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Reuß-Köstritz

Paragiatslinie der Grafen und Fürsten Reuß zu Köstritz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Reuß-Köstritz
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Reuß-Köstritz ist der Name eines Paragiums des Hauses Reuß, das von 1692 bis 1918 bestand und dessen Mittelpunkt und Stammsitz das Schloss Köstritz war. Der Einfachheit halber werden auch die Inhaber und ihre Familienangehörigen, die so genannte Paragiatslinie der Grafen und Fürsten Reuß zu Köstritz aus dem Haus Reuß, so benannt.

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Wappen aller fürstlichen Linien des Hauses Reuß jüngerer Linie

Diese apanagierte Seitenlinie entstammt dem Hauptzweig Reuß jüngere Linie des Fürstenhauses, weshalb teilweise die allgemeine Bezeichnung Reuß jüngere Linie auch für ihre Mitglieder anzutreffen ist. Mit dem Paragium verbunden war eine Virilstimme im Landtag Reuß jüngerer Linie. Die Köstritzer Linie war so zahlreich, dass sie selbst wiederum in verschiedene Zweige unterteilt wurde. Die gräfliche, später fürstliche Linie Reuß-Köstritz brachte etliche Männer hervor, die hohe Staatsämter bekleideten oder beim Militär hohe Chargen bis hin zum General der Infanterie und Generalleutnant erzielten. Die Töchter des Köstritzer Zweiges galten, wie die der beiden regierenden Hauptlinien, als ebenbürtige Heiratskandidatinnen regierender Häuser und stellten unter anderem eine Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin und eine Königin von Bulgarien.

Nachdem 1927 Reuß ältere Linie im Mannesstamm erloschen war und neben Reuß jüngere Linie, der letzten Hauptlinie, außer Reuß-Köstritz keine weitere Nebenlinie mehr existierte, wurde festgelegt: durch Beschluss des Familienrates vom 5. Juni 1930 fällt der Zusatz „J.L.“ im Hausnamen Reuß in Zukunft fort.[1] Die Angehörigen führen seitdem den Namen Prinz bzw. Prinzessin Reuß. Der Hauschef führte als einziger familienintern die Titulatur Fürst Reuß zu Köstritz, gegenwärtig Fürst Reuß. Seit dem Tod Heinrich XLV. Reuß jüngere Linie, mit dem die Hauptlinie erlosch, ist Graf Heinrich XXIV. Reuß zu Köstritz der Stammvater aller noch lebenden Reußen. Die Ordnungszahlen haben bei allen Mitgliedern dieses großen Familienverbandes nur den Zweck der Unterscheidung und keine Bedeutung hinsichtlich der Erbfolge, wie sonst in Herrscherkreisen üblich (siehe dazu: Zählung der Reußen).

Erbfolge der Paragiatslinie Reuß-Köstritz

1564 Teilung in Reuß ältere Linie, Reuß mittlere Linie und Reuß jüngere Linie


C. Reuß jüngere Linie zu Gera (1564–1647)

1647 Teilung in Gera, Schleiz, Lobenstein und Saalburg

C2. Reuß-Schleiz (1647–1848)

  • Heinrich I. (1666–1692) (1673 – Graf)
    (* 1639; † 1692)
  • Heinrich XI. (1692–1726) (* 1669; † 1726)

Fürsten Reuß j. L. (1848–1918)


C2 a. Paragium Köstritz (1692–1918/1945)

I. Reuß-Köstritz – älterer Zweig (1748–1878)

II. Reuß-Köstritz – mittlerer Zweig (ab 1748)

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Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Heinrich I. Reuß zu Schleiz (* 1639; † 1692), seit 1673 Graf, führte 1679 das Primogeniturrecht ein. Während sein älterer Sohn als regierender Graf zu Schleiz folgte, richtete er für den jüngeren Sohn aus seiner dritten Ehe das Paragium Reuß-Köstritz ein, eine Sonderherrschaft ohne Landeshoheit. Sie bestand aus den von Heinrich I. erkauften Lehngütern Köstritz, Steinbrücken, Hohenleuben, Reichenfels, Niederböhmersdorf, Weißendorf, Göttendorf, Triebes und Langenwetzendorf mit allen Einkünften und Rechten, ausgenommen der Landeshoheit, welche bei Schleiz blieb. Dieser Sohn, Graf Heinrich XXIV.[2][3] Reuß zu Köstritz (* 1681; † 1748), wurde so zum Stifter der Nebenlinie Reuß-Köstritz und Inhaber des Paragiums (1692–1748). Von seinen acht Söhnen aus der Ehe mit Freiin Eleonore von Promnitz-Dittersbach (* 1688; † 1776), (Erb-)Tochter von Freiherr Hans Christoph von Promnitz-Dittersbach, überlebten ihn drei, die verschiedene Zweige des Köstritzer Astes begründeten.

Sein Sohn Heinrich VI. (* 1707; † 1783) war der Begründer des älteren Zweiges. Dessen Sohn Heinrich XLIII. (* 1752; † 1814) wurde am 9. April 1806 durch Kaiser Franz II. in den Reichsfürstenstand erhoben, mit dem Titel Hochgeboren, Jüngerer Linie Fürst Reuß zu Köstritz, Graf und Herr von Plauen, Herr zu Greiz, Kranichfeld, Gera, Schleiz und Lobenstein. Drei Mitglieder dieses Zweiges waren als Fürsten Reuß zu Köstritz Paragiatsinhaber bis zum Jahr 1878, in dem dieser Zweig erlosch. Neben dem Köstritzer Paragium besaßen sie Güter in Holstein (darunter Warleberg, Quarnbek und Rathmannsdorf), die Herrschaft Drehna nebst Vetschau im Spreewald sowie aus dem Erbe der Grafen Sinzendorf die Herrschaften Ernstbrunn und Hagenberg in Niederösterreich.

Der Sohn Heinrich IX. (* 1711; † 1780) des Stifters wurde der Begründer des mittleren Zweiges. Er erbte die Güter seiner Mutter in Schlesien und war als königlich preußischer Oberhofmarschall und Generalpostmeister einer der engsten persönlichen Berater König Friedrichs des Großen. Sein Sohn Heinrich XLIV. (* 1753; † 1832) erlangte am 6. Oktober 1817 die fürstliche Würde als Prinz Reuß zu Köstritz. Dessen Tochter Auguste (* 1794; † 1855) war durch ihre Heirat mit Heinrich von Anhalt-Köthen die letzte Herzogin von Anhalt-Köthen. Ihre Brüder Heinrich LXIII. (* 1786; † 1841) und Heinrich LXXIV. (* 1798; † 1886) begründeten zwei neue Linien des mittleren Zweiges. Von den Kindern Heinrichs LXIII. wurde seine Tochter Auguste (* 1822; † 1862) durch ihre Heirat mit Friedrich Franz II. Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin und sein Sohn Heinrich IV. (* 1821; † 1894), nach dem Aussterben des älteren Zweiges im Jahr 1878, Fürst Reuß zu Köstritz und Inhaber des Paragiums Köstritz. Dessen Tochter Eleonore (* 1860; † 1917) wurde 1908 an der Seite von Ferdinand I. Königin (Zariza) von Bulgarien. Ihr Bruder Heinrich XXIV. (* 1855; † 1910), ein begabter Komponist, der sechs Symphonien hinterließ, nahm in Ernstbrunn in Niederösterreich seinen Wohnsitz. Mit seinem Sohn Heinrich XXXIX. (* 1891; † 1946) endete die Herrschaft der Reußen in Bad Köstritz durch die Enteignung im Zuge der Bodenreform. Die österreichischen Besitzungen kamen erst unter sowjetische, dann unter amerikanische Verwaltung. Sein Sohn Heinrich IV. (* 1919; † 2012), Chef des Hauses (1946–2012), erhielt 1955 nach dem Staatsvertrag die österreichischen Besitzungen zurück, und ließ ab 1957 Schloss Ernstbrunn zum Wohnsitz ausbauen. Die baufällige einstige Residenz Schloss Köstritz wurde etappenweise zwischen 1969 (Westflügel) und 1972 (Hauptflügel) abgerissen. An die einst prachtvolle Vierflügelanlage des Köstritzer Schlosses erinnern nur noch das Torhaus und der Schlosspark, das Renaissance-Schloss Hohenleuben wurde erst 1986 komplett abgerissen. Weitere Besitzungen der ersten Linie des mittleren Zweiges waren Primkenau, Burkersdorf, Dittersbach, Trebschen, Radewitsch, Padligar, Ostritz, Giersdorf und Stonsdorf bei Hirschberg in Schlesien, Burkersdorf, Rugiswalde, Schönbach, Jänkendorf, Caana und Klipphausen in Sachsen, Harthe, Ober- und Nieder-Klemzig in der Provinz Brandenburg und Tirschtiegel (seit 1816).

Besitzungen der zweiten Linie des mittleren Zweiges waren Jänkendorf (seit 1832/35), Neuhoff, Groß-Krauscha und Wiesenburg in der Mark.

Graf Heinrich XXIII. (* 1722; † 1787), der jüngste Sohn des Stifters von Reuß-Köstritz, wurde zum Begründer des jüngeren Zweiges. Dessen Enkel, Graf Heinrich II. (* 1803; † 1852), nahm am 30. Juni 1851 die fürstliche Würde als Prinz an. Nach der 1806 erfolgten ersten Fürstenstandserhebung für den älteren Zweig, dem 1817 die Annahme der fürstlichen Würde des mittleren Zweiges folgte, hatte bis 1855 die gesamte Linie Reuß-Köstritz fürstlichen Stand erreicht. Die Nachgeborenen führten den Titel Prinz bzw. Prinzessin Reuß zu Köstritz und das Prädikat Erlaucht. Durch Allerhöchste Kabinettsordre vom 2. April 1886 wurde den Prinzen Reuß von der Köstritzer Paragiats-Linie der Rang nachgeborener Prinzen eines fürstlichen souveränen Hauses am kaiserlichen Hofe eingeräumt. Sie rangierten an letzter Stelle der souveränen Häuser jedoch vor den mediatisierten Häusern.[4]

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Schlösser, die sich im Besitz der Linie Reuß-Köstritz befanden (Auswahl)

Bedeutende Familienmitglieder

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Literatur

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Commons: Haus Reuß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

genealogy.euweb.cz

Siehe auch

Einzelnachweise

Anmerkungen

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