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Marcel Bohnert
deutscher Offizier (Oberstleutnant) und Autor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Marcel Bohnert (* 1979 in Schwerin) ist ein deutscher Soldat und Autor. Er ist Oberstleutnant i.G. des Heeres der Bundeswehr.
Leben
Zusammenfassung
Kontext
Militärischer Werdegang
Nach dem Abitur 1997 trat Bohnert als Unteroffizieranwärter in das Heer der Bundeswehr ein. 2002 wechselte er in die Laufbahn der Offiziere des Truppendienstes und durchlief die Ausbildung zum Offizier der Panzergrenadiertruppe.
Bohnert nahm an Auslandseinsätzen im Kosovo (1999/2000)[1] und als Kompaniechef einer Infanteriekompanie in Afghanistan (2011/2012) teil.[2] In Kundus war er für sechs Monate Chef einer Kampfeinheit im Unruhedistrikt Char Darah und dabei u. a. verantwortlich für die 'Operation Tür' in Isa Khel, bei der Teile eines während des Karfreitagsgefechtes zerstörten Gefechtsfahrzeuges geborgen wurden.[3][4][5]
Von 2004 bis 2008 studierte Bohnert an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg Pädagogik und an der Central Connecticut State University mit dem Schwerpunkt Psychologie. Im Anschluss absolvierte von 2015 bis 2017 die Ausbildung zum Offizier im Generalstabsdienst (Lehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National) an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg. Dabei wurde er durch den Generalinspekteur der Bundeswehr mit dem Bestpreis 'Primus inter pares' ausgezeichnet.[6]
Bohnert leitete danach die Sachgebiete Neue Medien im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr sowie Social Media im Bundesministerium der Verteidigung.[7][8] Dabei war er an einer Guerilla-Marketing-Aktion der Bundeswehr auf der Digitalkonferenz re:publica beteiligt[9] und als Projektleiter für eine Webserie über das Kommando Spezialkräfte eingesetzt.[10]
Bohnert gilt als Social-Media-Experte der Bundeswehr[11][12][13] und zählt zu den Verfassern der Social Media Guidelines der Bundeswehr[14] sowie des Deutschen BundeswehrVerbandes.[15] Im Spiegel wurde er als Vordenker und „Social Media Pionier“ der Bundeswehr bezeichnet.[16] 2023 war er für mehrere Monate als Militärberater für Information Warfare in der Operation Inherent Resolve in Bagdad im Irak eingesetzt.[17][18][19]
2022 und 2023 hat er im Territorialen Führungskommando der Bundeswehr an der Erstellung des Operationsplans Deutschland mitgewirkt.[20] Ende 2025 tritt er in Strausberg eine Verwendung bei der Europäischen Ausbildungsmission für ukrainische Soldaten (EUMAM UA) an.[21]
Einsätze und Missionen
Wirken als Verbandsfunktionär
Von 2021 bis 2025 war er Stellvertreter des Bundesvorsitzenden im Deutschen BundeswehrVerband.[22][23][24] Gemeinsam mit dem Bundesvorsitzenden Andre Wüstner[25] trat er seit Russlands Überfall auf die Ukraine für eine zügige Reaktivierung der Wehrpflicht ein.[26][27][28][29]
Bohnert gilt als wesentlicher Treiber für die Einführung des Nationalen Veteranentages[30][31][32][33][34][35] und hat mit dem Deutschen Bundeswehrverband 2024 den ersten deutschen Veteranenkongress ausgerichtet.[36][37] Zudem ist er gemeinsam mit Jan Hecht Initiator des „Autorenpreises Veteranenliteratur“, der am ersten Nationalen Veteranentag erstmalig am Bundestag verliehen wurde.[38]
Wirken als Autor
Bohnert ist Autor zahlreicher Buch- und Zeitschriftenbeiträge, unter anderem veröffentlicht er regelmäßig im Jahrbuch Innere Führung. 2014 gehörte er zu den Herausgebern des Buchbands Armee im Aufbruch, welches kontrovers diskutiert wurde, da sich einige Autoren darin gegen die Prinzipien der Inneren Führung aussprechen.[39][40] Die Frankfurter Allgemeine Zeitung lobte es als "das wichtigste soldatische Selbstbekenntnis der vergangenen Jahrzehnte".[41]
Bohnert selbst vertrat bereits vor dem Erscheinen von Armee im Aufbruch die der Konzeption entgegenstehende Ansicht, das Soldatsein sei ein Beruf sui generis.[42] Zudem betont er immer wieder das Kämpfen als Kernauftrag und Alleinstellungsmerkmal von Streitkräften.[43][44][45] In neueren Publikationen sucht er nach einer Auflösung des Widerspruchs zwischen kämpferischer Praxis und humanistischem Leitbild, wobei er die Kampferfahrungen als Korrektiv der Theorie betrachtet.[46][47][48]
2017 kritisierte Bohnert in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die ausbleibenden öffentlichen Wortmeldungen der Generalität zum durch die damalige Bundesministerin der Verteidigung erhobenen Vorwurf der Haltungs- und Führungsschwäche in der Bundeswehr.[49] Er war laut FAZ „seit Jahren der erste Soldat, der sich in dieser Deutlichkeit öffentlich zu Wort gemeldet hat“.[50]
Seine postgraduierte Masterarbeit zu den „Lehren aus Afghanistan“ wurde durch das German Institute for Defense and Strategic Studies ausgezeichnet und 2022 in einem Sammelband veröffentlicht.[51]
Seit 2025 ist er neben Carlo Masala, Anton Hofreiter, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Sönke Neitzel, Nora Bossong, Peter Neumann, Timon Radicke und Peter Tauber Leading Voice im Podcast Der Sicherheitsrat.[52]
Kontroverse um Social-Media-Aktivitäten
Das NDR-Magazin Panorama berichtete im Juli 2020 über Likes von Bohnert in Sozialen Medien für einen Sympathisanten der „Identitären Bewegung“[53] sowie Vorträge in rechten Organisationen.[54] Bohnert wurde u. a. in der Bild und im Spiegel dazu interviewt. Dabei distanziere sich von allen Rechtsextremen und gab an, schlicht unaufmerksam gewesen zu sein und Vorträge im gesamten verfassungsmäßigen politischen Spektrum gehalten zu haben.[55][56] Medial verteidigt wurden Bohnerts Tätigkeiten u. a. in der Welt sowie in Cicero und Focus, welche den Panorama-Bericht u. a. als Gesinnungsjagd bezeichneten.[57][58][59][60]
Ein Disziplinarverfahren der Bundeswehr wurde im Februar 2022 ohne Nachweis eines Dienstvergehens eingestellt.[61][62] Eine Untersuchung des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) endete ebenfalls mit einem Freispruch.[63]
Im Februar 2021 war Bohnert einer der Initiatoren der Online-Initiative #WirGegenExtremismus,[64] der sich verschiedene soldatische Verbände wie der Reservistenverband, der Bundeswehrverband und Veteranenverbände anschlossen.[65][66][67][68] Mit #WeAgainstExtremism wurde die Aktion international erweitert.[69][70][71]
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Privates
Bohnert hat mit seiner Lebenspartnerin eine Tochter.[72]
Publikationen (Auswahl)
- mit Andy Neumann: Deutsche Panzergrenadiere im Kampfeinsatz in Afghanistan. DeutscherVeteranenVerlag, Berlin 2025, ISBN 978-3-8370-0431-1.
- Prolog: Wandler zwischen den Welten. In: B. Shayan: Brückenbauer in Uniform. Mein Weg vom afghanischen Flüchtling zum deutschen Soldaten. Miles-Verlag, Berlin 2025, ISBN 978-3-96776-091-0, S. 7–10.
- Prolog: Mann unter Feuer. In: R. Siegenführ: 127 Tage Einsatz in Kundus. Explorate-Verlag, Königsfeld 2024, ISBN 978-3-937779-48-5, S. 1–2.
- Vom Schatten ins Licht. Zeitenwende in der deutschen Veteranenkultur (Reihe Standpunkte und Orientierungen Band 17). Miles, Berlin 2024, ISBN 978-3-96776-089-7.
- Soldatsein als Passion. In: H. Vockerodt: 1638 Tage im Krieg. Die Kehrseite der Einsatzmedaille. Miles-Verlag, Berlin 2024, ISBN 978-3-96776-077-4, S. 13–16.
- Ein extremer Kopf. Vom Wert des Einblicks in die Gedanken- und Erlebniswelt eines Kommandosoldaten. In: C. Gerstner: Unter dem Schwert. 15 Jahre im Kommando Spezialkräfte. Miles, Berlin 2023, ISBN 978-3-96776-071-2, S. 9–12.
- mit Andy Neumann: La infantería mecanizada alemana en combate en Afganistán. Editorial de los veteranos alemanes, Madrid/Berlin 2023, ISBN 978-3-7534-9074-8.
- mit Julia Egleder: Deutschlands Veteranen. (Über-)Leben nach dem Einsatz. Mittler Verlag, Hamburg 2023.[73]
- Zeitenwende und Kampfmoral – neue Herausforderungen für die Angehörigen der Bundeswehr. In: R. Wagner, H. J. Schaprian (Hrsg.): Zeitenwende in der Sicherheitspolitik – Deutschlands Weg in eine neue Ordnung. Friedrich-Ebert-Stiftung, Magdeburg 2022, ISBN 978-3-9862815-2-6, S. 150–156.
- Die Bundeswehr und der Kampfeinsatz in Afghanistan. Ein Blick auf die Bewährung der Inneren Führung. In: Österreichische Militärische Zeitschrift. Band 3, 2019, S. 291–299.[74]
- mit Christian Bauer und Jan Pahl: Vitalis Innere Führung! Zum Status Quo der Führungskultur in den deutschen Streitkräften (= Standpunkte und Orientierungen. Bd. 12). Carola Hartmann Miles-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-945861-79-0.
- Innere Führung auf dem Prüfstand. Lehren aus dem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. DeutscherVeteranenVerlag/GermanVeteransPublishing, Hamburg 2017, ISBN 978-3-7448-9902-4.
- mit Andy Neumann: German Mechanized Infantry on Combat Operations in Afghanistan (= Book Series: German Veterans Publishing/Maison d'edition d'anciens combattants). Carola Hartmann Miles-Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-945861-45-5.
- mit Björn Schreiber (Hrsg.): Die unsichtbaren Veteranen. Kriegsheimkehrer in der deutschen Gesellschaft (herausgegeben für den Bund Deutscher EinsatzVeteranen). Carola Hartmann Miles-Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-945861-27-1.
- mit Florian Beerenkämper, Anja Buresch und Sandra Matuszewski: Der innerafghanische Friedens- und Aussöhnungsprozess. Folgerungen für die künftige deutsche Beteiligung an internationalen Operationen zur Krisenbewältigung in fragilen Staaten (= Standpunkte und Orientierungen. Bd. 8). Carola Hartmann Miles-Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-945861-40-0.
- mit Lukas J. Reitstetter (Hrsg.): Armee im Aufbruch. Zur Gedankenwelt junger Offiziere in den Kampftruppen der Bundeswehr. Carola Hartmann Miles-Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-937885-98-8.
- Zum Umgang mit belasteter Vergangenheit im postgenozidalen Ruanda (= Zeitgeschichte. Bd. 12). Roderer Verlag, Regensburg 2008, ISBN 978-3-89783-621-1.
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Weblinks
- Literatur von und über Marcel Bohnert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Marcel Bohnert bei Perlentaucher
- NXTGEN Podcast – Die Stimme unserer Einsatzkräfte: Oberstleutnant Bohnert über den Operationsplan Deutschland, sein Kommando in Afghanistan uvm. auf YouTube, 23. Mai 2025 (deutsch).
Einzelnachweise
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