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Paula Frieb
deutsche Lehrerin und Widerstandskämpferin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Paula Frieb, geborene Lettenbaur (* 22. November 1871 in Deggendorf, Niederbayern; † 14. Dezember 1945 in Dießen am Ammersee, Oberbayern) war eine deutsche Lehrerin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus.
Werdegang
Zusammenfassung
Kontext
Paula Lettenbaur[1] wuchs im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech auf. Ihre schulische Ausbildung erhielt sie im Internat der „Englischen Fräulein“ der Congregatio Jesu in München. Nach Abschluss der Schule Ende der 1880er Jahre entschied sie, nicht nach Deggendorf zurückzukehren. Stattdessen reiste sie nach Venedig, wo sie ab 1889 als Hilfskraft und Deutschlehrerin an einer Mädchenschule arbeitete. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland ließ sie sich in München nieder. Sie heiratete den österreichischen Steuerberater Eduard Frieb und bekam mit ihm zwei Söhne. Das Paar wohnte in Mauerkirchen und zog danach nach München in die Schellingstraße 78. Der ältere Sohn Hermann Frieb (1909–1942) engagierte sich als Student politisch, wurde Mitglied der SPD und 1933 geschäftsführender Vorsitzender des sozialistischen Studentenbundes. Auch Paula Frieb stand linken Ideen sehr nahe und war überzeugte Kommunistin.[2]
Tätigkeit im Widerstand
Mit der Machtübernahme begannen die Nationalsozialisten, die SPD zu zerschlagen. Hermann Frieb wurde als österreichischer Staatsbürger von den Nazis nach Österreich ausgewiesen und beendete sein Volkswirtschaftsstudium in Freiburg im Breisgau. 1935 kehrte er nach München zurück und übernahm die Steuerberatungskanzlei seines inzwischen verstorbenen Vaters in der Schellingstraße.[3] Paula Frieb war eng eingebunden in den Aufbau des Münchner Zweigs der Widerstandsgruppe Neu Beginnen und eines Informations- und Kontaktnetz Gleichgesinnter durch ihren Sohn Hermann Frieb. In München gab es drei Gruppen von Neu Beginnen um Gottlieb Branz, Karl Dörschuck und Hermann Frieb. Die Gruppe von Hermann Frieb hieß Revolutionäre Sozialisten und stand mit der Augsburger Gruppe um Bebo Wager und Eugen Nerdinger in Verbindung.[4] Ein Treffpunkt der Gruppe war ein Wochenendhaus der Familie Frieb in Fischen am Ammersee.[1] Die Gruppe organisierte unter anderem Waffen und verübte ab Ende 1941 auch Sabotageaktionen an Zügen.[3]
1942 wurde die Gruppe verraten, ihr Sohn wurde verhaftet und Paula Frieb selbst wurde drei Monate später am 15. Mai 1942 von der Gestapo in Polizeihaft genommen. Sie war vom 6. Juni bis zum 17. November 1942 im Gefängnis München-Stadelheim eingesperrt und saß danach im Gefängnis München-Neudeck und in Innsbruck in Untersuchungshaft.[1] In der Anklage am 22. März 1943 wurden Paula Frieb, ihrem Sohn Hermann und den Augsburger Revolutionären Sozialisten Bebo Wager und Xaver Sailer „Verdacht der Vorbereitung zum Hochverrat“ vorgeworfen. Sie habe den Funktionären der Revolutionären Sozialisten ihr Haus am Ammersee für illegale Besprechungen überlassen, sie in ihrer Wohnung in München beherbergt, „Waffen weitergeleitet, an ihren Sohn Briefe staatsfeindlichen und zersetzenden Inhalts geschrieben, ausländische Sender abgehört und ihm die Nachrichten mitgeteilt sowie bei der Übermittlung geheimer militärischer Nachrichten mitgewirkt“.[1]
Hermann Frieb wurde des „Hoch- und Landesverrats“ angeklagt, vom Volksgerichtshof mit neun weiteren Widerstandskämpfern zum Tod verurteilt[5] und im August 1943 hingerichtet. Paula Frieb wurde zu zwölf Jahren Zuchthaus und zwölf Jahren Ehrverlust verurteilt. Sie wurde erst im Mai 1945 von amerikanischen Truppen aus dem Frauenzuchthaus Aichach befreit und starb im selben Jahr in Dießen am Ammersee.[1][2]
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Ehrungen und Gedenken
- Das Grab von Eduard, Hermann und Paula Frieb auf dem Nordfriedhof in München (Nr. 104-11-2) ist als städtisches Ehrengrab eingetragen.[6]
- 1987 wurde am Wohnort der Friebs in der Schellingstraße 78 eine vom Bildhauer Dietmar Scharfe geschaffene Gedenktafel zunächst nur für Hermann Frieb angebracht.[7] Auf Drängen des Bezirksausschusses Maxvorstadt wurde die Tafel 2009 durch eine von Toni Preis geschaffene Gedenktafel ersetzt, die nun außer an ihn auch an seine Mutter Paula Frieb erinnert.
- Paula Frieb wurde mit der Aufnahme in das Projekt FrauenOrte des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales ausgezeichnet, das Leben und Wirken von Frauen in Bayern sichtbar macht. Wie auch in anderen nationalen Projekten der Frauenorte werden Frauen in Deutschland und ihr Lebenswerk als historische Vorbilder geehrt.[2][8]
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Einzelnachweise
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