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Sandhausen

Gemeinde im Rhein-Neckar-Kreis im nordwestlichen Baden-Württemberg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Sandhausen
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Sandhausen (anhören/?) ist eine Gemeinde im nordwestlichen Baden-Württemberg. Sie gehört zum Rhein-Neckar-Kreis und liegt etwa acht Kilometer südlich von Heidelberg. Sandhausen ist benannt nach den Sandhausener Dünen und bekannt durch den Viertliga-Fußballverein SV Sandhausen, der von 2012 bis 2023 in der 2. Fußball-Bundesliga spielte.

Schnelle Fakten Wappen, Deutschlandkarte ...
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Sandhäuser Dünen
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Geographie

Lage

Sandhausen gehört zur Metropolregion Rhein-Neckar und liegt in der Oberrheinischen Tiefebene zwischen dem Hardtwald und dem Kraichgau. Der Hardtbach, der Leimbach sowie der Landgraben durchfließen die Gemarkung, die zu 47 Prozent bewaldet ist. Im Süden der Gemeinde befindet sich eine unter Naturschutz stehende Binnendünen­landschaft, die Sandhausener Dünen. Ebenfalls südlich von Sandhausen befindet sich das Naturschutzgebiet Zugmantel-Bandholz.

Nachbargemeinden

Im Norden grenzt die Gemeinde an den Heidelberger Stadtteil Kirchheim, im Osten an den Leimener Stadtteil St. Ilgen, im Süden an Walldorf, im Südwesten an eine zu Leimen gehörende unbewohnte Exklave und im Westen an die Gemeinde Oftersheim.

Gemeindegliederung

Zur Gemeinde Sandhausen gehören der Ort Sandhausen, der Weiler Bruchhausen im Nordwesten, das Försterhaus und die Sandhäuser Aussiedlerhöfe. Im Gemeindegebiet liegt die Wüstung Lochheim.[2]

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Geschichte

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Das System der mittelalterlichen Metallverhüttung rund um Wiesloch

Sandhausen wurde 1262 unter dem Namen „Santhusen“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Name kommt von den eiszeitlichen Sanddünen, die an den Ort angrenzen. Östlich des Ortskerns befand sich eine Tiefburg, deren Herren die Edelfreien von Bruch waren. Später wurde die Ortsherrschaft von den Edelfreien von Bruchsal ausgeübt. Otto von Bruchsal übertrug das Lehen 1262 an Pfalzgraf Ludwig.

Sandhausen galt lange Zeit als Gründung des 12. oder 13. Jahrhunderts. Erst eine in den 1990er-Jahren vom Geologen Manfred Löscher mit Hilfe von Schülern des Sandhäuser Gymnasiums durchgeführte Untersuchung des Aushubmaterials von Baugruben brachte frühmittelalterliche Keramik zu Tage. Dadurch gelang nicht nur der Nachweis einer kontinuierlichen Siedlung seit der Mitte des 7. Jahrhunderts, sondern auch, dass der Ort eine Rolle bei der Verarbeitung von in Wiesloch geförderten silberhaltigen Bleierzen gespielt hatte.[3] Zwischen etwa 800 und 950 bestand im Bereich des Gebäudes Heidelberger Straße 1 eine Anlage, bei der in Leimen produziertes Werkblei zu reinem Silber und Bleiglätte weiterverarbeitet wurde. Deren schwermetallhaltige Überreste wurden durch den hier verlaufenden Seebach nach Nordwesten verschwemmt.[4] Gemäß der gemachten Funde war der Ort ab dem Ende des 10. Jahrhunderts von einem Bedeutungsverlust gekennzeichnet, der bis ins 12. Jahrhundert andauerte. Zur Frage des Namens dieser Siedlung brachte Ludwig H. Hildebrandt Hodomaron ins Spiel, der lediglich zweimal (782 und 795 als Hohenmartim) urkundlich erwähnt wird, und der bis dahin eher mit der Burg Hohenhardt in Verbindung gebracht worden war. Teilweise wird vermutet, dass es sich beim nur 1262 genannten Ericheshusen um die Vorläufersiedlung Sandhausens gehandelt habe.[5]

Im Jahre 1351 kaufte die Kurpfalz die Herrschaft über Sandhausen und gliederte den Ort zur Kirchheimer Zent und später an das Oberamt Heidelberg. Während der Mainzer Stiftsfehde 1462, im Dreißigjährigen Krieg und 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde Sandhausen zerstört. Nach der Französischen Revolution wurde die Kurpfalz im Rahmen der Koalitionskriege besetzt und Sandhausen wurde badisch, was 1803 im Reichsdeputationshauptschluss bestätigt wurde.

Eingemeindungen

Bruchhausen wurde 1928 nach Sandhausen eingemeindet.

Einwohnerentwicklung

Jahr 172717771818185219051939196119651970199119952005201020152020
Einwohner2936201.0751.6933.5564.8207.8718.92510.20713.33113.70214.27414.54214.90215.339
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Politik

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Rathaus

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Sandhausen besteht aus den 22 gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.

Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[6]

Parteien und Wählergemeinschaften %
2024
Sitze
2024
%
2019
Sitze
2019
Kommunalwahl 2024
 %
50
40
30
20
10
0
41,83 %
(+6,53 %p)
24,52 %
(−2,98 %p)
18,09 %
(+0,59 %p)
15,57 %
(−4,13 %p)
20192024
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 41,83 9 35,3 8
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 24,52 6 27,5 6
GAL Grüne Alternative Liste 18,09 4 17,5 4
FDP Freie Demokratische Partei 15,57 3 19,7 4
gesamt 100,0 22 100,0 22
Wahlbeteiligung 65,61 % 63,1 %

Jugendgemeinderat

Im Oktober 2023 beschloss der Gemeinderat Sandhausen die Einrichtung eines Jugendgemeinderats. Vorausgegangen war ein Antrag gemäß § 41a der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg, der im Juni 2023 von den politisch interessierten Jugendlichen Dominik Kuhlmann und Philip Weiß gestellt und durch die erforderliche Zahl an Unterschriften Jugendlicher unterstützt wurde.[7]

Zunächst hatte der Gemeinderat im September 2023 mit den Stimmen von CDU, FDP und des Bürgermeisters beschlossen, den Antrag zu vertagen.[8] Auf Anregung der Antragsteller überprüfte das Kommunalrechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises die Entscheidung und hob den Vertagungsbeschluss auf, da die gesetzlich vorgesehene Dreimonatsfrist zur Befassung mit dem Antrag überschritten worden war.[9][10]

In der Sitzung im Oktober 2023 wurde der Antrag schließlich mit breiter Mehrheit angenommen – bei einer Gegenstimme aus der CDU-Fraktion, einer Enthaltung aus der CDU-Fraktion und einer weiteren Gegenstimme aus der FDP-Fraktion.[11][12]

Die erste Wahl des Jugendgemeinderats fand im Juni 2025 statt. Acht Jugendliche vertreten seither die Interessen junger Menschen in einem eigenen Gremium. Die konstituierende Sitzung des Jugendgemeinderats soll im September 2025 stattfinden.[13]

Bürgermeister

  • 1954–1981: Walter Reinhard
  • 1981–2005: Erich Bertsch
  • 2005–2021: Georg Kletti (CDU)
  • seit 2021: Hakan Günes (CDU)

Am 9. Mai 2021 wurde Hakan Günes (CDU) mit 52,9 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister gewählt.

Wappen

Das Wappen von Sandhausen zeigt einen gespaltenen Schild, dessen rechte Hälfte blaue und weiße Rauten aufweist, die an die Herrschaft der Kurfürsten von der Pfalz erinnern. Die linke Hälfte zeigt auf silbernem Hintergrund drei Laubbäume, Symbol für Sandhausen als Hardtgemeinde. Die Flagge ist Weiß-Blau.[14]

Das Wappen geht zurück auf ein Siegel von 1698, das die Gemeinde Sandhausen, wie die Huldigungsliste für Großherzog Karl belegt, bis 1811 verwendete. In einem 1818 gestochenen Siegel waren in schräglinksgeteiltem Schild der badische Schrägbalken und drei Eicheln zu sehen. Ein späteres Siegel zeigte wieder die Wittelsbacher Rauten und anstelle der Eicheln drei Herzen. Das von der Gemeinde im Jahre 1900 angenommene Wappen wurde nach dem Vorbild des Siegels von 1698 durch das badische Generallandesarchiv gestaltet und genehmigt.[14]

Partnerschaften

Die Gemeinde Sandhausen unterhält seit 1980 eine Städtepartnerschaft zu Lège-Cap-Ferret an der französischen Atlantik-Küste sowie seit 2000 eine freundschaftliche Beziehung zu Königswartha in der Oberlausitz in Sachsen.

Nachbarschaftsverband

Sandhausen gehört zum Nachbarschaftsverband Heidelberg-Mannheim, dessen Aufgabe es ist, den regionalen Flächennutzungsplan zu erstellen.

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Bauwerke

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Ortskern von Sandhausen. Zu sehen ist der Lège-Cap-Ferret-Platz, die Grundschule (Mitte), die evangelische Kirche (rechts) und die katholische Kirche (links).

Im Ortskern befindet sich der Lège-Cap-Ferret-Platz mit der 1909 im Jugendstil errichteten Theodor-Heuss-Schule. Das alte Rathaus von 1742 beherbergt ein Heimatmuseum.

Im Jahre 1757 wurde eine Kirche für die Reformierten errichtet. Nachdem sie zu klein geworden war, wurde sie an die Jüdische Gemeinde verkauft und als Synagoge genutzt. Nach 1875 verlor die Jüdische Gemeinde durch Abwanderung in die Städte viele Mitglieder, sodass die Synagoge als Abstellraum genutzt wurde. 1938 kaufte die Gemeinde Sandhausen das Gebäude, wodurch die ehemalige Synagoge der Zerstörung durch die NS-Machthaber entgang. Das Gebäude wird heute als „Alte Kirche/Synagoge“ für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Ein Gedenkstein aus dem Jahre 1961 am Haus Hauptstraße 115 erinnert an diese Geschichte.[15]

Die evangelische Christuskirche wurde auf der zweithöchsten Erhebung in Sandhausen erbaut und 1866 geweiht.

Das Langhaus der katholischen St.-Bartholomäus-Kirche stammt von 1767. Das Querschiff und der Glockenturm wurden bei der Erweiterung 1896 erbaut. Die Dreifaltigkeitskirche, die katholische Hauptkirche, wurde 1968 in modernem Stil errichtet.

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SV Sandhausen 1916
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Sport

Wirtschaft und Infrastruktur

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Wirtschaft

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Hopfenlehrpfad südöstlich von Sandhausen

Früher war Sandhausen eine bekannte Hopfengemeinde. Heute existiert nur noch eine Demonstrationsanlage, aus deren Hopfen jedes Jahr zusammen mit der Welde-Brauerei Plankstadt das Sandhäuser Spezialbier gebraut wird. Ebenso ist vom einst bedeutenden tabakproduzierenden und -verarbeitenden Gewerbe nur der Tabakanbau rund um den dörflichen Ortsteil Bruchhausen geblieben.

Fast 89 Prozent der berufstätigen Einwohner Sandhausens arbeiten heute außerhalb der Gemeinde und pendeln täglich an ihren Arbeitsplatz.[21]

Zigarrenfabrikation

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Tabakfeld bei Sandhausen (Aufn. 2004)

Der Erste, der in Sandhausen mit der Produktion mit Zigarren begann, war Karl Ludwig Willnauer. Er war 1852 in die Gegend von Basel in der Schweiz gereist, um dieses Handwerk zu erlernen. Nach seiner Lehrzeit kehrte er zurück und eröffnete im Eckhaus Goethestraß und Seegasse die erste Zigarrenmanufaktur des Ortes. In der Folge entstanden in Sandhausen gut 30 Fabriken unterschiedlicher Größe. Von Bedeutung waren vor allem deren zwei:

  • Die „grouß Fawwarik“ Ecke Seegasse und Hauptstraße, ebenfalls 1852 als Zweigwerk der von Emil Mayer begründeten Gebrüder Mayer in Mannheim eingerichtet. An dieser Stelle entstand später der Citybau.
  • Bruns bey Rhein, ursprünglich aus Celle stammend, später in Eisenach ansässig, hatte 1936 die Gebrüder Mayer übernommen. Nachdem das Hauptwerk im Zweiten Weltkrieg zerstört und das Werk Eisenach nun in der Sowjetischen Besatzungszone lag, entstanden 1950 in der Büchertstraße eine neue Sortieranlage und zugleich die zentrale Verwaltung. Nach der Schließung wurde das Werk abgerissen und nachfolgend mit Wohnhäusern bebaut.

Im Jahre 1976 schloss mit der Firma Kölle die letzte Zigarrenfabrik in Sandhausen.[22]

Verkehr

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Bahnhof St. Ilgen/Sandhausen

Westlich von Sandhausen verläuft die Bundesautobahn 5, östlich die Bundesstraße 3. In St. Ilgen befindet sich der Bahnhof St. Ilgen/Sandhausen, ein Haltepunkt der S-Bahn RheinNeckar. Buslinien verkehren nach Heidelberg, Leimen und Walldorf. Sandhausen gehört zum Tarifgebiet des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar und wird von der BRN (Busverkehr Rhein Neckar) und der SWEG angefahren.

Schulen

Sandhausen bietet die 1909 erbaute heutige Theodor-Heuss-Grundschule[23], das 1972 erbaute Friedrich-Ebert-Schulzentrum mit Gymnasium[24] und Werkrealschule[25], die Pestalozzi-Schule[26] (Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Lernen) sowie die Musikschule „Südliche Bergstraße“[27] und die Volkshochschule.

Im Mai 2017 kam das Friedrich-Ebert-Gymnasium bundesweit in die Schlagzeilen, da es beim Englisch-Abitur zu einer Panne kam: 67 Schülern wurden die falschen Aufgaben ausgegeben. Der Fehler fiel erst nach Bearbeitung der Aufgaben durch die Abiturienten auf.[28]

Medien

Die regionale Tageszeitung ist die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung. Das Amtsblatt der Gemeinde Sandhausen erscheint wöchentlich und wird vom Verlag Nussbaum Medien herausgegeben. Außerdem gibt es lokale Berichte in der Badischen Anzeigen Zeitung (BAZ), im Wochen-Kurier sowie auf der Homepage der Gemeinde Sandhausen unter sandhausen.de sowie sandhausen-lokal.de.

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Persönlichkeiten

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Der amerikanische „Bauerngeneral“ Nicholas Herkimer (Nikolaus Herchheimer) ist der Sohn des um 1720 ausgewanderten Bürgers Hans-Jost Herchheimer.

In Sandhausen vollendete der deutsch-russische Komponist Georg von Albrecht (1891–1976) zahlreiche Werke; unter anderem ein Streichtrio, seine vierte Klaviersonate und große geistliche Kompositionen: Requiem (opus 84), Te Deum (opus 85) und der Sonnengesang des Hl. Franziskus (opus 86).

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Literatur

  • Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hrsg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung.
    • Bd. 1: Allgemeiner Teil. Karlsruhe 1966.
    • Bd. 2: Die Stadt Heidelberg und die Gemeinden des Landkreises Heidelberg. Karlsruhe 1968.
  • Erich Bertsch: Heimatbuch der Gemeinde Sandhausen. Sandhausen 1986, ISBN 3-920431-56-1.
  • Hans Horn: Die Naturschutzgebiete auf Sandhausener Gemarkung. Heimatbuch der Gemeinde Sandhausen. 1986.
  • Kurt Frei: Familien in Sandhausen 1694–1899 (Ortssippenbuch Sandhausen, Rhein-Neckar-Kreis). Lahr-Dinglingen: Interessengemeinschaft Badischer Ortssippenbücher 1990 (= Badische Ortssippenbücher 61).
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Commons: Sandhausen – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Wikivoyage: Sandhausen – Reiseführer

Einzelnachweise

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