historische Heer- und Handelsstraße Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Brabanter Straße, Köln-Leipziger Straße oder Lütticher Straße ist eine Altstraße und war im Mittelalter und der Frühen Neuzeit eine der bedeutendsten kontinentalen West-Ost-orientierten Heer- und Handelsstraßen (Messestraße: Antwerpen > Aachen > Köln > Leipzig). Sie verband das namensgebende Herzogtum Brabant mit Leipzig.
Die Straße verband u.a. die beiden großen Nord-Süd-Verbindungen, die Rheinstraße am Osthang des Rheintales und die Weinstraße, die am Westhang der Wetterau von Frankfurt am Main nach Norden führte.[Anm 1] Bereits in der Vor- und Frühgeschichte könnte sie von Bedeutung gewesen sein. Als Höhenweg (streckenweise Höhen-Hohlweg) vermied die Straße sumpfige Täler und Flussquerungen und den dabei erhobenen Brückenzoll.
Im 16. Jahrhundert wird eine Straße als „Kölner Straße“ bezeichnet, die in die fränkische Eroberungszeit zurück reicht und dabei als Leitlinie für das Vordringen der beiden hessischen Klöster Fulda und Hersfeld gelten kann. Im Anschluß an diese Phase kommt ihr beim Versuch der Salier, im Harz und in Sachsen die Reichsgüter zu vermehren, eine wichtige Aufgabe zu. Schließlich haben die staufischen Herrscher den Ringgau mit der Boyneburg zu einem Reichsland machen wollen und setzten auf die Unterstützung der thüringischen Landgrafen, wozu diese Straße ebenso wichtig wurde wie für die Verwaltung der mainzischen Territorien in Thüringen. Nicht zuletzt bedeutete sie in der Verkehrspolitik der Stadt Erfurt so viel, daß sie Eingang in die Erfurter Meilenscheibe und die Interiarien des 17. Jahrhunderts findet.[1]
Die Straße verlief außerhalb der Städte weitgehend siedlungsfern auf den längeren ost-westlichen Wasserscheiden auf deren Kamm oder hangparallel. Außer in den Städten und an Brücken hatte sie keine befestigte Trasse, sie war eine „Naturstraße“ und entsprechend war ihr Zustand. War eine Spur ausgefahren, fuhr man daneben. So entstanden fächerartige und mäandernde Wegverläufe. Schlechte unbefestigte Wege waren außerdem eine Einnahmequelle für den jeweiligen Grundherren, da gemäß Gewohnheitsrecht (Grundruhrrecht) alle Waren, die bei einem Rad-/Achsenbruch, beim Sturz eines Zugtiers oder wegen einer schlechten Wegstrecke den Boden berührten, ihm gehörten. Mit der Gründung der Hansen versuchten die Kaufleute diesem Anspruch entgegenzuwirken.
Auf dieser früh- und hochmittelalterlichen Straße, die wichtige Messeplätze miteinander verband, wurden ein Großteil des Ost-West-Handels, vor allem mit Getreide, Textilprodukten aus den flandrischen und niederdeutschen Textilzentren, Färberwaid aus Thüringen, osteuropäischen Pelzwaren (zentraler Handelsplatz war Leipzig) sowie mit Eisenwaren aus dem nordwestlichen Lahn-Dill-Gebiet (Dietzhölzetal),[3] dem Siegerland, dem Thüringer Wald.[Anm 2] Zeitweise war der Viehhandel (Pferde und Rinder) bedeutsam. Ein Transportnetz für Heringe und Stockfisch hatte sich bereits zur Hansezeit etabliert. Als gewinnbringende Handelswaren wurden auch Hopfen und Bier geschätzt. Die Beschaffung von speziellen Bausteinen (Sinterkalksteine für etwa 130 Kapitelle am Palas) aus der Eifelregion ist für die Wartburg im 12. Jahrhundert belegt.[4] Über die Straße wurde auch der alljährliche Anmarsch von Heeren und der Pilger- und Reiseverkehr abgewickelt.
Die Brabanter Straße ist heute Teil der „Europäischen Kulturstraße VIA REGIA“, die die historischen Straßen Brabanter Straße, den Jakobsweg und die eigentliche Via Regia bündelt.
Die Trasse der Brabanter Straße variierte teilweise aufgrund von klimatischen, politischen und anderen Gegebenheiten (z.B. in unsicheren Kriegszeiten, Meidung von Pestgebieten), es gab für einzelne Abschnitte andere Verläufe und Parallelwege. Manche Kaufleute versuchten auch, die Zölle zu umfahren.[5] Ihre lokalen Zubringer kamen ihr auf den kürzeren Wasserscheiden entgegen.
Vielerorts bewahren alte Straßen- und Flurnamen (zum Beispiel Schlag → Zollschlag, Wegsperre mit Schlagbaum) die Erinnerung an historische Streckenführungen, Zollanlagen oder Grenzbefestigungen, wobei der moderne Straßenverlauf nicht immer exakt der Trasse der Altstraße entspricht.
Lüttich–Aachen
Der Abschnitt Brabant–Aachen entspricht ungefähr dem Verlauf der heutigen Nationalstraße3 in Belgien.
Lüttich im Hochstift Lüttich; 1034 Brücke Pont des Arches über die Maas mit Brückentor, Straßenname Rue de Herve
Grenze zur Freien Reichsstadt Aachen bzw. zum Aachener Reich; heute Staatsgrenze zwischen Belgien und Deutschland auf dem Moresneter Weg (Verlängerung des Preußweg) parallel zur Bundesstraße 264
Bildchen (heute Ortsteil von Aachen), Straßenname Lütticher Straße, Reste des Aachener Landgrabens (Äußerer Landgraben)
Birkesdorf (heute Stadtteil von Düren), Brücke über die Rur (1592 „Melatenbrücke“), 1288 Zollstelle belegt, Straßenname Zollhausstraße
Düren, Stadttor Philippspforte nach Birkesdorf im Norden, Rurtor zur Aachener Straße nach Monschau über die Johannesbrücke (1747/48 erbaut) über die Rur im Osten, Kölntor zur Kölner Landstraße Richtung Kerpen im Osten
Groß-Königsdorf (heute Ortsteil von Frechen), burgähnliches Zollhaus an der Aachener Straße (Landstraße 361), 1466 an die Grafen von Nassau-Dillenburg-Dietz verschrieben, später niedergelegt
Eine alternative Route führte von Aachen aus dem Kölntor über Haaren, Weiden nach Langerwehe und Birkesdorf bei Düren und von dort über Jülich (Zollstelle an der Rurbrücke der Aachener Straße), Bergheim (Erftbrücke der Aachener Straße; jülichsche Zollstelle, Straßenname Kölner bzw. Köln-Aachener Straße; heute Bundesstraße 55) und Königsdorf (kurkölnischer Zoll) nach Köln.
Köln–Siegen
Der Abschnitt Köln-Siegen war die Brüderstraße oder Siegener Landstraße, ein hochmittelalterlicher Höhenweg in nahezu geradlinigem Verlauf bei nur wenigen Talquerungen.
Köln; Fähre über den Rhein 1428 erstmals erwähnt, 1674 an Seilen verankerte Gierseilfähre, 1822 dauerhafte Schiffsbrücke
Untereschbach (heute Ortsteil von Overath), Straßenname Brüderstraße
Steinenbrück, auch Altenbrück (heute Ortsteil von Overath); 1486 (Brücken-)Zoll erwähnt, 1586 steinerne Brücke über die Sülz, sogenanntes Altes Zollhaus von 1675, Straßenname Zöllnerstraße
Grenze zur Reichsherrschaft Wildenburg; heute Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auf der Landstraße 351 (Crottdorfer Straße), in Rheinland-Pfalz L278
Wildenburg; 1384 Privileg zur Führung der Brüderstraße durch den Ort Wildenburg bei Burg Wildenburg; Zollprivilege 1384 und 1396
Grenze zur Grafschaft Nassau-Dillenburg beziehungsweise (1606 bis 1734) Nassau-Siegen; heute Landesgrenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen auf der Straße Zur Hammerhöhe bei Friesenhagen-Hammerhöhe
Eine später nur noch weniger genutzte Alternativroute ging vom Knippen zum Ohrndorfer Schlag und weiter zum Büschergrund, unmittelbar an der heutigen Gesamtschule vorbei.[9]
Vor dem Bau der Burg Freudenberg führte die Straße auch von Hohenhain aus zunächst in den Büschergrund an der heutigen Gesamtschule vorbei.[10]
Endgültige Route über Kölner Straße[11], Oranienstraße, Färberstraße, Oststraße, Alte Poststraße.
Siegen; Brücke über die Sieg 1343 erstmals erwähnt, im 16. Jahrhundert steinerne Brücke zum Kölner Tor im Westen der Stadt. Kirchweihfest („Sieben Kirben“) am Sonntag nach dem Gedenktag der Enthauptung Johannes des Täufers (29. August; Tag der Kirchweihe war der 30. August) (seit dem 15. Jahrhundert belegt), ab 24. Juni Johannimarkt in Siegen (seit dem 17.Jahrhundert)
Grenze zur Grafschaft Nassau-Dillenburg (1606 bis 1734); heute Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen auf der Landstraße 729
Varianten der Streckenführung:
Die ältere Trasse war deckungsgleich mit der Eisenstraße entlang der heutigen Landesgrenze bis Roth zum Staffelböll, wo sie sich wieder mit der südlichen Spange traf. Am Staffelböll betrat PhilippI. nach seiner Gefangenschaft in den Niederlanden 1552 wieder hessischen Boden.
bei Roth, Simmersbach, Hirzenhain (heute Ortsteile der Gemeinde Eschenburg) Kreuzungspunkt zur Angelburg im Schelder Wald und Abzweig zur Herborner Hohen Straße (unmittelbar vorbei an den Wilhelmsteinen) nach Herborn (Dill-Übergang) beziehungsweise zum Weller Weg über Altenkirchen nach Siegburg
südliche Variante ab Willershausen nach Niederweimar; dort Knotenpunkt zur Weinstraße durch die Furt der Allna in das Rhein-Main-Gebiet beziehungsweise zur Frankfurt-Bremer Landstraße oder Kaiserstraße westlich an Marburg vorbei über Goßfelden, Wetter, Frankenberg und Korbach über Paderborn bis Bremen.
Marburg, Abzweig nach Goßfelden zur Frankfurt-Bremer Landstraße. Märkte an Maria Lichtmeß (2. Februar), an St.Philippus und St.Jakobus (1.Mai) Walpurgismarkt (Tag der Kirchweihe der Elisabethkirche 1273), an St. Laurentius (10. August), am Sonntag vor Michaelis (29.September) Michaelsmarkt und am 19.November (heute in den Oktober verlegt) Elisabeth-Jahrmarkt; 1527 Universitätsstadt.
Neue südliche Route durch das Aartal ab Ende des 14. Jahrhunderts
Abweichend von der alten Nordroute durch den Schelderwald und von der neueren Südroute im Aartal wird 1591 von Arnoldus Buchelius auch eine Zwischenroute beschrieben, die auf dem Marburg-Dillenburger-Amtsweg (siehe: Bad Endbach, Obergerichtsweg) von Marburg über Gladenbach nach Dillenburg verlief.
Marburg–Melsungen
Der Abschnitt Marburg-Melsungen entspricht grob dem Verlauf der heutigen Bundesstraßen 62, 454 und 254 (bis Homberg). Ab Kirchhain (bzw. ab den Lahnbergen östlich von Marburg) ist er Teil der Straße „durch die langen Hessen“.
entlang der Lahn durch hessisches Gebiet über Wehrda (heute Stadtteil von Marburg; 1459 Lahnbrücke, 1723 steinern), Cölbe (Lahnbrücke, 1742 durch Hochwasser zerstört), die Brücke über das Rote Wasser bei Bürgeln (heute Ortsteil von Cölbe) und Betziesdorf[15] (heute Stadtteil von Kirchhain) umgangen.
Eine südlichere Strecke durch kurmainzisches Gebiet führte von der Ohmbrücke bei Amöneburg über Niederklein (heute Ortsteil von Stadtallendorf), die Kirschbrücke bei Lehrbach über die Klein/Gleen, durch den Wald bei Wahlen (heute Ortsteile von Kirtorf), Neustadt[18] (Straßenname Leipziger Straße), und die ziegenhainischen Dörfer Wasenberg und Loshausen (heute Ortsteile von Willingshausen) nach Ziegenhain
Melsungen. 1438 Jahrmärkte zu Kantate und 8. (Mariä Geburt), später 29. September (Michaelis), ab 1566 zusätzlich Nicolai-Jahrmarkt am Sonntag nach dem 6.Dezember; 1595/96 nach Vorgängerbau steinerne Bartenwetzerbrücke über die Fulda, Knotenpunkt zur Nürnberger Straße (Nord-Süd); die Brabanter Straße heißt hier Sälzerweg, weil über sie das Salz aus Sooden transportiert wurde
Eine südliche Variante umging Melsungen von Ostheim über die Fulda-Fähre beziehungsweise Furt bei der heutigen Domäne Fahre (Ortsteil von Melsungen-Adelshausen; dort Anschluss an die Nürnberger Straße) nach Mörshausen (heute Ortsteil von Spangenberg) oder weiter südlich über Morschen (hölzerne Brücke über die Fulda).
Der Abschnitt von Kirchhain nach Treysa wurde im 17. Jahrhundert als Teil der Niederrheinischen Straße (heute noch Straßenname in Kirchhain, Stadtallendorf, Schwalmstadt-Wiera, Treysa, Neukirchen und Oberaula; „Chausseegeldstelle“ in Bürgeln) von Köln über Biedenkopf nach Hersfeld als Poststraße ausgebaut und 1831 bis 1842 gepflastert.
Melsungen–Eisenach
Der Abschnitt Melsungen-Eisenach entspricht grob dem Verlauf der heutigen Bundesstraßen 487 (bis Spangenberg) beziehungsweise 27 (ab Sontra-Wichmannshausen), 254, Landstraße 3227 und Bundesstraße 7 und war ein Teilstück der Straße Durch die langen Hessen.
Grenze zum Wettinischen Gebiet; heute Landesgrenze zwischen Hessen und Thüringen auf der Bundesstraße 7
Ifta; Straßenname Heerweg; Wachturm auf der Wartekuppe
Creuzburg, ab 1223 wurde die steinerne Brücke über die Werra errichtet (vermutlich um 1225 fertiggestellt). Die Creuzburg diente den Thüringer Landgrafen als Geleitburg, das Creuzburger Geleit reichte bis an den Kamm des Hainichs und im Süden bis zur Hörsel. Der Creuzburger Zollhof lag nahe dem Werraufer, denn man fertigte auch die Reisenden auf der Werra (Boote und Flöße) ab. An der Brücke war zudem noch Brückenzoll in Höhe von drei Pfennig fällig; er sollte dem Brückenunterhalt und Straßenbau dienen. Am Brückenberg lag das Siechenhaus der Stadt. An der Creuzburger Werrabrücke mündete die Langensalzaer Straße ein, sie führte in Richtung der Landgrafenburgen von Thamsbrück und Weißensee.
Eisenach, Georgentor und Nadeltor im Westen und Nordwesten; das Nikolaitor im Osten der Stadt. Mit der Nürnberger Straße (über Meiningen und Coburg), der Salzunger Straße, der Fuldaer Straße, der Mühlhäuser Straße und der Langensalzaer Straße kreuzten sich hier die wichtigsten Heer- und Handelsstraßen Westthüringens. Mehrere Siechenhöfe im Umkreis der Stadt sollten die Einschleppung von Seuchen verhindern. Beim heutigen Bahnhof blickte man auf das Hochgericht.
Eine alternative Route führte von Kirchhain über Lehrbach (heute Ortsteil von Kirtorf), Kirtorf, Ohmes (heute Ortsteil von Antrifttal) und Hersfeld (grob entsprechend dem Verlauf der heutigen Bundesstraßen 62 und 84) nach Eisenach.
Eisenach–Erfurt
Der Abschnitt Eisenach-Leipzig, ein Teil der sogenannten Via Regia, entspricht grob dem Verlauf der heutigen Bundesstraßen 7 und 87. Die Strecke vom Rhein oder von Frankfurt am Main wurde zum Beispiel durch ein kursächsisches Mandat vom 24. Februar 1653 festgelegt.[19]
Zwischen Eisenach und Erfurt standen mehrere Routen zur Verfügung:
Eine alternative Trasse führte durch das Nessetal über Großenlupnitz (Hauptort der Mark Lupnitz), den Kindel, Haina (königliche Raststation), Sonneborn nach Gotha.
Die jüngste Trasse führte beiderseits der Hörsel über Eichrodt beziehungsweise Kahlenberg und Kälberfeld nach Sättelstädt (heute Ortsteil von Hörselberg-Hainich, Alte Zollscheune) und zog auf der Wasserscheide vom Hörsel- und Nessetal über Ebenheim zur alten Trasse nach Sonneborn oder über Mechterstädt, Teutleben und Trügleben direkt nach Gotha.
Gotha, Brühler Tor. Seit 1529 Jahrmarkt am Mittwoch vor Kantate und „Kalter Jahrmarkt“ am Mittwoch vor Allerheiligen, ab 1591 zusätzlich Butter- und Käsemarkt am Mittwoch nach Margarethe (20. Juli); Straßenname Hohe Straße (Umgehung der Stadt); Ausfahrt durch das Erfurter Tor über den Hohen Sand in die Erfurter Landstraße
Grenze zum Erzstift Mainz bzw. Grafschaft Gleichen bzw. Erfurter Stadtgebiet
Möbisburg (heute Ortsteil von Erfurt), Straßenname Hohe Straße
Erfurt, Brühler Tor. Pfingst- und ab 11. November St. Martins-Messe in Erfurt (bis Anfang des 16. Jh.), am Sonntag nach Michaelis (29. September) Kirchweihfest der Universitätskirche, der Legende nach seit 1310 dreitägiges Fest zum „Walperzug“ am Walburgistag (25. Februar); 805 Stapelrecht; 1331 Messeprivileg, 1379 Universitätsstadt
Erfurt–Leipzig
Die Brabanter Straße hieß in der Gegend von Naumburg auch Flämische Landstraße[20] (vielleicht nach dem Naumburger Vorort Flemmingen).
Erfurt, 1156 hölzerne (1117 abgebrannt), 1352 steinerne Krämerbrücke über die Gera mit Zollstation, Krämpfertor; „Chausseegeldstelle“ in der Leipziger Straße (abgebrochen)
Eckartsberga mit der Eckartsburg. Ursprünglich eine Reichsburg, diente sie später als landgräfliche Geleitstation und Etappenort zur Neuenburg. Jahrmärkte an Christi Himmelfahrt und am 8. September (Mariä Geburt)
Kösen; hölzerne Brücke über die Saale 1393 zerstört, 1454 steinerne Saalebrücke, Zollhaus für den Brückenzoll (und den Flößereizoll)
Naumburg. Zugang durch das Salztor, ab 29. Juni Petri-Pauli-Messe in Naumburg; schon 1278 erwähnt, Zollrechte gehen 1379 vom Stift auf die Stadt über, Messeprivileg 1514, Ausgang durch das Jakobstor.
Leipzig, Ranstädter Tor (1822 abgebrochen). seit 1190 Oster-, ab 29. September Michaelis- und seit 1459 ab 1. Januar Neujahrs-Messe in Leipzig; 1409 Universitätsstadt; 1466 Stapelrecht, 1507 15-Meilenprivileg für das Stapelrecht; 1497 und 1507 Messeprivilege
Ein Bericht von 1235 erwähnt einen Bauern aus der Diözese Utrecht, der auf seinem Pilgerweg zum Grab der hl. Elisabeth in Marburg durch den Schelder Wald gekommen sei. Das zeigt den Schelder Wald als ein Gebiet alter Wege. Ihn querte u.a. die hochmittelalterliche Fernstraße von Antwerpen über Köln, Siegen, Marburg und Erfurt nach Leipzig, auch Brabanter Straße genannt.[21]
Die Brabanter Straße wurde auch von Martin Luther (1483–1546) benutzt, als er im April/Mai 1512 von Wittenberg zum Ordenskapitel der Augustiner-Eremiten in Köln reiste und im September/Oktober 1529 auf seiner Reise zum Marburger Religionsgespräch.[23] Aus seinem Briefwechsel ergibt sich das Itinerar einer Reise Philipp Melanchthons (1497–1560), der ebenfalls die Brabanter Straße mehrfach nutzte, im Jahre 1536.[24]
Die Romwegkarte von Erhard Etzlaub (um 1460–1532) aus dem Jahr 1501 sowie die daran angelehnte Karte des europäischen Verkehrsnetzes („Carta itineraria europae“) 1520 von Martin Waldseemüller (um 1470–1520) führen die wichtigsten Stationen der Brabanter Straße auf und orientieren sich an ihrer Streckenführung, deutlich etwa von Treysa nach Köln. Auch die Karte des Oberbergischen von Arnold Mercator (1537–1587) aus dem Jahre 1575 zeigt den Verlauf der „Landstraiß uff Siegen“.
Erfurter Geleitsordnung des Hartung Cammermeister 1441. In: Herbert Helbig (Hrsg.): Quellen zur älteren Wirtschaftsgeschichte Mitteldeutschlands. Bd. II. Hermann Böhlaus Nachf., Weimar 1952, Nr. 174, S.145–153. (Quellen zur mitteldeutschen Landes- und Volksgeschichte 2)
Georg Landau: Beiträge zur Geschichte der Alten Herr- und Handelsstraßen in Deutschland I-II/2. In: Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. 1 (1856), S. 483–505 [falsche Paginierung], 575–591 und 639–665 (Online-Ressource, aufgerufen am 15. August 2011)
Hugo Weczerka: Hansische Handelsstraßen. Bd. I-III (Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte 13/1-3), Böhlau, Köln / Wien 1962/67/68.
Hermann Böttger, Wilhelm Weyer: Alte Straßen und Wege. In: Hermann Böttger, Wilhelm Weyer, Alfred Lück: Geschichte des Netpherlandes. Selbstverlag des Amtes Netphen, Netphen 1967, S. 47–60, bes. S. 54f.
Hans Hitzer:Die Straßen vom Mittelalter bis zum Absolutismus. In: Die Straße. Vom Trampelpfad zur Autobahn. Lebensadern von der Urzeit bis heute. G.D.W. Callwey, München 1971, ISBN 3-7667-0201-7, S.129–130.
Gerd Bergmann: Straßen und Burgen um Eisenach. Eisenach 1993, S. 97.
Wolfgang Eberhardt:Alte Straßen und Wege von Hessen und Franken nach und durch Thüringen. In: Zur Geschichte des Landes an der Werra. III (1/1). Eigenverlag, Bruchsal 1994, S.108.
Friedrich Pfeiffer: Rheinische Transitzölle im Mittelalter. Akademie Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-05-003177-8. (diss. phil. Trier 1996)
Michel Margue: Entstehung und Entwicklung der brabantischen Städte und die Straße Flandern-Köln (11.–13. Jahrhundert). In: Monika Escher, Alfred Haverkamp, Frank G. Hirschmann: Städtelandschaft – Städtenetz – zentralörtliches Gefüge. Philipp von Zabern, Mainz 2000, S. 383–406. (Trierer Historische Forschungen 43)
Herbert Nicke: Vergessene Wege. Das historische Fernwegenetz zwischen Rhein, Weser, Hellweg und Westerwald; seine Schutzanlagen und Knotenpunkte. Martina Galunder, Nümbrecht 2001, ISBN 3-931251-80-2. (Land und Geschichte zwischen Berg, Wildenburg und Südwestfalen 9)
Wolfgang Eberhardt:Thüringer Altstraßen und Wege im Mittelalter zwischen Eisenach - Gotha - Bad Langensalza - Großvargula. In: Zur Geschichte des Landes an der Werra. III (1/3). Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2003, ISBN 3-936030-86-3, S.207.
Die Köln-Leipziger Straße und Die alte Handelsstraße Frankfurt Leipzig / Durch die langen Hessen. auf: Altstraßen in Hessen (aufgerufen am 23. August 2011)
Hellweg: Die zweite große Verbindung vom Rhein zur Weichsel zog sich von Köln herauf über Magdeburg nach Danzig. Hier entwickelte sich der mittelalterliche Fernhandelsweg auf dem alten germanischen Hellweg von Duisburg über Dortmund, Paderborn, Hildesheim, Braunschweig und Magdeburg, auf dem schon Drusus mit seinen Legionen an die Elbe vorgerückt war. An den genannten Orten entstanden berühmte Pfalzen und Bischofssitze.Nach der Eroberung des unteren Weichselraumes durch den Deutschen Orden wurde diese Ost-West-Straße von hier aus über Frankfurt/Oder, Gnesen und Thorn verlängert. Hans Hitzer (1971)
Wolfgang Eberhardt:Thüringer Altstraßen und Wege im Mittelalter zwischen Eisenach - Gotha - Bad Langensalza - Großvargula. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2003, ISBN 3-936030-86-3, Kölner Straße von Großenlupnitz über Haina nach Sonneborn, Wangenheimer Heerstraße zur Fahner Höhe, Eisenacher Straße von Sonneborn über Ernstdorf und Trenkelhof, S.54.
Region und Geschichte. Beiträge zur Geschichte des Hinterlandes. Band IX, Hrsg. Hinterländer Geschichtsverein e.V. Biedenkopf, Druckhaus Marburg 2008, ISBN 978-3-00-02-4569-5; Seite 102
Albrecht Jockenhövel, Christoph Willms: Das Dietzhölzetal-Projekt, Archäometallurgische Untersuchungen zur Geschichte und Struktur der mittelalterlichen Eisenerzeugung im Lahn-Dill-Gebiet (Hessen), Münstersche Beiträge zur Ur- und frühgeschichtlichen Archäologie, Band I, Verlag Marie Leidorf, Rahden Westf. 2005, ISBN 3-89646-279-2, ISSN1861-3942
„Mietrath, ein Dorf, woselbst ein brabantischer Zoll bezahlet wird“; Anton Friedrich Büsching: Neuer Erdbeschreibung dritten Theils erster Band, 5. Auflage. Johann Carl Bohn, Hamburg 1771, S. 1004.
Straßennamen Köln-Leipziger Straße in Norken, Kirburg und Salzburg, Kölner Straße (Bundesstraßen 8 und 414) von Weyerbusch bis Hachenburg, Hochstraße in Nieder-Ingelbach und Altenkirchen, Hohe Straße (Bundesstraße 8) in Gieleroth, Leipziger Straße in Hachenburg, Alte Leipziger Straße (Bundesstraße 414) bei Hof u.ä.
Die Territorialgeschichte des hessischen Hinterlandes (ehem. Landkrs. Biedenkopf), Ulrich Lennarz, Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte, Hrsg. Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde, Band 1, Elwert’sche Verlagsbuchhandlung Marburg 1973, ISBN 3-7708-0491-0, Seiten 1–8 und Karte 6 Alte Straßen
Vgl. Johann Gottfried Hunger: Denkwürdigkeiten zur Finanzgeschichte von Sachsen. Oder neubearbeitete Geschichte der Abgaben in den Chursächsischen Staaten. Weygand, Leipzig 1790, S. 31 (Online-Ressource, abgerufen am 17. August 2011).
Vgl. Gottfried August Benedict Wolff: Chronik des Klosters Pforta nach urkundlichen Nachrichten, Bd. I. Friedrich Christian Wilhelm Vogel, Leipzig 1843, S. 80f.
Vgl. G. Landau: Beiträge zur Geschichte der Alten Herr- und Handelsstraßen in Deutschland I-II/2. In: Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte. 1 (1856), S. 659f.
G. W. Sante (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band VI. Hessen, Kröner Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-520-27403-5, Seite 399, Schelderwald
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