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Oberlinger (Orgelbau)
deutsches Orgelbauunternehmen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Oberlinger ist ein deutsches Orgelbauunternehmen mit Sitz in Windesheim bei Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz). Es ist nach eigenen Angaben ein Familienunternehmen, das weltweit die längste Orgelbau-Tradition in ununterbrochener Generationenfolge hat. Das Unternehmen firmierte im Verlauf unter verschiedenen Gesellschaftsformen, am bekanntesten wurde es nach der Firmengründung als Gebr. Oberlinger, Werkstätten für Orgelbau. Seit 2008 firmiert Oberlinger als GmbH.
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Geschichte
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Einen ersten Orgelbaubetrieb in Windesheim gründete Jakob Oberlinger (* 6. März 1842; † 7. Mai 1916) im Jahr 1860.[1] Da dessen Großvater bereits 1773 bei der Hunsrücker Orgelbauerfamilie Stumm in Rhaunen als Schreiner gearbeitet hatte, sieht sich die Familie Oberlinger in der Tradition der Rheinischen Orgelbauer.[2]
Jakob Oberlinger baute nach seiner Lehre und Wanderschaft, die ihn bis in die Niederlande führte, 1869 seine erste Orgel für die evangelische Kirche in Hargesheim bei Bad Kreuznach. Ab 1872 betrieb Jakob zusammen mit seinem Bruder Karl sen. (* 23. März 1840; † 1919) die Werkstatt als Gebrüder. Karl Oberlinger brachte als Tischlermeister wichtiges Wissen der Holzbearbeitung in den Betrieb ein und setzte so die Tradition der Tischler in der Familie fort. 1880 konnten die Brüder die Werkstatt durch Übernahmen von regionalen Orgelbaubetrieben wesentlich vergrößern.
Der technischen Innovation im Orgelbau des ausgehenden 19. Jahrhunderts folgend, baute das Unternehmen ab 1884 Orgelwerke mit mechanischen (Weeze bei Kevelaer), später mit pneumatischen Kegelladen (1895, Bingerbrück). Ab 1902 wurden Werke mit Röhrenpneumatik gefertigt (Landsweiler), 1912 wurde die erste Orgel mit einer elektro-pneumatischer Spieltraktur nachgerüstet (Bingerbrück). Durch den Einfluss der Orgelbewegung begann das Unternehmen schon 1937 wieder Schleifladen zu bauen, allerdings noch mit elektro-pneumatischer Spieltraktur. In den 1950er Jahren kehrte das Unternehmen endgültig zum Bau von Schleifladen mit mechanischen Spieltrakturen zurück.
Nach dem Tod der beiden Gründer übernahm der Sohn Jakobs, Karl Oberlinger jun. (1879–1962), die Leitung des Unternehmens und führte es durch die Zeiten der Weltwirtschaftskrise. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges übergab Karl jun. das Unternehmen an zwei seiner Söhne, Hermann (* 18. Dezember 1908; † 2002) und Ernst (* 1. Januar 1915; † 2004). Unter deren Leitung expandierte das Unternehmen, es beschäftigte bis zu 80 Mitarbeiter. Deren beide Söhne Helmut (* 9. Februar 1942) und Wolfgang (* 19. Januar 1943), die neben Orgelbau auch Betriebswirtschaft und Architektur studiert hatten, führten das Unternehmen seit 1980 in der vierten Generation mit nunmehr 55 Mitarbeitern als Oberlinger-Orgelbau GmbH und Co KG in einem vergrößerten und in ein neues Gelände ausgelagerten Unternehmen fort.

In den 1990er Jahren intensivierte das Unternehmen seine wissenschaftliche Herangehensweise an den Orgelbau. Es arbeitete dazu mit Universitäten und Fachhochschulen zusammen. 1987 wurden vier historische Orgelinstrumente im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojekts rekonstruiert. Aufmerksamkeit erlangte das Unternehmen auch durch die von ihm geleiteten Forschungen und Entwicklungen im Bereich der technischen und klanglichen Innovationen im Orgelbau. So wurde zum Beispiel ein Externer Balancier entwickelt, eine mechanische Vorrichtung, um auch lange mechanische Spieltrakturen ohne Verlust der Präzision und Sensibilität realisieren zu können. Patentiert wurde die Erfindung eines raumsparenden Subbass-16′-Registers (Cubus 16′), das in kleinen Orgeln Verwendung finden soll.[3][4] Ebenfalls patentiert wurde die Erfindung einer Vorrichtung zur Glättung von Luftströmen,[5] die den durch das elektrische Schleudergebläse erzeugten und dabei verwirbelten Wind beruhigt. 2015 fand diese Erfindung Beachtung[6] durch den US-amerikanischen Wissenschaftshistoriker Myles W. Jackson, New York University, der als Reimar Lüst-Humboldt-Forschungspreisträger aus 2014 in Deutschland weilte.[7]
Das Unternehmen zählte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den großen deutschen Werkstätten des Orgelbaus und war weltweit im Neubau und in der Restaurierung von Orgeln tätig. Das Arbeitsgebiet umfasste neben der Bundesrepublik Deutschland auch das europäische Ausland sowie mehrere Länder in Asien, Afrika und Amerika. Sie gewann auch regionale wirtschaftspolitische Bedeutung als Beispiel eines modernen Handwerkbetriebes in Rheinland-Pfalz.
Bis 2005 hatte Oberlinger über 1200 Orgelwerke gebaut. 2005 geriet das Unternehmen durch Großaufträge im Ausland in Zahlungsschwierigkeiten und musste Insolvenz beantragen.[8] Ein regionaler Investor fusionierte das Unternehmen 2007 mit Emil Hammer Orgelbau unter dem Namen „Orgelbaugesellschaft Reichenstein“, die im Jahr 2011 aufgelöst wurde.[9] Wolfgang Oberlinger restrukturierte 2008 die Firma, die er zeitweise neben seinem Architekten- und Entwurfsbüro führte, als Oberlinger GmbH.
Seit Mai 2014 werden nach Renovierung wieder die größeren Werkstätten neben dem „Orgel Art Museum“ genutzt. Dort haben auch die Konstruktionsabteilung, die Abteilung Forschung und Entwicklung, sowie die Intonation auf ca. 1500 m² moderner Werkstattfläche ihren Sitz. Die Firma ist weiterhin auch in Übersee aktiv, so wurde 2013 eine Orgel für das Central-Konservatorium in Peking gebaut[10] und 2014 eine dreimanualige Konzertorgel für die Konzerthalle der Philharmonie in Mudanjiang in Nord-China.[11]
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„Orgel Art Museum“
Die Instrumentensammlung der Familie Oberlinger bildet den Grundstock für das Orgel Art Museum in Windesheim.
Werkliste (Auswahl)
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Auszeichnungen
- Innovationspreis des Landes Rheinland-Pfalz[29]
- 1991: 1. Platz
- 1995: 3. Platz
Sonstiges
Die Flötistin Dorothee Oberlinger ist eine Enkelin von Karl Oberlinger jun.
Literatur
- H. Brucker: Die Orgelbauwerkstatt der Gebrüder Oberlinger in Windesheim. In: Hunsrücker Heimatblätter, Nr. 30, 1973, S. 677–683.
- L. Finscher: Die Musik in Geschichte und Gegenwart: allgemeine Enzyklopädie der Musik. Bärenreiter, Kassel 1994.
- J. Rodeland: Zur Geschichte der Orgelbauwerkstatt Oberlinger in Windesheim. In: Lebendiges Rheinland-Pfalz, Zeitschrift für Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Landesbank Rheinland-Pfalz (Hrsg.). Jahrgang 30, Heft 2/3.
- Thomas Jörg Frank: Orgelbau zwischen Orgelbewegung und französischer Orgelromantik. Dargestellt an ausgewählten Instrumenten der Orgelbauwerkstatt Oberlinger (Diss. Mainz). Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2010, ISBN 978-3-8300-4922-7.
- E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.): The Organ: An Encyclopedia. Routledge-Verlag, 2006, ISBN 978-0-415-94174-7.
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Weblinks
Commons: Oberlinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Oberlinger GmbH
- Birger Petersen: Musik und Musiker am Mittelrhein 2.
- Organ index: Oberlinger Orgelbau
Einzelnachweise
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