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Hal Busse
deutsche Künstlerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Hal Busse (eigentlich Hannelore Bendixen-Busse, geb. Busse, * 15. Mai 1926[1] in Jagstfeld; † 20. März 2018[2] in Heilbronn) war eine deutsche Künstlerin.

Leben
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Hannelore Busse wurde 1926 als Tochter des nachimpressionistischen Landschaftsmalers Hermann Busse (1883–1970) und Leni Kieser in Jagstfeld geboren. Sie malte bereits in jungen Jahren gemeinsam mit ihrem Vater und dem Jagstfelder Kreis vor allem in der Natur. Da der Vater auch ein Atelier in Berlin unterhielt, hielt sie sich als Kind dort ebenfalls häufig auf. 1946 begann sie ein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart[3] unter den Professoren Fritz Steisslinger und Manfred Henninger. Die Klasse Henninger ging häufig zu Korrekturen bei Willi Baumeister. Ab Mai 1951 verbrachte sie mit Ruth Eitle und Irmgard Pfisterer einen dreimonatigen Studienaufenthalt in Paris. Als eine der ersten Bewohnerinnen erhielt sie ab 1954 eine Atelierwohnung im GEDOK-Haus (bis 1961). Am 31. Juli 1954 schloss sie als Meisterschülerin bei Manfred Henninger das Studium ab.
Nach ihrer Studienzeit heiratete sie 1956 den Maler Klaus Bendixen (1924–2003). Das Paar ließ sich in Stuttgart nieder, wo beide als freischaffende Künstler tätig waren. Nachdem Klaus Bendixen 1961 Professor am Lerchenfeld, der Hochschule für bildende Künste Hamburg wurde, zog die Familie nach Hamburg. Der Ehe entstammen zwei Töchter, die 1959 geborene Katarina Bendixen, ebenfalls Künstlerin,[4] sowie Johanna Bendixen (* 1962), die heute das Nachlassarchiv betreut. Hal Busse zog 1989 zur Unterstützung ihrer Mutter nach Heilbronn, wo sie bis zu ihrem Lebensende lebte und arbeitete.
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Werk
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Das Œuvre von Hal Busse umfasst Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Relief, (Spiel-)Objekt, Kunst am Bau, Zeichnung und Druckgrafik. Ihr Schaffen zeichnet sich zeitlebens durch die präzise Erfassung des Menschseins aus. Das Thema Mensch setzte Hal Busse schwerpunktmäßig in Sujets wie Badende, Masse Mensch und Bewegung um. Für die Umsetzung entwickelte die Künstlerin eine eigene Bildsprache: besonders Farben und Formen (vornehmlich Kreise) in der Gesamtkomposition bestimmten das jeweils gewählte Stilmittel (Kasein, Öl, Aquarell, Tusche, Nägel, Lehmkugeln vom Weinberg).
Seit ihrem Studienaufenthalt 1951 in Paris entstand eine tiefe Verbundenheit zu Frankreich. Dies bezeugen zahlreiche Stadtszenen, vielfach ausgestellt, bspw. in der "Pariser Ausstellung" 1954 Galerie Roméo et Juliette (Solo). Daneben führten sie ihre Reisen zu den Künstlern Yves Klein, Constantin Brâncuși, Alberto Giacometti, Fernand Léger und der École de Paris und einer substantiellen Auseinandersetzung mit deren Wirken. 1956 trat sie in den Deutschen Künstlerbund ein.[5] Ende der 1950er-Jahre kürzte sie ihren Spitznamen Haloli in den Künstlernamen Hal ab. Die Arbeiten von Hal Busse wurden vielerorts gezeigt: Neben Ausstellungen im deutschsprachigen Raum[6] bereits ab 1952 im Ausland, so "Hal Busse – Pariser Zeichnungen" in der Galerie Maurice Ratton (Solo), 1954 in der Labauet Gallery in Milwaukee N.Y. „Hal Busse, I. Young und Hamilton“, 1957 bei der "1ère Biennale 57 – Jeune Peinture Jeune Sculpture", Musée des Arts décoratifs, Palais du Louvre, Pavillon de Marsan in Paris (Group), die anschließend in Montreal (Kanada) gezeigt wurde, „Stringenz – Neue Deutsche Tendenzen 1959“, Galleria Pagani del Grattacielo, Mailand (Group), 1959 "Première Biennale de Paris – Manifestation Biennale et internationale des Jeunes Artistes", Musée d’Art moderne de la Ville de Paris (Group), 1968 „Ausstellung der Stipendiaten“, Cité Internationale des arts, Paris (Group), 1978 "Grands et Jeunes d’Aujourd’hui – Salon Comparaisons l’art actuel", Grand Palais des Champs-Élysées (Group), 2016 "The Serial Attitude" (Group) in der Galerie Eykin Maclean in New York[7] und 2017–18 "Spielraum. Kunst, die sich verändern lässt", die im Oberösterreichischen Landesmuseum Linz und im Kulturspeicher Würzburg gezeigt wurde. Sie gewann kontinuierlich (1946–1982) Preise und Wettbewerbe, realisierte Entwürfe und Aufträge zu Kunst am Bau, unter anderem 1957 die Hauptwand des Foyers in der Heilbronner Harmonie.
Vom 14. bis 29. April 1958 zeigt Hal Busse eine Einzelausstellung in der Karlsruher Galerie von Klaus Gallwitz. In seiner Kritik beschreibt Klaus Jürgen-Fischer den »Aufbau der Bildeinheit« als zunehmend rhythmisch statt statisch und konstatiert in den Zeichnungen eine »gänzliche Auflösung der Körperform«. Die Farbe gerate in einen »bedenklichen Lyrismus«. Insgesamt verorte er Busses aktuelle Werke in einer »Zone Null«,[8] in der viele junge Maler puristisch einen neuen Anfang suchten. Trotz des kritischen Tons entnimmt Busses Werkverzeichnisautorin Jana Noritsch der Ausstellungsbesprechung,[9] dass „Hal Busse bereits etwa 14 Tage vor der offiziellen Gründung von ZERO in der Gruppe bzw. künstlerischen Strömung identifiziert wurde – ein Beleg für ihre Unmittelbarkeit“[10].
Vom Künstlerkollegen Fritz Seitz vermittelt hatte Hal Busse Kontakt zur Künstlergruppe ZERO,[11] mit der sie am 24. April 1958 in der 7. Abendausstellung „Das rote Bild“[12] in Düsseldorf eine Malerei und zwei Nagelreliefs zeigte.[13] Mit ihrem Mann, dem Baumeister-Schüler Klaus Bendixen (Heirat am 21. Dezember 1956[14]), hatte sie 1956 eine großzügige Fabriketage mit Atelierflächen in Stuttgart beziehen können. Das Paar stand im engen Austausch mit Anton Stankowski, Max Bense und Helmut Heißenbüttel. Vor ihrem Umzug nach Hamburg 1961 wurde 1958 in der Galerie im Hause Behr in Stuttgart „Hal Busse – Bilder und Montagen“ gezeigt. Dr. Berthold Hackelsberger eröffnete die Einzelausstellung mit den Worten: „Dichte der Bildidee, kraftvolle und sichere Verwirklichung im Werk und überzeugende Folgerichtigkeit der künstlerischen Entwicklung zeichnen die Arbeiten der Malerin Hannelore Busse in hervorragender Weise aus. Die Bilder von 1952/53 zeigen menschliche Körper vereinfacht zu rhythmisch gegliederten stark modellierten Formzusammenhängen, die sich in dichtem Gefüge ordnen. Diese bewegungserfüllten plastischen Formballungen sind in ruhigen Flächen in Spannung gesetzt (...) In den Arbeiten aus den Jahren 1957/58 wird über Zwischenstufen hin die Farbe immer freier vom gegenständlichen Bezug. Ihre Strahlung, ihre räumlich dynamischen Energien werden unmittelbar spürbar und ordnen sich im Spiel der Verteilung. (...) Das Erlebnis großer Menschenansammlungen im Theater, in der Arena, in Schwimmbädern etc. scheinen für die Malerin eine der Hauptquellen der Imagination zu sein.“[15]
1966 stellte sie in der Abteilung Neue Gruppe auf der Grossen Kunstausstellung im Münchener Haus der Kunst aus.[16] 1968 hatte sie ein Stipendium an der Cité Internationale des Arts in Paris. Die damaligen Studentenunruhen inspirierten sie zu politischen Bildern, deren Gestaltung und Farbigkeit sich an die zeitgenössische Pop Art anlehnt. In den späten 1970er Jahren entstanden außerdem Arbeiten aus geflochtenem, aquarelliertem Papier. Mit ihrem Umzug nach Heilbronn 1985, wo sie ihre Mutter im Elternhaus betreute, bezogen sich ihre abstrakten Arbeiten zunehmend auf malerische Landschaftsbilder. Auch der Lehm aus den Weinbergen, fand sich in den Bildern wieder.
Zu ihren bevorzugten Motiven gehören Strand- und Badeszenen, die sie während allen Phasen ihrer künstlerischen Entwicklung in unterschiedliche Stilen geschaffen hat. Mit Badeszenen in der abstrahiert-reduzierten Formensprache der frühen 1950er Jahre gewann sie 1954 den 2. Preis beim Kunstpreis der Jugend und nahm sie 1957 an der Biennale in Paris teil. Ihr völlig abstrahiertes großformatiges Tafelbild Strand von 1967, das unter Verwendung von Sand aus Sperlonga entstand, zählt zu ihren Hauptwerken. Während der 1970er Jahre entstanden Siebdrucke mit Strandmotiven aus der Vogelschau. Ebenso finden sich Strandmotive in ihrem Spätwerk seit der Rückkehr nach Heilbronn 1985. Für das Freibad in Kirchhausen schuf Bendixen-Busse 1982 die Skulptur Springer, eine vier Meter hohe stilisierte menschliche Figur auf einem elf Meter hohen Mast, die durch drei blaue Scheiben zu springen scheint.
Neben dem Regierungspräsidium Stuttgart befinden sich weitere Werke der Künstlerin im Besitz des Kunstmuseums Stuttgart, der Mercedes-Benz Art Collection,[17] der Stiftung Museum Kunstpalast, der Kunsthalle Recklinghausen, im Museum Folkwang in Essen, des Kupferstichkabinetts Berlin (Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz), das monumentale »Grüne Bild« (2 × 3 m) in der Germanistischen Fakultät der Universität Münster im Vom-Stein-Haus, mutmaßlich die Litho 8/1958 im Städtischen Museum Schloss Morsbroich in Leverkusen, in der WestLotto Kunstsammlung Münster, der Städtischen Museen Heilbronn, des Nachlassarchivs Fritz Steisslinger (Böblingen),[18] der Akademie der Künste Berlin (Dietrich Heissenbüttel Archiv) und der ZERO Foundation Düsseldorf. Die Städtischen Museen Heilbronn besitzen zahlreiche Werke der Künstlerin. Das Bild mit dem Titel Paris (1952)[19] zeigt eine Verkehrsinsel in Paris, wobei Treppen von der Insel zu einer Métrostation hinabgehen. Einzelne Farbpunkte bzw. Flecken vermitteln Bewegung.[20] Das Gemälde Die Obsternte (1953)[21] zeigt abstrahierte Erntehelfer am Bodensee[22] in roten und braun-grünen Farbtönen. Das grüne Paar (1953/54)[23] zeigt ebenso stark abstrahiert ein zwischen Bäumen rastendes Paar. Das Streifenbild (der Weg zur Familie) (um 1955) ist eine Tuscharbeit auf Leinwand und zeigt abstrahierte menschliche Körper. Die Strukturbilder Gold-gelb und Gelb-orange (um 1960) sind rein abstrakte Farbkompositionen. Der Kunsthistoriker Jörg Scheller schrieb über Busse, das Fehlen eines klaren Markenzeichens in ihrem Werk verweise „auf die Möglichkeit eines anderen Künstlerinnenbildes: Neugier statt Marktmacht, Empfindsamkeit statt Rigorismus, Suche statt Statement, Mehrdimensionalität statt Machotum. 'Durchsetzen ist nicht mein Ding', hat sie einmal gesagt. Eine Haltung, die erst auf den zweiten Blick als solche erkennbar ist – und deshalb so wertvoll.“[24]
Das Hal Busse Archiv[25] pflegt in Hamburg ein digitales Werk- und Nachlassverzeichnis (derzeitiger Forschungsstand: 12.300 Datenbankeinträge inkl. Artikel, Notizen, Skizzen, Reprofotografien usw.).
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Postume Ausstellungen
- 2017: Serielle Formationen 1967 / 2017, Haus Huth, Berlin
- 2017: Art in Europe 1945–1968
- 2019: „Zero[+1] – Das Frühwerk von Hal Busse“, Kunsthaus Dahlem, Berlin[26]
- 2021: Hal Busse „Es bewegt sich alles so sehr“, Raum III, Berlin
- 2021: Hal Busse „DAS BLEIBENDE IST DAS FLÜCHTIGE“, Galerie Volker Diehl, Berlin
- 2023–24: „Rot geht mit allen Farben“[27] Galerie Volker Diehl, Berlin, 24.11.2023 – 09.02.2024, Katalog mit einem Faksimilé eines Künstlerbuches aus dem Jahr 1957 von Hal Busse: ISBN 978-3-945867-65-5
- 2025–26: "Hal Busse 100. Kosmos Busse", Städtische Museen Heilbronn, Kunsthalle Vogelmann, Allee, Heilbronn
Literatur
- Hannelore Busse. Bilder und Montagen, Ausstellungskatalog Galerie im Hause Behr, Stuttgart 1958.
- Hannelore Busse. Bilder und Zeichnungen, Ausstellungskatalog Kunstverein Heilbronn 1965.
- 30 Jahre Künstlerbund Heilbronn, Sommerausstellung 1979, Heilbronn 1979, S. 48/49.
- Andreas Pfeiffer (Hrsg.): Heilbronn und die Kunst der 50er Jahre. Das Kunstgeschehen der 50er Jahre in Heilbronn. Situationen aus Alltag, Verkehr und Architektur im Heilbronn der 50er Jahre. Harwalik, Reutlingen 1993, ISBN 3-921638-43-7 (Heilbronner Museumskatalog, 43. Reihe Städtische Galerie).
- Marc Gundel (Hrsg.), Dieter Brunner (Katalog und Ausstellung): Farben die blühen – die Malerin Hal Busse. Ausstellungskatalog anlässlich der gleichnamigen Ausstellung zum 80. Geburtstag von Hal Busse, 19. März–4. Juni 2006, Städtische Museen Heilbronn. Edition Braus, Heidelberg 2006, ISBN 3-89904-213-1.
- Marc Gundel: Avantgarde und Familie: Hannelore Hal Busse (1926–2018). In: Christhard Schrenk (Hrsg.): Heilbronner Köpfe IX. Lebensbilder aus zwei Jahrhunderten. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 2021 (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn; 70), ISBN 978-3-940646-32-3, S. 23–38.
- Dirk Pörschmann und Mattijs Visser (Hrsg.): 4 3 2 1 ZERO. Richter | Fey Verlag, Düsseldorf 2012, ISBN 978-3-941263-46-8, Hal Busse Nagelrelief-Abbildung s. 383, Einladung zur ZERO-Ausstellung abgebildet auf: S. 410, 411.
- Volker Diehl (Hrsg.): Hal Busse – Rot geht mit allen Farben. Mit einem Faksimilé des Künstlerbuches von 1957. Verlag ciconia ciconia, Berlin 2024, ISBN 978-3-945867-65-5.
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Weblinks
Commons: Hal Busse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur von und über Hal Busse im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzvita Hal Busse im Deutschen Kunstarchiv
- Stiftung Kunstfonds 2020 Förderung des Werkverzeichnisses Hal Busse
- Hal Busse Archiv
Einzelnachweise
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