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viermotoriges Turboprop-Passagier- und Frachtflugzeug Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Lockheed L-188 Electra ist ein viermotoriges Turboprop-Flugzeug für den Personen- und Frachttransport auf Kurz- und Mittelstrecken. Sie war das einzige große amerikanische Passagier-Verkehrsflugzeug mit Propellerturbinenantrieb und wurde von 1957 bis 1961 von den Lockheed-Werken in den USA gebaut.
Lockheed L-188 Electra | |
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Eine Lockheed L-188 Electra der PSA in den 1960ern | |
Typ | Viermotorige Turbopropmaschine |
Entwurfsland | |
Hersteller | Lockheed Corporation |
Erstflug | 6. Dezember 1957 |
Indienststellung | 12. Januar 1959 |
Produktionszeit | 1957 bis 1961 |
Stückzahl | 170 |
Die ersten Projektstudien für die L-188 Electra begannen Mitte der 1950er Jahre, als zwei der führenden US-Fluggesellschaften, American Airlines und Eastern Air Lines, Bedarf für einen solchen Flugzeugtyp als Ersatz für die Douglas DC-6 und die Lockheed-Constellation-Familie anmeldeten.
Die mit dem Bau des militärischen Transporters C-130 Hercules gemachten Erfahrungen beim Einsatz mit großer Nutzlast von kurzen Startbahnen führten dazu, dass Lockheed für den Antrieb des neuen Musters ebenfalls Propellerturbinen vorsah. Lockheed schlug 1954 American Airlines unter der Typenbezeichnung CL-303 einen von vier Dart- oder Eland-Triebwerken angetriebenen Schulterdecker vor; doch erwies sich dieses Projekt als zu klein. Auch der Tiefdecker CL-310, der mit vier Allison-PTL-Turbinen ausgerüstet werden sollte, erfüllte nicht die Bedingungen der Fluggesellschaft. Im Januar 1955 gaben American Airlines schließlich ein detailliertes Pflichtenheft bekannt, auf welches die Lockheed-Werke mit einer vergrößerten Ausführung der CL-310, welche die neue Typenbezeichnung L-188 und den Namen Electra 11 erhielt, antworteten. American Airlines erteilten einen Auftrag über 35 Flugzeuge, gefolgt von Eastern Air Lines mit vierzig Maschinen. Als der erste von zwei Prototypen (N1881) am 6. Dezember 1957 seinen Erstflug durchführte, standen bereits 144 Bestellungen in den Auftragsbüchern.
Der zweite Prototyp (N1882) flog erstmals am 13. Februar 1958. Ein weiteres Flugzeug (N1883), als dritter Prototyp bezeichnet, folgte am 19. August 1958 und diente als aerodynamischer Prototyp für den Hochseeaufklärer P3V-1 Orion (später P-3) der United States Navy. Alle drei Maschinen wurden von Triebwerken des Typs Allison 501-D13 mit je 3.750 WPS (2.756 WkW) Startleistung angetrieben, einer Zivilversion des militärischen Triebwerks T56, das in der Hercules zum Einbau kam. Am 22. August 1958 wurde der L-188 die Luftverkehrszulassung erteilt, so dass im Oktober desselben Jahres die ersten Serienflugzeuge mit der Bezeichnung L-188A an American Airlines und Eastern Air Lines abgeliefert werden konnten.
Auf die L-188A folgte die L-188C mit knapp 1.400 kg höherem Startgewicht und vergrößerter Treibstoffkapazität. Als Antrieb wurden die verbesserten Allison-501-D15-Triebwerke eingebaut.
Auf der Basis der Electra wurde die P3V Orion entwickelt, die 1962 in P-3 umbenannt wurde und noch heute im Einsatz ist.[1]
Die Electra repräsentiert – wie auch die britischen Bristol Britannia, Vickers Vanguard oder die sowjetische Tupolew Tu-114 – die höchste Entwicklungsstufe der propellergetriebenen Verkehrsflugzeuge: Dank des Turboprop-Antriebs (Gasturbinen statt Kolbenmotoren treiben die Propeller an) erreichte sie Reisegeschwindigkeiten von mehr als 600 km/h bei niedrigem Treibstoffverbrauch und Reichweiten über 4.000 km. Trotzdem wurde sie zum kommerziellen Misserfolg, da Anfang der 1960er Jahre bereits Strahlflugzeuge für Mittelstrecken (etwa die Boeing 727 und die Convair CV-880) zur Verfügung standen. So wurden lediglich 170 Exemplare der Electra gebaut.
Angeboten wurde die Electra in der Mittelstreckenvariante L-188A und in einer L-188C (inoffiziell Super Electra) genannten Version mit vergrößerter Reichweite. Die L-188A hat ein maximales Startgewicht von 51.257 kg und ist für Streckensegmente bis zu 4.400 km ausgelegt. Bei der L-188C wurde das maximale Startgewicht auf 52.665 kg gesteigert; das Muster kann Streckensegmente von 5.600 km bedienen.
Die letzten beiden produzierten Electras absolvierten im Juni 1961 ihre Erstflüge und wurden kurz darauf an Northwest Airlines ausgeliefert. Es waren die Werknummern 1142 und 1144. Letzte Auslieferung war am 25. August 1961 die Werknummer 1147 an Trans Australia Airlines.
Insgesamt wurden mit den Prototypen 170 Electras gebaut. Von der L-188A wurden 115 Einheiten gefertigt, von der L-188C entstanden 55. Die Fertigung der Electra lief im Sommer 1960 aus.
Für die US-Marine wurden 647 Exemplare der Variante Lockheed P-3 Orion als U-Boot-Jäger und Seeaufklärer hergestellt. Damit wurde die Produktion des Grundmusters bis zum April 1990 aufrechterhalten. Weitere 107 Flugzeuge wurden durch Kawasaki für die japanische Marine in Lizenz gebaut.[2]
Bereits bald nach Indienststellung im Januar 1959 fielen zwischen Februar 1959 und März 1960 drei Electras rätselhaften Abstürzen zum Opfer, bei denen insgesamt 162 Insassen getötet wurden und nur (in einem Fall) acht überlebten.
Diese Unfälle führten im Frühjahr 1960 zur Einschränkung der Höchstgeschwindigkeit durch die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA. Als Ursache dieser mysteriösen Unfälle entpuppten sich zu schwach konstruierte Triebwerksaufhängungen, welche die Vibrationen der Turboprop-Motoren nicht ausreichend dämpften. Diese Vibrationen konnten sich dann auf die Tragflächen übertragen, deren Struktur ihnen auf Dauer nicht standhielt. Nachdem bei allen Flugzeugen umfangreiche Verstärkungen an den Triebwerksgondeln und an der Flügelstruktur vorgenommen worden waren, konnte die Geschwindigkeitsbeschränkung im Januar 1961 wieder aufgehoben werden. Bis dahin aber hatte Lockheed sehr viel Geld und die Kunden das Vertrauen in den Typ verloren.
In den USA gingen die meisten Maschinen an große Fluggesellschaften wie Eastern Air Lines (35 L-188A und 5 L-188C), American Airlines (35 L-188A), Northwest Airlines (18 L-188C) und National Airlines (14 L-188A). Weitere fabrikneue Exemplare wurden dort erworben von Western Airlines (12 L-188A), Braniff (9 L-188A und 1 L-188C), Pacific Southwest Airlines (1 L-188A und 3 L-188C).
Auslandslieferungen erfolgten an die niederländische KLM (12 L-188C), die australischen Qantas (4 L-188C), Ansett (3 L-188A) und Trans Australia Airlines (3 L-188A), Garuda Indonesia (3 L-188C) sowie Tasman Empire Airways aus Neuseeland (3 L-188C) und Cathay Pacific (2 L-188A) aus Hongkong.
Am 12. Januar 1959 begann Eastern mit dem Einsatz des neuen Flugzeugmusters auf den Routen von New York nach Miami und Montreal, gefolgt von American am 23. Januar 1959 auf der Strecke New York–Chicago. Als erster Auslandskunde erhielt die australische Ansett-ANA im März 1959 die von ihr bestellten Electras.
Die ersten L-188C erhielten die Northwest Airlines. Als einzige europäische Fluggesellschaft bestellte die niederländische KLM die L-188C und das erste Exemplar (PH-LLA „Mercurius“) wurde im Dezember 1959 in Betrieb genommen. Bei der KLM blieb die Electra bis 1969 im Liniendienst, bevor sie von der Douglas DC-9 ersetzt wurde.
Die brasilianische Varig setzte insgesamt 15 Electras im Passagier-Liniendienst ein, überwiegend auf der „Ponte Aerea“ zwischen den Flughäfen Rio de Janeiro/Santos Dumont und Sao Paulo/Congonhas, beide sehr innenstadtnah gelegen. Die letzten wurden im Januar 1992 außer Dienst gestellt. Als allerletzte Fluggesellschaft setzte Reeve Aleutian Airways Passagiervarianten der Electra bis zu ihrem Konkurs im Dezember 2000 ein.
Ab Mitte der 1970er Jahre wurden die meisten Electras, an die 100, zu reinen Frachtflugzeugen mit großen Ladetoren umgerüstet. Von diesen Maschinen, je nach Serie als L-188AF oder L-188CF bezeichnet, stehen heute noch (Stand: Januar 2014) rund zwanzig in den USA und Kanada (z. B. Buffalo Airways) im Einsatz. In Europa war die britische Atlantic Airlines der letzte Betreiber dieses Flugzeugmusters (bis zum 27. April 2013).
Die auf Löschflüge spezialisierte Gesellschaft Air Spray betreibt (Stand: März 2015) neun für den Feuerlöscheinsatz modifizierte L-188 Electra. Sie tragen unter dem Rumpf Löschtanks (siehe Bild).
Gebrauchte Maschinen wurden auch in Europa durch verschiedene Fluggesellschaften betrieben,[3] meist als Frachter. Hierzu zählten Channel Express, Falconair (Passagierversion) und Falcon Aviation (beide Schweden), Fred Olsen (Norwegen) sowie Iscargo (Island).
Es gab seit Indienststellung 59 Totalverluste dieses Musters, bei denen insgesamt 1037 Personen getötet wurden:[4] Beispiele:
Kenngröße | Daten der L-188A | Daten der L-188C |
---|---|---|
Besatzung | 3+4 | |
Passagiere | 74–98 | |
Länge | 31,80 m | |
Spannweite | 30,18 m | |
Höhe | 10,25 m | 9,77 m |
Leermasse | 26.037 kg | 25.878 kg |
max. Startmasse | 51.257 kg | 52.665 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 721 km/h | |
Reisegeschwindigkeit | 652 km/h | |
Dienstgipfelhöhe | 8655 m | 9150 m |
Reichweite | 4458 km | 5567 km |
Antrieb | vier Allison Turboprop 501D-13 (je 2800 kW) oder 501 D-15 (je 3022 kW) | vier Allison Turboprop 501-D15 (je 4050 WPS/2977 kW) |
Propeller | vierblättrig | |
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