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Farbe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Blau (vom althochdeutschen blao für schimmernd, glänzend) ist der Farbreiz, der wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung ins Auge fällt, bei der Wellenlängen im Intervall zwischen 460 und 490 nm dominieren. Licht mit dieser Eigenschaft kann als Körperfarbe remittiert sein.
Im deutschen Sprachgebrauch umfasst die Farbe Blau das Spektrum der Spektralfarben Blau und Cyan. Letzteres wird in der Regel nur als hellere Schattierung von Blau wahrgenommen, nicht als eigener Farbton. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts fand jedoch der Begriff Türkis für eine dem Cyan sehr ähnliche Farbe Verbreitung und wird heute teilweise synonym gebraucht.[1]
Blau ist neben Rot und Grün eine der drei Grundfarben der additiven Farbmischung, Cyan neben Magenta und Gelb eine Grundfarbe der subtraktiven Farbmischung. Die Mischung von Cyan und Magenta ergibt Blau, von Blau und Grün wiederum Cyan. Die Komplementärfarbe zu Blau ist Gelb, zu Cyan Rot. Additive Farbmischung kommt als RGB-Farbraum z. B. in der Beleuchtungstechnik und bei Bildschirmen zum Einsatz, subtraktive Farbmischung als CMYK-Modell in der Drucktechnik. Auch das Farbenmischen beim Malen basiert auf dem CMYK-Modell, das heißt, die Grundfarben der Malerei sind Cyan, Magenta und Gelb, nicht, wie häufig angenommen, Blau, Rot und Gelb. Die Verwendung von Rot, Grün und Blau als Druckfarben und Cyan, Magenta und Gelb als Lichtfarben würde die jeweils mischbaren Farbnuancen stark einschränken.
Blau begegnet aufgrund seiner weiten Verbreitung in zahlreichen Schattierungen, wobei die Abgrenzung zu Violett auf der einen und Cyan bzw. Grün auf der anderen Seite im Deutschen recht unscharf ausfällt. In anderen Sprach- und Kulturräumen wird dasselbe Farbspektrum teils anders bezeichnet. So werden etwa im Russischen синий sínij und голубой goluboy, als eigene Farbtöne wahrgenommen und das Italienische unterscheidet mit blu, azzurro und celeste sogar drei Farbtöne, wo das Deutsche nur einen kennt. Viele Blauschattierungen tragen dennoch auch hier eigene Namen, die aber meist nicht allgemeingültig definiert sind.
Schattierungen aus dem Blau-Cyan-Spektrum | |
---|---|
Bezeichnung | Farbcode (Hex.) |
Azur (Webfarbe) | f0ffff |
Eisblau | 99ffff |
Cyan | 00ffff |
Türkis | 40e0d0 |
Aquamarin | 7ffffd4 |
Verdigris | 43B3AE |
Petrol | 008080 |
Cambridge Blau | 85b09a |
Coelinblau | 497d93 |
Indigo | 00416A |
Saphirblau | 2a3756 |
Columbia Blau | b9d9eb |
Hellblau | add8e6 |
Babyblau | 89cff0 |
Himmelblau | 87ceeb |
Maya Blau | 73c2fb |
Bleu de France | 318CE7 |
Azur | 007fff |
Lilablassblau | e1dfff |
Puderblau | 9eb9d4 |
Smalte hell | 7aa7d8 |
Blaugrau | 6699cc |
Kornblumenblau | 6495ed |
YInMn-Blau | 2e5090 |
Delfter Blau | 1f305e |
Lapis Lazuli | 26619c |
Yale Blau | 00356b |
Berkeley Blau | 003262 |
Preußisch Blau | 003153 |
Oxford Blau | 002147 |
Königsblau | 002366 |
Indigo (Webfarbe) | 4b0082 |
Violettblau | 6040cf |
Reichstags-Blue | 4240bf |
Mitternachtsblau | 191970 |
Nachtblau | 252850 |
Königsblau (Webfarbe) | 4169E1 |
Persisch Blau | 1c39bb |
Kobaltblau | 0047AB |
Ägyptisch Blau | 1034A6 |
Blau | 0000ff |
Mittelblau | 0000cd |
Dunkelblau | 0000b8 |
Zaffer | 0014a8 |
Ultramarin | 120A8F |
Phthaloblau | 000f89 |
Marineblau/Navy | 000080 |
Die menschlichen Sehzellen für Blau verarbeiten ein sehr enges Band des Lichtspektrums, daher reagiert das Auge sehr empfindlich auf Rotanteile in Blau. Ein Farbton ist sehr deutlich entweder Blau oder Violett, es gibt keinen ausgesprochenen Mischton. Rotstichige Blautöne werden als „warmes Blau“ bezeichnet. Das erwähnte Ultramarinblau ist ein Beispiel dafür. Blaustichige Rottöne werden als „kühles Rot“ angesehen.
Über die Entstehung des Blauen entwickelten Künstler und Gelehrte in historischen farbphysikalischen Abhandlungen seit dem Mittelalter unterschiedliche Theorien. So beschrieb Leonardo da Vinci im Buch von der Malerei Wesen und Wirkung des Blau als immateriell, keine Farbe der Luft, sondern eine metaphysische Mischung des Sonnenlichts mit der „Schwärze der Weltfinsternis“.[2] Goethe, für den es mit Gelb und Blau nur zwei reine Farben gab, setzte das Blau ähnlich an die Grenze zur Dunkelheit und somit dem Gelb, das an der Grenze zum Licht stehe, diametral gegenüber. Die pantheistische Sicht seiner Farbenlehre verband somit die naturwissenschaftlichen mit den ästhetischen, mystischen und psychologischen Aspekten. Die von Goethe abgelehnten Entdeckungen Newtons weisen Blau im Spektrum Rot/Orange/Gelb/Grün/Blau/Violett als eine der Spektralfarben aus, die in der Mischung aller dieser das Weiß (durch additive Farbmischung) ergeben.[3][4][5] Bestrahlungsversuche haben ergeben, dass der Farbeindruck „schwarz“ entsteht, wenn eine cyan(blaue) Fläche mit Rot beleuchtet wird.[6]
HTML, CSS und SVG: „blue“ | |
---|---|
Bestandteile | |
RGB (r, g, b) | (0, 0, 255) |
Hexadezimal-Triplet | 0000FF |
In den nationalsozialistischen Konzentrationslagern wurden inhaftierte Emigranten mit einem blauen Winkel gekennzeichnet. Dieses auf der Spitze stehende blaue Dreieck diente der Wachmannschaft zur Unterscheidung von anderen Häftlingskategorien. Emigranten aus Deutschland oder den verbündeten Staaten wurden nach ihrer Wiederergreifung in den KZ in „Schutzhaft“ genommen.[15]
Blaustrumpf war die abwertende Bezeichnung für die ersten Angehörigen der Frauenbewegung. Heinrich VIII. wurde als Ritter Blaubart bekannt und steht im Ruf des Mordes an seinen Ehefrauen. Der Begriff „Blaubart“ wurde so für Frauenmörder übernommen.
Lange Zeit galt nicht das Blau als „männliche“ Farbe. Rot hat die Assoziationen Leidenschaft, Blut, aktiver Eros und Kampf.[20] Blau dagegen ist in der christlichen Tradition die Farbe Mariens. Nach dem Ersten Weltkrieg, ab etwa 1920, fand ein Umbruch der Auffassungen statt, die Farbe Blau wurde zum Symbol für die Arbeits- und Männerwelt. Die Blautöne der Marineuniform, blaue Arbeitsanzüge, der Blaumann förderten die Symbolik. Jungen trugen die zu Anfang des 20. Jahrhunderts modischen (marineblauen) Matrosenanzüge.[21] Diese Betrachtungen sind auch bei den „kleinen“, „kindlichen“ Farben Rosa und Hellblau anzutreffen, die beispielsweise für Strampelanzüge verwendet werden.
Die Signalwirkung geht auf die bewusste Abgrenzung zu den hellen Farben: Rot, Gelb, Grün.
Die früher „Blausucht“ genannte Zyanose beruht grundsätzlich auf einem Sauerstoffmangel im Blut, der dieses blau-violett erscheinen lässt. Bei bestimmten Vergiftungen (z. B. mit Zyanwasserstoff, „Blausäure“) kann auf Grund der besseren Bindung der Giftstoffe an das Hämoglobin die Sauerstoffaufnahme des Blutes behindert sein.
Gliederfüßer besitzen als Blutfarbstoff das durch das Zentralatom Kupfer blau gefärbte Hämocyanin statt des durch Eisen als Zentralatom rotgefärbten Hämoglobins.
Dagegen beruht der Ausdruck blaues Blut besitzen in der Bedeutung „von adliger Herkunft sein“ auf der vom Adel gepflegten vornehmen Blässe: Da Adlige nicht wie die Bauern im Freien in der Landwirtschaft arbeiteten, hatten sie eine (ungebräunte) blasse und durchscheinende Haut. Das venöse Blut schimmert dabei blau durch die Haut. In diesem Sinnzusammenhang mit dem Adel steht Blau auch allgemein für „edel“.
Die Menschen im Mittelalter liebten blaue Kleidung, weil Blau die Farbe des Himmels, Gottes und der Engel war. Stefan Lochners Tafelbild der Madonna im Rosenhag ist ein Beispiel hierfür. Der blaue Mantel und das blaue Kleid weisen die Madonna als Himmelskönigin aus. Ein weiteres Beispiel sind die beiden Versionen der Felsgrottenmadonna von Leonardo da Vinci, das blaue Kleid der Madonna und der blaue Himmel stehen in Beziehung zueinander. Heinrich II. trug einen blauen Sternenmantel, der Himmel war in der blauen Kleidung auf Erden anschaubar. Blau symbolisierte Geist und Ordnung, Gesetz und Macht von Adel und Klerus.[24]
Literarische Bedeutung erlangte im 19. Jahrhundert das Motiv der blauen Blume. In Novalis’ Roman Heinrich von Ofterdingen steht sie für die Ferne, die Hoffnung. Sie wurde zum Sinnbild der Romantik und besonders der romantischen Sehnsucht. Eduard Mörike verwendete das Farbsymbol mehrfach. So lässt er in dem Gedicht Er ist’s das „blaue Band“ des Frühlings flattern und Die Historie von der Schönen Lau – ein Kunstmärchen um eine kinderlose Prinzessin – in Blaubeuren spielen.[25]
Seit 2000 findet in Nürnberg Mitte Mai jeden Jahres die „Blaue Nacht“ statt. Es ist eine Lange Nacht der Museen, wobei künstlerische Installationen und Performances in den Straßen stattfinden. Die beherrschende Farbe in dieser Nacht ist Blau durch Illumination von Gebäuden und Dekoration teilnehmender Museen. Es werden beispielsweise Wasser, Luft als jeweiliges „blaues“ Grundthema genutzt.
Der Blaue Reiter war ein Zusammenschluss von Malern des Expressionismus. Für Pablo Picasso war seine blaue Periode (etwa von 1901 bis 1907) eine wichtige Episode im Schaffen.
Der französische Künstler Yves Klein verwendet in vielen seiner monochromen Bilder ausschließlich die Farbe Blau, seine Töne als „IKB“ für International Klein Blue.
Die Regisseure Jean-Luc Godard, James Cameron und besonders Michael Mann setzen Blau hervorgehoben im Kinofilm ein. Krzysztof Kieślowski schuf 1993 mit dem ersten Teil seiner Trilogie den Film „Drei Farben: Blau“, der eines der Ideale der Französischen Revolution behandelt.
Blauer Mond steht für einen zweiten Vollmond innerhalb eines Monats und steht im übertragenen Sinn für ein seltenes Ereignis.
„La note bleue“ heißt ein Denkmal für Frédéric Chopin im Wiener Schweizergarten. Der Name meint die „blaue Note“, welche die Dichterin und zeitweilige Lebensgefährtin Chopins George Sand in seiner Musik sah. Das Denkmal wurde vom polnischen Künstler Krzysztof Bednarski gestaltet und ist ein Geschenk der polnischen Regierung an die Stadt Wien.
In vielen Kampfkünsten – wie Jiu Jitsu, Judo und Karate – wird ein Gürtel (jap. Obi) als Teil der Kampfsportkleidung (jap. Keikogi) getragen. Der blaue Gurt repräsentiert den Kenntnisstand des Budoka und ist den fortgeschrittenen Schülergraden (jap. Kyū-Grad) vorbehalten.
In der Heraldik gehört Blau zu den klassischen Tinkturen. Es gehört wie Grün, Rot und Schwarz zu den heraldischen Farben, im Gegensatz zu den Metallen Gold und Silber.
Aus der Pantone-Palette wird jährlich ein Farbton ausgewählt. In der 21. Wahl für 2020 wurde Classic Blue (Pantone 19-4052) gekürt.[26][27] Das Pantone Color Institute wählte das „zeitlose Blau“ wegen der damit verbundenen positiven Gefühle von „Weite, Natur und Freiheit“.
„Die Begründung: Blau beruhigt und vermittelt ein Gefühl von Ruhe, Harmonie und Geborgenheit. In einer Zeit, in der uns der technologische Fortschritt zu überrollen drohe, sei es laut Pantone nur natürlich, dass wir uns verstärkt zu soliden, ruhigeren Farben hingezogen fühlen.“
Im Jahr 2000 war Cerulean Blue (Pantone 15-4020) zur Farbe des Jahres geworden.[28]
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