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Liste von Dorfkirchen in Berlin

Kirchengebäude in Berlin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Die Liste von Dorfkirchen in Berlin benennt 57 Dorfkirchen, Kirchen von Dörfern, im Stadtgebiet Berlins, die in der Regel erst 1920 bei der Bildung Groß-Berlins Teil Berlins wurden.

Die ältesten Dorfkirchen stammen aus dem frühen 13. Jahrhundert. Alle haben ausnahmslos im Laufe der Zeit ihre bauliche Gestalt verändert: durch Ergänzungen (z.B. durch Sakristeien und Türme), durch Erweiterung der Kirchenschiffe für mehr Plätze, durch Um- und durch Ersatzbauten (wegen Baufälligkeit oder Kriegszerstörungen im Siebenjährigen Krieg oder im Zweiten Weltkrieg, in dem viele Dorfkirchen Schaden nahmen). Die jüngsten Ersatzbauten entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg (Friedrichsfelde 1951 und Lietzow/Charlottenburg 1961). Einige wurden auch vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut (Falkenberg, Malchow und Wartenberg).

Die heute bestehenden Dorfkirchen und ihre Vorgängerbauten sind wichtige Zeugnisse der Geschichte des heutigen Stadtgebietes. Geschichtsbilder unterliegen der Veränderung. Nicht immer entsprechen die Darstellungen in den örtlichen Gemeinden dem jeweils neuesten Forschungsstand. Das betrifft unter anderem die Frage der Datierungen: Mehrere Dorfkirchen, unter anderem die von Biesdorf, Karow und Marienfelde, beanspruchen für sich den Titel Ältestes Bauwerk Berlins. Die ausgewertete Literatur macht diesen Status für die Dorfkirche Marienfelde am wahrscheinlichsten. Bei der Inanspruchnahme von Superlativen (die „älteste“, die „kleinste“) ist zu beachten, dass sich diese Behauptungen oft nur auf die Ost- oder Westhälfte der Stadt beziehen.

Dieser Beitrag besteht aus Kurzbeschreibungen aller Berliner Dorfkirchen inklusive nicht mehr bestehender Gebäude. Hierzu gehören alle Kirchen, die wegen ihrer Stellung im Ortsbild den Charakter einer Dorfkirche haben, wie beispielsweise auch die Schlosskirche Buch und die Kirchen um den Richardplatz in Berlin-Neukölln.

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Bauliche Gestalt der Dorfkirchen

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Aus dem Mittelalter sind auf dem heutigen Berliner Stadtgebiet 63 Siedlungen namentlich bekannt; dazu kommen mehr als 20 archäologisch aufgefundene wüstgefallene Siedlungen, darunter als bekannteste das Museumsdorf Düppel (der ursprüngliche Name ist unbekannt). Von diesen 63 Siedlungen haben während des Mittelalters nur 51 eine Stein- oder Fachwerkkirche erhalten; Pichelsdorf und Schönow bis zum heutigen Tage nicht, Altglienicke und Rahnsdorf erst am Ende des 19. Jahrhunderts.

Für diese zwölf „kirchenlosen“ Dörfer bzw. Wüstungen ist aber wenigstens von den üblichen Holzkirchen auszugehen, die sie als Neusiedlungen während der allerersten Gründungszeit erhalten haben; Steinkirchen folgten wegen der erheblichen Baukosten erst nach etwa 20 bis 30 Jahren.[1] Für neun Dörfer sind Fachwerkkirchen nachgewiesen; das geringe Quellenmaterial lässt aber keine Aussage darüber zu, ob sie noch mittelalterlichen oder schon nachmittelalterlichen Ursprungs waren; keine von ihnen ist erhalten geblieben und ihr Aussehen ist nicht bekannt.

Zwei Drittel (42) der namentlich bekannten Dörfer haben Steinkirchen erhalten, die Hälfte (29) aus mehr oder weniger sorgfältig gequaderten Feldsteinfindlingen. Diese Feldsteinquaderkirchen dürften im Wesentlichen in der Zeit der askanischen Markgrafen von Brandenburg entstanden sein, die 1319 endete. Von beispielhafter Stilreinheit sind für die Saalkirchen mit Apsis die Dorfkirche Marienfelde und für die Chorquadratkirchen die Dorfkirche Mahlsdorf.

Die 13 Dorfkirchen, die aus ungequaderten Feldsteinen (z.B. Dorfkirche Reinickendorf und Dorfkirche Blankenfelde) oder aus Mischmauerwerk (z.B. Dorfkirche Dahlem und Dorfkirche Weißensee) bestehen, sind überwiegend im 15. und 16. Jahrhundert entstanden. Die geringe Bautätigkeit im 14. Jahrhundert erklärt sich wohl aus Krisenerscheinungen (Interregnum zwischen den Askaniern und Hohenzollern (ab 1415) mit wechselnder Herrschaft landfremder Fürsten, Pest 1349 und der damit zusammenhängenden Agrarkrise).

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Dorfkirche Heiligensee (im Kern spätmittelalterlich, barock überformt durch Putzhaut und zeittypischen Turm)

15 Dorfkirchen zeigen heute eine nachmittelalterliche Putzhaut, wie sie erst ab der Barockzeit üblich wurde, um minderwertiges Backsteinmauerwerk zu überdecken und teilweise sogar um (teuren) Haustein vorzutäuschen (z.B. die aufgeputzten Ecklisenen der Dorfkirche Hermsdorf und der Dorfkirche Heiligensee). Dennoch steckt unter ihnen in manchen Fällen noch mittelalterliches Mauerwerk (z.B. Dorfkirche Kaulsdorf und Dorfkirche Rixdorf), in anderen Fällen handelt es sich um nachmittelalterliche Ersatzbauten (z.B. Dorfkirche Schmöckwitz). Völlige Neubauten, die erst im 18. Jahrhundert für Glaubensflüchtlinge aus Böhmen oder der Pfalz errichtet wurden, finden sich in Böhmisch-Rixdorf (1944 zerstört), Friedrichshagen sowie in Müggelheim.

Industrielle Revolution und Eisenbahnbau bewirkten einen starken Bevölkerungszuwachs in Berlin in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der sich auch auf die damaligen unmittelbaren Vororte auswirkte, so dass der Kirchenraum der Dorfkirchen nicht mehr ausreichte und sie um querschiffartige Anbauten nach Osten hin erweitert werden mussten (z.B. Französisch-Buchholz, Heinersdorf, Pankow, Rosenthal und Weißensee). In anderen Fällen wurden die alten Bauten ersatzlos abgerissen und durch neue ersetzt (z.B. Altglienicke, Marzahn, Steglitz, Tegel und Wilmersdorf); bei ihnen handelte es sich in der Mehrzahl der Fälle ohnehin um Bauten minderer Qualität. Anders als noch in der Barockzeit wurde vor allem gegen Ende des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der Schinkelschule nun der (unverputzte) Backsteinziegelbau bevorzugt.

Im 18. Jahrhundert kam in Abweichung von den bis dahin üblichen längsrechteckigen Grundrissen in Einzelfällen auch der Zentralbau zur Anwendung, bei den Ersatzbauten in Buch und Zehlendorf sowie beim Neubau in Müggelheim. Die imposanteste (und am wenigsten dorfkirchenmäßige) Gestalt erhielt die Schlosskirche Buch, die gleichwohl auch für den Gemeindegottesdienst zur Verfügung stand.

Die Dorfkirchen sind vor allem hinsichtlich der Tür- und Fensteröffnungen (Rund- und Spitzbögen), aber auch hinsichtlich der Anbauten (Sakristeien, Vorhallen usw.) so oft überformt worden, dass ihrem derzeitigen Aussehen kaum noch Aussagekraft über die wesentliche Gestalt der Kirche zukommt. Die wiederholten Überformungen der Tür- und Fensterbögen einschließlich der Versetzung von Eingängen sind selbst für den Fachmann oft nur schwer zu erkennen und zuverlässig nur anhand von ggf. noch vorhandenen Bauakten zu rekonstruieren. Zudem lassen die Bögen keinerlei Rückschlüsse auf die Erbauungszeit zu: „Daß die Gleichung Romanik = Rundbogen, Gotik = Spitzbogen nicht stimmt, ist lange bekannt und sollte zum gesicherten Wissen aller gehören.“[2]

Es besteht ein Zusammenhang zwischen der baulichen Gestalt der Dorfkirche und der ökonomischen Situation ihres Dorfes (Gemarkungsgröße und Bodenqualität (Ertragsfähigkeit)): Kostenaufwendige Kirchen mit differenziertem Grundriss (Apsis, eingezogener Chor, Langhaus und schiffsbreitem Turm) und sorgfältiger Steinquaderung trifft man vor allem auf den großen Gemarkungen, die wiederum bevorzugt auf den guten Böden angelegt worden sind („askanische Plansiedlung“ auf dem Teltow und Barnim): der „ökonomische Faktor im Dorfkirchenbau“.[3] Siedlungen auf kleinen Gemarkungen und schlechten Böden erhielten Kirchen geringerer Qualität erst im Spätmittelalter oder aber sogar überhaupt nicht (jedenfalls keinen steinernen Bau einschließlich Fachwerk im Mittelalter).

Da die reichsten Gemeinden diejenigen gewesen sein müssen, die als erste bauen konnten, müssen sich in ihren Kirchen die ältesten Grundrisstypen widerspiegeln. Insoweit lassen der Grundrisstyp einer Kirche und ihr Baumaterial bzw. dessen Bearbeitung auch Rückschlüsse auf die Erbauungszeit zu (Problem der Datierung mangels Schriftquellen, zu wenig Dendrodaten). Wenig bekannt ist der Umstand, dass die scheinbar überall vorhandenen Feldsteinfindlinge vorwiegend auf den lehmhaltigen Böden festgehalten worden sind (Geschiebemergel), während sie durch eiszeitliche Schmelzwasservorgänge aus den sandhaltigen Böden überwiegend ausgewaschen worden sind. Da die sandhaltigen Böden weniger ertragreich sind als die lehmhaltigen, sind diese Dörfer doppelt benachteiligt: Sie haben weniger Einnahmen aus Ernteerträgen und müssen sich das Baumaterial erst kostenträchtig beschaffen; diese doppelte Benachteiligung könnte auch die übergroße Verzögerung ihres Kirchenbaus erklären (geringe Bautätigkeit im 14. Jahrhundert).

Wichtig für diesen „ökonomischen Faktor im Dorfkirchenbau“ ist der Umstand, dass der Bau eines schiffsbreiten Westquerturms rund 40 % der verwendeten Quader und damit der Baukosten benötigt. Dies erklärt, warum viele Dorfkirchen ihre Türme erst später erhalten haben: auf kleinerem Grundriss („eingezogener“, nicht schiffsbreiter Turm), geringerwertiges Baumaterial, aber auch erst nachmittelalterlich. Türme verfügen über einen eigenen fundamentierten Steinunterbau und sind zu unterscheiden von den Dachtürmen mit Holzverbretterung, die am Westgiebel des Satteldaches aufsitzen; letztere sind meist nachmittelalterlich. Eine Besonderheit stellen die Turmeckkanten aus weißem Kalkstein dar, z.B. in Blankenburg und Mahlsdorf; die Kalksteine stammen aus dem Rüdersdorfer Kalksteinbruch und wurden nur im Südostdrittel des Barnim verwendet, an insgesamt 22 Dorfkirchen (aber auch z.B. an der Marienkirche in Berlin-Mitte).

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Ausstattung und Friedhöfe der Dorfkirchen

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Die Ausstattung (Altäre, Taufen, Kanzeln, Orgeln, Glocken, Altargeräte, Glas- und Wandmalereien, Skulpturen, Bilder, Gedenktafeln) sind im Laufe der Jahrhunderte starken Wandlungen unterzogen worden: nicht nur durch den Wandel des Zeitgeschmacks und durch Zugriffe der Museen, sondern vor allem durch die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. Keine einzige Dorfkirche verfügt mehr über ihre originale Ausstattung. Ersatz für Kriegsverluste wurde aus anderen Kirchen geleistet; so ist zum Beispiel die Ausstattung der Berliner Franziskaner-Klosterkirche über eine Vielzahl von Berliner Kirchen verteilt worden.

Schon vor dem Krieg hatte sich das Märkische Museum die beiden ältesten, noch spätromanischen Taufsteine aus Tempelhof und Stralau einverleibt; der Stralauer ist aber inzwischen zurückgekehrt. Der Lichtenrader Taufengel, mit dem Blankenburger einzigartig in Berlin, befindet sich im Heimatmuseum Tempelhof. Ein Höhepunkt des „Ausstattungs-Tourismus“ zeigt sich in Hohenschönhausen: Der Flügelaltar aus der Zeit um 1450 stand bis 1924 in der Dorfkirche Wartenberg; man bekam ihn als Entschädigung, weil das Märkische Museum die seit 1875 in ihrem Besitz befindliche Kreuzigungsgruppe nicht wieder nach Hohenschönhausen zurückgeben wollte.

Zu den kunstgeschichtlich bedeutendsten Ausstattungsstücken zählen:

  • der Katharinen-Altar in Tempelhof, der Annen-Altar in Dahlem und der Flügelaltar von Reinickendorf (1938 aus dem Märkischen Museum zurückgeholt);
  • die Schnitzfiguren von Wittenau;
  • der barocke Kanzelaltar von Buch;
  • der wuchtige spätromanische Taufstein von Stralau;
  • das Hohenlohe-Epitaph in Buckow (aus der Franziskaner-Klosterkirche) und der Röbel-Totenschild in Hohenschönhausen;
  • die Wandmalereien in Dahlem;
  • die Glasmalereien in Stralau (einzigartig in Berlin);
  • die Bronzeglocke (13. Jahrhundert) in Buckow.[4]

Außergewöhnliche Aufmerksamkeit finden auch:

  • das mit einer Glasplatte abgedeckte, archäologisch freigelegte Grabskelett im inneren Turmbereich von Marienfelde;
  • die Spuren tiefer Axthiebe auf der Holztür der spätmittelalterlichen Sakristei von Karow;
  • das Grab von Rudi Dutschke unmittelbar dicht an der Nordwand von Dahlem;
  • der Gedenkstein für die Berliner und Brandenburger Tsunami-Opfer von 2004 nahe der Apsis von Tempelhof.

Früher beanspruchten adlige und nichtadlige Gutsbesitzer (zum Beispiel die von Humboldt in Falkenberg, Adolf Kiepert in Marienfelde) Grabstellen in unmittelbarer Nähe der Kirche; in der Gruft unter der Sakristei in Britz liegen auf dem Sarg des Ministers von Hertzberg (1725–1795) noch immer sein Dreispitz und Degen, allerdings sehr eingestaubt und nicht öffentlich zugänglich. Da die meisten Friedhöfe zu klein geworden sind, werden auf vielen von ihnen nur noch traditionell die Gemeindepfarrer und die Angehörigen der alten Bauerngeschlechter beerdigt.

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Problematische heimatkundliche Vorstellungen über die (Berliner) Dorfkirchen

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Datierungen

In den allermeisten Fällen sind keine zeitgenössischen schriftlichen Aufzeichnungen (Urkunden, Chroniken) über den Bau der jeweiligen Dorfkirche vorhanden. Für die mehr als 50 Dorfkirchen mittelalterlichen Ursprungs in Berlin gibt es lediglich in zwei Fällen urkundliche Nachrichten: Errichtung der (derzeitigen) Dorfkirche Stralau 1464 und Wiederaufbau der 1433 abgebrannten Dorfkirche Staaken 1436–42. Alle anderen gängigen Datierungen, vor allem im Standardwerk Kurt Pompluns Berlins alte Dorfkirchen (Berlin 1962), beruhen auf der auf Georg Dehio zurückgehenden Datierungsmethode durch Stilvergleich (stilgeschichtliche Analyse), die zwar eine grobe relative Chronologie der Kirchen untereinander erlaubt (üblicherweise etwa auf ±50 Jahre genau, z.B. „1. Hälfte des 14. Jahrhunderts“), aber keine absoluten, jahrgenauen Datierungen.

Eine jahrgenaue Datierung ist erst seit etwa 20 Jahren durch die naturwissenschaftliche Methode der Dendrochronologie möglich, jedoch nur, wenn Holzreste der Erbauungszeit noch auffindbar und weitere Voraussetzungen erfüllt sind. Aus diesem Grunde beruht der Streit (insbesondere zwischen der Dorfkirche Marienfelde, der Dorfkirche Karow und der Dorfkirche Biesdorf), die sich als die „älteste in Berlin“ bezeichnen darf, im Wesentlichen auf Lokalpatriotismus. Ein Dendrodatum liegt unter diesen drei lediglich für die Dorfkirche Marienfelde vor („um/nach 1230“); allerdings handelt es sich nur um ein zweitverwendetes Bauholz im Dachstuhl (vgl. Anwendungsbeispiele der Dendrochronologie).

Außerdem muss der Begriff der „ältesten“ Kirche hinsichtlich des Baumaterials (Holz oder Stein) und der Bauphase (Erstbau oder Nachfolger) differenziert werden:

  1. Die allerersten „ältesten“ Kirchen der zuziehenden Siedler waren Holzbauten, von denen jedoch in Berlin bisher keine archäologischen Spuren auffindbar sind (anders z.B. in der Niederlausitz[5]). Kurt Pomplun war noch der Meinung, dass die Dorfkirchen keine hölzernen Vorgänger gehabt hätten. Inzwischen geht die Forschung davon aus, dass die Steinkirchen erst in einem Abstand von 20 bis 30 Jahren folgten, was unter anderem mit den erheblichen Baukosten zu tun hat.[1]
  2. Bei der vorhandenen Kirche muss es sich nicht um den Erstbau einer Steinkirche handeln. Viele mittelalterliche Dorfkirchen sind mehrfach umgebaut oder nach dem Mittelalter durch Barockbauten ersetzt worden. Ein besonderer Fall liegt in Tempelhof vor (vgl. Entstehung der Dorfkirche Marienfelde): Die heute vorhandene Dorfkirche Tempelhof, 1954–56 nach Kriegszerstörungen wiederaufgebaut, entspricht dem etwa um 1250 errichteten Feldsteinbau. Bei archäologischen Untersuchungen 1952 wurden unter ihr Spuren einer vor 1250 brandzerstörten Steinkirche gefunden, bei der es sich wahrscheinlich um die älteste bekannte Dorfkirche aus Stein in Berlin handelt. Indessen sind ohne optimale Dendrodaten weder absolute Bejahungen noch Verneinungen möglich, so dass der Streit um das Prädikat „älteste Kirche“ nicht eindeutig abgeschlossen werden kann.

Unausrottbar scheint schließlich das Missverständnis der urkundlichen Ersterwähnung zu sein. Viele Dörfer der Mark Brandenburg werden erstmals im Landbuch Karls IV. von 1375 erwähnt, obwohl sie fast immer schon mehr als hundert Jahre vorher entstanden sind. Beispielsweise auf dem Barnim handelt es sich dabei um rund ein Viertel aller Dörfer. Dies führt dazu, dass quer durch die Mark in den Jahren 1975 und 2000 reihenweise 600-Jahr- bzw. 625-Jahr-Jubiläen der „Dorfgründung“ gefeiert wurden.

Die wenigen überlieferten Schriftquellen sind jedoch fast immer aus zufälligen Anlässen entstanden (z.B. Urkunden über den Verkauf von Hufen oder Schenkungen von Rechten in einem namentlich erwähnten Dorf) und geben Aufschluss über die Dorfgründung nur insoweit, dass spätestens zu diesem Zeitpunkt das Dorf schon vorhanden gewesen sein muss (Fachbegriff: terminus ante quem). In Einzelfällen (z.B. Dorfkirche Hohenschönhausen) wird dieses Zufallsdatum sogar auch noch für die Erbauung der Dorfkirche zugrunde gelegt, weil unterstellt wird, dass bei der Dorfgründung die Kirche sofort als Steinbau errichtet wurde (siehe jedoch oben).

Dorfkirchen als „Wehrkirchen“

Oft reicht das pure Vorhandensein von gequaderten Feldsteinen als Baumaterial dazu aus, die Kirche als „Wehrkirche“ zu bezeichnen, selbst wenn, wie z.B. in Lichterfelde, noch nicht einmal ein bauzeitlicher Steinturm vorhanden ist.[6] Von Wehrkirchen kann aber nur dann gesprochen werden, wenn eine nachhaltige, aktive militärische Verteidigung möglich ist. Dies setzt das Vorhandensein eines mauerumwehrten Kirchhofs voraus, der auch einen Brunnen und Vorratsgebäude (Gaden) umschließt. Diese Kirchhofsmauer oder auch das Dach- oder Turmgeschoss der Kirche müssen, wenn sie ihren Zweck erfüllen sollen, mit Wehrgang, Zinnen und Schießscharten versehen sein, wie sie in den Kirchenburgen z.B. in Franken und Siebenbürgen vorzufinden sind.

Die Schlitzfenster der märkischen Dorfkirchen im Turmbereich werden viel zu oft als „Schießscharten“ bezeichnet, obwohl das Schießen aus ihnen aus zwei Gründen gar nicht möglich ist: Die Schlitze weiten sich nicht nach innen, so dass ein Zielen gar nicht möglich ist. Fast immer fehlt auch die Standfläche für einen Schützen hinter dem Schlitz.

Neben den Schlitzfenstern existieren manchmal auch hölzerne Sperrbalken in den Türgewänden, in Einzelfällen auch schmale Treppen innerhalb der dicken Turmgewände. Zweifelsohne erleichtern sie es, die Kirche in Notfällen kurzfristig als Zufluchtsstätte zu benutzen. Dies ist jedoch weder der Haupt- noch der gleichberechtigte Nebenzweck der Kirchen. Es ist eine schlichte Selbstverständlichkeit, dass bei Gefahr dasjenige Gebäude im Dorf aufgesucht wird, das am höchsten liegt und über die festesten Wände verfügt.

In der Fachdiskussion überwiegt etwa seit 2000 daher die Meinung, dass wehrhafte Elemente an Dorfkirchen (wie z.B. Zinnen, Schlitzfenster usw.) eher symbolhaften Charakter haben. Kirchen, die nicht längere Zeit aktiv verteidigt werden können (wie z.B. Kirchenburgen), werden als Fluchtkirchen bezeichnet.

Dennoch ist in Darstellungen etwa seit 1900 der Eindruck erweckt worden, als handele es sich bei den Feldsteinkirchen um eine Art militärisches Bauprogramm, das mit dem Fortschreiten der „Ostkolonisation“ frontlinienmäßig nach Osten vorgeschoben wurde, gegen feindliche Slawen (siehe folgenden Abschnitt). Beispiel (1925): „Um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts war der Teltow noch ein slawisches Gebiet […] Allmählich drang also der Deutsche in das Land ein. Er mußte natürlich auf seiner Hut sein und sich, ähnlich wie wir es bei unseren afrikanischen Kolonien getan haben, militärisch sichern. […] Daher nutzte man ein Bauwerk inmitten des Dorfes auch für militärische Zwecke aus: die Kirche.“[7]

Aus der Zeit der Errichtung der Feldsteinquaderkirchen (Anfang des 13. Jahrhunderts) sind keine Aufstände der slawischen Vorbevölkerung (wie z.B. im Jahr 983) mehr bekannt, wohl aber wiederholte Kämpfe (z.B. Teltow-Krieg) zwischen den bei der Landnahme rivalisierenden deutschen Fürsten (Askanier, Wettiner, Erzbischöfe von Magdeburg). Die Schutzfunktion der Dorfkirchen richtete sich also nicht vorrangig gegen die Slawen. Dies zeigen vor allem auch die (einzigen tatsächlichen) Wehrkirchen in Hessen, Franken und Baden-Württemberg, die abseits der ehemals slawischen Gebiete liegen und erst im Spätmittelalter entstanden: „Wehrkirchen“ sind kein antislawisches Bauprogramm.

Ein extremes Beispiel bietet die Dorfkirche Ladeburg (bei Bernau), wo die Dorfkirche zum Anbau eines ursprünglichen „askanischen Wehrturms“ erklärt wird.

Kultur der Slawen

Natürlich haben sich die Slawen zwischen Elbe und Oder bis ins 12. Jahrhundert hinein gegen unerwünschtes Vordringen deutscher Zuzügler gewehrt. Allerdings gibt es, zum Teil sogar schon im 11. Jahrhundert, Beispiele slawischer Fürsten (z.B. in Mecklenburg und Pommern), die das Christentum annahmen, mit deutschen Nachbarfürsten paktierten und selbst deutsche Siedler und Kaufleute ins Land riefen. Die Deutsche Ostsiedlung verlief sehr viel einvernehmlicher als in vorigen Jahrhunderten unter Gesichtspunkten des Nationalismus gedacht, sodass die heutige Forschung lieber vom „hochmittelalterlichen Landesausbau in der Germania Slavica“ spricht.

Auch Markgraf Albrecht der Bär hatte mit seinem Nachbarn, dem christlichen Slawenfürsten Pribislaw-Heinrich, einen Erbvertrag zur Übernahme Brandenburgs geschlossen. Zur militärischen Eroberung Brandenburgs am 11. Juni 1157 kam es jedoch erst dann, als ein entfernter slawischer Verwandter namens Jaczo (Jaxa von Köpenick?) diesen Erbvertrag nicht anerkennen wollte. Viele Historiker gingen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts davon aus, dass die deutschen Zuzügler die slawische Bevölkerung vertrieben, wenn nicht gar „ausgerottet“ hätten; dies ist inzwischen jedoch widerlegt.[8] Ein gutes Beispiel für den gemeinsamen Landesausbau ist unlängst für Mecklenburg detailliert belegt worden.[9] Auch die Forschungen des ehemaligen Berliner Landesarchäologen Adriaan von Müller weisen in die gleiche Richtung (Museumsdorf Düppel).[10]

Problematisch ist die von der deutschen „Ostforschung“ vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte Vorstellung von der slawischen Alltagskultur. Beispiel (1926): „Anstelle der hochentwickelten germanischen Kultur, die die Semnonen als ein Volk mit Sinn für Formengebung und Schönheit geschaffen hatten, trat in slawischer Zeit ein Zustand der Unkultur, wie wir ihn uns primitiver kaum denken können. Die Slawen paßten sich der rauhen Natur des Landes an, ohne ernsthaftere Versuche zu machen, die dürftigen Lebensbedingungen durch harte Arbeit zu verbessern.“[11]

Dass diese Sichtweise manchmal bis in die heutige Zeit anhält, zeigt das Beispiel einer Dorfkirchen-Broschüre einer Kirchengemeinde im Süden Berlins aus dem Jahr 1990: „Erst im 12. Jahrhundert setzte die gewaltige Kolonisationsbewegung auch in unserer Heimat ein. Die Ritter- und Mönchsorden begannen ihre weitausgreifende Arbeit, die immer um zwei Ziele kreiste: Evangelisation und Zivilisation. Sie predigten das Evangelium, errichteten immer mehr und festere Stützpunkte und zeigten den Wenden, wie man den Kampf gegen Sand und Wasser aufnimmt und in planmäßiger Arbeit auch dem kargen, märkischen Sandboden reichen Ertrag abringen kann.“[12]

Die Vorstellung, dass den Slawen Kultur quasi aufgedrängt werden musste einschließlich der Erziehung zu „harter Arbeit“ und dass diese sich dagegen wehrten, steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Interpretation von Dorfkirchen als „Wehrkirchen“. Dass es ein Kulturgefälle vom südwestlichen Mittelmeerraum nach Nordosten hin gab, ist unbestritten; dies betrifft jedoch ebenso sehr die germanischen Vorläufer in Bezug auf die Römer; zu Hochmut besteht also kein Anlass.

Bedeutung der Zisterzienser

Die Klöster, vor allem des Ordens der Zisterzienser mit seinen weitreichenden internationalen Verbindungen, spielten bei der Erschließung des Landes eine wichtige Rolle.[13] Wenn man es populär mit heutiger Begrifflichkeit ausdrücken wollte, so beauftragten die Markgrafen insbesondere die Zisterzienser mit der „Wirtschaftsstrukturförderung“, einschließlich des Klosters Lehnin als „Landesinvestitionsbank“; sie benutzten die Orden einschließlich der Templer auf den Gebieten der „Außenpolitik“, der „Verteidigungspolitik“, der „Finanzpolitik“ und in der „Staatskanzlei“.

Dies darf jedoch weder zu einer Unterschätzung der ebenso wichtigen Leistung der adligen und bürgerlichen Dorfgründer („Lokatoren“) noch zu einer Überschätzung der Zisterzienser führen. Deren Niederlassungen Lehnin und Chorin waren zwar wichtige Inseln in der askanischen Mark (Zinna war magdeburgisch und Doberlug wettinisch), bildeten aber keine flächendeckenden Netze angesichts von etwa 500 gründungszeitlichen Dörfern mit mittelalterlichen Steinkirchen.

Irrtümliche Vorstellungen über eine Art Monopol der Zisterzienser beim hochmittelalterlichen Landesausbau führen zu der Behauptung, dass die Gestalt und die Bauqualität der märkischen Feldsteinkirchen direkt oder indirekt auf die Zisterzienser zurückgehen; vergleichbare Dorfkirchen wurden aber schon Jahrzehnte früher auch ohne zisterziensischen Einfluss in der askanischen Altmark erbaut.

Warnendes Beispiel ist die angeblich von der Bauhütte des Klosters Zinna erbaute Dorfkirche Marienfelde, wo die unbewiesenen Behauptungen der lokalen Heimatforschung durch jüngste Bauforschungsergebnisse an der angeblich beispielgebenden Klosterkirche Zinna mühelos widerlegt werden können.[14] Auch in anderen Dorfkirchen außerhalb des Klosterbesitzes findet man die Behauptung, die Zisterzienser hätten nicht nur den Kirchenbau beeinflusst, sondern auch wahlweise die deutschen Zuzügler und/oder die ansässigen Slawen in der Landwirtschaftstechnik angeleitet. Die Zisterzienserforschung (Winfried Schich) ist jedoch inzwischen zu anderen Ergebnissen gekommen:

„Ausgehend von den in der Ordenstradition verbreiteten Hinweisen auf die Errichtung der Klöster in der Wildnis, bildete sich im 19. Jahrhundert die Lehre von den hervorragenden Leistungen der Zisterzienser in der Kultivierung nicht oder wenig erschlossener Räume heraus. Damit verknüpfte sich, namentlich in der deutschen Forschung, die Ansicht von der kulturellen Rückständigkeit aller slawischen Gebiete in der Zeit vor dem Einsetzen der sogenannten deutschen Ostkolonisation des hohen Mittelalters. Scharen von Mönchen und Konversen hätten sich als Pioniere der Zivilisation und des Deutschtums in den slawischen Einöden niedergelassen und, in gemeinsamer Arbeit mit den herbeigerufenen deutschen Bauern, im 12. und 13. Jahrhundert östlich der Elbe ‚terras desertas‘ [wüste Ländereien] in blühende Kulturlandschaften verwandelt. Selbst wenn man den Quellen entnehmen musste, dass den Zisterziensern hier schon bestehende Dörfer überlassen wurden, hielt man mit Franz Winter, dem Autor des in den Jahren 1869–1871 erschienenen dreibändigen Werkes über die ‚Zisterzienser des nordöstlichen Deutschlands‘, lange daran fest, dass die ‚eigentliche Kultivierung‘ der nur von den unfähigen Slawen bzw. ‚von armen und faulen Polen‘ bewohnten Länder von den Zisterziensern noch zu leisten war.“[15]

Die eigentlichen Verdienste der Zisterzienser bei der Entwicklung von Wirtschaft und Handel (anstatt vermeintlicher Rodungsarbeit) in der Mark blieben jedoch unerwähnt, weil sie für die gewünschte antislawische Tendenz nicht benötigt wurden:

„Die Zisterzienser beschränkten sich aber schon im 12. Jahrhundert nicht mehr auf die Eigenversorgung. Sie wollten zusätzlich die Gewinnmöglichkeiten des Handels nutzen. Dafür übernahmen sie bereits bestehende Märkte und Krüge und errichteten schon bald weitere.“[16] Das klingt zwar unmönchisch und unfromm, war aber sehr wichtig für den Landesausbau.

Unterirdische Gänge

Nicht in den Vorhallen der Kirchen, sondern auf dem Friedhof kann der Besucher von grabpflegenden Dorfbewohnern von geheimnisvollen unterirdischen Gängen zur und aus der Kirche erfahren. Die Häufigkeit dieses Stereotyps ist nicht repräsentativ belegbar, weil es nur in Ausnahmefällen in gedruckter Form erscheint (willkürliche Auswahl: Tempelhof in Berlin, Blumberg (Ahrensfelde)[17] und Klosterfelde (Wandlitz)). Obwohl es sogar Informanten gibt, die beschwören, „ihren“ Gang in ihrer Jugend mit eigenen Augen gesehen zu haben, ist ein solcher Gang noch nie nachgewiesen worden, jedenfalls nicht in ganz Brandenburg.

Beispiel: Als 1929 beim U-Bahn-Bau in Tempelhof nahe der behaupteten Endstelle des Ganges ein Gewölbe angeschnitten wurde, löste dies zunächst einen Triumphschrei aus; es stellte sich aber sehr schnell heraus, dass es sich um das Kellergewölbe des früheren Dorfkruges handelte, das im 19. Jahrhundert dem Bau des heutigen Tempelhofer Damms hatte weichen müssen. Bei weiteren Arbeiten 1939 zeigten sich Reste eines gemauerten Wasserdurchlasses unterhalb der alten Chaussee zu deren Entwässerung.[18] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die verschüttete Kellertreppe zum Heizkeller der kriegszerstörten Kirche als Zugang zum Geheimgang interpretiert und der vergitterte Zugang eines ehemaligen Eiskellers im nahe gelegenen Theodor-Francke-Park als der Ausgang.

Oft wird eine Verbindung zu einem nahegelegenen Schloss behauptet (z.B. in Blumberg); besonders beliebt scheinen Klosterkirchen zu sein (z.B. Angermünde und Chorin),[19] oft im sexuellen Kontext unerlaubter Besuche der Mönche und/oder Nonnen. In Frankreich, dem Heimatland der Tempelritter, ist die Behauptung von unterirdischen Gängen und vergrabenen Schätzen bei nahezu allen Templer-Niederlassungen quasi obligatorisch.[20]

Dass Tunnel generell zu spekulativen Phantasien anregen, zeigen auch Gebäudekomplexe des Dritten Reichs: Vom Sitz des Oberkommandos der Wehrmacht in Wünsdorf führt angeblich ein unterirdischer Gang (über rund 35 km!) zum Flughafen Tempelhof, ein weiterer von dort zur ehemaligen Reichskanzlei. Über die verbunkerten Kellergeschosse des Flughafens Tempelhof und der zeitweiligen U-Boot-Funk- und Leitstelle „Koralle“ bei Bernau kursieren völlig überzogene Vorstellungen in Gestalt von förmlichen Tunnelsystemen.

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Pompluns Klassiker: Berlins alte Dorfkirchen

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Die Kenntnisse über Berlins alte Dorfkirchen sind entscheidend geprägt von Kurt Pomplun, dessen erfolgreichstes Buch Berlins alte Dorfkirchen auf der Grundlage seines Artikels Der mittelalterliche Dorfkirchenbau auf dem Teltow (in: Berliner Blätter für Vor- und Frühgeschichte 9/1960, Berlin 1961) entstand. Es erlebte zwischen 1962 und 1984 insgesamt sechs Auflagen und gilt noch heute als populäres Standardwerk. Sein Kenntnisstand von 1960 ist jedoch inzwischen durch moderne Forschungsmethoden in mehreren Punkten überholt:

  • „Alle Kirchenbauten unserer Gegend sind sofort in Stein errichtet worden und haben keine Vorgänger in Holz gehabt.“ Tatsächlich wurden aber inzwischen hölzerne Vorgängerbauten archäologisch aufgespürt, die mit Hilfe der Dendrochronologie oft jahrgenau datiert werden konnten und zeigten, dass die Steinbauten etwa erst im Abstand einer Generation (etwa 30 Jahre) folgten.[21]
  • „Baumaterial ist in der Frühzeit ausschließlich der Feldstein des eiszeitlichen Moränenschutts, der überall reichlich vorhanden war.“ Tatsächlich aber wurden die Feldsteine nur in Lehmböden festgehalten, während sie aufgrund eiszeitlicher Schmelzwasservorgänge in den Talsanden nicht vorhanden sind. Die beschränkte Verfügbarkeit hatte gravierende Folgen für den Bau von Dorfkirchen.[22] Sie erklärt insbesondere, warum die vielen Dorfkirchen in ganz unterschiedlicher Qualität und zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten errichtet wurden.
  • „Die Technik der Steinbehandlung folgte dem Vorbild von Zinna“, wo für die Klosterkirche „das Weihedatum […] mit dem Jahre 1226 urkundlich belegt ist.“ Tatsächlich wurde aber inzwischen durch die Forschung erwiesen, dass es sich beim Datum 1226 nicht um die Weihe, sondern um die Neubegründung des 1179 zerstörten Klosters handelte.[23] Sorgfältig gequaderte Feldsteinkirchen als mögliche Vorbilder für Marienfelde gibt es schon weit vor 1200 in der Altmark (Dendrodaten ab 1130), also lange bevor auch dort die Zisterzienser ansässig wurden.[24]
  • „Die Kirche (Dorfkirche Marienfelde) muss in die Zeit um 1220 gesetzt werden.“ Dadurch sei sie „unzweifelhaft die älteste aller Dorfkirchen Berlins.“ Tatsächlich aber wurde 1995 dort im Dachstuhl ein Balken gefunden, der auf „1230 Waldkante“ dendrodatiert werden konnte. Bearbeitungsspuren zeigten, dass der Balken im Dachstuhl erst seine Zweitverwendung gefunden hatte, so dass der Kirchenbau kaum vor 1240 denkbar ist.[25]
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Die Dorfkirchen in den Berliner Bezirken

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Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf

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Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg

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Bezirk Lichtenberg

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Bezirk Marzahn-Hellersdorf

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Bezirk Neukölln

Die mittelalterlichen Dorfkirchen

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Die nachmittelalterlichen Gotteshäuser der böhmischen Glaubensflüchtlinge

In der Nähe des Richardplatzes wurde in Rixdorf ein besonderes Kapitel der Kirchengeschichte Berlins geschrieben. Auf engstem Raum entstanden neben der lutherischen Dorfkirche Rixdorf (Bethlehemskirche) zwei Gotteshäuser für die hier im 18. Jahrhundert angesiedelten Glaubensflüchtlinge aus Böhmen.

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Bezirk Pankow

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Bezirk Reinickendorf

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Bezirk Spandau

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Bezirk Steglitz-Zehlendorf

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Bezirk Tempelhof-Schöneberg

Die Dorfkirchen in Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde gehen auf Gründungen des Templerordens zurück, dessen Komturhof in Tempelhof stand. Das ist von siedlungsgeschichtlicher Bedeutung, nicht aber von bautechnischer. Es gibt zwar nur fünf Saalkirchen mit Apsis im Stadtgebiet von Berlin, deren Grundrisstyp (nicht unbestritten) als der älteste gilt. Dazu gehören neben den drei Templerkirchen aber auch die Dorfkirchen von Lankwitz und Karow.

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Bezirk Treptow-Köpenick

Im Bezirk Treptow-Köpenick ist keine mittelalterliche Dorfkirche bekannt. Die meisten seiner mittelalterlichen Dörfer liegen in unmittelbarer Gewässernähe und sind slawischen Ursprungs. Die Talsande enthalten keine Feldsteine und sind weniger ertragreich als lehmige Böden, so dass die Dörfer zu arm für einen steinernen Dorfkirchenbau waren. Zudem sind die Kolonistensiedlungen Friedrichshagen und Müggelheim erst im 18. Jahrhundert entstanden.

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Siehe auch

Literatur

Zusammenfassung
Kontext

Dorfkirchen im gesamten Stadtgebiet

  • Walter C. Türck: Die Dorfkirchen von Berlin. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1950.
  • Kurt Pomplun: Berlins alte Dorfkirchen. Haude & Spener, Berlin 1962, ISBN 3-7759-0160-4 (6. und letzte Auflage 1984).
  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. 1. Auflage. C.Z.V.-Verlag, Berlin 1978, ISBN 3-7674-0158-4.
  • Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Alte Kirchen in Berlin: 33 Besuche bei den ältesten Kirchen im Westteil der Stadt. Wichern, Berlin 1986, ISBN 3-88981-023-3 (Fotos von Harry C. Suchland).
  • Matthias Hoffmann-Tauschwitz: Wege zu Berliner Kirchen. Vorschläge zur Erkundung kirchlicher Stätten im Westteil Berlins. Wichern-Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-88981-031-4, S. 28 f.
  • Renate und Ernst Oskar Petras (Hrsg.): Alter Berliner Dorfkirchen. Die Zeichnungen Heinrich Wohlers. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1988, ISBN 3-374-00543-8 (von 1834).
  • Marcus Cante: Kirchen bis 1618. In: Berlin und seine Bauten, Teil VI Sakralbauten. Ernst & Sohn Verlag für Architektur, Berlin 1997, ISBN 3-433-01016-1.
  • Christel Wollmann-Fiedler (Bilder), Jan-Michael Feustel: Alte Dorfkirchen in Berlin. Quintessenz, Berlin 2001, ISBN 3-8148-0089-3.
  • Georg Dehio (Bearbeiter: Sibylle Badstübner-Gröger, Michael Boll, Ralph Paschke u. a.): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Berlin. Deutscher Kunstverlag, 1994, 3. Aufl. 2006, ISBN 3-422-03038-7.
  • Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Kirchen des Mittelalters in Brandenburg und Berlin. Archäologie und Bauforschung. Imhof, Petersberg 2007, ISBN 978-3-86568-254-3.

Berliner Dorfkirchen nördlich der Spree (auf dem Barnim)

  • Ernst Badstübner: Kirchen in Berlin: von St. Nikolai bis zum Gemeindezentrum Am Fennpfuhl, Berlin 1987.
  • Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Geschichte – Architektur – Ausstattung. Lukas, Berlin 2001, ISBN 3-931836-67-3.
  • Ulrich Waack: Kirchenbau und Ökonomie. Zur Beziehung von baulichen Merkmalen mittelalterlicher Dorfkirchen auf dem Barnim und dessen Wirtschafts- und Siedlungsgeschichte (= Band 4 der Reihe Kirchen im ländlichen Raum), Berlin 2009.

Spezielle Aspekte

  • Klaus-Dieter Wille: Die Glocken von Berlin (West). Berlin 1987 (Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Beiheft 16).
  • Hans-Jürgen Rach: Die Dörfer in Berlin. Berlin 1988, ISBN 3-87776-211-5.
  • Ulf Frommhagen: Wehrtechnische Aspekte an hochmittelalterlichen Dorfkirchen in der Altmark. In: Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 565–576.

Hinweise zur Literatur

Die hier aufgeführte Literatur ist von unterschiedlicher Bedeutung. Die folgenden Hinweise beziehen sich auf die Darstellung der Kirchengebäude, vor allem der Grundrisse und des Mauerwerks, nicht auf ihre Innenausstattung.

Türck ist unvollständig, unsystematisch, nicht fehlerfrei und bedient sich manchmal noch der überkommenen, nationalistisch eingefärbten Sichtweise. Pomplun bleibt ein Klassiker, obwohl er nicht mehr dem neuesten Forschungsstand entspricht. Kühne/Stephani sind recht kurz gehalten und nicht immer zuverlässig. Hoffmann-Tauschwitz (Alte Kirchen in Berlin. 33 Besuche, 1986) ist nicht immer zuverlässig; seine Stärke liegt in der Qualität der Abbildungen. Seine Wege zu Berliner Kirchen, 1987 sind entbehrlich, da sie nur eine Kurzfassung der „Alten Kirchen“ darstellen. Die von Petras herausgegebenen Zeichnungen Heinrich Wohlers (1834) zeigen unverzichtbare historische Abbildungen. Cantes umfangreiches, chronologisch gegliedertes Register arbeitet leider nur stichwortartig, besitzt aber die größte Zuverlässigkeit unter der derzeitigen Berliner Dorfkirchenliteratur. Wollmann-Fiedler/Feustel bieten eher einen Bildband, der nicht immer zuverlässig ist. Ebenfalls nicht immer zuverlässig ist der Dehio 2006.

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Commons: Dorfkirchen in Berlin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
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Anmerkungen und Quellen

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