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VW EA897

Dieselmotoren-Baureihe der Volkswagen AG Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Der VW EA896G2 (EA = Entwicklungsauftrag) ist eine Dieselmotoren-Baureihe der Volkswagen AG, die federführend von Audi entwickelt wurde. Die Baureihe umfasst Sechszylinder-V-Motoren mit 3,0 Liter Hubraum und wird seit 2010 in verschiedenen Fahrzeugen des Volkswagen-Konzerns eingesetzt. Produziert werden die Motoren bei der Audi Hungaria Zrt. in Győr. Die Bezeichnung EA896 (Gen1, Gen2) wird sowohl für Motoren V6-TDI Euro 5 und Euro 6 als auch V8-TDI der Emissionsstufe Euro 6 verwendet. Fahrzeuge mit Motor EA897 sind mit Emissionsstufe Euro 6 typgenehmigt worden.

Schnelle Fakten Volkswagen AG, EA896G2 ...
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EA896G2 (seit 2010)

Zusammenfassung
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Monoturbo-Version

Technik

Der Hubraum des 3.0-TDI-Sechszylinder-V-Motors mit einem V-Winkel von 90 Grad beträgt wie beim Vorgänger 2967 cm³ mit einer Bohrung von 83,0 mm und einem Hub von 91,4 mm, bei einem Zylinderabstand von 90 mm. Das geometrische Verdichtungsverhältnis beträgt 16,8:1. Das Zylinderkurbelgehäuse wird aus Gusseisen mit Vermiculargraphit (GJV-450) hergestellt und ist im Vergleich zum Vorgänger 8 kg leichter.

Die Steuerung des Ladungswechsels erfolgt über vier Ventile pro Zylinder (Vierventiltechnik) und insgesamt vier obenliegende, von einer Steuerkette angetriebene Nockenwellen.

Die 180-kW-Variante des 3.0-TDI-Motors verfügt über einen GTB 2260 VZK Abgasturbolader (Monoturbo) von Garret (ehemals Honeywell Turbo Technologies), bei der 150-kW-Variante kommt ein GTB 2056 VZK zum Einsatz. Die verdichtete Frischluft wird über einen Luft-Luft-Ladeluftkühler gekühlt. In der Ansaugstrecke befindet sich zudem eine Drallklappe.

Zur Reduzierung der Stickoxidemissionen verfügt der Motor über eine gekühlte Hochdruck-Abgasrückführung. Das Abgas wird vor der Turbine des Abgasturboladers entnommen, gekühlt und zwischen Drossel- und Drallklappe wieder eingeleitet. Hinter der Turbine des Turboladers kommt zunächst ein Dieseloxidationskatalysator (DOC) mit einem Volumen von 1 Liter zum Einsatz, anschließend folgt ein Dieselpartikelfilter mit 3,7 Liter Volumen. Um auch bei niedrigen Lastzuständen des Motors eine Partikelfilterregeneration einleiten zu können, wird eine dreifache Nacheinspritzung verwendet. Die Euro-6-Varianten des Motors, auch als „clean diesel“ bezeichnet, verfügen zusätzlich über einen am Unterboden des Fahrzeugs angeordneten SCR-Katalysator. Einige Varianten des Motors verfügen über eine elektrische Beheizung des DOCs (500 W).

Die Common-Rail-Einspritzung arbeitet mit einem Kraftstoffdruck von bis zu 1800 bar (leistungsschwächere Versionen) bzw. 2000 bar.

Über eine zweite Kette werden die Kraftstoff-Hochdruckpumpe sowie die Pumpeneinheit, bestehend aus einer zweistufigen Ölpumpe sowie der Vakuumpumpe, angetrieben.

Varianten

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Biturbo-Version

Technik

Im Jahr 2011 wurde eine Biturbo-Version des EA896G2 mit einer Leistung von 230 kW vorgestellt. Diese Version verfügt unter anderem über geänderte Kolben, wodurch das Verdichtungsverhältnis auf 16,0:1 sinkt. Außerdem werden aufgrund der höheren Kühl- und Schmieranforderungen des Motors leistungsstärkere Öl- und Kühlmittelpumpen verwendet.

Der Motor verfügt über zwei in Serie geschaltete Abgasturbolader. Der Hochdruck-Turbolader verfügt über eine VTG-Steuerung (Unterdruckdose), der Niederdruck-Turbolader wird über ein elektromechanisch aktuiertes Wastegate-Ventil gesteuert. Der maximale Ladedruck beträgt 3,2 bar (absolut). Bei Drehzahlen unterhalb von 2300/min erfolgt der Ladedruckaufbau im Wesentlichen durch den kleineren Hochdruck-Turbolader, wodurch ein gutes Ansprechverhalten auf Lastsprünge erreicht werden kann. Im Bereich zwischen 2300 und 3400/min wird zusätzlich Ladedruck über den größeren Niederdruck-Turbolader aufgebaut, das Wastegate-Ventil ist vollständig geschlossen. Bei Drehzahlen über 3400/min wird der Hochdruck-Turbolader über einen Bypass umgangen, die Ladedruckregelung erfolgt über das Wastegate-Ventil.

Die Biturbo-Aufladegruppe benötigt mehr Bauraum in Motornähe. Daher ist der Dieseloxidationskatalysator nicht mehr so nah am Auslasskrümmer wie in der Monoturbo-Variante angeordnet. Um dennoch ein schnelles Aufheizen des Katalysators und damit eine gute Konversionsrate zu erreichen, erfolgt in den ersten 400 s nach Kaltstart eine doppelte Nacheinspritzung. Der Dieselpartikelfilter ist im Gegensatz zur Monoturbo-Variante am Unterboden des Fahrzeugs angeordnet.

Varianten

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EA897evo (seit 2014)

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Kontext

Technik

Im Jahr 2014 wurde eine überarbeitete Version des 3.0-TDI-Aggregats vorgestellt. Dabei wurde die Leistung der Basisversion von 150 kW auf 160 kW bzw. die der Hochleistungsversion von 180 kW auf 200 kW gesteigert. Das geometrische Verdichtungsverhältnis wurde auf 16,0:1 verringert. Das Zylinderkurbelgehäuse wird weiterhin im Sandguss aus GJV-450 hergestellt und ist im Vergleich zum Vorgänger 1,1 kg leichter. Der Motor verfügt nun über einen GTD 2060 VZ Abgasturbolader mit elektromechanischer VTG-Steuerung. In der 200-kW-Variante wiegt der Motor nach DIN-Norm 192 kg.

Wesentliche Änderungen betreffen die Abgasnachbehandlung, um die Abgasnorm Euro 6 erfüllen zu können. So verfügt die Monoturbo-Variante nun über einen im Innen-V des Motors angeordneten Dieseloxidationskatalysator, anschließend wird mit einem Fallstrommischer die zur Reinigung der Stickoxide benötigte Harnstofflösung AdBlue zudosiert. Nach einer kurzen Mischstrecke schließt sich ein motornaher, SCR-beschichteter Dieselpartikelfilter (sDPF) an. Am Unterboden des Fahrzeugs befindet sich zudem ein SCR-Sperrkatalysator.

Der Kettentrieb wurde ebenfalls überarbeitet, die zweite Kette ist nun ausschließlich für den Antrieb der Kraftstoff-Hochdruckpumpe zuständig. Eine dritte Kette an der Vorderseite des Motors übernimmt den Antrieb der neuen, vollvariablen Ölpumpe sowie der Vakuumpumpe.

Probleme mit der Nockenwelle treten verstärkt bei den Motoren mit dem Motorkennbuchstaben CRTD auf, selbst bei geringen Laufleistungen weit unter 100.000 km kommt es bei dieser Ausbaustufe zu erhöhtem Verschleiß am Zahnflankenspielausgleich. Vereinzelt wurden Schäden an den Pleullagern gemeldet.

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EA897evo2 (seit 2017)

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Technik

Der EA897evo2 bietet eine um 30 kW (41 PS) auf 210 kW (286 PS) gesteigerte Motorleistung und stellt von 1500 bis 3000 1/min ein Drehmoment von 620 Nm bereit. Zur Erreichung dieses Ziels wurde in vielen Bereichen umfangreich weiterentwickelt. Hierzu gehören die Optimierung von Brennraumfüllung, Ladungswechsel und Thermomanagement. So konnte neben der Leistungssteigerung zugleich der Verbrauch weiter gesenkt werden. Zur Verbesserung der Abgasreinigung wanderte das Abgasreinigungssystem näher an den Motor. Außerdem wurden Verbesserungen im Bereich der Aufladung erreicht. Der neu entwickelte Turbolader verfügt über eine variable Turbinengeometrie (VTG), ist 20 Prozent leichter und erreicht höhere Ladedrücke. In der Folge soll der Motor ein noch spontaneres Ansprechverhalten besitzen.

Varianten

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EA897evo3 (seit 2021)

Varianten

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Abgasskandal

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Im Zuge des Abgasskandals wurden in zahlreichen Varianten des EA897 illegale Abschalteinrichtungen („defeat device“) entdeckt. Mehr als 200.000 Fahrzeuge von Audi, Volkswagen und Porsche mussten und müssen aus diesem Grund zurückgerufen werden.

  • Im September 2016 wurde ein „Freiwilliger Rückruf“ im Zuge des Abgasskandals angekündigt, bei dem 33.700 Porsche Macan S Diesel eine neue Steuerungssoftware erhalten sollen, davon 10.500 in Deutschland.[1][2]
  • Im Juni 2017 gab Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt bekannt, dass Modelle des Audi A8 D4 mit V6- und V8-Dieselmotor im Produktionszeitraum 2009 bis 2013 mit einer illegalen Abschalteinrichtung versehen sind, die die Abgasnachbehandlung im Straßenbetrieb reduziert bzw. ganz abschaltet. Zusammen mit Modellen des Audi A7 waren diese Abschalteinrichtungen in rund 24.000 Fahrzeugen verbaut worden. Audi gab als Grund für die erhöhten Stickoxidwerte einen technischen Fehler an und versprach eine Umrüstaktion.[3]
  • Am 27. Juli 2017 verhängte Verkehrsminister Dobrindt wegen illegaler Abgas-Software ein Zulassungsverbot für den Cayenne II Diesel. Gleichzeitig ordnete Dobrindt für europaweit 22.000 Fahrzeuge einen Pflichtrückruf an.[4]
  • Am 12. Dezember 2017 ordnete das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) einen amtlichen Rückruf für den VW Touareg II wegen illegaler Abschalteinrichtungen an. Dabei handelt es sich um Modelle mit 3.0-V6-TDI-Modelle der Modelljahre 2014 bis 2017 mit Euro-Norm 6. In Deutschland sind hiervon 25.800 und weltweit insgesamt 57.600 Fahrzeuge betroffen.[5]
  • Am 21. Januar 2018 ordnete das KBA einen Rückruf von 127.000 Audi-Modellen (A4, A5, A6, A7, A8, Q5 und Q7) mit 3.0-TDI-Motor und Abgasnorm Euro 6 an, da bei diesen Fahrzeugen unzulässige Abschaltvorrichtungen entdeckt wurden. Deutschlandweit sind 77.600 Fahrzeuge betroffen.[6] Die Fahrzeuge verfügen über eine schadstoffmindernde Aufheizstrategie, die nahezu nur auf dem Prüfstand aktiv ist und im Straßenbetrieb abgeschaltet wird.
  • Anfang Mai 2018 wurde erneut eine Abschaltvorrichtung bei Modellen des Audi A6 C7 und Audi A7 C7 bekannt (EA897evo – 200 kW). Bei diesen Modellen erfolgt eine Drosselung der AdBlue-Einspritzung bei zunehmend leerem AdBlue-Tank. Durch die Nichteinspritzung von Harnstoff funktioniert der SCR-Katalysator nicht oder extrem eingeschränkt, wodurch das Abgas Stickstoffdioxid ungehindert in hohen Konzentrationen austritt. Aus diesen Gründen wurde die Produktion des A6 vorübergehend gestoppt.[7] In Deutschland sind rund 33.000 und weltweit insgesamt rund 60.000 zugelassene Fahrzeuge betroffen.[8]
  • Am 18. Mai 2018 wurde bekannt, dass Porsche erneut 52.831 Porsche Macan Diesel zurückrufen muss, davon 15.180 in Deutschland. Bei diesen Fahrzeugen wurden fünf illegale Abschalteinrichtungen festgestellt.[9]
  • Auf Grund der Verwendung unerlaubter Abschalteinrichtungen in den V6- und V8-Dieselmotoren der Audi AG wurde im Oktober 2018 ein Bußgeldbescheid in Höhe von insgesamt 800 Mio. Euro verhängt. Audi hat diese Entscheidung akzeptiert.[10]
  • Am 1. Juli 2019 veröffentlichte der Bayerische Rundfunk/die ARD einen Beitrag „Der Fall Audi“. Darin wurden einige Hintergründe beleuchtet und auch Dokumente gezeigt.[11][12]
  • Am 5. August 2019 veröffentlichte das Handelsblatt KBA-Bescheide an Audi/VW/Porsche, die den Herstellern die Abschalteinrichtungen kommunizierte und nachträgliche Nebenbestimmung zur EG-Fahrzeugtypgenehmigung kommunizierte. Diese Bescheide können auch beim Handelsblatt heruntergeladen werden.[13]
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Einzelnachweise

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