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Simon Jacob

deutscher Mathematiker und Rechenmeister Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Simon Jacob (* um 1525[1] in Coburg; † 24. Juni 1564 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Mathematiker und Rechenmeister.

Leben und Werk

Zusammenfassung
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Jacob stammte aus Coburg. Er bekam seine Rechenmeisterausbildung bei Johann Neudörffer dem Älteren in Nürnberg. Dort traf er als Lehrassistent ab 1547 auch mit Caspar Schleupner zusammen, der später als Rechenmeister in Neiße und Breslau tätig war.[2]

Spätestens 1552 zog er in die Reichsstadt Frankfurt am Main und heiratete dort 1553; er ist in der Predigergasse in der Nähe des Doms nachweisbar. Am 20. Juli 1556 erwarb er das Bürgerrecht von Frankfurt am Main, wo er als Simon Jacob von Coburg geführt wurde.[3]

1557 veröffentlichte er sein kleines Rechenbuch auf den Linien und mit Ziffern im Verlag von Christian Egenolffs Erben, das vom Nürnberger Rechenmeister Nicolaus Werner (1520–1570) in dessen Rechenbuch von allerley Kauffmannschlag 1569 teilweise plagiiert wurde.[4]

1565 folgte sein großes Rechenbuch Ein new und wolgegründt Rechenbuch, auff den Linien und Ziffern, das von seinem Bruder Pancratius Jacob (24. Juni 1560 Bürger von Frankfurt am Main, † 23. August 1583 in Frankfurt am Main), Ratsschreiber in Frankfurt am Main,[5] postum mit einer eigenen Vorrede herausgegeben wurde. Der Vorrede beigefügt wurde eine lateinische Leichenpredigt des Predigers Johann Ulrich Strupp (12. April 1564 Bürger von Frankfurt am Main, † 5. November 1567 in Frankfurt am Main), eines jüngeren Bruders des Stadtphysikus Joachim Strupp aus Gelnhausen.[6]

Jacob beschrieb darin in Anlehnung an Adam Rieses Rechenbuch und Michael Stifels Arithmetica integra sowohl die traditionelle Arithmetik mit dem Rechenbrett mit römischer Zahlschrift als auch die moderne nach dem Stellenwertsystem mit arabischen Ziffern. Sein Rechenbuch enthielt viele Beispiele, die für das kaufmännische Rechnen und die praktische Geometrie nützlich waren, wie es in der Handels- und Messestadt Frankfurt benötigt wurde. Jacob benutzte im Abschnitt über Wurzeln Bezeichnungen der deutschen Coß und berechnete gesuchte Größen mit der Regula falsi, verwendete aber keine mathematischen Symbole (Operatoren) und keine Gleichungen mit einer Unbekannten, also keine Algebra.

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Werke

  • Rechenbuch auff den Linien und mit Ziffern. Christian Egenolffs Erben, Frankfurt am Main 1557 (Online). Weitere teils verbesserte zwölf Drucke bis 1613. Die Auflage von 1571 erweiterte sein Bruder Pancratius Jacob als Herausgeber um Simon Jacobs Visiertraktat (Online); diese Ergänzung blieb in den weiteren Drucken bestehen.[7]
  • Ein new und wolgegründt Rechenbuch, auff den Linien und Ziffern, sampt der Welschen Practica und allerley Vortheilen, neben der Extraction Radicum, und von den Proportionen, mit dielen lustigen Fragen und Aufgaben. Dessgleichen ein vollkommener Bericht der Regel Falsi, mit neuwen Inventionibus, Demonstrationibus, und Vortheilen, so biß anher für unmüglich gescheht, gebessert, dergleichen noch nie an Tag kommen. Und dann von der Geometrie, wie man mancherley Felder und Ebenen, auch allerley Corpora, Regularia und Irregularia, messen, Aream finden und rechnen soll. Alles durch Simon Jacob von Coburg. Bürger und Rechenmeister zu Franckfurt am Mayn, mit fleiß zusammengetragen. Hg. von Pancratius Jacob. Georg Rab, Frankfurt am Main 1565 (Online). Weitere drei unveränderte Drucke bis 1612.[8]

Zeitgenössische Bearbeitungen zu Jacobs Rechenbüchern

  • Nicolaus Werner: Rechenbuch von allerley Kauffmannschlag. Verleger Hieronymus Feyerabend, Drucker Georg Rab, Frankfurt am Main 1569 (Online).
  • Georg Wendler: Analysis vel Resolutio. [Nürnberg/Regensburg um 1645 bis um 1663], München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 3789 (Online).[9]
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Literatur

  • Moritz Cantor: Jacob, Simon. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 559.
  • Rainer Gebhardt: Simon Jacob (1510–1564). In: Rainer Gebhardt (Hg.): Rechenbücher und mathematische Texte der frühen Neuzeit (Schriften des Adam-Ries-Bundes, Bd. 11). Annaberg-Buchholz 1999, ISBN 3-930430-31-2, S. 151–166.
  • Rainer Gebhardt: Zum ersten Rechenbuch von Simon Jacob. In: Rainer Gebhardt (Hg.): Kaufmanns-Rechenbücher und mathematische Schriften der frühen Neuzeit (Schriften des Adam-Ries-Bundes, Bd. 22). Annaberg-Buchholz 2011, ISBN 978-3-930430-94-9, S. 121–139.
  • Rainer Gebhardt: Simon Jacob – Der Praktiker. In: Katja Margarethe Mieth, Rainer Gebhardt (Hg.): Schatzkammer der Rechenkunst - Historische Rechenbücher im Adam-Ries-Museum. (= Sächsische Museen fundus, Bd. 4; Schriften des Adam-Ries-Bundes, Bd. 20) Janos Stekovics / Adam-Ries-Bund, Dößel / Annaberg-Buchholz 2008, ISBN 978-3-930430-82-6, S. 159–166.
  • Rudolf Haller; Alfred Holl: Simon Jacob. 2025. In: Frankfurter Personenlexikon (Online).
  • Rudolf Haller; Alfred Holl: Pangratz Jacob. 2025. In: Frankfurter Personenlexikon (Online).
  • Rudolf Haller; Alfred Holl: Neues zu Leben und Werk von Simon und Pangratz Jacob. In: Rainer Gebhardt (Hg.): Rechenkunst und Mathematik in der frühen Neuzeit (Schriften des Adam-Ries-Bundes, Bd. 31). Annaberg-Buchholz 2023, ISBN 978-3-944217-53-6, S. 355–376.
  • Rudolf Haller; Alfred Holl: Simon Jacobs Briefsammlung. Briefe von Johann Neudörffer und anderen Rechenmeistern mit postumen Ergänzungen und kalligraphischen Übungen (= Der Rechenmeister, Heft 25). Adam-Ries-Bund, Annaberg-Buchholz 2023, ISBN 978-3-944217-50-5 (Praescripta calligraphica – Gießen UB, Hs. 156 (Online)).
  • Richard Hergenhahn: Nicolaus Werners Rechenbuch 1569. Plagiat und Eigenleistung – eine Analyse. In: Rainer Gebhardt (Hg.): Rechenmeister und Mathematiker der frühen Neuzeit (= Schriften des Adam-Ries-Bundes, Bd. 25) Annaberg-Buchholz 2017, ISBN 978-3-944217-27-7, S. 103–120.
  • Wolfgang Kaunzner: Jacob, Simon. In: Neue Deutsche Biographie. (NDB). Band 10. Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 219–220 (deutsche-biographie.de).
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Einzelnachweise

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