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Motzki
deutsche Fernsehserie Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Motzki ist eine vom deutschen Drehbuchautor Wolfgang Menge konzipierte 13-teilige Fernsehserie aus dem Jahr 1993, in der die deutsch-deutschen Befindlichkeiten kurz nach der Wiedervereinigung satirisch kommentiert wurden. Sie wurde von der Kölner Filmpool Film- und Fernsehproduktion für NDR und WDR produziert und lief vom 2. Februar 1993 bis 27. April 1993 im Abendprogramm im Ersten. Die Regie der Serie führte Thomas Nennstiel.
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Inhalt
Als Friedhelm Motzkis Frau Doris nach längerer Krankheit stirbt, kommt seine Schwägerin Edith aus dem Osten Berlins („der DDR“), um ihm bei der Regelung des Nachlasses zu helfen und ihm den Haushalt zu führen. Die Unterschiede zwischen Friedhelms West-Berliner Welt und Ediths DDR-Welt treten deutlich zu Tage. Anlässlich der Beerdigung kommt auch Doris’ Cousine Gisela nach Berlin, nachdem Friedhelm sie nicht mehr ausladen konnte. Diese ist mit einem Pförtner des Bundestages in Bonn verheiratet und laut Friedhelm „doof wie Stulle“. Gisela muss aufgrund eines Beinbruchs dann doch ein paar Wochen länger in Berlin bleiben, ganz zum Unmut Ihrers Schwagers.
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Figuren
Zusammenfassung
Kontext
Hauptfiguren
Friedhelm Motzki
Die Titelfigur der Serie ist Friedhelm Motzki, ehemaliger Fahrlehrer und Frührentner aus dem West-Berliner Arbeiterbezirk Wedding, ewig nörgelnd und von der Vorstellung gepeinigt, ständig zu kurz zu kommen. Der Wiedervereinigung steht er rückblickend ablehnend gegenüber und hält damit nicht hinter dem Berg. Er befürchtet, die „Ossis“ würden den Westen überschwemmen, wodurch es ihm noch schlechter gehen werde. Einmal droht er offen sogar an, nach Bonn zu ziehen, sollte die Bundesregierung nach Berlin umziehen. Nicht gut zu sprechen ist er auch auf den Großteil seiner Nachbarschaft. Er wohnt in einer Altbauwohnung, Hochparterre, die Toilette auf halber Treppe muss er sich mit anderen Mietparteien teilen. Bei ihm in der Wohnung lebt Hund „Bismarck“, der ihm und seiner Frau Doris am 3. Oktober 1990 am Brandenburger Tor zugelaufen ist.
Edith Rosenthal
Edith ist Doris’ Schwester, eine arbeitslose ehemalige Kindergärtnerin, die einen dem Ministerium für Staatssicherheit unterstellten Kindergarten geleitet hat. Deshalb hat sie es schwer, wieder in ihren alten Beruf einzusteigen. Sie wohnt in Pankow und hilft nach Doris’ Tod tagsüber ihrem Schwager Friedhelm im Haushalt. Edith erzählt häufig von ihrer Bekannten, Frau Emskötter, und deren Verwandten, wenn sie die nach der Wende entstandenen Probleme, wie Arbeitslosigkeit oder Enteignung, thematisiert.
Gisela Klipschitz
Gisela ist Friedhelms unbeliebte einfältige Schwägerin aus Bonn. Ihr Mann Martin arbeitet im Bundestag, als Pförtner am Hintereingang. Dass die Regierung demnächst aus Bonn nach Berlin umziehen wird, ist ihnen gar nicht recht. Sie freundet sich schnell mit Edith an und bildet gemeinsam mit ihr einen Gegenpol zu Friedhelms Art.
Gülüsan Üksknürz
Ein ständiger Bewunderer Friedhelm Motzkis und seiner politischen Ansichten ist Gülüsan Üksknürz, der türkische Gemüsehändler aus der Nachbarschaft. Er versucht des Öfteren bei Diskussion zwischen Friedhelm und Edith zu vermitteln und schäkert ein wenig mit Gisela.
Nebenfiguren
Carmen Schneppel
Carmen Schneppel ist alleinerziehende Mutter, lebt im gleichen Haus wie Friedhelm und setzt sich für einen ökologisch verantwortlichen Umgang mit der Umwelt ein. Dass er mit ihrem alternativen Lebensstil ein Problem hat, lässt er sie bei nahezu jeder Begegnung spüren („Du alternative Körnerfresserin“). Sie sitzt oft im Treppenhaus, sodass Begegnungen unvermeidlich sind.
Mascha und Lilli
Dies sind die Inhaberinnen des Damenmodengeschäfts „M & L“ im gegenüberliegenden Haus. Friedhelm bewundert nahezu täglich die Dessous im Schaufenster. Neben Gülüsan Üksknürz sind sie die einzigen Personen in der Nachbarschaft, mit denen sich Friedhelm einigermaßen versteht. Mascha kommt aus Moskau und hat eine äußerst anziehende Ausstrahlung auf Friedhelm.
Fink
Dieser beaufsichtigt die Baustelle vor dem Haus. Er war vor der Wende Major und gehört somit für Friedhelm und Edith zu den „Bonzen“.
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Episodenliste
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Hintergrund
- Der Protagonist wurde zu Beginn der Ausstrahlung mit dem ebenfalls von Wolfgang Menge kreierten Alfred Tetzlaff aus der Fernsehserie Ein Herz und eine Seele verglichen.
- Die Serie wurde vom Publikum äußerst kontrovers aufgenommen – viele forderten wegen der Nörgeleien des Protagonisten gegen die „Ossis“ die Absetzung der Serie. Produzenten und Anhänger verteidigten diese als Ironie, die gerade zum gegenseitigen Verständnis auffordern wolle.
- Als ostdeutsche Antwort auf Motzki produzierte der MDR nicht zuletzt infolge dieser Kontroverse 1993 die Serie Die Trotzkis.
- In einer Folge der Serie Liebling Kreuzberg spielt Darsteller Jürgen Holtz 1994 einen ehemaligen Fahrlehrer, der wegen eines Verkehrsverstoßes und anschließender Körperverletzung Strafanzeige gegen die Kanzlei-Partnerin von Rechtsanwalt Liebling erstattet hat
- In Good Bye, Lenin! parodiert Darsteller Jürgen Holtz den Motzki: Er spielt einen Ost-Berliner, der – quasi als Running Gag – periodisch auftaucht und sich über die „Wessis“ aufregt.
- In Anlehnung an seine oft nörgelnden und mahnenden Worte wird der frühere Fußballer und ehemalige Sportfunktionär des FC Bayern München Matthias Sammer mitunter mit dem Spitznamen „Motzki“ bezeichnet.
- Gedreht wurde im DEFA-Studio in Berlin-Johannisthal[1]
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Rezeption
Im Spiegel (Ausgabe 4/1993) wird die Serie als „gehässig bis zur Schmerzgrenze“ beschrieben. Protagonist Motzki würde aussprechen, wie Westdeutsche über Ostdeutsche denken. Er mache die Mauer im Kopf sichtbar, sei sogar besser geeignet als Alfred Tetzlaff, das Fernsehpublikum zu spalten. So gab es schon vor der ersten Ausstrahlung entsprechende Leserbriefe. Für die Brisanz würde auch sorgen, dass Motzki „ein Abbild der Realität“ (inkl. Rechthaberei, Überlegenheitsgesten, aber auch diffuser Angst) und keine Karikatur sei.[1]
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Vermarktung
- Seit dem Frühjahr 2009 ist die Serie vollständig als DVD im Handel.
Literatur
- F.B. Habel: Motzki - Das Ekel der Neunziger Jahre. In: Ekel Alfred. Ein Herz und eine Seele – Das große Buch für Fans. Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2007, ISBN 978-3-89602-768-9, S. 163–177.
- »Lachen über die Verbitterung«. In: Der Spiegel. Nr. 4/1993, 24. Januar 1993, ISSN 0038-7452.
Weblinks
- Motzki bei IMDb
- Motzki bei Fernsehserien.de
Einzelnachweise
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