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Paraf-Javal

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Paraf-Javal
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Georges Mathias, genannt Paraf-Javal[A 1], (geboren am 31. Oktober 1858 in Paris; gestorben am 13. März 1941 in Montluçon) war ein französischer Lehrer, Graveur und Schriftsteller. Zunächst dem Sozialismus nahestehend, schloss er sich dem individualistischen Anarchismus an.

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Paraf-Javal

Leben

Zusammenfassung
Kontext

Paraf-Javal trat erstmals während der Dreyfus-Affäre in Erscheinung, wo er beim Prozess von Rennes als Sachverständiger gegen Alphonse Bertillon aufgerufen wurde, dessen Gutachten er widerlegte.[1] Damals trat er unter dem Pseudonym „Péji“ auf, das aus den Anfangsbuchstaben seines Künstlernamens zusammengesetzt war. Er arbeitete danach einige Zeit mit Albert Libertad zusammen, dessen Causeries populaires (Volksgespräche) er unterstützte.[2]

1902 gehörte er zusammen mit Élisée Reclus, Jehan Rictus, Lucien Descaves, Maurice Donnay, Henri Zisly[3], Émile Armand und Georges Deherme[4] zu den Gründern der „Société pour la création et le développement d’un milieu libre en France“ (Gesellschaft für die Schaffung und Entwicklung eines freien Milieus in Frankreich). Dies führte zur Gründung einer libertären Gemeinschaft, La Clairière de Vaux[A 2] in Essômes-sur-Marne, dem „ersten freien Milieu“ Frankreichs, das nicht nur von kurzer Dauer war und 1907 aufgelöst wurde.[5]

Im Dezember 1902 gehörte er zusammen mit Gaston Dubois-Desaulle[6], Henri Beylie[7], Albert Libertad, Émile Janvion[8], Émile Armand und dem Sekretär der gewerkschaftlichen „Fédération des Bourses du travail“ (Verband der Arbeitsbörsen), Georges Yvetot[9], zu den Gründern der „Ligue antimilitariste“ (Antimilitaristische Liga). Die Liga hatte sich die Abschaffung aller Armeen zum Ziel gesetzt und nahm im Juni 1904 am Antimilitaristischen Kongress von Amsterdam[A 3] teil, der von Domela Nieuwenhuis initiiert wurde. Da sie als Mittel zum Zweck nur die Desertion befürwortete, verließen Libertad und Paraf-Javal die Liga bereits am Tag nach der Versammlung.

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La substance universelle, 1903

Von März bis Juni 1904 prangerte er in einer Reihe von Artikeln im Libertaire das an, was er als „Absurdität der Gewerkschaften und Genossenschaften“ betrachtete. Darin heißt es: „Wahlen tragen zur Schaffung von Autorität bei, das heißt, sie sichern den Fortbestand der Autorität; Gewerkschaften bemühen sich, die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern erträglicher zu machen, das heißt, sie sichern den Fortbestand der Arbeitgeberschaft; Genossenschaften tragen dazu bei, dem Handel Konkurrenz zu machen, das heißt, sie sichern den Fortbestand des Handels.“[10]

Er arbeitete an zahlreichen libertären Publikationen mit, darunter die 1905 von Albert Libertad gegründete Wochenzeitung L'Anarchie. 1907 kam es zu schweren Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und Libertad. Daraufhin gründete er zusammen mit Maurice Duflou[11] einen neuen Verein namens „Le Groupe d’Études Scientifiques“ (Gruppe für wissenschaftliche Studien). Da er glaubte, alle philosophischen Probleme durch die Wissenschaft lösen zu können, galt er damals als engstirniger und kompromissloser Wissenschaftler sowie als vehementer Gegner des Tabak- und Alkoholkonsums.[12]

Nach dem Ersten Weltkrieg betrieb er eine Buchhandlung in Paris (die seines im Krieg verstorbenen ältesten Sohnes) und hielt weiterhin Vorträge. Er wurde in die Freimaurerei in der Loge „La Montagne“ der Grande Loge de France in Paris aufgenommen, deren Venerable maître (Ehrwürdiger Meister) er 1930 wurde. 1935 gründete er die „Grande Loge de la fraternité universelle“ (Große Loge der universellen Brüderlichkeit) in Abspaltung von seiner freimaurerischen Obedienz.

Er war nicht nur Autor zahlreicher politischer Broschüren, sondern verfasste auch Lehrbücher zur physikalischen Arithmetik, die auf Spanisch für die Escuela Moderna von Francisco Ferrer herausgegeben wurden.[13]

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Werke

Die französische Sprachversion und die Weblinks der Bibliothèque nationale de France, des CIRA und des Catalogue général des éditions et collections anarchistes francophones führen eine Vielzahl von Werken auf; keines davon scheint in deutscher Übersetzung vorzuliegen. Online ist verfügbar:

Literatur

  • Jean Maitron: Le mouvement anarchiste en France: De 1914 à nos jours. Gallimard, 1975.
  • René Bianco: Paraf-Javal; une figure originale de l’anarchisme français. Culture et Liberté, 1980.
  • Corinne Grenouillet, Maryse Vassevière: Recherches croisées Aragon/Elsa Triolet. Presses universitaires franc-comtoises, 2001, ISBN 978-2-84627-030-4.
  • Victor Méric: Les bandits tragiques. le Flibustier, 2010, ISBN 978-2-918156-03-1.
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Anmerkungen

  1. Es ist unbekannt, welchen Ursprung oder Hintergrund der Name Paraf-Javal hat.
  2. Siehe dazu den Artikel La Clairière de Vaux in der frankophonen Wikipédia.
  3. Siehe dazu Congrès antimilitariste d'Amsterdam in der französischsprachigen Wikipédia.

Einzelnachweise

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