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Grafschaft Hartenstein
ehemaliges Territorium auf dem Gebiet des heutigen Sachsens Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Grafschaft Hartenstein war ein Territorium auf dem Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen – zunächst eine reichsunmittelbare Grafschaft, ab 1456 ein kursächsisches Afterlehen.
Verwaltungssitz des Gebiets war das Schloss Hartenstein, Hauptstadt die Stadt Lößnitz. Die Grafschaft Hartenstein war aufgrund ihrer Lage im Erzgebirge der unproduktivste Teil der Schönburgischen Besitzungen. Eine gewisse Bedeutung erlangte lediglich der Bergbau, vor allem der Silberbergbau, der zur Gründung der Bergstädte Scheibenberg und Oberwiesenthal führte.
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Geographische Lage
Das Gebiet der oberen Grafschaft befand sich im Kammgebiet des Fichtelbergs und umfasste den Crottendorfer Forst und die Oberläufe der Flüsse Große Mittweida, Zschopau, Sehma und Pöhlbach. Ein weiterer bedeutender Berg im Gebiet ist der Scheibenberg. Die südliche Grenze des Amtes bildete gleichzeitig die Landesgrenze nach Böhmen. Der nördliche Teil der oberen Grafschaft (das spätere Gebiet des Klosters Grünhain) lag nordöstlich der Stadt Schwarzenberg um den Ort Grünhain.
Das Territorium der niederen Grafschaft schloss sich vor 1240 nahtlos an die obere Grafschaft an. Es reichte vom rechten Ufer der Zwickauer Mulde bei Hartenstein über das Wildenfelser Zwischengebirge bis in den oberen Mülsengrund südöstlich der Stadt Zwickau. Am linken Muldenufer reichte das Gebiet bis an den Hartmannsdorfer Forst bei Weißbach.
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Angrenzende Verwaltungseinheiten
Die Angaben beziehen sich auf die Zeit vor der territorialen Trennung der Grafschaften durch das Amt Grünhain.
Amt Zwickau, Herrschaft Wildenfels | Herrschaft Schönburg-Lichtenstein | Herrschaft Stollberg |
Herrschaft Wiesenburg | ![]() |
Herrschaft Greifenstein, Herrschaft Pöhlberg |
Herrschaft Schwarzenberg | Königreich Böhmen | Herrschaft Purschenstein, Herrschaft Hassenstein (Amt Schlettau) |
Geschichte
Zusammenfassung
Kontext

Von der Gründung bis zur Verpfändung 1406
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Grafschaft Hartenstein am 20. März 1280, allerdings muss sie ihren Namen schon vorher getragen haben. Erste Besitzer war das Geschlecht der Meinheringer, welche in dieser Zeit die Burggrafen von Meißen waren. Ursprünglich umfasste die Grafschaft Hartenstein ein kompaktes Gebiet vom Mülsenbach bis zum Fichtelberg. Erste Gebietsabtretungen erfolgten in der niederen Grafschaft bereits 1173 an das Kloster Zelle beziehungsweise 1240 in der oberen Grafschaft an das Kloster Grünhain (das spätere Amt Grünhain). Aus Geldmangel und aufgrund von Streitigkeiten der reichsfreien Herren von Wildenfels mit dem sächsischen Haus Wettin wurde die Grafschaft Hartenstein 1406 von Burggraf Heinrich I. von Hartenstein an das Haus Schönburg verpfändet. Burggraf Heinrich I. von Hartenstein nahm jedoch die Herrschaft Wildenfels von dieser Verpfändung aus und blieb deren Lehnsherr.
Die Herrschaft Wildenfels von 1406 bis zur Trennung von der Grafschaft 1440
1425 wurde die Herrschaft Wildenfels auf Widerruf an den sächsischen Kurfürsten verpfändet. 1440 gab der Burggraf seine Ansprüche auf die Herrschaft Wildenfels endgültig zu Gunsten des Kurfürsten auf. Dadurch erlosch die Verbindung zur Grafschaft Hartenstein endgültig und Wildenfels wurde eigenständiges kursächsisches Reichsafterlehen.
Die Grafschaft Hartenstein von 1406 bis 1457
Da Burggraf Heinrich I. die Grafschaft Hartenstein bis 1416 nicht zurückkaufen konnte, fiel sie endgültig an die Schönburger und wurde Teil der Schönburgischen Herrschaften. Allerdings kam es danach noch zu lang anhaltenden Besitzstreitigkeiten zwischen den Schönburgern und dem Reich beziehungsweise den Wettinern. Mit dem Preßburger Machtspruch 1439 erhielten die Wettiner indirekt die Lehnshoheit über die Grafschaft Hartenstein, 1456/57 wurde der Übergang in ein kursächsisches Afterlehen von Kaiser Friedrich III. nochmals bestätigt.
Die Grafschaft Hartenstein ab 1457
Seit der Leipziger Teilung 1485 gehörte die schönburgische Grafschaft Hartenstein zur albertinischen Linie der Wettiner. Die Reformation wurde in der Grafschaft 1539/40 eingeführt und somit drei Jahre früher als in den damals böhmischen Reichafterlehnsherrschaften der Schönburger.
Am 2. Mai 1559 wurde der obere Teil der Grafschaft Hartenstein von den Schönburgern an die Wettiner verkauft und wurde als kursächsisches Amt Crottendorf neu gebildet. Der den Schönburgern verbleibende Teil Niedere Grafschaft Hartenstein wurde später auch vielfach nur als Grafschaft Hartenstein bezeichnet. Der Verkauf eines Teils der Herrschaft war der erste Schritt zum Verlust der schönburgischen Landeshoheit 1740.[1]
Mit dem Tod Otto Ludwigs von Schönburg 1701 beziehungsweise dem Erbvertrag seiner vier erbberechtigten Söhne 1702 wurde die Herrschaft Stein gebildet. Im Jahre 1740 schloss der sächsische Kurfürst mit den Schönburgern einen Rezess, welcher den Verzicht der aus der Reichsunmittelbarkeit resultierenden Autonomierechte der Herrschaften Waldenburg, Glauchau, Lichtenstein, Hartenstein und Stein zur Folge hatte. In den folgenden Jahren wurden die Gebiete schrittweise in den sächsischen Kurstaat integriert. Im 18. und 19. Jahrhundert erfolgten noch einige kleinste Gebietsveränderungen, diese beschränkten sich aber auf einzelne Dörfer oder Dorfteile. Die Niedere Grafschaft Hartenstein verblieb bis zur vollständigen Eingliederung ins Königreich Sachsen 1878 im Besitz des Hauses Schönburg. Der Privatbesitz des Hauses Schönburg wurde erst durch die Bodenreform 1945 enteignet.
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Zugehörige Orte
Obere Grafschaft
Niedere Grafschaft mit Herrschaft Wildenfels (nach 1440 eigene Herrschaft)
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Burgen in der Grafschaft
Zusammenfassung
Kontext
Eine Karte der „AltenGrafschaft Hartenstein“ für das Jahr 1406 verzeichnet die größeren und kleinen Burgen der niederen und oberen Grafschaft neben Klöstern, Dörfern und Städten[2].
Burgen in der niederen Grafschaft Hartenstein 1406
- Burg Hartenstein, eingezeichnet als Hauptburg
- Burg Wildenfels, eingezeichnet als Hauptburg
- Burg Stein bei Hartenstein
- Isenburg bei Wildbach
- Wasserburg in Vielau
Burgen in der oberen Grafschaft Hartenstein 1406
- „Quedlinburg“, eingezeichnet als Hauptburg. Vermutlich komplett abgegangene Burganlage. Die Quedlinburg wird nordwestlich von Elterlein auf einem Drittel der Strecke von Elterlein nach Zwönitz und westlich von Geyer eingezeichnet auf der Karte der „AltenGrafschaft Hartenstein“ für das Jahr 1406, des Historikers Leo Bönhoff. Es soll sich bei der Quedlinburg neben den Burgen Hartenstein und Wildenfels um eine der drei Hauptburgen dieser Grafschaft – und um die einzige Burg im oberen Teil der Grafschaft Hartenstein – gehandelt haben. Zu Burg oder Burgstelle Quedlinburg werden in der genannten Quelle keine weiteren Angaben gemacht. Ein möglicher Standort dieser Burg könnte der ebenfalls nordwestlich von Elterlein gelegene Schatzenstein gewesen sein.
Außerdem ist noch auf folgende Anlagen im Gebiet der Herrschaft Hartenstein hinzuweisen:
- zwei Miniaturwasserburgen in Thierfeld: Wasserburg Abtei Thierfeld und Wasserburg Thierfeld
- Wasserburg Edelhof Alberoda
- Belagerungsburg „Ur-Stein“ (Ringwallanlage) nahe von Burg Stein in Hartenstein oberhalb des Bahnhofes
- Spornburg Vogelherd Niederschlema östlich von Wildbach
- Hermannsburg bei Elterlein-Hermannsdorf
- Wasserburg Grünau
- Wasserburg Friedrichsgrün
- vermutete Burg in Grünhain des Ritters Heidenreich von Grünhain/Stein
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Klöster in der Grafschaft
- Augustiner-Chorherren-Klösterlein Zelle bei Aue, in der unteren Grafschaft Hartenstein
- Klöster „St. Nicolai“ nordwestlich von Grünhain[2] in der oberen Grafschaft Hartenstein
- Zisterzienser-Kloster Grünhain in der oberen Grafschaft Hartenstein
Literatur
- Leo Bönhoff: Der ursprüngliche Umfang der Grafschaft Hartenstein. In: Neues Archiv für sächsische Geschichte, 27 (1906), S. 209–278.
- Michael Wetzel: Das schönburgische Amt Hartenstein 1702–1878 – Sozialstruktur – Verwaltung – Wirtschaftsprofil. Leipziger Universitätsverlag: Leipzig 2004. ISBN 3-937209-03-4.
- Lothar Wendler: Burgen im Westerzgebirge – an Mulde, Schwarzwasser und Zschopau, aus der Reihe „Unsere Heimat“, Rockstrohs illustrierte Blätter zur Geschichte des Westerzgebirges, Druckerei & Verlag Mike Rockstroh, Aue 2004.
- Walter Schlesinger: Die Schönburgischen Lande bis zum Ausgang des Mittelalters, Dresden, ohne Jahresangabe (Bemerkungen zur Geschichte der Grafschaft Hartenstein S. 63).
- Siegfried Pausch: Kapitel Bergbau in: Die Schönburger, Wirtschaft, Politik, Kultur. Broschüre zur gleichnamigen Sonderausstellung 1990–1991 in Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Glauchau 1990, S. 40–42 (Bemerkungen zu Geschichte und Bergbau in der oberen Grafschaft Hartenstein).
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Einzelnachweise
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