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Co op AG

ehemaliges deutsches Handelsunternehmen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Co op AG
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Die co op AG mit Sitz in Frankfurt am Main war ein deutsches Handelsunternehmen. Es entstand Anfang der 1970er Jahre und bis in die 1980er Jahre gingen die meisten westdeutschen Konsumgenossenschaften in der co op AG auf. Der Konzern in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft hatte zuletzt ungefähr 50.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von zwölf Milliarden Mark. Ende der 1980er Jahre wurde das Unternehmen infolge des co-op-Skandals, eines der größten Wirtschaftsskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte, zerschlagen.

Schnelle Fakten

Die Marke co op und das blaue co-op-Logo wurden bereits vor Gründung der co op AG als gemeinsamer Marktauftritt der westdeutschen Konsumgenossenschaften eingeführt.[2] Beide wurden daher auch von Konsumgenossenschaften verwendet, die nicht Teil der co op AG waren, wie beispielsweise die heutige coop eG.

Die Schweizer Coop hat sich trotz der Namensähnlichkeit unabhängig entwickelt und steht in keinem wirtschaftlichen Zusammenhang mit der co op AG.

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Entstehung

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Co op-Markt in Braunschweig im Jahr 1987, vermutlich zur Co op AG gehörend

Die Bildung der co op AG war die Folge eines immer stärkeren Wettbewerbsdrucks durch das Vordringen privater Einzelhändler. Die nach dem Zweiten Weltkrieg bestehenden regionalen Konsumgesellschaften führten zunächst 1969 die Marke co op ein.[2] Ab 1972 wechselten mehrere der Konsumgesellschaften die Rechtsform von einer eG in eine AG. Zunächst wurde im Dezember 1972 die Hamburger Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumgenossenschaften mbH (GEG) in die co op Zentrale Aktiengesellschaft umgewandelt,[3][2] deren Sitz weiterhin Hamburg war. Vorstandsvorsitzender wurde der SPD-Politiker und Vorstand des Bundes Deutscher Konsumgenossenschaften (BdK), Oswald Paulig, sein Stellvertreter der bisherige GEG-Vorstand Werner Peters.[4] Die Rechtsformänderung allein hielt den zunehmenden Wettbewerbsdruck jedoch nicht auf, sodass die Gesellschaften begannen, untereinander zu fusionieren. Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach war von 1972 bis 1974 Leiter eines Supermarktes der COOP West.

Im November 1974 wurde in Frankfurt eine neue co op Zentrale AG als Holding gegründet, deren erster Vorstandsvorsitzender bis 1979 der BfG-Vorstand Horst van Heukelum (* 8. November 1926 in Bremerhaven; † 18. Januar 2019 in Kronberg im Taunus) war.[4][5] Gleichzeitig wurde die Hamburger co op Zentrale AG in co op Handels- und Produktions-AG (Hapro) umbenannt und deren Zuständigkeit als Tochtergesellschaft der neuen Frankfurter AG auf Handels- und Produktionsaktivitäten beschränkt.[4][2] Der größte Teil des westdeutschen Konsumgesellschaftshandels wurde in dieser neuen Aktiengesellschaft vereinigt. 1981 erfolgte deren Umbenennung in co op AG.[2] Die Hamburger co op Handels- und Produktions-AG wurde 1983 mit der Frankfurter AG verschmolzen.[6]

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Eigentümerstruktur

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Die co op AG gehörte seit ihrer Gründung 1974 zu großen Teilen verschiedenen Gewerkschaften. Diese hielten 1982 eine Beteiligung von 48 % über die damalige Beteiligungsgesellschaft für Gemeinwirtschaft (BGAG).[2] 1985 war die Beteiligung der BGAG auf 39 % gesunken.[7] Nachdem die Gewerkschaften des DGB durch den Skandal um die Neue Heimat in finanzielle Probleme gerieten, entschlossen sie sich zu einem Verkauf ihrer co-op-Beteiligung. Zunächst sollte die DG Bank das Aktienpaket übernehmen und durch Platzierung an der Börse in Streubesitz bringen, doch diese brach das Vorhaben ab. Stattdessen übernahm der BdK mit der neu gegründeten BdK-Beteiligungsverwaltungsgesellschaft die Anteile der Gewerkschaften, dessen Hauptanteilseigner nach dem Beschluss von 1972[2] wiederum die co op AG war. Am 16. Oktober 1987 erfolgte der Börsengang der co op AG, nachdem sich der Schweizerische Bankverein, der bereits eine Bürgschaft für den Kauf durch den BdK gab, bereit erklärt hatte, als Emissionshaus zu wirken. Nach dem Börsengang waren nur 10 % des Aktienkapitals in Besitz von Kleinaktionären und das Aktienpaket der Gewerkschaften wurde auf vier Großaktionäre aufgeteilt: die Gesellschaft für Handelsbeteiligungen (GfH), die Verwaltungsgesellschaft für Stiftungsvermögen (VSV), die BdK-Beteiligungsverwaltungsgesellschaft und die Skandinavia Gesellschaft für Handelsbeteiligungen. Diese wurden von ehemaligen co-op-Managern und Vertrauten des co-op-Vorstandsvorsitzenden Bernd Otto geleitet.[7]

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co-op-Skandal und Zerschlagung

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Die drei co-op-Vorstände Bernd Otto (Vorsitzender), Dieter Hoffmann und Werner Casper nutzten die intransparenten Eigentümerstrukturen des Konzerns, um im Ausland (insbesondere in der Schweiz und Liechtenstein) Parallelorganisationen aufzubauen, an die große Teile der co-op-Umsätze flossen. Unter anderem wurde die Bremer Handelskette Kafu-Wasmund über eine Tochter des Schweizerischen Bankvereins verdeckt erworben und nicht an das Bundeskartellamt gemeldet.

Im Jahr 1988 berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel über Bilanzmanipulationen und Vermögensverschiebungen, in der Folge wurde eine Verschuldung von fünf Milliarden Mark (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: umgerechnet 5,4 Milliarden Euro) bekannt. In der Summe hatte der co-op-Vorstand mehrere Banken um zwei Milliarden Mark geprellt.

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Betriebsrat Jürgen Siewert vor dem Arbeitsgericht Dortmund

Die Mitarbeiter des Unternehmens verloren durch die Manipulationen ihre Betriebsrenten. Die Vorstände hatten den Pensionsfonds in weitgehend wertlose Aktien eingetauscht. An der Aufdeckung des Skandals war maßgeblich der Betriebsrat beteiligt. In einer Reihe von Arbeitsgerichtsprozessen versuchte der Vorstand daraufhin vergeblich, dem Vorsitzenden des Gesamtbetriebsrates, Jürgen Siewert, zu kündigen. Dem Unternehmen wurden sämtliche Kreditlinien geschlossen. Daraufhin wurde die überschuldete co op AG zunächst zahlungsunfähig. Um einen Konkurs abzuwenden, wurde 1989 ein Vergleich mit den 143 Gläubigerbanken geschlossen, der faktisch das Ende der co op AG bedeutete. Ihre Reste gingen größtenteils in der Deutsche SB-Kauf AG auf, die zur Saarbrücker Asko Deutsche Kaufhaus AG gehörte, einer ehemaligen Konsumgenossenschaft, die bis 1982 selbst Teil der co-op-Gruppe war.[2] Später wurde die Asko AG vom Metro-Konzern übernommen.

Gleichzeitig wurde Anfang der 1990er-Jahre das co-op-Absatzgebiet Nord (Hamburg) in die Unternehmen Pro Verbraucher-Handels-GmbH und in das Logistik-Unternehmen HPL unterteilt und durch die von der co op AG unabhängigen co op Dortmund und co op Schleswig-Holstein unter Federführung der co op Schleswig-Holstein (seit 2006: coop eG) weitergeführt. Ab 1996 wurden dann die ehemaligen Geschäftsfelder der PRO Verbraucher-Handels-GmbH durch Spar (Hamburg-Schenefeld) übertragen, die wiederum ab 1998 durch die Edeka Nord übernommen wurde.

Die zuletzt 80 zur Gruppe gehörenden Baumärkte, die 1989 noch einen Jahresumsatz von rund 550 Millionen Mark erwirtschafteten, wurden im August 1990 von der Stinnes BauMarkt AG übernommen. In der Zentrale in Kamen sowie in den Märkten waren 1200 Mitarbeiter beschäftigt. Bereits im Juni 1990 ging die co op SB-Warenhaus und Fachmarkt AG, in der zuvor auch die Baumärkte angegliedert waren, an die Promodès-Gruppe, die die Standorte auf Continent umflaggte. Die Standorte der co op in Süddeutschland gingen an die Rewe.[8]

Der Vorstand um Bernd Otto wurde im Dezember 1988 fristlos entlassen und Anfang der 1990er Jahre wegen Untreue, Bilanzfälschung und Betruges angeklagt. Bernd Otto wurde 1993 vom Schwurgericht Frankfurt am Main zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.[1] Ermittlungsverfahren gegen vermeintliche Verantwortliche der BGAG wurden im Sommer 1994 eingestellt. Felix Herzog resümierte dazu, dass die Staatsanwaltschaft „in ein Geflecht politischer und wirtschaftlicher Interessen an einer Diskreditierung der Gewerkschaften“ geraten war.[9]

1991 wurde zum Skandal ein Dokumentar- und Spielfilm unter dem Namen Kollege Otto – Die Coop-Affäre veröffentlicht.

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Tochtergesellschaften

Im Februar 1989 hatte die co op AG drei Tochtergesellschaften:

  • co op Handels AG, zuständig für
  • co op SB-Warenhaus und Fachmarkt AG, zuständig für
    • die plaza-SB-Warenhäuser, die Baumärkte sowie Fachmärkte, u. a. im Bereich Spielwaren (Richter Spiel und Hobby) sowie Schuhe (z. B. Hush Puppies)[10][11]
  • co op Industrie AG, zuständig für
    • unternehmenseigene Spirituosen- und Zigarettenfabriken, Werke zur Herstellung chemisch-technischer Erzeugnisse, die zur Gruppe gehörende Spedition Wetege, das Einkaufszentrum WEAG und die Grundstücksgesellschaft HIG[10]
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Ehemalige Handelsketten des co op-Verbundes

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Sowohl die co op AG, als auch nicht angeschlossene Genossenschaften, die zeitweilig jedoch als co op firmierten, betrieben teils die gleichen Vertriebslinien.

Lebensmitteleinzelhandel

Weitere Informationen Name, Vertriebslinientyp ...

Fachhandel

  • Garvey Bodega (Sherry-Bodega)
  • Drowa (Drogeriemärkte)
  • Heinzelmann (Haushaltswaren)
  • Schlemmermeyer (Käse/Delikatessen)

Großhandel

  • HPL (Handelspartnerlogistik)

Anmerkungen:

  1. Diese co op-Genossenschaften sind selbstständig, waren nie Teil der co op AG und bestehen auch nach Zerschlagung der co op AG fort
  2. Die Deutsche SB-Kauf entstand aus der Insolvenzmasse der zerschlagenen co op AG und wurde als Tochter der Asko Deutsche Kaufhaus AG bis zu dessen Verschmelzung auf die Metro AG im Jahr 1996 weitergeführt
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Eigenmarken

Im Lebensmittelbereich bot die co op AG in ihren Vertriebslinien verschiedene Eigenmarken an, z. B. Babette für Schokolade. Prägend für die Eigenmarken war dabei, dass sie gemeinsam als „co-op-Marke“ werbewirksam beworben wurden und durch den Zusatz der blauen co op-Quader erkennbar waren.[41]

Siehe auch

Literatur und Film

Commons: Coop AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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