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Vanadinit

Mineral aus der Gruppe der Apatite Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Vanadinit
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Vanadinit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Pb5[Cl|(VO4)3][4] und damit chemisch gesehen ein Bleivanadat mit zusätzlichen Chlor-Anionen.

Schnelle Fakten Allgemeines und Klassifikation, Kristallographische Daten ...

Vanadinit kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem und entwickelt kurz- bis langprismatische (selten auch pyramidale) Kristalle mit einem schwachen harz- bis diamantähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Er kommt aber auch in Form traubiger bis erdiger oder radialstrahliger Mineral-Aggregate vor. Das Mineral ist durchscheinend bis undurchsichtig und meist von rotoranger bis bräunlichroter, seltener auch tiefroter oder gelber bis bräunlichgelber Farbe. Seine Strichfarbe ist dagegen weiß bis blassgelb oder blassrot.

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Etymologie und Geschichte

Erstmals erwähnt wird das Mineral 1807 durch Alexandre Brongniart, der es als Chromate de plomb brun (deutsch Braunes Bleichromat) bezeichnete, das Alexander von Humboldt aus Zimapán, Mexiko mitbrachte.[2]

Seinen bis heute gültigen Namen erhielt Vanadinit (Synonym Vanadinbleierz) 1838 durch Franz von Kobell, der das Mineral bezugnehmend auf dessen Vanadium-Gehalt benannte.[8]

Da der Vanadinit bereits lange vor der 1958 gegründeten International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und der Vanadinit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral bezeichnet.[3] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Vanadinit lautet „Vna“.[1]

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Klassifikation

Zusammenfassung
Kontext

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Vanadinit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung „Wasserfreie Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“, wo er gemeinsam mit Johnbaumit, Hedyphan, Mimetesit und Pyromorphit in der „Pyromorphit-Reihe“ mit der Systemnummer VII/B.16d steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VII/B.39-170. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Wasserfreie Phosphate, mit fremden Anionen F,Cl,O,OH“, wo Vanadinit zusammen mit Alforsit, Belovit-(Ce), Belovit-(La), Carbonat-Fluorapatit (Q, wahrscheinlich Varietät von Fluorapatit), Carbonat-Hydroxylapatit, Carlgieseckeit-(Nd), Chlorapatit, Deloneit, Fluorapatit, Fluorcaphit, Fluorphosphohedyphan, Fluorstrophit, Hedyphan, Hydroxylapatit, Hydroxylpyromorphit, Johnbaumit, Kuannersuit-(Ce), Mimetesit, Mimetesit-M (N), Miyahisait, Morelandit, Phosphohedyphan, Pieczkait, Pyromorphit, Stronadelphit, Svabit, Turneaureit und Vanackerit die „Apatitgruppe“ mit der Systemnummer VII/B.39 bildet.[5]

Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Vanadinit in die Abteilung „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex. Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 0,33 : 1“ zu finden, wo es zusammen mit Alforsit, Belovit-(Ce), Belovit-(La), Carbonat-Fluorapatit, Carbonat-Hydroxylapatit, Chlorapatit, Fluorphosphohedyphan, Fluorstrophit, Hydroxylapatit, Hydroxylapatit-M, Deloneit-(Ce), Fermorit, Fluorapatit, Fluorcaphit, Hedyphan, Hydroxylpyromorphit, Johnbaumit, Kuannersuit-(Ce), Mimetesit, Morelandit, Phosphohedyphan, Pyromorphit, Svabit, Stronadelphit und Turneaureit die „Apatitgruppe“ mit der Systemnummer 8.BN.05 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Vanadinit die System- und Mineralnummer 41.08.04.03. Das entspricht der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)5 (XO4)3 Zq“ in der „Pyromorphitgruppe“, in der auch Pyromorphit, Mimetesit und Hydroxylpyromorphit eingeordnet sind.

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Chemismus

Pyromorphit, Mimetesit und Hydroxylpyromorphit bilden untereinander zumindest teilweise ein Mischkristallsystem, bei dem (VO4)3− durch (PO4)3− zu Pyromorphit oder (AsO4)3− zu Mimetesit substituiert wird.[10]

Kristallstruktur

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Struktur von Vanadinit, _ Pb2+  _ V5+ _ O2−, _ Cl

Vanadinit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P63/m (Raumgruppen-Nr. 176)Vorlage:Raumgruppe/176 (Kristallklasse 6/m) mit den Gitterparametern a = 10,32 Å und c = 7,34 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle. Vanadium wird tetraedrisch von Sauerstoff umgeben. Die Chlorid-Anionen befinden sich auf den Ecken der Elementarzelle und auf den Zellkanten bei c/2. Blei besetzt zwei unterschiedlich koordinierte Gitterplätze.[4]

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Eigenschaften

Vanadinit gehört mit einer Mohshärte von 3 zu den weichen Mineralen. Es schmilzt leicht vor dem Lötrohr und löst sich gut in Salpetersäure.[11]

Modifikationen und Varietäten

Zusammenfassung
Kontext

Vanadinit bildet eine Vielzahl unterschiedlicher Farbnuancen und findet sich in unterschiedlichen mineralogischen Paragenesen. Besonders hervorzuheben ist, dass im Kristallgitter das Vanadium durch Arsen ausgetauscht werden kann. Als Endlichit oder auch Arsen-Vanadinit wird eine durch geringe Beimengungen von Arsen gelb gefärbte Varietät von Vanadinit bezeichnet.[12] Beschrieben wurde Endlichit 1885 von Friedrich August Genth (1820–1893) und Gerhard vom Rath (1830–1888).[13] Dies führt schlussendlich zu einer Mischkristallreihe, von rotem Vanadinit zu gelbem Mimetesit. Bei letzterem sind alle Vanadiumatome durch Arsenatome ersetzt. Je nachdem, wie stark arsenhaltig ein Vanadinit ist, zeigen die Kristalle, bedingt durch den unterschiedlichen Ionenradius von V und As, entweder ein ausgeprägtes Längenwachstum, eine gelbe Farbe oder auch eine Kombination von beidem.

Eine klassische Paragenese sind hellrote Vanadinitkristalle, die auf farblosem Baryt aufgewachsen sind und vor allem in Mibladen gefunden wurden. Hier finden sich freistehende Kristalle wie auch dichte Kristallrasen, die den Baryt teilweise vollkommen überwachsen.

Funde aus Taouz zeigen häufig dunkelrote Vanadinite auf schwarzem, teilweise botryoidalen, Goethit oder oxidischen Manganmineralen wie Hausmannit; seltener finden sich gelbe Vanadinite auf Goethit.

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Bildung und Fundorte

Vanadinit ist ein Sekundärmineral und bildet sich in Begleitung von Anglesit, Baryt, Calcit, Cerussit, Mottramit, Pyromorphit, Wulfenit und Goethit in Blei-Lagerstätten. Gelegentlich ist es orientiert verwachsen mit Pyromorphit bzw. Mimetesit oder eingewachsen in Descloizit zu finden.[6]

Fundorte sind neben seiner Typlokalität Mexiko unter anderem Argentinien, der Schwarzwald in Deutschland, Djebel Mahseur und Mibladen in Marokko, Tsumeb in Namibia, Wanlockhead in Schottland, Gotland in Schweden, Beresowsk in Sibirien, sowie Arizona in den USA.[14]

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Verwendung

Vanadinit dient als Rohstoff zur Gewinnung des für Spezialstähle wichtigen Legierungselementes Vanadium.

Als Schmuckstein ist Vanadinit aufgrund seiner geringen Härte nicht zu verwenden. Gelegentlich wird er jedoch von Sammlern in Cabochon-Form geschliffen.[15]

Zudem wird Vanadinit auch als Pigment verwendet. Beim Mahlen des Minerals ergibt sich ein gelbes Pulver mit welchem, in Bindemittel angerieben, intensiv gelbe bis orange Farbschichten erzeugt werden können. Verwendet wurde das Pigment nahezu ausschließlich in China, vor allem in der Gegend um Xi’an, beispielsweise an den Soldaten der Terrakottaarmee des Kaisers Qin Shihuangdi. Außerhalb von China wurde das Vanadinit als Pigment ausschließlich an einer hellenistischen Stele aus Alexandria nachgewiesen, welche sich heute im Louvre befindet.[16]

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Siehe auch

Literatur

  • J. Trotter, W. H. Barnes: The structure of vanadinite. In: The Canadian Mineralogist. Band 6, 1958, S. 161–173 (englisch, Digitalisat bei rruff.info; PDF 656 kB (Memento vom 17. April 2024 im Internet Archive) [abgerufen am 22. Dezember 2025]).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 173.
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Commons: Vanadinit – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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