Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

Schachnerit

Mineral Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Schachnerit
Remove ads

Schachnerit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Elemente“ mit der chemischen Zusammensetzung Ag1,1Hg0,9[3] und damit chemisch gesehen eine natürliche Legierung aus Silber und Quecksilber, genauer ein Silber-Amalgam.

Schnelle Fakten Allgemeines und Klassifikation, Kristallographische Daten ...

Schachnerit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt Kristalle bis zu einem Zentimeter Länge. Das Mineral ist vollkommen undurchsichtig (opak) und zeigt auf den Oberflächen der silbergrauen Kristalle einen metallischen Glanz. Seine Strichfarbe ist eher silberweiß glänzend.

Remove ads

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Schachnerit zusammen mit Paraschachnerit am Moschellandsberg (kurz Landsberg) bei Obermoschel in Rheinland-Pfalz (Deutschland). Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch E. Seeliger und A. Mücke, die das Mineral nach der deutschen Mineralogin Doris Schachner benannten.[7] Nach Anerkennung durch die International Mineralogical Association (interne Eingangsnummer der IMA: 1971-055[1]) wurde die Erstbeschreibung 1972 im Fachmagazin Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen veröffentlicht. Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Schachnerit lautet „Shn“.[2]

Als genaue Typlokalität gilt die Silber-Quecksilber-Grube „Vertrauen-zu-Gott“ nordöstlich der Burgruine Landsberg.

Das Typmaterial des Minerals wird im National Museum of Natural History (NMNH) in Washington unter der Inventarnummer 150256A0 aufbewahrt.[8]

Remove ads

Klassifikation

Zusammenfassung
Kontext

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz war der Schachnerit noch nicht aufgeführt.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer I/A.02-050. Dies entspricht der Klasse der „Elemente“ und dort der Abteilung „Metalle und intermetallische Verbindungen“, wo Schachnerit zusammen mit Aurihydrargyrumit, Belendorffit, Bleiamalgam, Eugenit, Goldamalgam, Kolymit, Luanheit, Moschellandsbergit, Paraschachnerit, Potarit, Quecksilber und Weishanit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer I/A.02 bildet.[4]

Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Schachnerit ebenfalls in die Abteilung „Metalle und intermetallische Verbindungen“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, die entsprechend ihrer verwandten Eigenschaften in Metallfamilien eingeteilt wurden. Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Quecksilber-Amalgam-Familie“ zu finden, wo es zusammen mit Paraschachnerit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer 1.AD.15a bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Schachnerit die System- und Mineralnummer 01.01.08.02. Das entspricht ebenfalls der Klasse und gleichnamigen Abteilung „Elemente“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Elemente: Metallische Elemente außer der Platingruppe“ in der Gruppe „Silberamalgam-Legierungen“, in der auch Amalgam, Moschellandsbergit, Paraschachnerit, Luanheit, Eugenit und Weishanit eingeordnet sind.

Remove ads

Kristallstruktur

Schachnerit kristallisiert in der hexagonalen Raumgruppe P63/mmc (Raumgruppen-Nr. 194)Vorlage:Raumgruppe/194 mit den Gitterparametern a = 2,978 Å und c = 4,842 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Bildung und Fundorte

Zusammenfassung
Kontext

Schachnerit bildet sich in der Oxidationszone von Erzlagerstätten durch die Umwandlung von Moschellandsbergit (γ-Amalgam, Ag2Hg3). An seiner Typlokalität am Moschellandsberg trat das Mineral neben Paraschachnerit noch in Paragenese (Vergesellschaftung) mit quecksilberaltigem Silber sowie den Silber- und Quecksilber-Sulfiden Akanthit und Cinnabarit auf. Daneben fanden sich noch Eisenverbindungen wie das Calcium-Eisen-Carbonat-Mineral Ankerit und das Brauneisenerz Limonit. In der ehemaligen Silbermine bei Sala in der schwedischen Provinz Västmanlands län konnten zudem Sphalerit und Pyrit gefunden werden.[6]

Als seltene Mineralbildung konnte Schachnerit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 25 Vorkommen[10] dokumentiert sind (Stand 2025). Außer an seiner Typlokalität, der Silber-Quecksilber-Grube „Vertrauen-zu-Gott“, sowie der nahe gelegenen Grube Carolina am Moschellandsberg fand sich das Mineral in Deutschland noch im aufgelassenen Quecksilber-Bergwerk Daimbacher Hof (ehemals „Alte Grube“ in Daimbach, siehe auch Daimbacherhof) in der Gemeinde Mörsfeld sowie in der ehemaligen Grube Friedrichssegen bei Lahnstein im Rhein-Lahn-Kreis (alle in Rheinland-Pfalz).

Die bisher einzigen dokumentierten Fundorte in Österreich sind die Christoph- und Neuschurfstollen im Bergbaurevier Schwarzleo in der Gemeinde Leogang im Salzburger Bezirk Zell am See.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die Kupfer-Cobalt-Silber-Lagerstätte Baiyangping im Autonomen Kreis Lanping in der chinesischen Provinz Yunnan, die Silbermine Les Chalanches bei Allemont im französischen Département Isère, Moctezuma (Sonora) in Mexiko, die Silbermine Bouismas bei Tansifte Caïdat in der marokkanischen Provinz Zagora, Rákoš (Revúca) und Kremnica (Banská Bystrica) sowie Dobšiná und Nižná Slaná (Košice) in der Slowakei, La Cena del Depósito concession (Bergbaurevier Cerro Minado) bei Cuesta Alta (Huércal-Overa) in der spanischen Provinz Almería, Řepová (Olomoucký kraj) und Březina u Rokycan (Plzeňský kraj) in Tschechien und die Silver Coin Mine bei Valmy im Humboldt County des US-Bundesstaates Nevada.[11]

Remove ads

Siehe auch

Literatur

  • E. Seeliger, A. Mücke: Schachnerite, Ag1,1,Hg0,9, und Paraschachnerite, Ag1,2Hg0,8, vom Landsberg bei Obermoschel, Pfalz. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen. Band 117, 1972, S. 1–18.
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 58, 1973, S. 347–349 (englisch, rruff.info [PDF; 363 kB; abgerufen am 14. November 2025]).
  • Curzio Cipriani, Gian Piero Bernardini, Marcello Corazza, Giuseppe Mazzetti, Vanni Moggi: Reinvestigation of natural and synthetic silver amalgams. In: European Journal of Mineralogy. Band 5, Nr. 5, 1993, S. 903–914, doi:10.1127/ejm/5/5/0903 (englisch).
Remove ads
Commons: Schachnerite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Remove ads

Einzelnachweise

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads