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Automobile Spitznamen
inoffizielle Bezeichnungen bestimmter Automodelle Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Automobile Spitznamen[1][2] sind inoffizielle Bezeichnungen, Spott- oder Kosenamen für bestimmte Automodelle. Solche Spitznamen gibt es seit Beginn der automobilen Entwicklung. Schmeichelhaft, liebevoll, spöttisch oder abwertend entstehen sie oft für Fahrzeuge, die aufgrund ausgeprägter Eigenschaften das besondere Interesse des Publikums wecken. Einige der erfolgreichsten Modelle der Automobilgeschichte sind unter ihrem Spitznamen bekannter als unter der offiziellen Bezeichnung.


Der erste Volkswagen hieß zu Produktionsbeginn offiziell nicht „Käfer“, aber Ende der 1960er Jahre wurde das im 20. Jahrhundert meistgebaute Automobil im deutschsprachigen Raum unter diesem Namen vertrieben. Auch Volkswagen verwendete ihn schließlich selbst in der Werbung (Der Käfer … er läuft … und läuft … und läuft …). In den USA wird der Käfer „Beetle“, in Mexiko „Vocho“, in Brasilien „Fusca“ und in Frankreich „Coccinelle“ (Marienkäfer) genannt.
„Tin Lizzie“ („Blechliesel“) von Ford bezeichnet das Ford-T-Modell, das erste Volksauto und eines der meistgebauten Automobile.
Auch zahlreiche andere Autotypen haben im Volksmund Spitznamen erhalten, die über einfache Abkürzungen, wie z. B. Diplo für den Opel Diplomat oder Commo für den Opel Commodore hinausgingen.
Neben den hier genannten Spitznamen für bestimmte Autotypen bzw. Automodelle gibt es sie auch für spezifische einzelne Fahrzeuge (wie z. B. „Herbie“ und „Dudu“ für den VW Käfer aus den bekannten Filmen), Fantasiefahrzeuge (wie z. B. das „Batmobil“), Spezialfahrzeuge wie das „Papamobil“, Rennwagen wie das „Pink Pig“ (ein Porsche 917/20, auch „Die Sau“ genannt wegen seiner Lackierung), das „Turbinchen“ (ein Porsche 996 Turbo in der Rennversion von Jürgen Alzen Motorsport) oder die „Schwarze Witwe“ (ein Opel Rekord C als Renntourenwagen[3]).
„Silberpfeil“ ist der inoffizielle Name der deutschen Grand-Prix-Rennwagen von Mercedes-Benz und Auto Union von 1934 bis 1939. Auch der 1954/55 von Mercedes-Benz in der Formel 1 eingesetzte W 196 und der 1952 und 1955 werksseitig eingesetzte Sportwagen 300 SL(R) wurden so genannt. Später wurden – bis in die heutige Zeit – einige Rennwagen ebenfalls so bezeichnet.
Auch Bezeichnungen für eine bestimmte Gruppe von Automobilen sind verbreitet, z. B. „Bauernporsche“ für Sportversionen von Alltagsautos oder „motorisierte Einkaufskörbe“ für kleine Einkaufsflitzer. Im süddeutschen Raum ist der Begriff „Rennsemmel“ für kleine sportliche Autos geläufig.
Zudem geben manche Autobesitzer ihrem Wagen einen individuellen (Spitz)namen. Umgekehrt wurde der Name der Frankfurter Prostituierten Rosemarie Nitribitt, die zeitweise einen schwarzen Mercedes 190 SL mit roten Ledersitzen fuhr, nach deren spektakulärer Ermordung auf den Fahrzeugtyp übertragen.[4]
Auch Motorräder erhielten mitunter Spitznamen. So wurde z. B. die DKW RM 350 wegen ihres kreischenden Motorgeräusches auch „Singende Säge“ genannt. Als den „Grünen Elefanten“ kennt man die Zündapp KS 601, als „Schwarze Josefine“ eine 250er Zweitakt-Zweizylinder-Tornax und „Gummikuh“ werden die ersten Vollschwingenmodelle von BMW genannt. Die Honda CX 500 schließlich bekam den wenig schmeichelhaften Beinamen „Güllepumpe“.
Bei Lastkraftwagen gibt es das Beispiel der Frontlenker-Lkw von Mercedes-Benz, die 1963 auf den Markt kamen. Sie hatten keine Motorhaube mehr, sondern eine kubische Kabine, in der der Fahrer über der Vorderachse saß. Die Fahrerhäuser waren nicht kippbar, sodass die Wartung durch zahlreiche Klappen und Türchen erfolgen musste, die über das ganze Fahrzeug verteilt waren. Dieser Umstand brachte diesen Fahrzeugen bei Fahrern und Mechanikern rasch den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Adventskalender“ ein.[5] Der von 1958 bis 1961 gebaute Typ LP 333 wurde wegen seiner zwei lenkbaren Vorderachsen scherzhaft „Tausendfüßler“ genannt.
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Herkunft bzw. Ursprung
Meist ist ein äußeres Merkmal der Ursprung für den Spitznamen eines Autotyps. Der „Adenauer-Mercedes“, der „Strich-Achter“, „Die Göttin“ für den Citroën DS oder der „Gangster-Citroën“ sind einige der Ausnahmen, die ihren Spitznamen auf andere Weise erlangten.
Recht häufig wurden in Deutschland Fahrzeuge der Marken Mercedes, VW und Fiat mit Spitznamen versehen. Fast jede Modellgeneration des Ford Taunus (1939 bis 1976) erhielt einen anderen Namen im Volksmund, zumeist weil das amerikanisierte Design den deutschen Geschmack verfehlte und als überladen, kitschig oder hässlich galt. In der DDR gab es nur sehr wenige Automodelle; der Trabant erhielt viele Spitznamen.
Spitznamen für Automodelle sind seltener geworden. Zumeist erhalten heute solche Autos Spitznamen, deren Design allgemein als misslungen angesehen wird.[6]
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Amerikanische Spottbezeichnungen
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In den USA sind Spottbezeichnungen für unbeliebte Autos verbreitet, z. B.:
- Ford Contour – „Ford Detour“ („Umleitung“),
- Mercury Mystique – „Mercury Mistake“ („Fehler“)
- Chevette – „Shitvette“ („Scheißvette“)
- Plymouth Acclaim – „Plymouth Reclaim“ (sinngem. „Beschwerde“)
- Ford Explorer – „Ford Exploder“ („Explodierer“)
- Fiat – „Fix It Again, Tony“ („Reparier ihn wieder mal, Tony“)
- Ford – „Fix Or Repair Daily“ („Flicke oder repariere ihn täglich“); “Found on road, dead” („Auf der Straße angetroffen, kaputt“)
- Chevy Nova – „Chevy No Va“ („geht nicht“ auf Spanisch)
- Chrysler Crossfire – „Chrysler Misfire“ („Fehlzündung“)
- Edsel 1958 – „every day something else leaks“, zu Deutsch: „Jeden Tag ist etwas anderes undicht“; „Oldsmobile Sucking a Lemon“ („Zitrone lutschender Oldsmobile“)
- Packard (1948–1950) – „Pregnant Elephant“; „Inverted Bathtub“ („Schwangerer Elefant“ und „umgedrehte Badewanne“; das etwas schwülstig geratene Facelift der bekannten Clipper-Modelle erhielt gleich zwei Übernamen)
- Packard (1957–1958) – „Packardbaker“: Die Packard-Modelle der Baujahre 1957–1958 basierten auf Studebaker-Modellen.
- Chevy, nicht wirklich eine Spottbezeichnung für Chevrolet, aber so verbreitet, dass das Management sich 2010 genötigt sah, seine Mitarbeiter zu „ermuntern“, nur noch die korrekte Bezeichnung zu verwenden.
Vergleichbar sind deutschsprachige Spottbezeichnungen:
- British Leyland – „Britisch Elend“
- Ford Fiesta – „Ford Fiasko“
- Ford Mondeo – „Ford Mon Dieu“
- Fiat – „Fehler in allen Teilen“, „Für Italiener ausreichende Technik“
- Citroën 5CV „Trèfle“ – „Entenbürzel“ (Schweiz; „Trèfle“ („Kleeblatt“) ist bereits ein Spitzname für den Dreisitzer)
- BMW Isetta – „Asphaltblase“ (oft auch auf andere Kleinstautos, z. B. Smart, angewendet)
- MG (Sportwagen) – „Schlaglochsuchgerät“ (Schweiz)
- Chevrolet Corvette – „Crevette“ (Schweiz)
- Subaru Impreza WRX – „Bauernporsche“ (Schweiz)
- Suzuki SJ410 – „Affentraktörchen“ (Schweiz)
- Suzuki Wagon R – „Selbstfahrcontainer“ (Schweiz)
- Sport Utility Vehicle – „Hausfrauenpanzer“, seltener „Vorstadtpanzer“ (markenübergreifend)
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Ausstattungs- und Anbauteile
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Nicht nur bestimmte Automodelle haben im Laufe der Jahre Spitznamen erhalten, sondern auch diverse Ausstattungs- und Anbauteile, seien sie modellspezifisch, auf einen speziellen Hersteller bezogen oder auch für verschiedene Fahrzeugmodelle.

„Ochsenaugen“ und „Hasenohren“-Kopfstützen kennzeichnen die erste Serie.
Auf einen bestimmten Fahrzeugtyp zugeschnitten sind z. B. die Begriffe Rheumaklappen für seitliche Lüftungsklappen der frühen VW-Käfer-Modelle oder Elefantenfüße für die klobigen runden Heckleuchten am Ende der Käfer-Baureihe. Die Rückleuchten der ersten Serie der BMW 02er erhielten den Namen Spiegeleier. Den gleichen Spottnamen bekamen Jahre später die unbeliebten Frontscheinwerfer des Porsche 996. Ochsenaugen werden die Scheinwerfer der Diesel- und Vierzylindermodelle der Mercedes-Baureihe W 123 genannt, die erst mit der letzten Modellpflege durch Breitbandscheinwerfer der Sechszylindermodelle ersetzt wurden. Die unteren Ausbuchtungen der Scheinwerfern des, wegen seines Designs kontrovers diskutierten 7er BMW E65, wurden als „Tränensäcke“ kritisiert, die nach einem Facelift wieder verschwanden.
Die ersten Baureihen des Mercedes W 123 hatten auch andere Kopfstützen, deren Form ihnen den Spitznamen Hasenohren verschaffte und mit denen bis Ende der 1970er-Jahre Mercedes-Modelle aller Baureihen ausgeliefert wurden. Typisch für Mercedes dieser Zeit waren ferner geschmiedete Leichtmetallräder, die allgemein Barockfelgen genannt werden, während man den weitaus schlichteren Rädern, die in den 1980er-Jahren folgten, den Namen Gullydeckel gab, weil sie tatsächlich formal ein wenig daran erinnerten. Die mit der Modellreihe W 126 eingeführten seitlichen Kunststoffverkleidungen erhielten nach dem damaligen Chef-Designer die inoffizielle Bezeichnung Sacco-Bretter. Nach und nach wurden alle Modelle damit ausgerüstet, bis mit dem Ende der Baureihe R 129 im Jahr 2001 der letzte Mercedes mit diesem Designmerkmal ausgeliefert wurde.
Ende der 1950er-, Anfang der 1960er-Jahre waren Tachometer in Mode, bei denen die Geschwindigkeit – anstatt in einem Rundinstrument mit einem Zeiger – in einer anwachsenden Skala angezeigt wurde. Beim sogenannten Walzentacho der „Heckflossen“-Mercedes der Baureihen W 110/W111 wählte man die ungewöhnliche Lösung, die Geschwindigkeitsskala senkrecht anzubringen. Das brachte diesem Instrument den Namen Fieberthermometer ein.
Ein Sportlenkrad von Volkswagen, das es in den 1970er-Jahren in den Typen Golf GTI und Scirocco gab, hatte einen becherförmigen Pralltopf als Lenkradnabe und wurde im Volksmund Spucknapflenkrad genannt. Die im Golf I verwendete Abdeckung der Instrumente wird gemeinhin als „Tittentacho“ bezeichnet – die radial spitz zulaufende Blende sollte Lichtreflexionen vermeiden und damit stets die einwandfreie Ablesbarkeit sicherstellen.
Unabhängig vom Fahrzeugtyp werden bestimmte Ausstattungen oder Anbauteile mit verschiedenen Bezeichnungen versehen. So nennt man beispielsweise digitale Anzeigeinstrumente oft Mäusekino oder Lüftungsschlitze, die seitlich oder auf der Motorhaube angebracht sind, Kiemen, seien sie nun serienmäßig und tatsächlich in Funktion oder nur ein dekoratives Anbaugimmick. In eine solche Kategorie fallen auch die Metzgersicheln, Radlaufchromleisten, die besonders gern an Fahrzeugen der Oberklasse angebracht wurden und einen schlechten Ruf haben, weil sie den Rost fördern. Offenbar gibt es das Klischee, dass eine bestimmte Berufsklientel als Zweit- oder Dritthalter seine Fahrzeuge derart aufzuwerten suchte. Heckspoiler, besonders solche, die nach hinten steil aufragen, werden oft Bürzel genannt. Sehr häufig sah man solche an Modellen des Typs Porsche 911.
Eher bei älteren Fahrzeugen, zum Teil aus der Vorkriegszeit, gab es aufklappbare Notsitze, deren Passagiere zumeist im Freien saßen, während man auf den vorderen Sitzen durch ein Verdeck oder sogar durch ein festes Dach geschützt war. Da diese Notsitze eher unbeliebt waren, wurden sie Schwiegermuttersitz genannt. Türen, die hinten angeschlagen sind, haben den Namen Selbstmördertüren erhalten. Es gab sie vor allem bis in die 1950er-Jahre. Heute gibt es sie nur noch selten an Pkws.
Eine Getriebeschaltung, deren Schalthebel durch die Armaturentafel eines Fahrzeuges geführt wird, nennt man Krückstock- oder Revolverschaltung, wobei es sich fast nicht mehr um einen Spitznamen, sondern schon um eine offizielle Bezeichnung handelt.
Auch konstruktionsbedingte und fahrtechnische Phänomene erhielten Spitznamen. So wurde das Aufschaukeln des Motorblocks bei bestimmten Baureihen von Diesel-PKWs der Marke Mercedes-Benz mit Schaltgetriebe, vor allem der Baureihe W 124, angelehnt an eine beliebte Westernserie spöttisch „Bonanza-Effekt“ genannt, weil es an ein störrisches Reitpferd erinnerte. Ein Fahrmanöver schwedischer Autotester, das die seinerzeit neu eingeführte Mercedes-Benz A-Klasse während einer Testfahrt zum Umstürzen brachte, erhielt den Namen „Elchtest“.
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Weblinks
- Von Eisenschwein bis Schneewittchensarg: Die Kosenamen der Kult-Karossen (23) (Handelsblatt vom 27. April 2011)
- Von Käfern, Göttinnen und Schneewittchensärgen (Welt online vom 22. Juli 2011)
Einzelnachweise
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