Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Afferde
Stadtteil von Hameln Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Afferde ist ein Stadtteil im Osten Hamelns. Das ursprünglich selbständige Dorf wurde 1973 nach Hameln eingemeindet. Afferde ist flächenmäßig der sechstgrößte Ort in Hameln und verfügt mit 5.026 Einwohnern (Juni 2022)[1] über die meisten Einwohner der Hamelner Ortschaften.
Remove ads
Geschichte
Zusammenfassung
Kontext

Afferde war bereits seit der Jungsteinzeit zumindest sporadisch besiedelt, wie archäologische Funde verschiedener Epochen belegen. Keramikbruchstücke ur- und frühgeschichtlicher Machart, sog. Harpstedter Rauhtöpfe, konnten der vorrömischen Eisenzeit zugeordnet werden: „Diese Stücke erlauben eine zeitliche Zuordnung in die vorrömische Eisenzeit (Mitte 8. Jahrhundert v. Chr. bis um 0).“[2]
Auf eine Besiedlung der Gegend im Mittelalter, in der Zeit zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert, deutet die östlich des Ortes gelegene Wüstung bei Afferde hin.[3]
Eine frühe Erwähnung fand der Ort in einer lateinisch abgefassten Urkunde von 1042, in der Bischof Bruno von Minden die Schenkung eines Hofes an das in Minden auf der Werderinsel neu gegründete Kloster St. Mauritius bestätigte. Es handelte sich wahrscheinlich um den Hof Nr. 3, Sitz des adligen Geschlechts derer „de Düthe“ oder „de Affordie“. Der Ortsname wandelte sich seit dem Mittelalter von „Afforde“ (1042) über „Affordia“ (1311) zu „Afferde“.[4] Der Ort lag im Gerichtsbezirk Goe auf der Hamel im altsächsisch-engernschen Tilithigau und gehörte während des Mittelalters und der frühen Neuzeit zum Archidiakonat Ohsen der Diözese Minden (das historische Bistum Minden wurde 1803 aufgelöst).
Auch das St. Bonifatiusstift Hameln hatte im Mittelalter Besitz in Afferde. Ein Fund aus 2021 auf einer Baustelle an der Eike-Kerstein-Straße ergab Scherben urgeschichtlicher Machart neben hoch- und spätmittelalterlichen Lesefunden in Form von Keramik und neuzeitlichen Münzfunden des 18. und 19. Jahrhunderts.[5] 1311 wurden die Orte Klein-Afferde und Groß-Afferde unterschieden („in parvo [...] in magno affordia“). Friedrich Sprenger vermutet in seiner „Geschichte der Stadt Hameln“ den Siedlungskern von Klein-Afferde in der Nähe der Hamelbrücke.[6] Das Ministerialengeschlecht „de Affordie“ bzw. „von Afferde“ existierte bis 1381. 1385 wurde die spätmittelalterliche Hamelner Landwehr erstmals urkundlich erwähnt.[7] Der Name „Afferdsche Warte“ bezieht sich auf einen heute nicht mehr existierenden Aussichtsturm (Wartturm) oder Wachtposten, der bei Afferde an der Hamelner Landwehr stand und als Teil des Grenzsicherungssystems und Beobachtungspunkt der Stadt Hameln diente. Er wurde 1415 erstmals urkundlich erwähnt. Die Landwehr diente hauptsächlich dem Schutz von Handelsstraßen mit Zollabgabe, Kontrolle der Holz-, Hude- und Weidenutzung sowie der Grenzmarkierung von Hameln gegenüber dem Umland. Noch heute werden vom Afferdschen „Verein für Grenzbeziehung und Heimatpflege von 1975“ Grenzbeziehungen durchgeführt; diese Tradition gibt es seit 1619.[8][9] Von ca. 1550 bis 1639 war Afferde zusammen mit den Dörfern Hastenbeck, Rohrsen, Behrensen und Wehrbergen dem Braunschweig-Lüneburgischen Amt Hastenbeck für die Verwaltung zugeordnet.[10] 1560/1580 war der vermögende Söldnerführer und u. a. Bauherr des Weserrenaissanceschlosses Schwöbber Hilmar von Münchhausen Grundherr von Meierhöfen in Afferde.[11] Er verpfändete seinen Besitz in Afferde an den Hamelner Ackerbürger Mügge. 1568 gehörte Afferde zum Amt Springe im welfischen Fürstentum Calenberg. Im Dreißigjährigen Krieg hielt sich der kaiserliche Feldherr Tilly am 2. August 1625 in Afferde auf.
Das Industriegebiet zwischen Hameln und Afferde entwickelte sich ab 1860. 1912 gründeten der Kreis Hameln, der Kreis Holzminden und die Grafschaft Schaumburg das Elektrizitätswerk Wesertal. Ein Heizkraftwerk wurde gebaut. 1934 wurde der Bahnhof Afferde errichtet, der 30 Jahre später wieder außer Betrieb ging.
Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, am 15. April 1945, starb ein Zwangsarbeiter in Afferde an Unterernährung. Er wurde am 18. April 1945 auf dem Friedhof in Afferde beigesetzt.
Am 1. Januar 1973 wurde Afferde im Rahmen der Gebietsreform in die Kreisstadt Hameln eingegliedert.[12][13]
Remove ads
Kirchen
Zusammenfassung
Kontext


1042/1044 lag das Patronat über die Kirche in Afferde beim Archidiakon der Diözese Minden in Ohsen. Später, bis 1871, lag das Kirchenpatronat beim Landesherrn. Die um 1200 errichtete Kirche war im 12./13. Jahrhundert eine Filialkirche von Groß Hilligsfeld. Um 1200 wurde die Afferder Kirche eine Pfarrkirche. Aus dieser Zeit existiert noch heute der Taufkessel. 1356 wurde der Kirchenaltar durch die Gebrüder Haed aus Hameln gestiftet. Ab 1494 existierte außer der Dorfkirche noch eine Kapelle in der Feldmark von Klein-Afferde, außerhalb der Hamelner Landwehr. 1542 fand in Afferde, das zum Fürstentum Calenberg-Göttingen gehörte, die Reformation statt. Im Dreißigjährigen Krieg, 1632 oder 1633, wurde die alte Dorfkirche am Nordrand des Dorfes ausgeplündert und verwüstet. 1633 wurde im Ort ein neues Pfarrhaus gebaut. 1640 wurde die Hastenbecker Kirche von der Kirchengemeinde Afferde gelöst, rechtlich selbständig und dem Patronat der Familie von Reden unterstellt. Die St.-Georg-Kirche wurde 1772/1773 am Standort der Vorgängerkirche errichtet und in den Jahren 1873, 1964 und 1991–1995 jeweils renoviert. Der Amtsinhaber der Pfarrstelle wohnte im 1829 als Fachwerkbau wiederum neu errichteten Pfarrhaus.[14] Heute gehört die Kirchengemeinde Afferde zum evangelisch-lutherischen Kirchenkreis Hameln-Pyrmont.[15] Ab 1720 sind Taufen, Trauungen und Begräbnisse (Lücken 1778/1779), ab 1721 Konfirmationen und ab 1771 Kommunikanten in den Kirchenbüchern von Afferde dokumentiert.
Die St.-Monika-Kirche wurde 1970/71 als römisch-katholische Kirche erbaut. 2009 erfolgte ihre Profanierung und anschließende Neueröffnung als Filialkirche der Mennonitischen Brüdergemeinde Lemgo. Der Bedarf hierfür war durch die Ansiedlung mennonitischer Aussiedler aus Russland in Hameln entstanden.[16]
Bis 1885 wurden in Afferde auf dem alten Friedhof Beerdigungen durchgeführt. 1885 wurde der Friedhof am Hastenbecker Kirchweg, jetzt Cumberlandstraße, angelegt. Dort wurden bis 1968 Beerdigungen durchgeführt. 1965 wurde der kommunale Friedhof am Scheckfeldweg geschaffen.[17][18]
Remove ads
Politik
Ortsrat Afferde
Gewinne und Verluste
Die SPD verfügt mit 6 Sitzen über die Mehrheit.
Die nächste Kommunalwahl findet voraussichtlich im Herbst 2026 statt.
Ortsbürgermeister
Ortsbürgermeister von Afferde ist das Ortsratsmitglied Björn Lönnecker (SPD) seit 2014. Er wurde 2016 und 2021 nach der Kommunalwahl wiedergewählt.
Wappen
Quer geteilter Schild; oben auf grünem Grund ein halber weißer steigender Widder mit goldenem Gehörn und Hufen nach links, unten auf silbernem Grund ein durch den Querstrich geteiltes halbes schwarzes Kammrad/Zahnrad das in ein darunter liegendes kleineres eingreift.
Einwohnerentwicklung
Quellen: Einwohnermeldedatei; Burchard & Mundhenke 1962 (für das Jahr 1689).
Wirtschaft und Infrastruktur
Zusammenfassung
Kontext
Bildung
1898 wurde die Schule in Afferde erbaut. Die Hauptschule wurde 1982 aufgegeben. 1986 wurde der Kindergarten in Afferde in das Schulgebäude verlegt. Die Grundschule Afferde wurde im Schuljahr 2017/2018 von 198 Schülern besucht.[21]
Verkehr
Die Bundesstraße 1 teilt den nördlich gelegenen alten Ortsteil von Afferde von den Neubaugebieten im Süden ab.
Feuerwehr
1883 wurde die Freiwillige Feuerwehr Afferde gegründet. Sie erhielt 1957 ein Löschgruppenfahrzeug „LF 8“. 1958 wurde der Feuerwehr-Musikzug Afferde gegründet. 1962 wurde das Feuerwehrhaus gebaut. 1968 wurde die Jugendfeuerwehr Afferde gegründet. 2001 erhielt die Freiwillige Feuerwehr Afferde ein neues Löschgruppenfahrzeug „LF 8/6“.
Bahnhof Afferde
Der Ort hatte einen Bahnhof an der Bahnstrecke Elze–Löhne. Da der Ort rund sieben Kilometer vom Bückeberg entfernt liegt, wurde dieser Bahnhof im Rahmen der Ausbauarbeiten für das Reichserntedankfest 1935 mit zwei Ausweich- und Abstellgleisen erbaut. Das Abfertigungsgebäude wurde in Holzbauweise errichtet und hatte zwei Warteräume und einen Fahrkartenschalter. Ein Toilettengebäude wurde daneben errichtet. In einem weiteren Anbau wurde die Stellwerkstechnik für den Bahnhof und ein beschrankter Bahnübergang untergebracht. Im ersten Stock des Gebäudes entstand eine Dienstwohnung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die nicht benötigten Bahnsteige wieder abgebaut und der Bahnhof zum Haltepunkt zurückgestuft. 1964 wurde der Personenhalt aufgelassen. Das Gebäude wurde weiter als Schrankenposten und Blockstelle verwendet. 1977 zog der Schrankenwärter aus der Dienstwohnung aus. Das Haus wurde Opfer einer Brandstiftung und 1978 abgerissen.[22]
Remove ads
Persönlichkeiten
- Christian Friedrich Jahns (1810–nach 1868), Lehrer und Schulbuch-Autor.
- August Lönnecker (1905–1981), Kraftwagenmechaniker und Automobilsportler.
Vereine
- 1906 wurde der „Männerturnverein Germania Afferde“ gegründet. Die Mitglieder des Vereins trainierten auf dem Saal der Gastwirtschaft „Zur Krone“. 1919, nach dem Ersten Weltkrieg, wurde der „Arbeiter Turn- und Sportverein Afferde 1906“ neu gegründet.[23] Er bot u. a. die Sparten Kinder- und Frauenturnen. 1925 wurde der „Turnclub Afferde“ als zweiter Sportverein im Dorf gegründet. 1928/29 erhielten beide Sportvereine ein gemeinsames Trainingsgelände auf einer Wiese „Am Schwarzen Weg“ in Afferde. Die Sparten Feldhandball, Leichtathletik und Ballsport wurden angeboten. 1933 wurden beide Sportvereine wieder vereint. 1947 wurde die „Turn- und Sportvereinigung (TSV) Afferde“ mit der Fußballsparte gegründet. 1952 entstand der „Fußball-Sport-Verein (FSV) Afferde“. 1967 wurde eine Turn- und Sporthalle im Ort gebaut. 1969 wurde schließlich der „SV Eintracht Afferde von 1906 e. V.“ gegründet. Er bietet die Sparten Turnen, Handball, Fußball und Tischtennis. 1995 kam die Tennissparte hinzu. 1980 wurde das Sportheim auf dem Schulgelände gebaut und 1981 eingeweiht. Der „SV Eintracht Afferde von 1906 e. V.“ ist der drittgrößte Verein in Hameln, hat ca. 1000 Mitglieder und bietet insgesamt 12 Sparten an.
- Afferde hat einen Schützenverein, der 1887 gegründet wurde.
- Der „Kleingartenverein Afferde (KGV) e. V.“ wurde 1946 gegründet und verfügt über 103 Kleingärten.[24]
- Der „Verein für Grenzbeziehung und Heimatpflege Afferde e. V.“ wurde 1975 gegründet.[25]
- Von 2006 bis 2022 gab es den Kinder- und Jugendtreffpunkt/die Begegnungsstätte „Haltestelle“ in Afferde. Angebote wurden für alle Kinder, Jugendlichen, Eltern und Nachbarn im Ort gemacht.
- An der Straße „Klußfeld 13“ in Afferde gibt es den städtischen Jugendtreff.
Remove ads
Weblinks
Commons: Afferde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur
- Gisela Aye & Axel Chr. Kronenberg: Taufbecken und Taufengel in Niedersachsen: Vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, Adiaphora, Band 5, Nr. 286, 2006, S. 209.
- Hans Berner (Bearb.): Das Amt Ohsen, Schriftenreihe der „Genealogischen Gesellschaft Hameln“ zur Geschichte der Stadt Hameln und des Kreises Hameln-Pyrmont, Heft 6, Reise Verlag, Göttingen, 1954.
- Martin Born: Geographie der ländlichen Siedlungen, Stuttgart, 1977.
- Hermann Friedrich Karl Brandt: Geschichte des Dorfes Afferde, Göttingen, Selbstverlag, 1943.
- Bernhard Gelderblom, Mario Keller-Holte: Ausländische Zwangsarbeit in Hameln und im Landkreis Hameln-Pyrmont 1939–1945, Holzminden, 2006, ISBN 3-931656-96-9.
- Bernhard Gelderblom: Die NS-Reichserntedankfeste auf dem Bückeberg 1933–1937. Aufmarsch der Volksgemeinschaft und Massenpropaganda, Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden, 2018.
- Dagmar Köhler, Bernhard Gelderblom: Dorfkirchen in Hameln-Pyrmont: Schriftenreihe des Vereins für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln, Band 2, Jörg Mitzkat Verlag, Holzminden, 2023, S. 140–141.
- Cay Lienau: Die Siedlungen des ländlichen Raumes, 3. Auflage, Braunschweig, 1997.
- Philipp Meyer (Hrsg.): Die Pastoren der Landeskirchen Hannovers und Schaumburg-Lippes seit der Reformation. Band 2 = Kaarßen bis Zeven, S. 434 und Band 3 = Ergänzungen und Berichtigungen zum 1. und 2. Bande, 1953, S. 42.
- Moritz Oppermann: Die Schlacht bei Hastenbeck, C. W. Niemeyer, Hameln, 1957.
- Christoph Reichardt & Wolfgang Schäfer: Nationalsozialismus im Weserbergland. Aufstieg und Herrschaft 1921 bis 1936. Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden, 2024.
- Karl Schlutter: Geschichte des Amtes Grohnde-Ohsen, Handschrift um 1900, Gemeinde Emmerthal (Hrsg.), Band 1 der Schriftenreihe des Historischen Archivs der Gemeinde Emmerthal, Emmerthal, 2010.
- Thomas Schwark: „…dass die Engländer uns im Stich lassen“: Hardenberg und der erste „Weltkrieg“ der Geschichte. In: Wilken von Bothmer (Hrsg.), Im Auftrag der Krone: Friedrich Karl von Hardenberg und das Leben in Hannover um 1750, 2011, S. 71–77
- Emil Sehling: Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts, Band 6,1, 2020, S. 83 ff.
Remove ads
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads

