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Handschrift (Paläographie)

handgeschriebener Text Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Unter Handschrift oder Manuskript (von lateinisch manu scriptum ‚von Hand Geschriebenes‘; Abkürzung: Hs./Ms., Mehrzahl Hss./Mss.) versteht man durch manuelles Schreiben erzeugte Schriftstücke. Im engeren Sinne versteht man darunter von Hand mit Tinte oder anderen Farbmitteln beschriebene weiche oder flexible Trägermedien (wie Papyrus, Palmblätter, Birkenrinde, Pergament oder Papier); harte Trägermedien, in die Schrift eingemeißelt, geritzt oder eingraviert wird, werden üblicherweise nicht als Handschrift verstanden, auch wenn die Beschriftung manuell erfolgt.

Typische Beispiele für Handschriften sind Urkunden, Briefe, Akten und Codices (von Hand geschriebene Bücher). Da viele historisch besonders wertvolle Handschriften Codices sind und diese Codices oft (nur) als ‚Handschriften‘ angesprochen werden, kann der falsche Eindruck entstehen, diese beide Begriffe seien synonym.

Handschriften werden von mehreren Wissenschaften untersucht, insbesondere der Paläographie, der Kodikologie, der Buchwissenschaft, den Bibliothekswissenschaften und der Editionsphilologie. Historische Handschriften werden in der Regel in öffentlichen Archiven und Bibliotheken verwahrt, aber auch in Museen und privaten Sammlungen.

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Geschichte

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Die europäische Produktion von Manuskripten stieg im Hoch- und Spätmittelalter steil an (geschätzte Zahlen).[1]

Die Literatur der Antike und des Mittelalters ist fast ausschließlich handschriftlich auf Papyrus, Pergament und Papier überliefert.

Texte des Mittelalters sind oft in Sammelhandschriften zusammengefasst. Die Vorstellung vom Einzelbuch als typische Existenzform eines „Werkes“ als Monographie existierte in der heutigen Form noch nicht. Der Kodex war eine materielle Aufbewahrungs- und Schmuckform von diversem Geschriebenem. Zuweilen war es wohl auch das Bestreben der Besitzer solcher Codices, das Material oder „Wissen“ zu einem bestimmten Gegenstand oder Thema (z. B. höfische Ritterliteratur) möglichst vollständig zu versammeln. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Ambraser Heldenbuch vom Beginn des 16. Jahrhunderts. Ein Beispiel aus der Mitte des 14. Jahrhunderts ist die Sammelhandschrift mit der Signatur Ms. germ. quart. 284 der Staatsbibliothek zu Berlin, die unter anderem zwei Texte des Tristan-Stoffes überliefert: den Tristan des Dichters Gottfried von Straßburg und Ulrichs von Türheim Tristanfortsetzung.[2] Die Buchwissenschaft und die Kodikologie erforschen die verschiedenen konzeptionellen oder zufälligen Anlageprinzipien von Mischhandschriften und Sammelhandschriften.

Bis zur Erfindung des Buchdrucks waren Handschriften die einzige Form schriftlicher Publikation, das heißt, die Texte mussten abgeschrieben werden, um sie zu verbreiten. Dies galt vom Auftauchen der Schrift bis zur Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg um 1450, also für mehr als drei Jahrtausende. Bedenkt man die Zufälle des Geschichtsverlaufes, des materiellen und des geistigen, und die Gefährdung alles Geschriebenen durch die Jahrhunderte, so ist es gemäß Martin Bodmer erstaunlich, dass nicht mehr verloren gegangen ist.[3] Trotz Bedrohung durch Naturgewalten und Menschenwerk konnten die größten geistigen Schätze bewahrt bleiben, wenn auch auf Umwegen; anders wäre die Rettung antiken Schrifttums durch so heterogene Mittelsleute, wie es die arabischen Gelehrten und die christlichen Mönche sind, nicht zu erklären. Ihre Abschriften haben uns allerdings von den Originaltexten immer weiter entfernt, und es bedarf der textkritischen Forschung, um aus allen erfassbaren Fragmenten den ursprünglichen Wortlaut wieder herzustellen oder zu sichern. Auch dann noch ist die älteste Abschrift oft Jahrhunderte vom Autor entfernt und manchmal auch nur als Übersetzung aus der ursprünglichen Sprache erhalten. Die Erforschung der Verbreitungswege eines Textes ist die Aufgabe der Textüberlieferung.[3]

Manuskripte lassen vielfältige Rückschlüsse auf den Entstehungsprozess und die Authentizität eines Textes zu, wenn etwa Passagen gestrichen und neu formuliert oder nachträglich eingefügt wurden. Die moderne Texterstellung am Computer hinterlässt hingegen oft nur das fertige Schriftstück als „sprachloses Dokument“.[4]

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Berühmte Handschriften

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Codex Manesse

Historisch

(chronologisch sortiert)

Religiös

(chronologisch sortiert)

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„Die Philosophie thront inmitten der Sieben Freien Künste“ – Darstellung aus einem kolorierten Faksimile des Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg, 12. Jahrhundert

Wissenschaftlich

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Siehe auch

Literatur

  • Martin Bodmer (Hrsg.): Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur. Atlantis Verlag, Zürich 1961–1964, 2 Bände, davon Band 1: Antikes und mittelalterliches Buch- und Schriftwesen, Überlieferungsgeschichte der antiken Literatur, von Herbert Hunger u. a.; Band 2: Überlieferungsgeschichte der mittelalterlichen Literatur, von Karl Langosch u. a.; 623+843 Seiten, ill.
  • Jörg Döring, Jürgen Wolf: Manuskript / Autograph / Typoskript. In: Natalie Binczek, Till Dembeck, Jörgen Schäfer (Hrsg.): Medien der Literatur. De Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-311-020493-3, S. 411–423.
  • Joachim Kirchner: Germanistische Handschriftenpraxis: Ein Lehrbuch für die Studierenden der Deutschen Philologie. C. H. Beck, München 1950; 2. Auflage ebenda 1967.
  • Wilhelm Wattenbach: Das Schriftwesen im Mittelalter. Leipzig 1871; 3. Auflage ebenda 1896; unveränderter Neudruck („4. Auflage“) Graz 1958 (Volltexte).
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Verzeichnisse

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Commons: Manuskripte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Handschriftenverzeichnis – Quellen und Volltexte
Wiktionary: Manuskript – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Einzelnachweise

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