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Tainiolith

Mineral aus der Glimmergruppe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Tainiolith
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Tainiolith (IMA-Symbol Tai[1]) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung KLiMg2[F2|Si4O10][5] und damit chemisch gesehen Kalium-Lithium-Magnesium-Silikat mit zusätzlichen Fluor-Anionen. Strukturell gehört Tainiolith zu den Schichtsilikaten.

Schnelle Fakten Allgemeines und Klassifikation, Kristallographische Daten ...

Tainiolith kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt pseudohexagonale, tafelige Kristalle bis etwa 3,5 cm Größe mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Er kommt aber auch in Form von schuppigen oder lamellenförmigen sowie kryptokristallinen Mineral-Aggregaten vor, die einen eher seidenähnlichen Schimmer aufweisen.

In reiner Form ist Tainiolith farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiß oder grau sein und durch Fremdbeimengungen eine braune bis grünlichbraune Farbe annehmen, wobei die Farbtöne typischerweise konzentrisch zoniert sind.

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Etymologie und Geschichte

Entdeckt wurde Tainiolith erstmals in den Pegmatiten auf dem Narssârssuk-Plateau nahe Igaliku in der Kommune Kujalleq an der Südspitze Grönlands. Die Erstbeschreibung erfolgte 1901 durch den schwedischen Mineralogen Gustaf Flink (1849–1931), der das Mineral nach dem altgriechischen Wort ταινία tainia für „Binde, Band“ in Anlehnung an dessen oft tafeligen Kristallhabitus und λίθος lithos für „Stein“ nannte.

Das Typmaterial des Minerals wird im Geologischen Museum der Universität Kopenhagen (GMK) in Kopenhagen (Cotyp; Ampullen mit Kristallen) und im Muséum national d’histoire naturelle (MHN) in Paris (Cotyp) aufbewahrt. Die Sammlungs- beziehungsweise Inventarnummern der Proben sind allerdings nicht dokumentiert.[8][9]

Da der Tainiolith bereits lange vor der 1958 gegründeten International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und der Tainiolith als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral bezeichnet.[4] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Tainiolith lautet „Tai“.[1]

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Klassifikation

Zusammenfassung
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Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Tainiolith zur Mineralklasse der „Silikate“ und dort zur Abteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er gemeinsam mit Annit, Biotit, Hendricksit, Lepidolith, Phlogopit, Polylithionit, Siderophyllit, Trilithionit und Zinnwaldit in der „Biotit-Reihe“ mit der Systemnummer VIII/E.05b steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VIII/H.11-020. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Tainiolith zusammen mit Annit, Aspidolith, Balestrait, Eastonit, Ephesit, Fluorannit, Fluorophlogopit, Fluorotetraferriphlogopit, Hendricksit, Hydrobiotit, Luanshiweiit, Masutomilith, Montdorit, Norrishit, Orlovit, Oxyphlogopit, Phlogopit, Polylithionit, Preiswerkit, Shirokshinit, Shirozulith, Siderophyllit, Sokolovait, Suhailit, Tetraferriannit, Tetraferriphlogopit, Trilithionit, Voloshinit und Yangzhumingit die „Lithionit-Biotit-Reihe“ mit der Systemnummer VIII/H.11 bildet.[2]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Tainiolith in die erweiterte Klasse der „Silikate und Germanate“, dort aber ebenfalls in die Abteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“ ein. Hier ist das Mineral in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Glimmertafeln, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden, wo es zusammen mit Aluminoseladonit, Boromuskovit, Chernykhit, Chromseladonit, Chromphyllit, Ferroaluminoseladonit, Ferroseladonit, Ganterit, Glaukonit, Montdorit, Muskovit, Nanpingit, Paragonit, Phengit, Roscoelith, Seladonit, Tobelith und Voloshinit die „Muskovitgruppe“ mit der Systemnummer 9.EC.15 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Tainiolith die System- und Mineralnummer 71.02.02b.09. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Silikate“ und dort der Abteilung „Schichtsilikatminerale“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2 : 1-Lagen“ in der „Glimmergruppe (Biotit-Untergruppe)“ mit der Systemnummer 71.02.02b, in der auch Phlogopit, Tetraferriphlogopit, Shirozulith, Fluorophlogopit, Biotit, Annit, Fluorannit, Tetraferriannit, Siderophyllit, Eastonit, Hendricksit, Lepidolith, Polylithionit, Trilithionit, Sokolovait, Zinnwaldit, Norrishit, Masutomilith, Aspidolith, Wonesit, Preiswerkit, Ephesit und Suhailit eingeordnet sind.

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Kristallstruktur

Tainiolith kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2/m (Raumgruppen-Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 mit den Gitterparametern a = 5,23 Å; b = 9,07 Å; c = 10,14 Å und β = 99,9° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Bildung und Fundorte

Zusammenfassung
Kontext

Tainiolith bildet sich in der Spätphase der Kristallisation von Nephelinsyenit-Pegmatiten. An seiner Typlokalität in Narssârssuk trat das Mineral in Paragenese mit Dickit und Quarz auf. In den Pegmatiten des Lowosero-Tundra-Massivs konnten als weitere Begleitminerale Apatit, Natrolith, Neptunit, manganhaltiger Pektolith und Polylithionit entdeckt werden. Am Coyote Peak etwa 16 Meilen südwestlich von Orick im Humboldt County des US-Bundesstaates Kalifornien traten zudem noch Barytolamprophyllit und Rasvumit in Begleitung von Tainiolith auf.[3]

Als seltene Mineralbildung konnte Tainiolith nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 50 Vorkommen dokumentiert sind (Stand 2025).[11] Außer an seiner Typlokalität im Narssârssuk-Pegmatit in Kujalleq trat das Mineral in Grönland nur noch im alkalischen Werner-Bjerge-Komplex im Nordost-Grönland-Nationalpark auf.

In Deutschland fand sich Tainiolith bisher nur im Corneliaschacht (auch Grube Cornelia ) bei Hagendorf-Süd in der Oberpfalz (Bayern) und in der Grube Luise nahe Klingenthal im sächsischen Vogtlandkreis.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Brasilien (Minas Gerais), China (Innere Mongolei, Xinjiang, Yunnan), Finnland, Italien, Japan, Kanada (Québec), Namibia, Neuseeland, Norwegen, Russland (Aldanhochland, Burjatien, Karelien, Krasnojarsk, Murmansk), Spanien, Tadschikistan, Tansania, Ukraine und den Vereinigten Staaten (Arkansas, Colorado, Kalifornien, Wisconsin).[12]

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Siehe auch

Literatur

  • Gust. Flink: On the minerals from Narsarsuk on the Firth of Tunugdliarfik in Southern Greenland. In: Meddelelser om Grønland. Band 24, 1901, S. 115–120, 25. Tainiolite (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 21. Dezember 2025]).
  • Milan Rieder, Giancarlo Cavazzini, Yurii S. D’Yakonov, Viktor A. Frank-Kamenetskii, Glauco Gottardt, Stephen Guggenheim, Pavel V. Koval, Georg Müller, Ana M. R. Neiva, Edward W. Radoslovich, Jean-Louis Robert, Francesco P. Sassi, Hiroshi Takeda, Zdeněk Weiss, David R. Wones: Nomenclature of the micas. In: The Canadian Mineralogist. Band 36, 1998, S. 905–912 (englisch, minsocam.org [PDF; 420 kB; abgerufen am 21. Dezember 2025]).
  • H. Toraya, S. Iwai, F. Marumo, M. Hirao: The crystal structure of taeniolite, KLiMg2Si4O10F2. In: Zeitschrift für Kristallographie. Band 146, Nr. 1–3, 1977, S. 73–83 (englisch).
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Commons: Tainiolite – Sammlung von Bildern
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Einzelnachweise

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