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Das christliche Denkmal

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Das christliche Denkmal
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Das christliche Denkmal ist der Titel einer Buchreihe, die von 1953 bis 1990 im Union Verlag Berlin erschien. Einzelne Bände werden vom Verlag Schnell und Steiner bis heute weiter geführt.

Schnelle Fakten
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Konzept und Geschichte

Zusammenfassung
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Ein inhaltlicher Schwerpunkt des 1951 als Parteiverlag der CDU der DDR gegründeten Union Verlags lag auf der christlichen Kunst. Er entsprach dem politisch gewollten Anliegen, dem christlichen Lesepublikum in der DDR zu vermitteln, dass es zwischen Christentum und Sozialismus keinen Zwiespalt gab und zugleich ein Gegengewicht zu den Kirchenverlagen zu bilden.[1]

1953 überzeugte der Denkmalpfleger Fritz Löffler den Verlag, eine neue Reihe Das christliche Denkmal zu beginnen, nachdem sich der ursprüngliche Plan, im Verlag Schnell und Steiner eine gesamtdeutsche Kunstführerreihe herauszugeben, nicht hatte verwirklichen lassen.[2] Löffler wurde zugleich ihr erster Herausgeber. Dies geschah zu einer Zeit, als Die 16 Grundsätze des Städtebaus und Walter Ulbrichts Turmrede am 7. Mai 1953 im damaligen Stalinstadt die Existenz von Kirchenbauten in der sozialistischen Stadt in Frage stellten und zahlreiche historische Kirchenbauten in Gefahr waren, gesprengt zu werden.[3] Löffler selbst setzte sich in Dresden für den Erhalt und Wiederaufbau historischer Kirchen und anderer Bauten ein. Während einige Ruinen vor dem Abriss gerettet werden konnten, war in anderen Fällen Löfflers Bemühen aussichtslos.

Das Konzept der Reihe wurde im ursprünglichen Untertitel deutlich: Ein Sammelwerk in Einzelheften über kirchliche Baukunst. Auch wenn die Reihe meist als Kirchenführer verstanden wurde, so boten die Hefte doch mehr als das. Es handelte sich jeweils um eigenständige „kleine Monographien über Stadt-, Kloster-, Dom-, Stifts- und Schloßkirchen“.[4] Dorfkirchen kamen nicht vor, nachdem ein geplantes Heft Die Kunst der Dorfkirche 1954 zurückgezogen werden musste. Die Hefte boten eine subtile Gelegenheit, auf den jeweiligen Zustand der Kirchen in touristischen Zentren aufmerksam zu machen und damit auch, so Günter Wirth, „auf die Notwendigkeit, etwas für sie zu tun“.[5] So konnte 1955 Adolf Friedrich Lorenz in Heft 15 auf die Bedeutung der damals ruinösen und stark gefährdeten Georgenkirche in Wismar hinweisen.

Die Autorinnen und Autoren waren staatlich angestellte Denkmalpfleger und Kunsthistoriker, die die Kirchen und ihre Ausstattung als Bau- und Kunstwerke würdigten. Dabei wurde „etwas von den vielfältigen, jeweils anders gelagerten Aufgaben der Denkmalpflege sichtbar“.[6] Die geistliche Dimension blieb jedoch weitgehend ausgeblendet, ebenso waren Theologen und Kirchenvertreter als Autoren ausgeschlossen.[7] Profiliertester Autor der Reihe war Heinrich Magirius mit 12 Heften. Ein Unikum blieb der Doppelband 72/73 Erfurter Glocken (1968) des Glockengießers Peter Schilling mit einem Geleitwort der Bischöfe Joseph Freusberg und Hugo Aufderbeck. Bemerkenswert ist der Anteil an Autorinnen, meist damals jüngere Kunsthistorikerinnen der um 1930 geborenen Generation wie Sibylle Harksen, Helga Neumann, Helga Möbius und Hannelore Sachs. Jeder Band durchlief das Lektorat und den Genehmigungsprozess beim Verlag, wozu ein Gutachten gehörte. In Anbetracht der Kirchen- und Kulturpolitik der DDR bewegten sich die Autorinnen und Autoren der Hefte auf einem schmalen Grat: „Bei der inhaltlichen Gestaltung ergab sich die Schwierigkeit, einen Stil zu finden, der zum einen deutlich machte, daß solche Hefte zu Recht im Verlag einer christlichen Partei und nicht in einem volkseigenen Kunstverlag erschienen, und der zum anderen keinen Anstoß erregte.“[8] Der Verlag entschied sich für einen strikt neutralen Stil, der schlicht die kunsthistorischen Fakten nach dem damaligen Stand der Forschung darbot. Selbst dies führte jedoch manchmal als „neutralistische Kunstbetrachtung“ zu Anstoß bei den Gutachtern, die mehr „Farbigkeit gesellschaftswissenschaftlicher Erkenntnisse“ forderten.[9] So findet sich dann in den Heften mitunter ein bemüht wirkender Absatz, der das Bauwerk in die gesellschaftliche Realität der DDR einordnet.[10]

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Büchertisch des Union-Verlags 1955; Das christliche Denkmal in der ursprünglichen Ausstattung 2. Reihe links
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Beispielhefte der späteren Ausstattung: 6, 79, 59, Sonderheft 3

In der Ausstattung orientierte sich die Reihe an den westdeutschen Kleinen Kunstführern des Verlags Schnell und Steiner. Jedes Heft enthielt 32 Seiten im kartonierten, gehefteten Oktavband (17,5 × 11 cm, später 16 × 11 cm) und wurde auf Kunstdruckpapier gedruckt. Eine Auflage betrug in der Regel 10.000 Exemplare. Ein Heft kostete 1,50 Mark der DDR und war damit vergleichsweise günstig. Dieser Preis erforderte bei der Qualität des Papiers und den zahlreichen Illustrationen allerdings „hohe Zuschüsse“.[11] Es gab insgesamt 23 Doppelbände mit 64 Seiten zum Preis von 2,50 Mark der DDR, so zum Magdeburger Dom. Die Doppelbände 39/40 Veitsdom Prag, 52/53 Dom Aachen und 54/55 St. Peter in Rom behandelten erstmals Kirchbauten, die nicht auf dem Territorium der DDR lagen. Bei allen drei blieb es bei einer einzigen Auflage.

Ursprünglich beschrieb ein Heft ein Bauwerk. Etwas aus diesem Rahmen fielen Sigfried Asches Hefte Die heilige Elisabeth und Martin Luther auf der Wartburg (Heft 19, 1954) und Luther in Erfurt (Heft 31, 1957). Später gab es auch Sammeldarstellungen nach lokalen, regionalen oder sachlichen Gesichtspunkten.[12] Der Schwerpunkt lag auf mittelalterlichen Kirchen und regional im Raum Sachsen. Erst 1972 wurde mit Heft 85 erstmalig ein Kirchenbau des 19. Jahrhunderts in die Reihe aufgenommen: die Friedenskirche zu Potsdam. Es gab fünf Sonderhefte im größeren Quartformat (21,5 × 14,5 cm), darunter zum Naumburger Dom (Sonderheft 3) und zu den Kirchen im Moskauer Kreml (Sonderheft 5).

Hefte zu beliebten Bauwerke erlebten zahlreiche Auflagen, Auflagen-Spitzenreiter war mit 112.000 Exemplaren bis 1984 Heft 12 zum Doberaner Münster.

Die Reihe hatte eine marktbeherrschende Stellung und nahezu ein Monopol in der DDR. Abgesehen von einigen wenigen Kirchenführern, die in Verantwortung der beiden kirchlichen Verlage, der Evangelischen Verlagsanstalt und des St. Benno Verlags, erscheinen konnten, war es Kirchen, Gemeinden und anderen Verlagen erst nach der Wende 1990 möglich, Kirchenführer in eigener Verantwortung zu produzieren. In den nicht von der Reihe abgedeckten Kirchen behalf man sich oft mit fotokopierten Informationszetteln, die in den Kirchen zur Einsicht auslagen.

Nach der Privatisierung des Union-Verlags wurden die Rechte vom Verlag Schnell und Steiner übernommen, der bereits mit der Reihe der Kleinen Kunstführer westdeutscher Marktführer war. Die Reihe Das christliche Denkmal wurde beendet bzw. in die Reihe Kleine Kunstführer integriert. Das vorletzte Heft (140) behandelte den in der Endphase der DDR restaurierten Greifswalder Dom St. Nikolai und das letzte Heft (141) die Dreikönigskirche in Dresden. Neuauflagen älterer Hefte erschienen noch bis in die 2010er Jahre mit beiden Reihenbezeichnungen. Konkurrierende Erzeugnisse kommen aus dem Kunstverlag Peda (bis 2023) und dem Deutschen Kunstverlag (Große Baudenkmäler/DKV-Kunstführer).

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Liste

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Literatur

  • Gunda Beuthien: Der Union-Verlag der Ost-CDU. Entstehung und Entwicklung des Verlages bis in die 1960er Jahre unter Berücksichtigung seiner Beziehungen zu den Verlagen Koehler & Amelang und Wolfgang Jess. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 10 (2000), S. 249–340, bes. S. 282–286

Einzelnachweise

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