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Pflanzliche Milch

aus pflanzlichen Stoffen hergestelltes Milchersatzprodukt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Pflanzliche Milch
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Als Pflanzliche Milch oder umgangssprachlich Pflanzenmilch werden Nahrungsmittel bezeichnet, die geschmacklich oder optisch der Milch oder Milcherzeugnissen (z. B. bei Käseersatz und Sojajoghurts) ähneln, ohne aus dieser hergestellt zu sein.

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Eine Flasche Sojamilch

Gründe für die Verwendung von Pflanzenmilch sind Klimaschutz, Tierwohl oder auch die eigene Gesundheit.[1]

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Zusammensetzung

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In Deutschland ist Pflanzenmilch seit 1990 zugelassen.[2] Charakteristisch für diese Produkte ist, dass sie frei von Cholesterin, tierischem Protein sowie Milchzucker sind.

Eine Untersuchung zur Zusammensetzung von Pflanzenmilch betrachtete 148 Varianten von drei Kontinenten. Davon waren:[3]

Alle schnitten gut ab, was den Gehalt an Salz, Energie und gesättigten Fettsäuren anging. Der Proteingehalt variierte zwischen 0 und 10 g pro Portion. Das Niveau der B12- und Vitamin-D-Anreicherung war eher gering. Über die Hälfte war mit Kalzium angereichert. Insbesondere für die Zielgruppe der Veganer aber auch Vegetarier ist eine Anreicherung mit Vitamin D, B12 und Kalzium wichtig, da diese Nährstoffe beim Auslassen von Kuhmilch sonst in der Ernährung gering ausfallen könnten.[3] Bei Bio-Produkten ist allerdings laut der Öko-Verordnung (Verordnung (EG) Nr. 834/2007) die Anreicherung mit Vitaminen und Mineralstoffen und damit auch der Zusatz von Calciumcarbonat verboten.

Es „wird auch an Milch aus dem Labor geforscht. Start-ups züchten dabei unter anderem das Milcheiweiß Casein nach.“[4] Auf Basis der richtigen Mikroorganismen soll Casein auch ohne Kuh produziert werden.[5]

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Ernährungsphysiologische Bewertung

Aufgrund der Heterogenität von pflanzlichen Kuhmilchalternativen ist eine allgemeine ernährungsphysiologische Bewertung nicht möglich. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt den Konsum von Kuhmilch, da hier das Nährstoffprofil bekannt ist und Kuhmilch wichtige Nährstoffe zuverlässig liefert. Allerdings schneidet Pflanzenmilch in der Umweltbewertung meist besser ab als Kuhmilch, da für sie weniger Land, Wasser und Energie benötigt wird. Das trifft vor allem auf Hafer- und Sojamilch aus deutscher Produktion zu, während hingegen Mandelmilch in den Anbaugebieten viel Wasser benötigt. Wenn aus Umweltgründen zu Pflanzenmilch gegriffen wird, empfiehlt die DGE nachdrücklich zu angereicherter Pflanzenmilch zu greifen.[6]

Insbesondere bei der Ernährung von Kleinkindern spielt in Deutschland bislang Kuhmilch eine wesentliche Rolle, wenn es um die Nährstoffe Calcium, Vitamin B2 und Vitamin B12 geht. In geringem Maße trägt Kuhmilch auch zur Jodversorgung bei. Wenn Kinder Pflanzenmilch statt Kuhmilch konsumieren, sollten sich Eltern daher beraten lassen und mit der Nährstoffzusammensetzung von Pflanzenmilch auseinandersetzen.[7]

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Arten

Im weiteren Sinn:

Markt

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In Deutschland sinkt die Menge an getrunkener Kuhmilch seit Jahren. Währenddessen verzeichnet der Markt für Pflanzenmilch konstante Wachstumsraten, 2020 lag der Marktanteil bei etwa 4 %.[8] Zwischen 2018 und 2020 verdoppelte sich der Umsatz mit Pflanzenmilch.[9] Mit Stand 2021 stammt etwa jeder zehnte Liter Milch in Deutschland aus Pflanzenmilch.[10] 93 % der Konsumenten haben schon mal Pflanzenmilch gekauft.[9] Am Deutschen Markt vertreten sind etwa 50 Marken. Hafer stellt unter allen pflanzlichen Ausgangsstoffen die bevorzugte Basis dar.[9] Erhebliche Mengen werden dabei importiert. Im Jahr 2020 wurden 206 Millionen Liter Pflanzenmilch im Wert von 134 Millionen Euro importiert, was 46 % über dem Vorjahresniveau lag. Gegenüber 2017 beträgt der Zuwachs 130 %.[11]

Im Jahr 2021 lag der Marktanteil von Milchersatzprodukten im Einzelhandel in der Schweiz bei 4,2 % vom Gesamtmarkt aller Milch- und Milchersatzprodukte. Mit einem Umsatzanteil von 35 % lag die pflanzliche Milch an der Spitze der Milchersatzprodukte. Die Hafermilch hatte mit 45 % den größten Anteil am Gesamtumsatz der pflanzlichen Milchen.[12] 2018 konsumierten 25 % der Briten vorwiegend Pflanzenmilch.[13]

Laut einer Erhebung des Landwirtschaftsministeriums der Vereinigten Staaten sank der Konsum von Kuhmilch zwischen 2013 und 2017 um 12 %. Gleichzeitig stieg der Konsum von Pflanzenmilch um 36 %. Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass Pflanzenmilch Kuhmilch nicht eins zu eins ersetze.[14]

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Rechtslage

Zusammenfassung
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Bezeichnung

Ist die Grundlage pflanzlich, werden die Produkte in der Europäischen Union auf der Verpackung als Pflanzendrink bzw. je nach Ausgangszutat als Mandeldrink, Sojadrink, Reisdrink, Haferdrink etc. gekennzeichnet. Der Begriff „Milch“ hat in der Europäischen Union einen Bezeichnungsschutz und darf nur Produkte bezeichnen, die durch Melken aus einem Euter gewonnen worden sind (zum Beispiel Kuhmilch, Schafmilch, Ziegenmilch).[15] Begriffe wie „Pflanzenmilch“, „Sojamilch“ usw. sind umgangssprachlich und in der Öffentlichkeit weit verbreitet, dürfen von Herstellern und Anbietern entsprechender pflanzlicher Getränke aber nicht verwendet werden.[16] Eine Ausnahme ist Kokosmilch gemäß dem Beschluss 2010/791/EU.[17] Da diese als traditionelles Lebensmittel in asiatischen Gerichten verwendet wird, darf sie auch im Handel so genannt werden.[18]

In den USA entschied die FDA 2023, dass Pflanzenmilch weiterhin als Pflanzenmilch bezeichnet werden darf, da amerikanische Kunden Pflanzen- und Kuhmilch nicht verwechseln.[19]

Zu Anfang des 20. Jahrhunderts gab es auch die Bezeichnung vegetabile Milch.[20]

Besteuerung

Die Umsatzsteuer auf pflanzlichen Milchersatz ist von Land zu Land verschieden. In Australien, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Irland, den Niederlanden, Portugal und dem Vereinigten Königreich wird der gleiche Steuersatz wie für Milch tierischen Ursprungs angewandt. In Deutschland, Griechenland, Italien, Österreich, der Slowakei und Ungarn werden unterschiedliche Steuersätze angewandt. Die Unterschiede reichen von 85 % höherer Steuer in Griechenland bis zu 450 % höherer Steuer in Italien. In Deutschland wird Pflanzenmilch mit 19 % Mehrwertsteuer belegt, tierische Milch mit dem ermäßigten Steuersatz von 7 %.[21][22][23][24]

In Tschechien wurde die Besteuerung von Kuhmilch und Pflanzenmilch 2023 angepasst, so dass nun der ermäßigte Steuersatz auf beide Produktkategorien gilt. In Spanien galt bis Anfang 2023 eine ungleiche Besteuerung, diese wurde jedoch im Rahmen eines Maßnahmenpakets zur Bekämpfung der steigenden Lebensmittelpreise aufgehoben.[25][26]

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Literatur

  • A. A. Paul, S. Kumar, V. Kumar, R. Sharma: Milk Analog: Plant based alternatives to conventional milk, production, potential and health concerns. In: Critical reviews in food science and nutrition. Band 60, Nummer 18, 2020, S. 3005–3023, doi:10.1080/10408398.2019.1674243, PMID 31617734.
  • R. Ramsing, R. Santo, B. F. Kim, D. Altema-Johnson, A. Wooden, K. B. Chang, R. D. Semba, D. C. Love: Dairy and Plant-Based Milks: Implications for Nutrition and Planetary Health. In: Current environmental health reports. [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck] Juni 2023, doi:10.1007/s40572-023-00400-z, PMID 37300651.
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Commons: Milchersatz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelbelege

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