Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

Appenthal

Siedlung in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Appenthalmap
Remove ads

Appenthal ist ein Ortsteil der Ortsgemeinde Elmstein im rheinland-pfälzischen Landkreis Bad Dürkheim, innerhalb derer er mit rund 500 Einwohnern nach Iggelbach den zweitgrößten bildet. Überregionale Bekanntheit erlangte der Ort durch seine Kirchenruine, die als „Alter Turm“ zu seinem Wahrzeichen wurde.[1]

Schnelle Fakten Ortsgemeinde Elmstein ...
Remove ads

Geographische Lage

Appenthal liegt inmitten des Pfälzerwalds im Elmsteiner Tal unmittelbar östlich des Elmsteiner Kernorts, mit dem es baulich zusammengewachsen ist, auf einer Höhe von 216 m ü. NHN[2]. Zu Appenthal gehören der östliche Teil der Bahnhofstraße, die Harzofenstraße, die Konrad-Haag-Straße, die Mühlstraße, Nauenäcker, die Talstraße, die Walter-Bernius-Straße und die Weihersbergstraße. Nördlich schließt sich fast unmittelbar Harzofen an. Durch den Süden der Bebauung fließt der Speyerbach, der sich zuvor in zwei Arme aufteilt und die sich innerhalb des Ortes wieder vereinigen. Östlich erhebt sich die 412,1 m hohe[2] Ehscheid, nordwestlich der Weihersberg (331 m) und südlich der Mönchberg.[2] Etwas weiter südöstlich befindet sich der oft ebenfalls zu Appenthal hinzugerechnete Wohnplatz Am Schützenhaus.[3][4]

Remove ads

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Der Ort wurde 1490 erstmals urkundlich erwähnt. Seinen Siedlungsursprung hat er an der Einmündung des von Norden kommenden Appentals ins Speyerbachtal, wo sich bis in die Gegenwart das Zentrum befindet. Der Name, der ursprünglich „Apolloniental“ lautete, ist von einer alten pfälzischen Bezeichnung für die Feldulme abgeleitet, die je nach Gegend „Effer“, „Affer“ oder „Apper“ genannt wurde.[5][6] Dies lässt darauf schließen, dass Ulmen im Tal des Speyerbachs und seiner Zuflüsse zumindest in der Zeit recht häufig waren, als der Name entstand. Bereits im Mittelalter gehörte er zur Burg Elmstein.

1488 entstand im Ort die Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes, die bereits ein Jahrhundert später im Zuge der Reformation an Bedeutung verlor und verfiel. Ihre Stiftungen wurden deshalb auf Initiative des Speyerer Domherrn Johannes von Löwenstein eingezogen.[7]

Sowohl der Dreißigjährige Krieg als auch der Pfälzische Erbfolgekrieg bewirkten eine nahezu vollständige Entvölkerung des Ortes; 1699 zählte er beispielsweise lediglich sieben Einwohner.[5] Mitte des 19. Jahrhunderts machte der damalige bayerische König Ludwig I. zusammen mit seiner Geliebten Lola Montez in Appenthal Station, da er mit dem im Ort lebenden Sohn des seinerzeitigen Elmsteiner Triftmeisters befreundet war.[8]

1925 hatte Appenthal 314 Einwohner, die in 47 Wohngebäuden lebten. Sowohl die Katholiken als auch die Protestanten gehörten damals zu den entsprechenden Pfarreien von Elmstein.[9] In den folgenden Jahrzehnten dehnte sich die Bebauung in die südliche Richtung jenseits des Speyerbachs aus.[10] 1967 waren Pläne entstanden, südöstlich der Bebauung mit Förderung des Bundes in den Simonswiesen ein Freibad zu bauen, die jedoch nicht ausgeführt wurden.[11] Zwei Jahre später wurde das zu diesem Zeitpunkt älteste Haus, das 1515 errichtet worden war, abgerissen.[12]

Remove ads

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Zusammenfassung
Kontext

Kulturdenkmäler

Thumb
Glockenturm

Die Reste der Marienkirche prägen als Alter Turm das Ortsbild. Sie wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts erbaut und gehörte zur Pfarrei von Elmstein. Kurfürst Philipp der Aufrichtige dotierte hier zwei Priesterpfründen zur permanenten Seelsorge. Sein Sohn, Kurfürst Ludwig V., stiftete laut einer undatierten Urkunde um 1510 eine allwöchentliche Vigil mit Seelenmesse „für die frommen Besucher und Guttäter“ der Wallfahrtskirche.[13] Das Kirchenschiff verfiel nach der Reformation und wurde als Steinbruch genutzt. Lediglich der Turm überdauerte, da seine robusten Wände nicht zum Abriss geeignet waren.[14][10] In Appenthal besteht ein Verein, der sich dem Erhalt dieses Bauwerks verpflichtet sieht.[15]

Mit dem Alten Turm, dem 1909 mit Mitteln aus dem Testament von Konrad Haag finanzierten Glockenturm sowie einem Fachwerkwohnhaus in der Talstraße gibt es drei Objekte, die als Kulturdenkmäler eingestuft sind.[16][17]

Weitere Bauwerke und Denkmäler

Vor dem Alten Turm liegt der Dorfplatz mit dem Brunnen vor dem Alten Turm.[18] Einen halben Kilometer weiter nordöstlich befindet sich der Friedhof.[10]

Südöstlich des Siedlungsgebiets steht in unmittelbarer Nähe der Bahnstrecke und des Speyerbachs der Ritterstein 251 mit der Aufschrift „Hecker-Brücke“. Hintergrund war der Brückenbau von 1869 über den Speyerbach. Um diesen Bau durchzusetzen, hatte es eine Demonstration unter der Führung eines Talbewohners gegeben, der von den Einheimischen „Hecker“ genannt wurde, in Anlehnung an den 1848er Revolutionär Friedrich Hecker.[19]

Im Norden steht ein Modell eines historischen Harzofens.[20]

Kunst

Um 1970 Jahre entstand am südlichen Siedlungsrand eine Künstlerkolonie ähnlich wie in Worpswede oder Darmstadt. Von diesem Ensemble, das seinen ursprünglichen Zweck bereits ab Mitte der 1980er Jahre einbüßte, sind drei Häuser übrig geblieben, in denen eine Malerin, eine Töpferin und eine Intarsien­künstlerin wirken.[21][10] Mittlerweile erhielt die Anlage den Namen „Walter-Bernius-Straße“.

Vereine

Örtliche Vereine sind der Förderkreis zur Erhaltung der Kirchenruine Appenthal e. V., der Glockenverein Appenthal 1898 e. V., der Karnevalverein Die Dorfnarren e. V., die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands Elmstein, der Protestantische Posaunenchor Soli Deo Gloria Appenthal und Dorfgemeinschaft Appenthal e.V.[22][23] Seit 1971 ist zudem der 1934 gegründete Fußballverein VfL Elmstein mit einem Sportplatz und Sportlerheim am südöstlichen Ortsrand ansässig.[24]

Veranstaltungen

In der Weiherbergstraße steht ein Backofen, an dem seit 2007 jährlich das Backofenfest stattfindet und an dem weitere Festivitäten veranstaltet werden.[25] Dazu gehört seit den 1950er Jahren die Appenthaler Kerwe.[23] Der örtliche Posaunenchor absolviert vor allem während der Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel regelmäßig Auftritte am Glockenturm.[10]

Remove ads

Wirtschaft und Infrastruktur

Zusammenfassung
Kontext
Thumb
Industriebrache des stillgelegten Sägewerks abseits der L 499

Wirtschaft

Historisch

Am Speyerbach gab es in der Vergangenheit mehrere Mühlen. Die Mühlstraße bildete früher einen Damm für einen Weiher innerhalb der benachbarten Woogwiesen. Für das Jahr 1604 ist ein Poch- und Schmelzwerk nachgewiesen, dem der See seinerzeit diente. Zudem bestand im Ort eine Mahlmühle samt Hammerwerk an der Stelle eines späteren Wohnhauses. Ab dem 18. Jahrhundert existierte zudem eine Mahl- und Sägemühle, die später zu einer reinen Mahlmühle wurde.[5]

Später stellte der im 19. Jahrhundert lebende Konrad Haag, der der Müllerdynastie Haag angehörte, erfolgreich den Antrag, zusätzlich eine Sägemühle zu errichten. Nachdem er 1888 kinderlos gestorben war, fiel diese an seinen Neffen Friedrich Becker. Die Mahlmühle wurde später zu einem Elektrizitätswerk umfunktioniert. Fortan firmierte die einstige Sägmühle als Sägewerk Becker und wurde 1916 an das in Frankenthal ansässige Unternehmen J. Riel und Sohn verpachtet. Letzteres kaufte das Werk 1920.[5][26] 1986 wurde es vom örtlichen Unternehmen Franz Semmelsberger und Söhne aufgekauft; 2004 stellte es seinen Betrieb ein und wurde zwei Jahre später aufgelöst.[27]

Früher gab es im Ort die Gaststätten „Zum alten Turm“ und „Zum Weihersberg“, die beide mittlerweile geschlossen sind.[28] Überregionale Bekanntheit genoss das 1971 eröffnete Restaurant „Zum Lokschuppen“, das im alten Lokschuppen des Bahnhofs Elmstein entstand und in den folgenden Jahren mehrere prominente Gäste wie Annemarie Renger empfing. Seit Oktober 2011 ist es ebenfalls geschlossen.[29]

Gegenwart

Thumb
2015 wieder in Betrieb genommene Tankstelle 2013

2015 wurde die 2001 stillgelegte örtliche Tankstelle auf Betreiben des damaligen Elmsteiner Bürgermeters Stefan Herter erneut in Betrieb genommen.[30][31] Zudem ist im Ort ein Steinmetzbetrieb ansässig.[32] Im September 2025 begannen die Bauarbeiten für einen Supermarkt in Appenthal, der die Lebensmittelversorgung in Elmstein verbessern soll.[33]

Verkehr

Das 1909 eröffnete und in Elmstein endende Kuckucksbähnel brachte für Appenthal eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse mit sich; mittlerweile dient es ausschließlich dem Museumsverkehr. Obwohl die Bahnstrecke den Ort passiert, besaß dieser aufgrund der geringen räumlichen Distanz zum Bahnhof Elmstein nie einen Bahnhalt.

Thumb
Talstraße beziehungsweise Landesstraße 499 innerhalb von Appenthal

Die Landesstraße 499, die Elmstein nach Osten an die Bundesstraße 39 und nach Westen an die Bundesstraße 48 anschließt, führt ebenfalls durch Appenthal und ist dort mit der Talstraße identisch; letztere war ursprünglich der östliche Teil der Hauptstraße.[12] Von ihr zweigt die Kreisstraße 22 ab, die nach Harzofen führt.

An der Landesstraße gibt es eine Haltestelle der Buslinie 517 des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar, die den Ort mit Neustadt an der Weinstraße und Iggelbach verbindet.[34]

Tourismus

Durch Appenthal führen der mit einem gelben Kreuz markierte Fernwanderweg Saar-Rhein-Main, die Nordroute der Pfälzer Jakobswege und ein Wanderweg, der mit einem blau-roten Balken gekennzeichnet ist.[35]

Remove ads

Persönlichkeiten

  • Walter Bernius (1915–1981), Förster und Fabrikant, ab 1975 Ehrenbürger von Elmstein, von 1971 bis zu seinem Tod Betreiber des Restaurants „Zum Lokschuppen“
  • Konrad Haag (1813–1888), Müller und Mäzen, besaß in Appenthal ein Sägewerk und verfügte in seinem Testament, für Appenthal Glocken zu stiften, und für den Turm gab er zusätzlich 300 Mark.[36] Von 1863 bis 1868 war er Bürgermeister von Elmstein.[37] Auf dem Appenthaler Friedhof ist das Grabmal erhalten, das ihm und seiner Frau gewidmet ist.[38]
  • Stefan Herter (* 1970), Politiker (SWG), von 2014 bis 2019 Bürgermeister von Elmstein, Fraktionsvorsitzender der SWG im Ortsgemeinderat[39][40][41]
  • Gerhard Vorstoffel (* 1942), Buchdruckermeister, betreibt seit seinem Ruhestand in Appenthal eine historische Buchdruckerei[42][43]
  • Matthias Vorstoffel (* 1974), seit 2023 Diakon der protestantischen Kirchengemeinde Elmsteiner Tal und Vorsitzender mehrerer örtlicher Vereine[44][45]
Remove ads
Commons: Appenthal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • SWR, Fernsehreihe Hierzuland: Appenthal (Memento vom 17. Juni 2015 im Webarchiv archive.today), Ortsporträt vom 19. September 2010, 18:05 Uhr

Einzelnachweise

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads