt diverse andere Fassungen der Marseillaise. Bereits 1792 dichtete der deutsche Jakobiner Friedrich Lehne (1771–1836) vom Mainzer Jakobinerklub das Lied der freyen Wöllsteiner. 1871 verfasste Jules Faure die „Marseillaise der Kommune“, welche von der Pariser Kommune als Hymne genutzt wurde (Text siehe unten). 1892, nach dem Deutsch-Französischen Krieg, wurde von Schülern einer französischen Primarschule eine „Friedens-Marseillaise“ verfasst (Text siehe unten).

Im 19. Jahrhundert war die Marseillaise die Hymne vieler Freiheitsbewegungen und auch der Arbeiterbewegung, beispielsweise als „Deutsche Arbeiter-Marseillaise“ für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV). Erst als die Marseillaise zur Nationalhymne wurde, wurde sie als Lied der internationalen Arbeiterbewegung von der Internationalen abgelöst.

Florence MacAuley schrieb 1909 den Text The Women’s Marseillaise, der in Verbindung mit der Melodie der Marseillaise die offizielle Hymne der Women’s Social and Political Union war.

1914 entstand eine anlässlich des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs explizit gegen Deutschland gerichtete Fassung.

Mit dem russischen Text Otretschomsja ot starowo mira (‚Lasst uns die alte Welt verdammen‘) war die Marseillaise als Марсельеза (‚Marseljesa‘) während der Zeit der Provisorischen Regierung der Februarrevolution 1917 vom Februar bis zum November jenes Jahres auch russische Nationalhymne.

Weitere Fassungen sind beispielsweise eine pazifistische Fassung (La Marseillaise pour le désarmément); ein Text für die Bewohner der ehemaligen Kolonien (La Marseillaise des Citoyens de couleur); eine Marseillaise „für alle, die das Leben lieben“ (La Marseillaise Bacchique); eine Version von 1973 von Serge Gainsbourg (Aux armes et caetera),[14] die für die Konservativen und Rechtsextremen Frankreichs zum Skandal geriet; oder die des in Frankreich sehr bekannten und populären Sängers, Komponisten und Übersetzers Graeme Allwright, die er 2005 mit Sylvie Dien verfasste als Antwort auf die Forderung des damaligen französischen Bildungsministers François Fillon, dass jedes Kind in Frankreich die Nationalhymne auswendig lernen solle.[15][16]

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Musikalische Zitate

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Zahlreiche Werke zitieren die Marseillaise, zumeist um einen Bezug zu Frankreich oder zu den französischen Streitkräften herzustellen.

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Texte

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Marche des Marseillois chantée sur diferans theatres. Früher Druck der Marseillaise aus dem Jahr 1792.

Nationalhymne

Weitere Informationen Französischer Originaltext, Deutsche Übersetzung ...

Die Marseillaise der Kommune

1871 verfasste Jules Faure die „Marseillaise der Kommune“ (La Marseillaise de la Commune), welche von der Pariser Kommune als Hymne genutzt wurde.

Weitere Informationen Französischer Originaltext, Deutsche Übersetzung ...

„Friedens-Marseillaise“

Lehrerverbände brachten den Text der 1892 nach dem Deutsch-Französischen Krieg von Schülern der Primarschule von Cempuis verfassten „Friedens-Marseillaise“[17] in Umlauf.

Weitere Informationen Deuxième couplet, Zweite Strophe ...
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Trivia

Die einzige bekannte Aufnahme der Stimme Bismarcks aus dem Jahr 1889. Er rezitiert Teile des englischen Lieds In Good Old Colony Times, der Ballade Schwäbische Kunde von Ludwig Uhland, des Liedes Gaudeamus igitur und der Marseillaise; dann richtet er einen Rat an seinen Sohn.[18]
  • Im Film Casablanca ordnet Victor László in Ricks Bar an, die Marseillaise zu spielen, um deutsche Soldaten zu übertönen, die Die Wacht am Rhein singen.
  • In dem einzigen erhaltenen Tondokument des Reichskanzlers Otto von Bismarck deklamiert der 74-Jährige 1889 auch aus der Marseillaise.
  • Vom Rathausturm von Cham (Oberpfalz) erklingt jeden Mittag die Marseillaise.
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Siehe auch

Literatur

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Einzelnachweise

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