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BRICS Pay

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BRICS Pay
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BRICS Pay ist ein sich im Aufbau befindendes Zahlungssystem der BRICS-Staaten, das als dezentralisiertes, alternatives Zahlungsnetzwerk neben bestehenden Systemen wie SWIFT etabliert werden soll. BRICS Pay soll sowohl für Privatpersonen als auch für den zwischenstaatlichen Handel genutzt werden.[1]

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Logo von BRICS Pay

Geschichte

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Auf dem BRICS-Gipfel 2015 in Russland nahmen Minister aus den BRICS-Staaten Beratungen über ein Zahlungssystem auf, das eine Alternative zum SWIFT-System darstellen sollte. Das erklärte Ziel war zunächst die Umstellung auf Abrechnungen in nationalen Währungen.[2]

Erste konkrete Konzepte gehen auf Initiativen des BRICS Business Council zurück: Bereits 2019 präsentierten Experten aus den BRICS-Staaten Vorschläge für ein blockchainbasiertes „BRICS PAY“-System, das digitales Zentralbankgeld und einen stabilen BRICS-Token („NSRB“) für schnelle Transaktionen vorschlug.[3] 2020 billigte die Moskauer Gipfelerklärung der BRICS-Staaten die laufende Arbeit an gemeinsamen nationalen Zahlungssystemen (etwa durch eine „BRICS Payments Task Force“) und bekräftigte das Ziel, den Handel verstärkt in Landeswährungen abzuwickeln.[4][5]

Beim BRICS Business Forum 2024 in Moskau wurde der Prototyp von Brics Pay erstmals öffentlich vorgestellt: Den Teilnehmern wurden symbolisch QR-Zahlungskarten mit BRICS-Pay-Funktion überreicht und C2B-Transaktionen demonstriert.[6] Laut russischen Experten demonstrierten Pilotversuche die C2B-Funktionalität bereits im Oktober 2024 auf dem Forum, während der B2B-Teil (Firmenzahlungen) noch entwickelt wird.[7]

Die Folgetreffen bei den Gipfeln 2024 in Kasan und 2025 in Rio bekräftigten in ihren Abschlusserklärungen das Interesse an schneller, kostengünstiger grenzüberschreitender Abwicklung und verstärktem Währungsaustausch, auch wenn sich offizielle Staatsdokumente bislang nur allgemein auf „sichere, inklusive Zahlungsinstrumente“ beziehen.[5][7] Gleichzeitig erklärten hochrangige BRICS-Vertreter wie Wladimir Putin, man verfolge derzeit kein komplett neues System, sondern setze primär auf bestehende Netze und die Abrechnung in Lokalwährungen.[8][9]

Seit Anfang 2025 kann sich BRICS Pay als Smartphone-App heruntergeladen werden (auch außerhalb der BRICS-Staaten). In BRICS-Staaten können so per QR-Code Zahlungen abgewickelt werden.[10]

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Technologie und Funktionsweise

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Brics Pay soll dezentral und auf Blockchain-/DLT-Technologie basieren. Der Entwurf sieht vor, die nationalen Zahlungssysteme der Mitgliedsländer (z. B. Russlands SPFS, Chinas CIPS, Indiens UPI, Brasiliens Pix) interoperabel zu verknüpfen Die Architektur ist offen und verschlüsselt: Jede Transaktion wird über verteilte Knoten verarbeitet (Konsensverfahren, Multi-Faktor-Authentifizierung) und ist durch Smart Contracts automatisierbar. Brics Pay soll gebührenfrei und quelloffen funktionieren, sodass jedes Land eigene Netzwerk-Knoten betreiben kann.[11] Das System integriert auch bereits existierende Kartenzahlungsnetzwerke (Visa, Mastercard etc.) für den C2B-Bereich: Ausländische Touristen in einem BRICS-Land sollen per Smartphone-QR-Code mit ihrer heimischen Karte bezahlen können, ohne ein lokales Konto zu benötigen.[12]

Für den B2B-Austausch fungiert Brics Pay als Gateway über Zahlungsnetze: Es wählt den jeweils effizientesten Überweisungsweg zwischen zwei Jurisdiktionen und nutzt dafür ein dezentrales Messaging-Protokoll (DCMS). Dieses versendet Zahlungsanweisungen im SWIFT-Format in jeder Währung, inklusive geplanter CBDC-Währungen, wobei kein Mitgliedsland herausfallen kann.[7] Monetäre Transaktionen sollen idealerweise direkt in den beteiligten Landeswährungen (Rubel, Renminbi, Rupie, Real, Rand) abgewickelt werden, mittelfristig sogar über digitale Zentralbankwährungen. In einem Konzeptpapier von 2019 wird ein vermittelnder Stablecoin („NSRB“) erwähnt, der als Brücke zwischen verschiedenen CBDCs dienen könnte.[3] Letztlich soll Brics Pay parallel zu SWIFT und anderen Systemen existieren und Finanzinstituten sowie Unternehmen vielseitige Zahlungsoptionen bieten.[12]

Trotz dieser ambitionierten Pläne stehen wichtige Herausforderungen im Raum: Unterschiedliche Finanzregulierungen, fehlende gemeinsame Standards und die technische Komplexität (z. B. Millionen Transaktionen pro Sekunde) erschweren den Aufbau eines nahtlosen Netzes. Auch die Integration heterogener Plattformen (Banken, FinTechs, CBDCs) erfordert umfangreiche Abstimmung.[13] Laut Experten wird ein voll funktionsfähiges BRICS-Zahlungssystem wohl noch Jahre, vielleicht Jahrzehnte brauchen.[11]

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Geopolitische Auswirkungen

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Die Mitgliedstaaten betrachten BRICS Pay als Mittel zur Förderung des Handels unter ihren Mitgliedern, zur finanziellen Inklusion und als einen Weg, ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu verringern.[14] Russland war der stärkste Befürworter von BRICS Pay, um das SWIFT-Netzwerk und Transaktionen in US-Dollar zu umgehen, wurde es doch nach seiner Invasion in der Ukraine mit Sanktionen belegt.[15] Der Iran, der ebenfalls unter US-Sanktionen steht, betrachtet dies ebenfalls als eine nationale Priorität. Auch Brasiliens Präsident Lula da Silva unterstützte den Mechanismus und erklärte, dass „die von uns angestrebte multipolare Ordnung sich im internationalen Finanzsystem widerspiegelt“, und schlug eine BRICS-Währung vor.[1][16]

BRICS Pay hat weitreichende politisch-ökonomische Bedeutung. Befürworter sehen darin einen erheblichen Schritt in Richtung einer multipolaren Finanzordnung: Durch Förderung lokaler Währungen und Abschottung gegen Währungssanktionen könnte die Dominanz des US-Dollars im Handel mittel- bis langfristig geschwächt werden.[6][17] Die neuen Zahlungswege würden den BRICS-Ländern mehr ökonomische Souveränität verschaffen – etwa durch geringere Transaktionskosten, höhere Resilienz gegen technische Ausfälle und die Möglichkeit, Vermögenswerte in BRICS-Währungen zu halten. Dadurch könnte auch die Stellung alternativer Kredit- und Handelsplattformen (z. B. New Development Bank, Projekte wie BRICS Grain Exchange) gestärkt werden. Westliche Beobachter werten die Initiative als gezielten Versuch, Dollar-Hegemonie und SWIFT zu untergraben.[11][1][17]

Allerdings mahnen Beobachter, dass die tatsächliche Wirkung beschränkt sein könnte. Interne Zielkonflikte (z. B. China und Indien haben unterschiedliche außenpolitische Interessen), technologische Hürden und krasse wirtschaftspolitische Unterschiede zwischen den BRICS-Mitgliedstaaten werden als hemmende Faktoren gesehen, sodass der Aufbau eines globalen Zahlungssystems sehr lange dauern dürfte.[11] Die USA haben zudem mit Gegenmaßnahmen gedroht. So drohte Donald Trump bereits im Wahlkampf 2024 Strafzölle an, sollten BRICS-Länder den Dollar „aufgeben“.[6]

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Siehe auch

Einzelnachweise

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