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Alter Markt (Magdeburg)
Marktplatz der Stadt Magdeburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Der Alte Markt ist der denkmalgeschützte Marktplatz der Stadt Magdeburg.

Lage und Gestaltung
Zusammenfassung
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Der Alte Markt befindet sich an zentraler Stelle in der Magdeburger Altstadt, östlich des Breiten Wegs. Sein Grundriss ist trapezförmig, wobei die Ostseite etwas länger ist als die Westseite. Es besteht ein leichtes Gefälle von West nach Ost. Baulich wird der Platz vom barocken Alten Rathaus dominiert, das die Ostseite des Platzes einnimmt und hinter dem sich die Doppeltürme der Johanniskirche als Marktkirche erheben. Nord- und Südseite sind überwiegend von neoklassizistischen Gebäuden aus den 1950er Jahren geprägt, die als Zeugnis der ersten Phase des Wiederaufbaus in der Zeit der DDR nach dem Zweiten Weltkrieg gelten. Mit dem Magdeburger Reiter, dem Magdeburger Roland und der Hirschsäule befinden sich auf der Ostseite des Platzes mehrere Denkmäler historischen Ursprungs. Bemerkenswert ist auch der Eulenspiegelbrunnen auf der Westseite.
Es münden mehrere Straßen auf den Alten Markt. Im Südosten die Hartstraße und die Verlängerung der Johannisbergstraße. An der Nordostecke grenzt der Platz Bei der Hauptwache an. Auf der Nordseite münden die aktuell unbenannte Buttergasse und die Schwertfegergasse ein. Im Westen trifft der Alte Markt auf den Breiten Weg.
Historisch bestanden mehrere weitere Gassen, die im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch aufgegeben und überbaut wurden. Auf der Südseite handelte es sich dabei um die Schuhbrücke, den Schwibbogen, die Lödischehofstraße und die Fettehennenstraße. Auf der Nordseite bestand die Nadelöhrgasse.
Der Alte Markt ist unter der Erfassungsnummer 094 82654 im Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt als Denkmalbereich eingetragen.[1]
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Geschichte
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Der Alte Markt stellt den Kern der 965 erstmals erwähnten Kaufmannsansiedlung an dieser Stelle dar. Die Form des Alten Marktes galt seit dem 12. Jahrhundert als Vorbild für die Gründung anderer Märkte nach Magdeburger Recht. Es gibt jedoch die Vermutung, dass der Alte Markt ursprünglich weiter nach Osten, bis zum Bereich der Johanniskirche, reichte. Tatsächlich gehörte damals der südliche Teil des heutigen Rathauses noch nicht zum Rathaus.[2] Bei archäologischen Untersuchungen gefundene Reste von Pflasterungen wurden auf das 12. Jahrhundert datiert.[3] Das nach Osten abfallende Gefälle war in dieser Zeit größer als heute.[4] Die Bezeichnung Alter wurde als Unterscheidung zum Neuen Markt, dem heutigen Domplatz, eingeführt und beibehalten. Erstmals wurde die Bezeichnung und damit die Unterscheidung urkundlich 1294 erwähnt.[5]
An der Südostseite des Alten Markts führte im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ein Förder unter dem Rathaus hindurch in die Johannisbergstraße in Richtung Elbe.[6]
Auf dem Alten Markt fand Rechtsprechung statt. In der frühen Zeit tagte hier das Burggrafengericht aber auch das Schultheißengericht und das Marktgericht des Marktrichters. Hinzu kam der Schöppenstuhl, der über das Magdeburger Recht entschied. Auf dem Markt befanden bzw. befinden sich Standbilder, die im Zusammenhang mit der Rechtsprechung standen. So wurde am Magdeburger Reiter die Burggrafenbank gesetzt. Der Reiter, wohl Symbol des Kaisers, kann als Symbol der obersten Instanz gesehen werden. Bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts tagte das Burggrafengericht an der Südecke des Rathauses, zwischen Rathaus und Reiterstandbild. Auf diese Stelle weist auch die Schwurhand des Kaisers. Der Magdeburger Roland, der ursprünglich vor dem Schöppenstuhl, Haus Alter Markt 16 nach alter Hausnummerierung, stand, wird als Symbol des Gerichts des Schultheiß verstanden. Hinzu kam noch der Kak genannte Pranger, ein Symbol des Marktgerichts, als unterer Gerichtsbarkeit. Zu seinem Standort gibt es unterschiedliche Angaben. Zum Teil wird er mittig vor der Nordseite des Rathauses, also auf dem heutigen Platz Bei der Hauptwache angegeben.[7] Auf einer bildlichen Darstellung von 1706 wird er jedoch mitten auf dem Alten Markt gezeigt. Möglicherweise veränderte sich der Standort. Außerdem gab es zeitweise einen drehbaren Schilderbaum, mit seitlich abgestreckten Armen, in der rechten Hand ein Schild. Er diente für von den Stadtjunkern durchgeführte Kampfspiele. Darüber hinaus bestand die Hirschsäule, deren genaue Bedeutung jedoch unklar ist.[8]
Im Mittelalter gab es zeitweise auch auf dem Platz Gebäude. So befand sich nahe am Magdeburger Reiter die erzbischöfliche Münze. Sie wurde 1402 zerstört aber wieder aufgebaut und letztlich 1525 abgerissen. Ein weiteres Gebäude auf dem Platz war das Haus Zum Wallfisch. Es stand am Eingang zur Spiegelbrücke und wurde 1539 vom Rat erworben und abgebrochen, um die Straße freizumachen.[9]
Ein weiterer Block befand sich im westlichen Teil des Platzes. Dort befand sich das Innungshaus der Schuster und Lohgerber zwischen den Einmündungen der Schwertfegerstraße und der Buttergasse.
Der Beginn der Reformation ist in Magdeburg mit dem Alten Markt verbunden. Markant war ein Ereignis im Mai 1524. Ein Tuchmachergeselle verkaufte auf dem Platz Luthersche Lieder, wobei er sie zum Teil auch sang. Darunter Aus tiefer Not schrei ich zu dir und Es wolle Gott uns gnädig sein. Es bildete sich eine große Menschenmenge um ihn. Bürgermeister Rubin ließ ihn daraufhin verhaften. Dies erregte großes Aufsehen. Die Menschen versammelten sich vor dem Rathaus und forderten die Freilassung des Gesellen und die Inhaftierung der Stadtdiener, die ihn verhaftet hatten. Tatsächlich wurden den Forderungen nachgegeben.
Trotz der schweren Zerstörungen der Stadt Magdeburg im Jahr 1631 während des Dreißigjährigen Krieges blieb die grundsätzliche Form des Platzes erhalten. Allerdings war die Bebauung weitgehend zerstört und wurde über eine längere Zeit wieder aufgebaut. Die Kelleranlagen waren jedoch häufig erhalten und wurden auch weiter genutzt,[10] so dass die Keller zum Teil noch weiter in den Markt hineinreichten. Auffällig war, dass die Keller und auch die Zuschnitte der Grundstücke Alter Markt 5 bis 14, auf der Südseite des Alten Markts, klein und schmal waren. Es wurde daher vermutet, dass in diesem Bereich im Mittelalter nur Krambuden standen.[11]
Auch die Denkmäler des Platzes waren zerstört oder beschädigt. Da der Magdeburger Reiter auch als Symbol der Reichsfreiheit galt, wurde er wieder instand gesetzt. Für die Ereignisse während der Zerstörung ist für das Haus Alter Markt 19 (heute 8) ein konkreter Bericht eines Angreifers überliefert. Auch der Magdeburger Roland war zerstört worden. Er wurde jedoch zunächst nicht wieder aufgebaut. Seine Reste wurden 1727 bei einer Neupflasterung des Alten Markts beseitigt. An seine Stelle wurde zur Erinnerung der Rolandstein gesetzt. Er wurde 1904 erneuert. Unklar ist, ob es dabei auch zu einer räumlichen Lageveränderung kam.[12]
Vermutlich aufgrund seiner abgegrenzten Lage war der auf dem Platz befindliche Häuserblock des Innungshauses der Schuster und Lohgerber vom ausgebrochenen Feuer verschont geblieben. Spätere Pläne den Block abzureißen und so die Fläche des Alten Markts nach Westen zu erweitern, wurden, vermutlich aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt.[13]

Der Zugang vom Breiten Weg auf den Alten Markt war ursprünglich sehr schmal. Seine Breite betrug lediglich 24,75 Ellen. 1642 wurde die Nordseite vom Rat um zwei Ellen nach Norden zurückgenommen, so dass die kurze Verbindungsstraße minimal verbreitert war. Erst 1873 erfolgte eine deutliche Verbreiterung, diesmal durch die Zurücknahme der Südseite.[14]
Am 24. Juni 1666 fand die Huldigungsfeier für den Kurfürsten als neuen Landesherrn auf dem Alten Markt statt. Auch die Erbhuldigungsfeier am 30. Mai 1681 wurde hier durchgeführt. Dafür war vor dem Innungshaus der Gewandschneider eine mit rotem Tuch verkleidete Tribüne aufgebaut, auf der der neue Kurfürst Friedrich Wilhelm auf einem Thronsessel saß. Rat und Bürgerschaft legten einen Eid auf ihn ab. Es schloss sich ein Festmahl für 250 Personen an.
Direkt auf dem Platz entstand in der Zeit der brandenburgischen Garnison ab 1666 eine hölzerne Baracke, als Hauptwache. 1723 wurde sie an den Platz Bei der Hauptwache verlegt und dort später als Alte Hauptwache bezeichnet. Neben der Holzbaracke befand sich das Strafinstrument eines Pferds, auf dem Soldaten ihren Arrest absaßen sowie der Galgen. Auch diese Elemente der militärischen Justiz wurden jedoch mit der Verlegung der Hauptwache entfernt. In der französischen Besatzungszeit zwischen 1806 und 1813 wurde nochmals ein Galgen auf dem Alten Markt aufgestellt.

Zumindest in den 1920er Jahren befand sich auf der Südseite des Alten Markts, an der Einmündung des Schwibbogens, ein Taut-Kiosk.


Auch nach der Zerstörung von 1945 mussten fast alle Gebäude des Platzes vollständig neu errichtet werden. Zuvor erfolgten umfangreiche archäologische Untersuchungen.[15] Die nördliche und südliche Platzfront entstand 1954/55 nach Entwürfen der Architekten Johannes Kramer und Max Wiegleb in Form von viergeschossigen, traufständigen Häusern in geschlossener Bauweise im neoklassizistischen Stil der damaligen DDR-Architekturdoktrin der Nationalen Tradition. Die Grundsteinlegung erfolgte am 10. Mai 1953 im Beisein von Walter Ulbricht.[16] Auf der Nordseite blieb als Altbau jedoch das Theater des Friedens erhalten. Der Zugang vom Breiten Weg auf der Westseite, über Jahrhunderte schrittweise erweitert, wurde fast auf voller Breite geöffnet, so dass der Alte Markt nun nur noch auf drei Seiten von Bebauung eingefasst war. Am Durchgang entstand, stark zurückgesetzt aber etwas erhöht, in den 1970er Jahren ein flaches Gebäude der Magdeburg Information.[17]
Nach der friedlichen Revolution in der DDR im Jahr 1989 wurde die Westseite neu bebaut und der traditionelle Block im westlichen Teil des Alten Markts in moderner Architektursprache mit dem Bau der neuen Gebäude Alter Markt 12 und 13/14 wieder hergestellt und der Zugang mit der Nummer 15 eingeengt. Am Rathaus wurden die seit langem fehlenden, für die Magdeburger Geschichte aber charakteristischen Denkmäler Magdeburger Roland und Hirschsäule wieder aufgestellt.
Am 20. Dezember 2024 ereignete sich auf dem Alten Markt der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt.
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Namen von Teilen des Alten Markts
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Für Teile des Platzes bestanden auch noch spezielle Namen, die sich an eine tatsächliche Nutzung anlehnten und sich mit dieser auch räumlich veränderten. So wurde der Bereich zwischen der Hartstraße und der damaligen Fettenhennenstraße um 1700 als Fischmarkt bezeichnet. Ab etwa 1780 wurden Fische jedoch auf dem Platz Bei der Hauptwache verkauft, so dass auch die Benennung wechselte. Um 1910 befand sich der übliche Platz für die Fischhändler wieder an der ursprünglichen Stelle. In den 1930er Jahren war der Fischhandel vom Markt verschwunden. Ein Gerbermarkt dürfte sich vor dem Innungshaus der Gerber (Alter Markt 25), nahe der Einmündung der Buttergasse befunden haben. Überliefert sind auch Bezeichnungen wie Kohlmarkt und Krautmarkt, wobei deren räumliche Zuordnung unbekannt ist. Es gab auch einen Kränzmarkt (auch Krenzmarkt oder Kreuzmarkt) auf dem Kränze verkauft wurden. Auch dieser Standort ist unbekannt. Im Mittelalter gab es auch einen Rademarkt, im Sinne eines Gerätemarkts. Gerätschaften wurden später dann jedoch wohl direkt in den Häusern der herstellenden Handwerker gekauft, so dass dieser Marktbereich verschwand. Der Milchmarkt befand sich in der Zeit um 1700 im Bereich der Einmündung der Johannisbergstraße. Ein Töpfermarkt gab es am Platz Bei der Hauptwache, aber auch auf dem Johanniskirchhof. Noch in den 1930er Jahren wurde der Fleischmarkt auf dem Johanniskirchhof durchgeführt. An der Einmündung der Spiegelbrücke befand sich der Vieh- bzw. Schweinemarkt. Das südliche Ende der Schwertfegergasse hieß zeitweise auch Saugasse, wohl auch aufgrund eines entsprechenden Marktgeschehens. Auch der Name der Buttergasse geht darauf zurück, dass sich an der Einmündung der Gasse auf den Alten Markt zeitweise die Stände von Butterhändlern befanden. Im nordwestlichen Teil des Marktes im Bereich der Schwertfegergasse befanden sich auch Brotscharrn (Schwertfegerstraße 23) und Fleischscharrn (Alter Markt 26). Weitere Märkte der Stadt gab es im Bereich um die Jakobikirche sowie am Breiter Weg.
Das Verbindungsstück zwischen dem Alten Markt und dem Breitem Weg wurde ursprünglich nicht zum Alten Markt gezählt. 1552 wurde dieser Bereich als In der Garküche bezeichnet, da sich dort, im Bereich des Grundstückes Alter Markt 29, eine Garküche befand, die von auswärtigen Marktbesuchern genutzt wurde. Auch noch 1798 wurde dieser Name genutzt. Die Garküche verschwand jedoch Ende des 18. Jahrhunderts, 1807 war der Name dann auch nicht mehr verzeichnet. Es war dann der Name Marktstraße bzw. Kleine Marktstraße gebräuchlich. Mit der Einführung der Hausnummerierung wurden die Gebäude dieses Bereichs dann jedoch bereits mit zum Alten Markt gezählt.[18]
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Heutige Nutzung

Der Alte Markt wird vom Magdeburg Wochenmarkt genutzt,[19] sowie vom jährlich statt findenden Magdeburger Weihnachtsmarkt. Darüber hinaus ist er Veranstaltungsort für Volksfeste aber auch Demonstrationen. Außerdem werden im Fall sportlicher Meisterfeiern hier die sich auf dem Rathausbalkon präsentierenden Mannschaften gefeiert.
Marktsagen
Zusammenfassung
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Mit dem Alten Markt sind mehrere Sagen verbunden.
- Das brennende Licht am Kak und die Saugasse
- Der bekanntlich tatsächlich 1325 unter dem Rathaus Magdeburg im heutigen Ratskeller gefangene Erzbischof Burchard III. habe versucht, einen seiner Wächter mit einem Schatz zu bestechen, damit er ihn frei ließe. Andere Wächter hätten dann jedoch Burchard III. auf der Flucht erschlagen. Der Bestochene hatte den Schatz am Kak genannten Pranger auf dem Alten Markt versteckt. Noch vor seinem Tode habe der Erzbischof den Schatz jedoch gebannt. Nur der Teufel in Gestalt eines Schweins könne ihn heben. Die Stelle des Schatzes würde hin und wieder durch eine Flamme angedeutet. Eines Nachts hörte die Witwe Magdalene Schartau die Stimme ihres verstorbenen Mannes, der im Jenseits von dem Schatz erfahren habe und ihr davon berichtete. Der Schatz sei nun jemanden aus ihrer Familie zugedacht. Er warnte jedoch davor sich nicht mit dem Bösen einzulassen. Die Witwe heirate neu. Ihr neuer Ehemann, der Müller Jonas Kuppel, hatte es jedoch auf den Schatz abgesehen. Er zwang seine Frau mit ihm Nachts auf den Alten Markt zu gehen, wo sie tatsächlich um Mitternacht ein Licht flackern sahen. Als er anfing dort zu graben, hörten sie ein unheimliches Grunzen. Dann erschien ein ungeheures Schwein, dass die Erde aufwühlte. Magdalene ergriff eine große Furcht, so dass sie Jesus Christus anrief, worauf das Licht erlosch und das Schwein grunzend davon lief. Ihr Mann schlug, vor Wut über den so verlorenen Schatz, sie mit einer Schaufel nieder. Als die Wächter des Rats sie am nächsten Morgen fanden, lag neben ihr tot ihr Ehemann. Er sah aus wie von wilden Tieren zerfleischt. Die Wächter vermeinten das ferne Grunzen eines Schweins zu hören. Magdalene konnte noch die Geschichte erzählen, verstarb dann jedoch. Das Blut des Jonas Kuppel soll noch lange zu sehen gewesen sein, ohne das es jemand entfernen konnte. Noch des Öfteren sah man auch ein Schwein vom Markt in Richtung einer Gasse laufen, die man daher Saugasse nannte, ein alter Name der Schwertfegergasse. Noch immer soll man hin und wieder bläuliche Flammen dort sehen, wo einst der Kak stand.[20]
- Die silbernen Läuse
- Der Sage nach lebte der reiche Gewandschneider und Tuchhändler Klön mit seinen zwei Söhnen in einem schönen Haus am Alten Markt. Auf dem Sterbebett beauftragte er seinen Freund, den Bürgermeister Sültz, für seine Kinder zu sorgen, was Sültz gewissenhaft tat. Er verwaltete ihr Vermögen und sorgte für eine gute Ausbildung und Erziehung. Als sie volljährig waren übergab er ihnen das beträchtliche Vermögen. Die beiden fingen jedoch an verschwenderisch zu leben und das Geld durchzubringen. Als ihr alter Vormund sich in Sorge an sie wandte, machten sie sich über ihn lustig. Erzürnt rief er ihnen zu, dass, wenn sie weiter so machten, sie irgendwann die Läuse fräßen. Die beiden ließen sich daraufhin Kleidung anfertigen, die mit lauter kleinen Läusen aus Silber besetzt war, um so den Alten zu verspotten. Allerdings verarmten sie letztlich tatsächlich. Gläubiger übernahmen ihr Haus am Alten Markt. Letztendlich verstarben sie im Armenhaus der Jakobikirche, wo sie mit richtigen Läusen zu tun hatten.[21]
- Die Elbjungfer
- Der Sage nach soll eine Elbnixe regelmäßig den Markt besucht haben. Sie wird als wunderschön und mit blauem Kleid mit schilfgrünem Mieder gekleidet beschrieben. Ihr Kleid wäre immer eine Handbreit nass gewesen. Sie erschien immer allein, kaufte Brot, Fleisch und Obst, legte alles in einen Korb und ging dann wieder aus dem Stadttor hinaus. Eines Tages folgte ihr ein junger Mann und fragte, ob er sie begleiten dürfte. Sie verneinte und gab sich als Nixe zu erkennen, die am Grund der Elbe mit ihrem Vater und ihren Brüdern lebe. Letztlich bat der junge Mann um ihre Hand und erklärte sich bereit mit ihr in der Elbe zu leben. Das rührte die Nixe so, dass sie versprach ihren Vater zu fragen. Er soll am Ufer warten, wenn sie ins Wasser steige. Würde ein Teller mit einem Apfel erscheinen, so könne er ihr nachfolgen. Würde sich das blutrot färben, dann hätten sie ihre Brüder wegen des ungeheuren Ansinnens umgebracht. Kurz nachdem sie in die Elbe stieg, wollte das Wasser rot auf. Seitdem wurde sie nicht mehr auf dem Markt gesehen.[22]

- Till Eulenspiegel in Magdeburg
- Als Till Eulenspiegel in Magdeburg weilte, ließ er bekannt machen, dass er vom Säulengang des Rathauses fliegen würde. Eine große Menschenansammlung versammelte sich daher zum angegebenen Zeitpunkt auf dem Platz. Eulenspiegel kletterte tatsächlich hinauf und fing an mit den Armen flügelschlagende Bewegungen zu machen. Dann brach er jedoch lachen ab und sagte, er hätte gedacht, dass es keine größere Narren als ihn gebe und nun sehe er eine ganze Stadt voller Narren, die dächten, er könne fliegen wie ein Vogel. Er ging dann schnell weg. Die genarrten Leute fluchten zu Teil, zum Teil sagten sie aber auch, dass er zwar ein Narr sei, aber er letztlich ihnen doch die Wahrheit gesagt hätte. An diese Sage erinnert der Eulenspiegelbrunnen und die Darstellung des Eulenspiegels auf der Rückseite des Magdeburger Rolands.[23]

- Der Magdeburger Reiter
- In der Neujahrsnacht soll sich der Magdeburger Reiter während der zwölf Schläge der Johanniskirche einmal um seine Achse drehen. Eine andere Sage schildert, dass der Reiter um Mitternacht mit Pferd vom Sockel springt, um das Rathaus zur Johanniskirche, von dort über den Fürstenwall zum Magdeburger Dom und dann vom Domplatz über den Breiten Weg zurück zum Alten Markt reitet, wo er pünktlich um 1.00 Uhr nachts wieder auf seinen Sockel springt.[24]

- Der Hirsch zu Magdeburg
- Die auf dem Alten Markt stehende Hirschsäule geht der Sage nach auf einen Hirsch zurück, den Kaiser Karl der Große bei Magdeburg gefangen haben soll. Er soll ihn mit einem Halsband geschmückt haben, auf dem stand Lieber Jäger, laß mich leben, ich will dir mein Halsband geben. Der Hirsch soll dann wieder freigelassen worden sein. Fast 400 Jahre später, in der Regierungszeit von Kaiser Friedrich Barbarossa, sah man ihn dann wieder. Zur Erinnerung hieran sei die Säule entstanden.[25]
- Die weiße Kutsche des heiligen Norbert
- Der Sage nach ist als böses Zeichen vor großen Unglücken eine weiße Kutsche zu sehen, die auch über den Alten Markt fährt. Die Sage geht auf den heilig gesprochenen Norbert von Xanten zurück, der 1134 im Kloster Unser Lieben Frauen beigesetzt worden war. 1626 wurden seine Gebeine, trotz Protest der inzwischen protestantischen Bürgerschaft Magdeburgs, zunächst heimlich in das Kloster Strahov in Prag überführt. Gerüchte in Magdeburg besagten allerdings, man habe nach Prag nicht die Gebeine Norberts, sondern die des Erzbischofs Heinrich I. gesandt. Noch bevor die Überführung erfolgte, sahen Menschen in Magdeburg jedoch einen merkwürdigen weißen Leichenzug, der vom Kloster aus über den Alten Markt bis zur Münzstraße führte. Auch in späterer Zeit wurde dieser Zug häufig in einer Walpurgisnacht vom 30. April auf den 1. Mai gesehen. Darauf erfolgten dann schlimme Ereignisse wie Pest, große Teuerung oder Krieg. So wurde der Zug auch 1631, vor der Zerstörung der Stadt und 1806 vor der französischen Besatzung gesehen. 1806 verfolgten ältere Bürger die Kutsche bis in die Münzstraße, wo sie jedoch vor deren Augen Schlag ein Uhr nachts verschwand.[26]
- Blutende Steine und fallendes Feuer
- In mehreren Sagen der Stadt Magdeburg wird über böse Vorzeichen berichtet, die vor der Zerstörung der 1631 warnten. Darunter auch Steine auf dem Alten Markt, die begonnen haben sollen zu bluten.[27] Zu Michaelis 1629, dem 29. September, soll Feuer vom Himmel gefallen und dann auf dem Markt herumgelaufen sein. Es hätte sich dann als Schlange wieder zum Himmel emporgewunden und sei verschwunden.[28]
- Der Gaukler in Magdeburg
- Auf dem Alten Markt trat ein Gaukler auf, der ein kleines dressiertes Pferd vorführte. Am Ende seiner Vorstellung kündigte er an, wegen der Undankbarkeit der Welt gen Himmel auffahren zu wollen. Er war die Zügel des Pferdes in die Luft, welches sich dann zum Himmel erhob. Er ergriff das Pferd am Schweif, seine Frau fasste seine Hose und ihre Magd hängte sich an die Kleider der Ehefrau. Die Bevölkerung bestaunte das Wunder. Da kam ein Bürger vorbei und fragte, was los gewesen sei. Als man es ihm erklärte, berichtete er, dass er den Gaukler gerade in einer Gasse gesehen habe, wie er in eine Herberge einzog. Die Leute erkannten, dass das Wunder nur Gaukelei war und gingen wieder ihrer Wege.[29]
- Die Sage vom Bärplatz
- Ein junger Fleischergeselle hatte von seinem Meister den Auftrag bekommen, Abends noch ein Kalb zu seiner Schlächterei im Knochenhauerufer zu bringen. Als er das Kalb über den Alten Markt führte, legte es sich plötzlich genau unter dem Galgenplatz und war da nicht mehr fortzubewegen. Nach einer Weile des Wartens erschien ein Mann mit schwarzem Umhang. Er bat den Gesellen ihm bei einer Arbeit zu helfen, die er in dieser Vollmondnacht bis Mitternacht zu erledigen hatte. Zum Lohn wolle er ihm mit dem Kalb helfen. Der Geselle willigte ein. Der Mann gab ihm einen Spaten und fing an neben dem Galgen zu graben. Er wollte dort die Überreste eines zu Unrecht Gerichteten bergen und ihn auf den Johanniskirchhof in geweihte Erde umbetten. Als die Arbeit getan war, schickte der Mann den Gesellen zurück zu seinem Kalb und riet ihm dem Kalb zu folgen. Wo es sich hinlege, würde er sein Glück finden. Tatsächlich stand das Kalb sofort auf. Es rannte dann durch die Schuhbrücke, die Tischlerbrücke und die Goldschmiedebrücke, bis es sich an der Kreuzung vom Heiligegeiststraße, Regierungsstraße und heutiger Bärstraße hinlegte. Dort verwandelte sich das Kalb in einen Bären und grub wild viele mit Goldmünzen gefüllte Geldbeutel aus. Nach diesem Ereignis wurde der Gasthof Zum schwarzen Bären und auch der Bärplatz benannt.[30]
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Hausnummerierung
Die Hausnummerierung beginnt an der südwestlichen Ecke und steigt dann entlang der Südseite bis zur 5 auf. Das Rathaus auf der Ostseite hat die Nummer 6. Die Nummern 7 bis 10 ziehen sich von Ost nach West entlang der Nordseite. Die Nummer 11 fehlt, während die Nummer 12 am südlichen Ende der Westseite liegt und die Nummerierung nach Norden bis zur 14 aufsteigt. Der Block an der Ecke zum Breiten Weg trägt die 15. Diese Nummerierung wurde erst nach dem Wiederaufbau eingeführt.
Die historische Nummerierung verlief ebenfalls beginnend im Südwesten entgegen dem Uhrzeigersinn, hatte jedoch aufgrund der kleinteiligeren Bebauung deutlich mehr Nummern. Nach der Nummer 2 mündete die Schuhbrücke ein, vor der Nummer 5 der Schwibbogen, zwischen 9 und 10 die Lödischehofstraße, zwischen 10 und 11 die Fettehennenstraße und nach der Nummer 14 die Hartstraße. Das Rathaus auf der Ostseite des Platzes hatte die Nummer 15. Auf der Nordseite folgte nach der Nummer 19 die Nadelöhrgasse, nach der 24 die Buttergasse und nach der 27 die Schwertfegerstraße. Die 31 war dann das nördliche Eckhaus zum Breiten Weg. Die Hausnummer 28, 32 und 33 bildeten einen Block im westlichen Teil des Platzes.
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Bebauung
Zusammenfassung
Kontext
Nachfolgend werden die Grundstücke des Alten Markts tabellarisch von der südwestlichen Ecke beginnend entgegen dem Uhrzeigersinn aufgeführt. Dabei werden sowohl die aktuellen Grundstücke als auch ggf. davon abweichende historische Grundstücke benannt. Soweit diese sich überschneiden sind sie ungefähr räumlich zugeordnet. Historische Grundstücksnummern sind dabei mit (alt) gekennzeichnet. Darüber hinaus werden Straßeneinmündungen eingeordnet. Nicht mehr bestehende Straßen sind mit (historisch) gekennzeichnet. Aktuelle Hausnummern sind fett hervorgehoben.
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Literatur
- Heinz Glade, Der Alte Markt, Impressionen Begegnungen Geschichte, Herausgeber: Rat der Stadt Magdeburg, Abteilung Kultur, 1974
- Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 282 ff.
- Ernst Nickel, Der „Alte Markt“ in Magdeburg, Ergebnisse der archäologischen Stadtkernforschung in Magdeburg, Teil 2, Akademie-Verlag Berlin 1964.
- Iris Reuther in: Magdeburg – Architektur und Städtebau. Verlag Janos Stekovics, Halle an der Saale 2001, ISBN 3-929330-33-4, Seite 89.
- Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt, Band 14, Landeshauptstadt Magdeburg, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Michael Imhof Verlag, Petersberg 2009, ISBN 978-3-86568-531-5, Seite 57 f.
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Weblinks
Commons: Alter Markt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Alter Markt - Im Stadtkern der Ottostadt auf: ottopix.de
- Alter Markt im virtuellen Stadtrundgang Magdeburg Deeplink auf: magdeburg360.de
Einzelnachweise
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