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Johan Thomas Lundbye
dänischer Maler Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Johan Thomas Lundbye (* 1. September 1818 in Kalundborg; † 26. April 1848 in der Nähe von Bedstedt) war ein dänischer Maler.

Leben und Familie
Zusammenfassung
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Lundbye[1] wuchs in Kalundborg auf Seeland auf. Sein Bruder Carl Lundbye machte eine militärische Karriere und war 1863–64 dänischer Kriegsminister. Johan Thomas Lundbye studierte ab 1832 Malerei an der Kopenhagener Kunstakademie bei Johann Ludwig Lund (bei ihm erhielt er Privatunterricht, ebenso bei Christian Holm). 1836 verkaufte er sein erstes Gemälde an die Kunstvereinigung in Kopenhagen, 1838 weitere. 1839 kaufte Bertel Thorvaldsen ein Bild von ihm. Im gleichen Jahr traf er seine große (nicht erwiderte) Liebe, Louise Marie Neergard. 1840 entstanden verschiedene Porträts von seinem Freund Lorenz Frølich. 1841 zeichnete er sich selbst als „Melancholiker, vor dem Ofen sitzend“.[2] 1842 kaufte der dänische König Christian VIII. sein Bild „Seeländische Landschaft“ (vgl. Madsen, 1895, S. 87)[3] ; Lundbye fing an Tagebücher zu schreiben. Die großen Gemälde „Der Gänseturm in Vordingborg“ und „Eine dänische Küste“ entstanden 1842/43 (letzteres kaufte wiederum der dänische König). „Ein Kuhstall in Vejby“ wurde 1843 gemalt, und eines der berühmtesten Werke dieser Periode ist der „Kuhstall in einem Bauernhof“ (vgl. Madsen, 1895, S. 134 f.). 1844 verliebte er sich wieder: vergeblich. Er malte in Nordwestseeland, und das bereits seit 1838: Mit einem Bild vom Arresee gelang ihm 1838 der „Durchbruch“ (vgl. Madsen, 1895, S. 51 ff., S. 58 u. ö.), er malte u. a. bei seinem Onkel in Vallekilde und in Vognserup[4] bäuerliche Szenen. 1843 malte er wieder in Nordwestseeland (vgl. Madsen, 1895, S. 130 ff.). Im März 1845 erhielt er ein Reisestipendium der Kunstakademie, und im Juni brach er zu seiner Reise nach Italien auf. – 1847 malte er erneut in Vognserup; er verliebte sich in Georgia Schouw (heimliche Verlobung). Im April 1848 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst im Heer. Am 25. April 1848 starb er durch eine verirrte Kugel: Ihm blieben nur etwas mehr als zehn Jahre intensives künstlerisches Schaffen![5]
Lundbye gehörte, wie auch sein enger Freund P. C. Skovgaard[6], zur letzten Generation des so genannten Goldenen Zeitalters der dänischen Malerei, das mit dem Bürgerkrieg um das Herzogtum Schleswig 1848/50 sein Ende fand. Berühmt wurde Lundbye vor allem für seine Landschaftsbilder und seine Tierstudien, wobei er zunehmend von der sich verstärkenden Nationalromantik beeinflusst wurde. Zuordnungen zu Epochen machen in der Regel Probleme: Madsen (1895, S. 47) nennt ihn sogar einen „Vollblutromantiker“, aber gleichzeitig einen „redlichen Naturalisten“. Lundbye wollte vor allem „das liebe Dänemark“ malen, „det kjære [kære] Danmark“[7], und mit seinen Gemälden patriotische Gefühle wecken und stärken. Um seinen tragischen Tod (auf dem Weg zur Front durch eine verirrte Kugel eines Kameraden getroffen) rankten sich manche Legenden.
- Bilder von Johan Thomas Lundbye
Der Vater des Malers war Oberst und Chef des Raketencorps, Joachim Theodor Lundbye (* 1778; † 1841), und er heiratete 1810 in Kalundborg (Nordwestseeland) Cathrine (Trine) Bonnevie (* 1792; † 1863). Der Großvater war geachteter Zollbeamter in Kalundborg; Lundbye verehrte ihn (und porträtierte ihn liebevoll im November 1846) und wurde selbst zum ‚berühmten Sohn der Stadt‘; zum strengen Vater war das Verhältnis gespannt.[8] Lundbye war der Drittälteste in einer Schar von sieben Brüdern. Der Älteste, Carl oder C. C. Lundbye (* 1812; † 1873), war Soldat (Artillerieoffizier, Oberst und zweimal Kriegsminister, der im 1864er Krieg eine höchst unglückliche Rolle spielte; siehe oben: Carl Christian Lundbye).[9] Der nächste, Emanuel Andreas Lundbye (* 1814; † 1903), war im 1864er Krieg Major, zuletzt u. a. Chef der Offiziersschule des Heeres in Kopenhagen, Schloss Frederiksberg.[10] Er heiratete 1872 Ida Comtesse Petersdorff (Petersdorff (Adelsgeschlechter)) (* 1836; † 1895), und aus dieser, seiner zweiten Ehe stammen weitere Nachkommen.[11] Theodor Louis Lundbye (* 1816; † 1907) war u. a. Gutsbesitzer mit vielen Nachkommen, die nicht den Weg zum Militär einschlugen. Nach dem Maler war der nächste Siegvard Urne Rosenvinge Lundbye (* 1820; † 1864), Hauptmann und Bataillonskommandeur; er fiel am 18. April 1864 auf den Düppeler Schanzen. Honoratus Rudolph Lundbye (* 1821; † 1888) war Jurist und u. a. Beamter bei der Eisenbahn. Der jüngste der Brüder, Joachim Emil Lundbye (* 1826; † 1897), war 1848 Leutnant und wurde 1850 bei Mysunde verwundet. Er verließ das Militär als Hauptmann und Kompagniechef und war bis 1896 bei der Eisenbahn und bei der Post. Zu seinen Nachkommen zählt u. a. der dänische Verfasser Vagn Lundbye (* 1933; † 2016; vgl. die Literatur, 2008).
Lundbyes Bindung an die Mutter ist bemerkenswert; ihr galt seine innige Zuneigung, sie schützte ihn manchmal vor den Grobheiten der Brüder, die ‚Soldat‘ spielen wollten. Den Vater verlor Lundbye 1841 (vgl. Madsen, 1895, S. 84); 1842 teilte er in Kopenhagen die Wohnung mit der Mutter (vgl. Madsen, 1895, S. 98). Lundbye war (heimlich) verlobt mit Georgia Schouw (* 1828; † 1868), die 1851 (nach Lundbyes Tod; vgl. Tegninger & Huletanker, 1998, S. 79 – 90) dessen engsten Freund P. C. Skovgaard heiratete (siehe oben).

Eine (einseitige) Liebe zu Louise Neergård, die 1842 „hell entflammte“ (Ostenfeld, 1977, S. 25) verstärkte Lundbyes depressive Veranlagung.[13]
1848
Nach Beginn des militärischen Konflikts um das Herzogtum Schleswig im Frühjahr 1848 meldete sich Lundbye freiwillig zu den dänischen Truppen (vgl. ausführlich Tegninger & Huletanker, 1998, S. 91–120, mit vielen Abbildungen). Zu einem Fronteinsatz kam er jedoch nicht mehr, da er durch eine von einem Unfall verursachte Schussverletzung in der Nähe von Bedstedt ums Leben kam. Immer wieder wurde spekuliert, dass sein Tod Selbstmord war[14], aber das hat keinen Rückhalt in den Quellen.[15] Die Tragik seines frühen Todes ließ sich anscheinend erklären aus den Anzeichen von Depression, die manche aus seinen letzten Bildern, aus Briefen und aus den Tagebüchern herausgelesen haben, und das wurde anscheinend bestätigt durch eine medizinische Doktorarbeit von Ib Ostenfeld (1937), ein entfernter Verwandter, der „leichte Anzeichen“ von manio-depressiven Zuständen feststellte. Auch andere nannten ihn, neben H. C. Andersen und Kierkegaard[16], „zutiefst depressiv“ und ein „gescheitertes Genie“; allerdings habe er „die ausgeglichensten und heitersten dänischen Landschaften gemalt“.[17]
Sein Grab in Bedsted (Bedsted Sogn (Tønder Kommune)) wird von der Gemeinde gepflegt[18], eine der Straßen der Gemeinde trägt seinen Namen. Seine Mutter, die das Grab besuchen wollte, starb als Achtzigjährige auf dem Weg dorthin in Aabenraa und wurde 1863 neben ihm in Bedsted begraben. Denkmäler für Lundbye stehen u. a. in Bedsted, an der Garnisonskirche in Kopenhagen und in Kalundborg vor dem Dom. Am letzteren Platz erinnert der moderne und großformatige Bronzekopf auch an das Denkmal des „tapferen Landsoldaten“, das Herman Wilhelm Bissen 1849 für die Stadt Fredericia schuf und das dem Aussehen Lundbyes nachgebildet ist.[19] Zwei Straßen in dänischen Städten tragen den Namen von „Johan Thomas Lundbye“, nämlich in Aalborg und in Kopenhagen (jeweils in Quartieren mit Namen von Malern und Künstlern); ein Weg in Bedsted ist nach ihm benannt.[20]
Namensgleich ist ein Neffe des Malers, der dänische Ingenieur Johan Thomas Lundbye (* 1874; † 1951), und ein Johan-Thomas-Lundbye-Weg existiert in Flensburg-Weiche, der nach diesem benannt ist.[21]
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Werk
Zusammenfassung
Kontext
Goldenes Zeitalter
Lundbye gilt als eine der Hauptpersonen des „[dänischen] Goldenen Zeitalters“ in jener Epoche von etwa 1815 bis 1848, die zeitlich dem deutschen Biedermeier entspricht, im Dänischen jedoch die hohe Qualität der bildenden Kunst in jener Zeit hervorheben will. Es ist auch die Zeit des Bildhauers Bertel Thorvaldsen (* 1770; † 1844), den Lundbye und seine Zeitgenossen verehrten (Lundbye zeichnet Thorvaldsen 1843).[22] Während die ältere Generation der Maler Schüler von Christoffer Wilhelm Eckersberg waren (zu ihnen gehörten jedoch auch Lundbyes enge Freunde Lorenz Frølich und Christen Købke, und der letztere war mit seinen Italien-Erfahrungen mit Thorvaldsen verbunden), malte die jüngere „Kopenhagener Schule“[23] mit Lundbye bei ihrem Lehrer Johann Ludwig Lund, der einen Gegenpol zu Eckersberg bildete.[24] Eckersberg liebte die Perspektive und seine Bilder sind ‚realistisch‘; für Lundbye war das Motiv in der Natur eher Ausgangspunkt für eine relativ frei gestaltete, eigene Komposition. Manche Details für seine Gemälde ‚nach der Natur‘ übernahm er von Studien und Skizzen an anderen Stellen. Etwa sein berühmtes ‚nationalromantisches‘ Gemälde „Gåsetårnet i Vordingborg“ (Der Gänseturm in V., 1842; SMK), häufig analysiert und interpretiert, ist bis in kleine Details hinein genauestens komponiert. Ziel war für ihn „das liebe Dänemark“ in manchmal idealisierter Form zu malen (den Gänseturm in Vordingborg hatte Lundbye selbst nie gesehen, er benützte ein Aquarell von Skovgaard als Vorlage – für Skovgaards Onkel malte er dieses Bild; vgl. Madsen, 1895, S. 90, Johan Thomas Lundbye 1818–1848 …at male det kjære Danmark, 1994, S. 13, und Svenningsen: Seks år af et liv, 2018, S. 65). Mit den bäuerlichen Szenen war er aber grundsätzlich ebenfalls ‚realistisch‘.[25] Und wo er sich nicht auf Skizzen stützte, konnte er sich auf ein hervorragendes visuelles Gedächtnis verlassen (Tegninger & Huletanker, 1998, S. 15). Lundbye malte und zeichnete unablässig; da er zumeist ziemlich mittellos war, oft auf schlechtem Papier.[26]
Zeichnungen, Tiere und Leben auf dem Lande
Von Frølich lernte er die Technik der Federzeichnung (Tegninger & Huletanker, 1998, S. 17); mit ihm teilte er die Liebe zum Ornament (dito S. 23).[27] Die Skizzen und Zeichnungen gehören mit zu den besten ihrer Art[28] und sind in der Natur entstanden,[29] während die Gemälde oft, wie es damals üblich war, später im Atelier zusammenkomponiert wurden. Motive der Heimat wie z. B. Küstenstrecken, hügelige Landschaften (vor allem die seiner Heimat in Nordwestseeland) und Szenen aus dem bäuerlichen Leben (Ställe, Kühe auf der Weide usw.) wurden (nach der Natur) vielfach mit Symbolen der Heimat wie z. B. einem Hügelgrab kombiniert und sollten quasi überhöht „das liebe Dänemark“ abbilden.[30] Andererseits war Lundbyes Werk in gewisser Weise neu – „Lundbye brachte in der Kunst des Goldenen Zeitalters einen neuen Klang“ (Poulsen, 1961, S. 4) –, und eines seiner großen Gemälde mit einem Kuhstall als Motiv erregte durch die Realität der Darstellung Aufmerksamkeit. Kritiker meinten bewundernd vor dem Bild, es würde „stinken“. Auch scheute Lundbye sich nicht, etwa einen Misthaufen zu malen: Nichts Ländliches war ihm fremd, und er liebte den Blick auf das bäuerliche Leben, über das andere die Nase rümpften.[31] In späteren Jahren war sein Monogramm ein ineinandergefügtes I T L [Johann Thomas Lundbye] mit Jahreszahl[32]; viele Zeichnungen sind nur durch die Zuordnung in seinen wichtigen Tagebüchern datierbar. In der Jugend und auf den frühen Werken signierte er nationalromantisch mit Runen.[33] ‚Nordisches‘ liebte er. Dafür war seine Reise nach Italien für ihn eine Enttäuschung, und er litt ständig unter Heimweh nach seinem „geliebten Dänemark“. Er schuf die Gestalt des Nisse [Weihnachtswichtel, eigentlich ein Troll und Bewohner eines Grabhügels bzw. ein helfender Hausgeist] als sein Alter Ego – Lundbye nennt ihn „Sindre“ (über diesen „Hügeltroll“ vgl. ausführlich Tegninger & Huletanker, 1998, S. 40 – 78, und viele weitere Abbildungen S. 300 – 332) und gab diesem sein Aussehen, ein Aussehen, das diese liebenswürdige, sehr ‚dänische‘ und weihnachtliche Zwergengestalt bis heute prägt.[34] Lundbyes „Sindre“ jammerte auch in Italien: „Ach Gott, wenn ich an die Freunde in Kopenhagen denke, wie eisigkalt ist da nicht das Leben in dem warmen Italien.“ Mit dem Freund Lorenz Frølich wurden Briefe gewechselt; ihm gegenüber sagte Lundbye, er würde sich über seine verrückten „Huletanker“ (Höhlengedanken) sehr wundern.[35]
Künstlerfreunde und Porträts
Lundbye wurde und wird als der inspirierende Kern einer Künstlergruppe seiner Altersgenossen mit vor allem Skovgaard, Frølich, Købke (acht Jahre älter), Jens Adolf Jerichau und Thorald Læssøe charakterisiert. Der Maler und die Familie waren u. a. mit Hans Vilhelm Kaalund (* 1818; † 1885) befreundet, und der Maler illustrierte dessen Fabler for Børn (Fabeln für Kinder, 1845 [siehe: Literatur]) mit liebenswerten Strichzeichnungen (z. B. ein Holzschnitt vom Hund [nach der Federzeichnung Lundbyes für Kaalund], der am Kai dem davonsegelnden Boot nachschaut). Mit 19 Jahren war Lundbye voll ausgebildeter Künstler (Madsen, 1895, S. 12).[36] Viele von Lundbyes Zeichnungen und Gemälden sind Porträts der Familienmitglieder und der Freunde, so von der Malerin Eleonora Tscherning – und Selbstbildnisse, die ihn differenziert und oft selbstkritisch dokumentieren. Der Maler war in dänischer Literatur höchst belesen, liebte Altnordisches, las Kierkegaard, hörte die Predigten von Nikolai Frederik Severin Grundtvig (mit dessen Sohn Svend er später Freundschaft schloss; vgl. Svenningsen: Seks år af et liv, 2018, S. 76; zu N. F. S. Grundtvig vgl. Madsen, 1895, S. 44 f.), las die historischen Romane von Bernhard Severin Ingemann (vgl. Svenningsen, S. 116), ließ sich von dem strengen Kunsthistoriker Niels Laurits Høyen belehren, der ihm den Blick auf ‚vaterländische‘ Motive in der Natur öffnete (vgl. Madsen, 1895, S. 139 – 141 u. ö.[37]), und Lundbye schrieb seinerseits ausführliche Tagebücher (vgl. Madsen, 1895, S. 159 ff. bis S. 179, und vor allem Jesper Svenningsen, 2018), in denen er Notizen zu seinen Werken festhielt, aber auch sein eigenes Leben ‚literarisch‘ stilisierte. Lundbye lebte in hohem Grad „mit und in der Poesie“ (Madsen, 1895, S. 42) – 1835 erschien eine Gedichtsammlung von Christian Winther (Schriftsteller), die Inspiration lieferte (vgl. Madsen, 1895, S. 48 – 50, S. 68 u. ö.). Bildende Kunst, literarische Vorliebe und eigene Persönlichkeit wollte er mit seinen Tagebüchern, gedacht auch für ein Lesepublikum, quasi zu einem ‚Gesamtkunstwerk‘ zusammenschmelzen (eine überraschend moderne Vorstellung).

Lundbyes geachtete Großwerke waren zu seinen Lebzeiten die Landschaftsmalereien. Tierstudien waren Skizzen und Vorarbeiten dazu (mit ihnen, als Schüler von Christian Holm, begann allerdings seine künstlerische Laufbahn). Mit der Zeit entwickelte er sich wieder zum „Tiermaler“ (vgl. Madsen, 1895, S. 101 ff.), nannte sich selbst so, und „Dyrmaler“ steht auf seinem Grab. Seine Zeichnungen von Tieren in ländlicher Umgebung werden heute zunehmend geschätzt.[39] Gleiches gilt für Lundbyes Darstellung von Bäumen und Waldpartien (vgl. Tegninger & Huletanker, 1998, S. 28 ff.) und besonders für die zahlreichen Skizzen in seinen Tagebüchern, z. B. für die zauberhaften Federzeichnungen im Reisetagebuch nach Italien 1846 (mit Nachträgen bis 1848; herausgegeben von Eigil H. Brünniche, 1953): und immer wieder mit dem Nisse, den das Heimweh plagt, bis zur kleinen Zeichnung, die ihn selbst zwergenhaft, als „Freiwilligen“ am 30. März 1848 zeigt.[40] In der relativ kurzen Periode nach der Italienreise entstanden eine Reihe von besonders „schönen“ Bildern, wieder mit bäuerlichen Motiven in der Umgebung von Vognserup in Nordwestseeland (vgl. Madsen, 1895, S. 193 ff.). Aber Madsen registriert ebenso eine wachsende Unruhe und „Unfrische“ in den Bildern von 1847, die der Kritiker dem eher düsteren Gefühlszustand von Lundbye in dieser Zeit zuschreibt (Madsen, 1895, S. 212 f.); er hält ihn für „seelenkrank“ (dito, S. 214). Lundbye überlegte, ob er eine „militärische Laufbahn“ anfangen sollte (dito, S. 227), und im Dezember 1844 begann er das Tagebuch mit dem berühmten Eintrag, er habe sich zum Militär gemeldet (zusammen mit Carlo Dalgas und Svend Grundtvig). Dort fügte er jenen (nicht abgeschlossenen) Halbsatz ein, der Spekulationen auslöste: „Falls eine verirrte / verwilderte Kugel…“ (dito, S. 231; auf Dänisch: „Om en vildsom Kugle …“, im Original vier Gedankenstriche).
Wirkung und Nachleben
Lundbyes Werk ist, trotz der kurzen Lebensspanne von 29 Jahren, sehr umfangreich. Außer im Privatbesitz (nach seinem Tod wurde der malerische und zeichnerische Nachlass zuerst in der Familie aufgeteilt) hängen seine Werke vor allem in dänischen Museen: Statens Museum for Kunst (SMK), Hirschsprungsche Sammlung[41], Ny Carlsberg Glyptotek, alle in Kopenhagen; dort ebenso Thorvaldsen-Museum, Nivaagaard und Ordrupgaard. Einige Werke sind in regionalen dänischen Museen von z. B. Ribe, Randers, Viborg (Skovgaard Museum) und Horsens. Lundbyes Werke wurden, neben dem festen Bestand der großen (dänischen) Museen, auf zahlreichen Ausstellungen, auch international, gezeigt.[42] Das reichhaltige Werk angemessen zu würdigen, gelingt heute nur im wissenschaftlichen Team: In dem Katalog Tegninger & Huletanker… (Hirschsprungsche Sammlung, 1998) schreiben nach einleitenden Artikeln mit Blick auf unterschiedliche Aspekte von Lundbyes Leben Jens Peter Munk über die Porträts und die Bilder von Seeland, Marianne Saabye (Direktorin der Hirschsprungschen Sammlung von 1986 bis 2016), Munk und eine Gruppe über die Skizzen, Munk über die Italienreise 1845–46, Saabye und Kollegen über Lundbyes Nisse bzw. Hügeltroll. Ebenso wird die Dokumentation vom Team geleistet: das Schicksal der Zeichnungen (nach dem Tod Lundbyes verstreut in der Familie, nachträglich vieles wieder im Museum gesammelt) und der 37 [!] Skizzenbücher (wie die Skizzen vielfach verteilt). Birgitte Johannesson[43] dokumentiert die Briefe und andere Aufzeichnungen. Die drei genannten Wissenschaftler stehen auch gemeinsam für die Redaktion des Bandes.
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Literatur
- Fabler for Børn af H. V. Kaalund og J. T. Lundbye. Kopenhagen: Philipsen, 1845 (ohne Paginierung, 50 Gedichte von Hans Vilhelm Kaalund und Abbildungen; die Bilder, Strichzeichnungen Lundbyes, sind von Kittendorff lithographiert; in der zweiten Ausgabe 1866 in Holz nachgeschnitten von H. P. Hansen, 1908 wieder mit den ursprünglichen Handzeichnungen; vgl. die moderne Ausgabe von 2008).
- Mindeblade om Den Nordiske Højtid (Erinnerungsblätter an das Nordische Fest). Den 13. Januar 1845. Kopenhagen: Bing & Ferslev, 1845 („Autographien“ von Frølich, Lundbye, Skovgaard [nicht genauer zugeordnet]; 12 unpaginierte Blätter, Blatt Nr. 10 „Heimdal“).
- Arbejder af Johan Thomas Lundbye udstillede i Kunstforeningen in København Oktober 1893. 56 S. (Ausstellungskatalog mit 495 Katalog-Nummern [z. B. den Zeichnungen vielfach mehrere Werke unter einer Nummer], chronologisch seit dem ersten Gemälde „En Hund“, 1835 auf der Ausstellung Charlottenborg 1835; Lundbyes Werke mit u. a. Hinweis auf Provenienz [vielfach Privatbesitz] und Art der Signatur; 161 Gemälde von Landschaften u. ä., Porträts, Zeichnungen und Aquarelle, Radierungen und Holzschnitte)
- Madsen, Karl: Johan Thomas Lundbye 1818–1848. Kopenhagen: Kunstvereinigung, 1895 (eine zweite Ausgabe Kopenhagen 1949). 284 S., zahlreiche Abbildungen (die klassische Künstlerbiographie zu Lundbye; ausführlich Hinweise zur Biographie und zum künstlerischen Werdegang; Verzeichnis der Gemälde seit 1834, S. 246 ff. bis S. 264 [aufgelistet werden hier 263 Gemälde]; Verzeichnis der Radierungen, Holzschnitte [nach Lundbyes Tod nach seinen Zeichnungen] u. ä.).
- Lundbye, J. Th.: Dagbogsoptegnelser (Tagebuch-Aufzeichnungen; in Auszügen herausgegeben von) Karl Madsen. Kopenhagen: Gyldendal, 1918 (zweite Ausgabe 1961; siehe dort).
- Hendriksen, F. [Frederik]: Lorenz Frølich. Egne Optegnelser og Breve til og fra hans Slægt og Venner (… eigene Aufzeichnungen und Briefe von und an seine Familie und Jugendfreunde). Kopenhagen: Hendriksen, 1920–1921. 408 S., zahlreiche Abbildungen (u. a. viele Briefe von und an Lundbye, auch mit Zeichnungen; S. 138 ff. bis S. 143 mit den nordischen Göttern, 1845; S. 141 Lundbye hat nicht die Heimdall-Figur gezeichnet, aber alle Rahmen, siehe Abb. S. 142; S. 195 f. Brief Lundbyes vom 14. April 1848 an Frølich in Rom. S. 197–200 Frølichs Bericht über Lundbye, 1877 [in Auszügen]. - Zweiter Teil, S. 209 ff. über die Zeit nach Lundbyes Tod).
- Johan Th. Lundbye. 60 Autotypier i Tontryk […]. Kopenhagen: Gad, 1931. 64 S., Abbildungen („Smaa Kunstbøger“, Nr. 21).
- Madsen, Karl: Malerier af Johan Thomas Lundbye (Gemälde von…). Kopenhagen: Gad, 1931. 76 S. (58 schwarz-weiß Abbildungen mit Maßangaben und Provenienz)
- K. F. [Kai Flor]: „Lundbye, Johan Thomas“. In: Illustreret Dansk Konversationsleksikon, Band 14, Kopenhagen: Berlingske, 1935, S. 245 f.
- Ostenfeld, Ib: J. Th. Lundbye. Et Stemningslivs Historie. Studier over lette manio-depressive Tilstande [… Die Geschichte eines Stimmungslebens. Studien über leichte manio-depressive Zustände]. Kopenhagen: Gad, 1937. 233 S. und Beilagen (eine neuere, gekürzte Darstellung auch für Nicht-Mediziner bietet Ostenfeld 1977).
- Brünniche, Eigil H.: [Lundbye] Troldom og Hule-Tanker 1846 (Faksimile) / Vejledende tekst til J. Th. Lundbyes skitsebog Troldom og Huletanker von… (Wegweisender Text zu… Skizzenbuch „Zauberei und Höhlengedanken“). Kopenhagen 1953. Abbildungen ohne Paginierung / 18 S.
- Johann Thomas Lundbye 1. September 1818 – 25. April 1848. Fortegnelse over Tegninger udstillede i Kunstforeningen 1. – 24. Januar 1954. Kopenhagen 1954 (Ausstellungskatalog der Zeichnungen; chronologisch seit dem Selbstporträt von 1834 mit Hinweisen zur Größenangabe und zur Provenienz; 107 Katalog-Nummern [viele Zeichnungen in Sammelrahmen]; keine Paginierung).
- Madsen, Karl: J. Th. Lundbyes Dagbogsoptegnelser [in Auszügen]. Kopenhagen: Haselbalch, 1961. 60 S., einige Abbildungen (Darstellung mit Verwendung von Zitaten aus den Tagebüchern; eine erste Ausgabe dazu: Karl Madsen, Lundbyes Dagbogsoptegnelser, Kopenhagen 1918; siehe dort).
- Poulsen, Vagn: Dänische Maler. Königstein i. T.: Langewiesche – Köster, 1961. 87 S., Abbildungen („Die blauen Bücher“; Einleitung Deutsch, Englisch, Französisch, Dänisch; Abbildungen von Lundbye: „Hankehøj“ auf Seeland, S. 39; Selbstporträt, S. 46; Hof bei Lodskov, Seeland, S. 49; Winterlandschaft, S. 54).
- Johan Thomas Lundbye: Et Aar af mit Liv (ein Jahr meines Lebens), mit längerer Einleitung und Anmerkungen von Mogens Lebech. Kopenhagen: Busck, 1967. 173 S., Abbildungen (Tagebuch März 1842 bis April 1843).
- Johan Thomas Lundbye. Reisedagbøger 1845–1846. Herausgegeben von einer Arbeitsgruppe der Königlichen Kupferstichsammlung in Statens Museum for Kunst. Kopenhagen 1976. 350 S., zahlreiche Abbildungen.
- Ostenfeld, Ib: Johan Thomas Lundbye. En kunstners kamp med sin skæbne. En epilog (… der Kampf eines Künstlers mit seinem Schicksal. Epilog). Kopenhagen: Rhodos, 1977. 62 S., Abbildungen. ISBN 87-7496-572-7 (vgl. die Dissertation von 1937; 1977 Besprechung dazu von Poul Bonnevie in Ugeskrift for læger [dänische Wochenschrift für Ärzte]).
- Årets tolv måneder. Tegninger: J. Th. Lundbye. Kopenhagen o. J. [ca. 1979]. 118 S., Abbildungen (dänische Gedichte, illustriert mit Zeichnungen von Lundbye).
- Nørregård-Nielsen, Hans Edvard: Danske kyster (Dänische Küsten). Ohne Ort: Danmarks Naturfredning u. a., 1986. 175 S., Abbildungen. ISBN 87-87030-21-7 (Abbildungen von Lundbye, S. 12 ff. bis S. 17; S. 48 bis S. 57 „En dansk kyst“ [Eine dänische Küste]; S. 58 ff. bis S. 63).
- Wivel, Mikael: Ordrupgaard. Udvalgte værker (… ausgewählte Werke). Kopenhagen: Ordrupgaard, 1993. 75 Tafeln (ohne Paginierung). ISBN 87-88692-08-6 (Lundbye = Tafel 67 und 68 mit Beschreibungen; Tafel 69 = L. A. Ring (Lauritz Andersen Ring), „Lundbyes Bænk ved Arresø“, 1899, die Bank am Arresee, von der aus Lundbye [angeblich] häufig malte).
- Johan Thomas Lundbye 1818–1848. …at male det kjære Danmark (…das liebe Dänemark malen). Kopenhagen: Thorvaldsens Museum, 1994. 235 S., zahlreiche [sehr gute] Abbildungen [S. 35 – 87 und ff. mit den Beiträgen]. English summaries; Bibliographie. ISBN 87-7521-068-1 (und verschiedene Beiträge von u. a. Stig Miss, Kasper Monrad, Vagn Lundbye zu Werken und über Werke von Lundbye).
- Aus Dänemarks goldener Zeit. Landschaftsmalereien des frühen 19. Jahrhunderts aus dem Statens Museum for Kunst, Kopenhagen. Köln: Wallraf-Richartz-Museum, 1995. 143 S., Abbildungen (u. a. Beiträge von Kasper Monrad; Bildbeschreibungen; Lundbyes Werke = Katalognummern 31 bis 37).
- Nørregård-Nielsen, Hans Edvard (Hans Edvard Nørregård-Nielsen): Dansk Guldalder Maleri. Ny Carlsberg Glyptotek [Katalog]. Kopenhagen 1995. 305 S., zahlreiche Abbildungen. ISBN 87-7452-162-4. – Nørregård-Nielsen, Hans Edvard: Danish Painting of the Golden Age. Ny Carlsberg Glyptotek [Catalogue]. Copenhagen 1995. ISBN 87-7452-163-2 (längere Einführung und ausführliche Beschreibung von Lundbyes Werken, Ausstellungsnummern 70 bis 86).
- Tegninger & Huletanker. Johan Thomas Lundbye 1818–1848 (Zeichnungen und Höhlengedanken…). Kopenhagen: Den Hirschsprungske Samling, 1998. 386 S., zahlreiche Abbildungen. ISBN 87-90597-03-6 (großformatiger Katalog der Ausstellung Sept. 1998 – Jan. 1999, im Anschluss daran in Hamburg-Altona Jan. – Febr. 2000; Schwerpunkt auf den Zeichnungen mit Abbildungen in hervorragender Qualität; neben Madsen (1895) und der Tagebuch-Ausgabe von 2018 [Jesper Svenningsen] eines der Grundwerke über Lundbye; S. 370 – 372 Literaturhinweise).
- Ordrupgaard. Dansk kunst fra Guldalderens århundrede (… dänische Kunst aus dem Jahrhundert des Goldenen Zeitalters). Kopenhagen: Ordrupgaard, 1999. 127 S., (gute) Abbildungen. ISBN 87-88692-18-3 (Lundbye = Tafeln S. 52 bis 59 mit Beschreibungen; S. 114 f. = L. A. Ring (Lauritz Andersen Ring), „Lundbyes Bænk ved Arresø“, 1899, die Bank am Arresee, von der aus Lundbye [angeblich] häufig malte; dazu S. 52 f. Lundbyes „Wiese am Arresee“, 1838).
- Johan Thomas Lundbye 1818–1848. Ein Künstler des Dänischen Goldenen Zeitalters. Zeichnungen & Aquarelle. Hamburg: Altonaer Museum, 2000. 62 S., (gute) Abbildungen. ISBN 87-90597-05-2 (Kurzausgabe des dänischen Katalogs von 1998).
- Mortensen, Klaus P.: Johan Thomas Lundbys kærlighed (… Liebe [zu Louise Neergaard]). Kopenhagen: Gad, 2000. 99 S. (nach einer Besprechung von Jens Kistrup. In: Weekendavisen, Kopenhagen, 22. – 28. September 2000, S. 11)
- Himlens spejl. Skyer og vejrlig i dansk maleri 1770–1880. (Der Spiegel des Himmels. Wolken und Witterung in der dänischen Malerei…). Odense: Fyns Kunstmuseum & Storstrøms Kunstmuseum. 215 S., Abbildungen. ISBN 87-7838-738-8 (mehrere Abbildungen nach Lundbye, S. 190 ff., und entspr. Erläuterungen im Text).
- Nørregård-Nielsen, Hans Edvard: Undervejs med J. Th. Lundbye (Wanderungen mit ... ). Kopenhagen: Gyldendal, 2004. 63 S., Abbildungen. ISBN 87-02-03747-5 (Beschreibungen mit Reproduktionen von Lundbyes Bildern in Nordwestseeland, u. a. um den Pfarrhof in Vallekilde, wo sein Onkel, Honoratus Bonnevie, 1795–1873, Pfarrer war; Porträts der Mutter und Selbstporträts werden charakterisiert, die Landschaft am Vejrhøj und beim Schloss Dragsholm beschrieben – manche Bilder werden mit modernen Fotos konfrontiert, z. B. das Hügelgrab Hankehøj bei Vallekilde. Übrigens nennt der Verlagstext auf dem rückseitigen Buchdeckel Lundbyes Tod durch einen „unglücklichen Fehlsschuss“, nicht durch Selbstmord, wie Nørregård-Nielsen sonst gerne argumentiert.).
- Dirk Luckow, Dörte Zbikowski: Die Kopenhagener Schule. Meisterwerke dänischer und deutscher Malerei von 1770 bis 1850. Kiel 2005.
- Fabler for børn. Gendigtet af Vagn Lundbye. Efter H. V. Kaalund. Med de originale illustrationer af Johan Thomas Lundbye (Fabeln für Kinder. Nachgedichtet von… Nach Kaalund. Mit den ursprünglichen Abbildungen von…). Kopenhagen: Lindhardt og Ringhof, 2008. 63 S., Abbildungen. ISBN 978-87-595-2909-6 (mit einem Nachwort des Dichters Vagn Lundbye; der heutigen dänischen Sprache angeglichene, zum Teil nachgedichtete Texte J. Th. Lundbyes).
- Nørregård-Nielsen, Hans Edvard: Johan Thomas Lundbye 1818–2018. Værker fra private samlinger. (… Werke aus privaten Sammlungen). Skive: Wunderbuch, 2018. Nur z. T. paginiert [etwa zur Hälfte = 63 S.], zahlreiche Abbildungen. ISBN 978-87-93557-12-3 (Ausstellungskatalog Kalundborg 2018).
- Svenningsen, Jesper: Seks år af et liv. Johan Thomas Lundbye, Dagbøger om tro, skæbne, kunst og kærlighed (Sechs Jahre eines Leben… Tagebücher über Glauben, Schicksal, Kunst und Liebe). Kopenhagen: Ny Carlsbergfond – Strandberg, 2018. 511 S., zahlreiche Abbildungen. ISBN 978-87-93604-13-1 (Einleitung: Lundbye in seiner Zeit, der Tagebuchschreiber, Charakterisierung der Tagebücher; alle Texte mit Anmerkungen und passenden Abbildungen aus den verschiedenen Tagebüchern von März 1842 bis April 1848).
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Weblinks
Commons: Johan Thomas Lundbye – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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