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Treysa

Stadtteil von Schwalmstadt, Hessen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Treysa, bis 1970 eine selbständige Stadt, ist seitdem der nach Einwohnerzahl größte Stadtteil und das Verwaltungszentrum von Schwalmstadt im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.

Schnelle Fakten Stadt Schwalmstadt ...
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Geographische Lage

Treysa liegt in der Landschaft Schwalm am Eder-Zufluss Schwalm. Die Altstadt liegt auf einem Höhenrücken – der etwa 35 Meter über das Talniveau (212 m ü. NN) ansteigt – an der Mündung der Wiera in die Schwalm. Zum Hochwasserschutz wurde etwas östlich des Ortskerns das Hochwasserrückhaltebecken Treysa-Ziegenhain an der Schwalm angelegt.

Geschichte

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Treysa aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian, 1655
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Der Hexenturm in Treysa 2018 (links) und um 1900 (rechts)

Mittelalter

Im 8. Jahrhundert war Treise im Besitz der Abtei Hersfeld. Die Grafen von Ziegenhain brachten als Vögte der Abtei Treysa im Jahr 1186 in ihren Besitz und befestigten den Ort. Das Wahrzeichen Treysas, die Martinskirche (heute Totenkirche), wurde 1230 gebaut. Treysa erhielt Stadtrechte zwischen 1229 und 1270. Um 1400 entstand das Rathaus, von dessen mittelalterlichem Bau nur noch die Südwestmauer mit gotischem Bogenfries und Kreuzstockfenstern im Neubau von 1649 erhalten ist.[3] Am Westrand der Stadt entstand noch vor 1287 ein Dominikanerkloster, dessen Kirche seit der Reformation als Stadtpfarrkirche dient. In der Steingasse wurde vor 1367 das Heilig-Geist-Hospital gegründet, dessen gotische Kapelle mit Giebeldachreiter erhalten ist. Nach dem Tod des letzten Grafen von Ziegenhain, Johann II., 1450 fiel Treysa mit der gesamten Grafschaft an die Landgrafschaft Hessen.

Neuzeit

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Rathaus in Treysa, Südostansicht mit Rathausbrunnen-Figur

Im Vorfeld des Bauernkrieges kam es 1525 innerhalb der Bürgerschaft zu Unruhen, bei denen Rat und Bürgermeister abgesetzt wurden. Unter Landgraf Moritz wurde Treysa im Dreißigjährigen Krieg nach mehrmaliger Belagerung 1640 durch Brand weitgehend zerstört, so dass von den ehemals 460 Häusern nur 146 übrig blieben. Der anschließende Wiederaufbau prägte das Bild Treysas als Fachwerkstadt.

Garnisonsstadt

Von 1961 bis 2006 war die östlich der Kernstadt gelegene Harthberg-Kaserne ein Bundeswehrstandort. Dort waren u. a. das Panzerartilleriebataillon 21 und das Raketenartilleriebataillon 22 stationiert, beide mit der Fähigkeit, auch Atomsprengköpfe abzufeuern. Die Sprengköpfe waren im Sondermunitionslager Treysa östlich der Kaserne gelagert.

Hessische Gebietsreform

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten zum 31. Dezember 1970 die beiden Städte Treysa und Ziegenhain mit den umliegenden bis dahin selbständigen Gemeinden Ascherode, Florshain, Frankenhain, Niedergrenzebach, Rommershausen und Trutzhain auf freiwilliger Basis zur neuen Stadt Schwalmstadt.[4] Am 31. Dezember 1971 kamen die Gemeinden Allendorf an der Landsburg, Dittershausen und Wiera hinzu. Rörshain folgte am 1. April 1972. Die Reihe der Eingemeindungen wurde mit der Eingliederung von Michelsberg am 1. August 1972 abgeschlossen.[5] Für die ehemals eigenständigen Städte und Gemeinden von Schwalmstadt wurde je ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6] Der Verwaltungssitz der Stadt Schwalmstadt teilt sich zwischen den Rathäusern von Treysa und Ziegenhain auf.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Treysa angehört(e):[7][8]

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Bevölkerung

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Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Treysa 8562 Einwohner. Darunter waren 612 (7,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 1383 Einwohner unter 18 Jahren, 3621 zwischen 18 und 49, 1869 zwischen 50 und 64 und 1689 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 3855 Haushalten. Davon waren 1500 Singlehaushalte, 1044 Paare ohne Kinder und 870 Paare mit Kindern, sowie 354 Alleinerziehende und 87 Wohngemeinschaften. In 519 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 2685 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[7]
 1571:426 Hausgesesse mit 1836 Einwohnern.
 1639:103 eheliche Hausgesesse, 29 hausgesessene Witwen.
 1642:146 Häuser, dazu 217 verbrannte, 97 verfallene Häuser
 1681:170 Hausgesesse, 25 Ausschuss.
 1705:229 Haushaltungen.
 1778:286 Häuser, 1740 Einwohner.
Treysa: Einwohnerzahlen von 1778 bis 2024
Jahr  Einwohner
1778
 
1.740
1800
 
?
1834
 
2.499
1840
 
2.482
1846
 
2.519
1852
 
2.601
1858
 
2.426
1864
 
2.472
1871
 
2.416
1875
 
2.228
1885
 
2.413
1895
 
2.385
1905
 
3.100
1910
 
3.555
1925
 
4.207
1939
 
4.294
1946
 
6.899
1950
 
7.350
1956
 
7.520
1961
 
7.813
1967
 
8.662
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
8.562
2016
 
8.599
2021
 
8.805
2024
 
9.194
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[7]; Stadt Schwalmstadt[13]; Zensus 2011[12]

Historische Erwerbstätigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[7]
 1778:ein Apotheker, 16 Krämer, 23 Bäcker, 16 Metzger, 31 Schuhmacher, 12 Schneider, 12 Lohgerber, 4 Weißgerber, 6 Schmiede, 4 Schlosser, ein Sattler, 20 Leineweber, 13 Wolltuchmacher, 17 Strumpfweber, 13 Sockenstricker, 3 Wollkämmer, 5 Hutmacher, zwei Färber, zwei Posamentierer, ein Knopfmacher, zwei Seiler, 8 Schreiner, drei Drechsler, drei Wagner, 5 Böttner, ein Zimmermann, 9 Maurer, 4 Weißbinder, zwei Schieferdecker, ein Ziegler, ein Buchbinder, zwei Bader, ein Tabakspinner, ein Nadelmacher, ein Kannengießer, drei Wirte, 4 Branntweinbrenner, 7 Branntweinschenker, zwei Müller, 6 Handelsjuden, ein Musikant, 39 Tagelöhner(-innen), 37 Spinnerinnen, drei Näherinnen, eine Wäscherin, zwei Stickerinnen, 8 Hirten und Schäfer.
 1838:Familien: 62 Ackerbau, 235 Gewerbe, 108 Tagelöhner.
 1961:Erwerbspersonen: 139 Land- und Forstwirtschaft, 1177 produzierendes Gewerbe, 771 Handel und Verkehr, 828 Dienstleistungen und Sonstiges
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Religion

Im August 1945 fanden bei der Kirchenkonferenz von Treysa die Verhandlungen zur Gründung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) statt. Damit wurde ein Zusammenschluss der lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen vollzogen. Zwei weitere Kirchenversammlungen der EKD im Mai 1946 und im Juni 1947 versuchten, das Gespräch über unterschiedliche Auffassungen zum Abendmahl in Gang zu bringen, und befassten sich mit der Entnazifizierung.

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Ruine der Totenkirche

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[7]
 1861:2345 evangelisch-reformierte, 9 evangelisch-lutherische, 125 jüdische, 27 katholische sowie ein anderer Einwohner
 1885:2201 evangelische (= 91,21 %), 52 katholische (= 2,15 %), 160 jüdische (= 6,63 %) Einwohner
 1961:6461 evangelische (= 82,70 %), 1191 katholische (= 15,24 %) Einwohner
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Politik

Für Treysa besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Treysa) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus 15 Mitgliedern.[6] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 40,74 %. Es erhielten die SPD mit 39,89 % der Stimmen sechs Sitze, die CDU mit 28,89 % vier Sitze, Die Linke mit 8,26 % einen Sitz und die „Freien Wähler“ mit 22,95 % vier Sitze.[14] Der Ortsbeirat wählte Jörg Hebebrand (Freie Wähler) zum Ortsvorsteher.[15]

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Kulturdenkmäler

Verkehr

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Bahnhof Treysa

Treysa liegt an der Bundesstraße 454. Seit 2022 ist außerdem eine Anbindung an die A 49 über die Anschlussstelle Schwalmstadt vorhanden.

Der Bahnhof Treysa liegt an der Main-Weser-Bahn von Frankfurt (Main) nach Kassel. Stündlich endet der Mittelhessen-Express von bzw. nach Frankfurt (Main) in Treysa. Zusätzlich halten seit Dezember 2018 im Zweistundentakt ein Intercity-Express[16] (bis dahin ein Intercity) und im Stundentakt ein Regional-Express der Linie Kassel–Frankfurt in Treysa. Durch Treysa führte auch die Bahnstrecke Leinefelde–Treysa als strategische Eisenbahnstrecke zwischen Berlin und Metz, die Teil der Kanonenbahn war. Bis 1977 verkehrte die Knüllwaldbahn nach Bad Hersfeld. Hier entstand der nachfolgend genannte Rotkäppchenland-Bahnradweg.

Treysa wird von verschiedenen überregionalen und teilweise neu erbauten Radwegen durchquert. So der Radweg Deutsche Einheit: Er verläuft von Wiera nach Treysa und ist von hier an identisch mit dem Bahnradweg Rotkäppchenland, der ab Loshausen Teil der quer durch Deutschland verlaufenden Mittelland-Route (D4) ist. Der Schwalm-Radweg, ansonsten identisch mit dem Hessischen Radfernweg R4, verlässt zwischen Loshausen und Allendorf an der Landsburg für ein paar Kilometer die gemeinsame Route, um dem Flusslauf der Schwalm zu folgen. Der Hochland-Radweg startet in Treysa, um die anderen Wege mit dem Hessischen Radfernweg R6 in Wohra zu verbinden. Im Gegensatz zur vergleichsweise guten touristischen Radverkehrsinfrastruktur entsprechen die Verhältnisse für den Alltagsradverkehr in den meisten Bereichen nicht den aktuellen Vorgaben, wie sie beispielsweise in den Empfehlungen für Radverkehrsanlagen (ERA) festgehalten sind.

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Persönlichkeiten

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Geboren in Treysa

Ehrenbürger von Treysa

  • Wilhelm Scheffer (1803–1883), Theologe, Geistlicher und Hochschullehrer, Ehrenbürger von Treysa
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Literatur

  • Jürgen Hohmeyer: Treysa. Geschichte und Baudenkmäler. Wilhelm Stumpf, Treysa 1965.
  • Bettina Toson: Mittelalterliche Hospitäler in Hessen zwischen Schwalm, Eder und Fulda. Hessische Historische Kommission Darmstadt und Historische Kommission für Hessen, Darmstadt und Marburg, 2012, ISBN 978-3-88443-319-5
  • Literatur über Treysa nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Treysa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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