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Bradford

Stadt in England Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Bradford [ˈbrædfəd] ist eine Großstadt im Vereinigten Königreich in der englischen Grafschaft West Yorkshire und namensgebender Kernort sowie Verwaltungssitz des Metropolitan Borough City of Bradford. Laut Volkszählung besaß Bradford im Jahre 2001 insgesamt 293.717 Einwohner.[1]

Schnelle Fakten Verwaltung, Website: ...
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Lage von Bradford (rot) innerhalb von West Yorkshire
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Das Zentrum von Bradford von der Leeds Road (Osten) aus gesehen
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Klimadiagramm von Bradford

Der Metropolitan Borough, zu dem auch die Städte Keighley und Shipley sowie ländliche Ortschaften gehören, hatte 2022 rund 552.600 Einwohner.

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Geschichte

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Bradford war bis etwa 1840 eine eher unbedeutende Stadt. Dann entwickelte es im Rahmen der Industrialisierung sich mit den Nachbarstädten Halifax und Huddersfield zum Zentrum der industriellen Wollverarbeitung. Aus der gekämmten und zu Garn gesponnenen Wolle wurden Kammgarngewebe erzeugt, die weltweit exportiert wurden. Auch die Textilindustrie des benachbarten Lancashire wurde mit Garnen beliefert. Im späten 19. Jahrhundert wurde nicht nur die heimische Wolle verarbeitet, sondern auch aus Australien (Merinowolle) und Südamerika (Alpaka- und Schafwolle) importierte Ware. Wie ihre Nachbarstädte war auch Bradford eine Hochburg der Dissenter. In Bradford kandidierten 1893 nach einem Streik in der Manningham Mill erstmals in Großbritannien eigenständige Labour-Kandidaten ohne ein Wahlbündnis mit den Liberalen.

1919 wurde Bradford anglikanischer Bischofssitz. Während der Zweite Weltkrieg Bradford weitgehend unbeschadet ließ, führte der unmittelbar danach eingeleitete Stadtumbau zu einem beklagenswerten Schwund der historischen Bausubstanz - und zum Verlust des Gesichts der Stadt. 1966 wurde mehreren Colleges der Status einer Universität verliehen.

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg kamen die ersten Kaschmiris aus Mirpur im heute pakistanischen Asad Kaschmir nach Bradford. Der pakistanischstämmige Bevölkerungsanteil Bradfords ist heute der höchste in ganz Großbritannien. Hinzu kommen Einwanderer aus Bangladesch, Muslime aus dem indischen Bundesstaat Gujarat und Sikhs aus dem Punjab. Mit 24,7 Prozent ist Bradford nach Blackburn die britische Stadt mit dem zweithöchsten Anteil von Muslimen. Einerseits wurde Bradford dadurch zur Curry Capital und vermarktet sich selbst als multikulturelles Modell. Der aus Bangladesch stammende Mohammed Ajeeb wurde 1985 zum ersten asiatischstämmigen Bürgermeister in Großbritannien gewählt. Andererseits brachte die Zuwanderung von Muslimen aus Südasien spezifische Integrationsprobleme mit sich und oft wird eine ethnische Segregation beklagt, bei der die einzelnen Bevölkerungsgruppen unter sich bleiben. Zwischen dem 9. und 11. Juni 1995 fanden in der Stadt, ausgelöst durch ein polizeiliches Einschreiten gegen „wildes“ Fußballspielen pakistanischstämmiger Jugendlicher, heftige Unruhen vonseiten pakistanischstämmiger Einwohner statt, einschließlich massiver Gewalt gegen nichtmuslimische Personen und Sachen (Plünderungen, Brandstiftungen). Die Unruhen wurden in Großbritannien danach als das Resultat einer lang anhaltenden Politik des Wegsehens und der Vernachlässigung sozialer Fehlentwicklungen im Zusammenhang mit sich selbst überlassener muslimischer Einwanderung diskutiert.[2] In die Schlagzeilen geraten war die Stadt zuvor schon durch die öffentliche Verbrennung der Satanischen Verse von Salman Rushdie durch den Bradford Council of Mosques im Jahr 1989.

Am 11. Mai 1985 kam es im Valley-Parade-Stadion von Bradford zu einer schweren Feuerkatastrophe mit 56 Toten und 265 Verletzten. Während eines Fußballspiels wurde damals die gesamte Haupttribüne zerstört.

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Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Bauwerke

Die Pfarrkirche St. Peter, seit 1919 Kathedrale, stammt im Wesentlichen aus dem 15. Jahrhundert und ist gotisch geprägt. Einzelne Teile stammen jedoch aus normannischer Zeit, Teile der Inneneinrichtung aus späteren Jahrhunderten.

In Bradford befinden sich zwei der bedeutendsten Industriedenkmäler von Großbritannien. Die Textilfabrik und die Arbeitersiedlung im Vorort Saltaire wurden 2001 zum Weltkulturerbe erklärt. Sie sind Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH). Die Manningham Mill mit ihrem über hundert Meter hohen Schornstein im Stile eines toskanischen Rathausturmes war einst die größte Textilfabrik Europas. In der Innenstadt befinden sich viktorianische Prachtbauten wie das neugotische Rathaus und die ehemalige Wollbörse im gleichen Stil. Methodistische und baptistische chapels in den Arbeitervierteln, kongregationalistische Kirchen in den bürgerlichen Stadtteilen weisen Bradford als (ehemalige) Hochburg des Nonkonformismus aus.

Deobandis und Barelwis wollen in der Stadt jeweils eine monumentale Moschee errichten, wegen Finanzierungsschwierigkeiten konnten diese Projekte bis jetzt jedoch noch nicht vollendet werden. Jedoch bestehen in der Stadt eine Moschee der Ahmadiyya-Gemeinschaft sowie repräsentative Sikh- und Hindu-Tempel.

Museen

  • In der Innenstadt befindet sich das National Science and Media Museum.
  • In einer Industriellenvilla wurde 1904 die Cartwright Art Gallery eingerichtet.
  • Das Industrial Museum stellt das Leben im Zeitalter der Industrialisierung nach.

Sonstiges

Bradford gilt als gefährliche Stadt und ist Schauplatz der Krimis um Tony Hill und Carol Jordan von Val McDermid. Im deutschsprachigen Fernsehen werden die Krimiverfilmungen unter dem Titel Hautnah – Die Methode Hill ausgestrahlt. Außerdem wird in Bradford, in dem viele südasiatische Einwanderer (größtenteils muslimischen Glaubens) leben, jährlich ein traditioneller mela(basar) veranstaltet.

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Sport

Der Fußballverein Bradford CityFA-Cup-Gewinner des Jahres 1911 – spielt ab der Saison 2025/26 in der drittklassigen League One. Mit den Bradford Bulls kann die Stadt außerdem einen erfolgreichen Rugby-League-Club vorweisen.

Im Odsal-Stadion von Bradford fand in den Jahren 1985 und 1990 jeweils das Speedway-Einzel-WM Finale statt.

Der ehemalige Snookerspieler und Weltmeister von 1986, Joe Johnson, stammt aus Bradford.

Kultur

2025 wurde Bradford zur „UK City of Culture“ vom Ministerium für Digital, Kultur, Medien und Sport erklärt.

Städtepartnerschaften

Bradfords Partnerstädte sind[3]

  • Irland Galway, Irland – seit 1987
  • Deutschland Mönchengladbach, Deutschland – seit 1971
  • Deutschland Hamm, Deutschland – seit 1976
  • FrankreichFrankreich Roubaix, Frankreich – seit 1969
  • Nordmazedonien Skopje, Nordmazedonien – seit 1963
  • Belgien Verviers, Belgien – seit 1970

Politik

Stadtrat

Sitzverteilung im
Bradford City Council[4]
     
Insgesamt 90 Sitze

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Der deutsche Schriftsteller Georg Weerth (1822–1856) lebte von 1843 bis 1846 in Bradford.
  • Jacob Moser (1839–1922), Unternehmer, Philanthrop und Zionist, lebte 1863 bis 1922 in Bradford.
  • Smith Wigglesworth (1859–1947), Evangelist, Pfingstprediger, Geistheiler und Autor; hatte großen Einfluss auf die Pfingstbewegung und deren Wachstum im 20. Jahrhundert.
  • Walter Cramer (1886–1944), Textilunternehmer und Widerstandskämpfer, war Lehrling in Bradford.
  • Martyn Jope (1915–1996) gründete das Institut für Archäologische Wissenschaften an der Universität Bradford.
  • Justin Sullivan (* 1956), Gründer, Songwriter und Leadsänger der Band New Model Army, lebt in Bradford.
  • Bob Hardy, Bassist der Gruppe Franz Ferdinand, stammt aus Bradford.
  • Tom Kitwood (1937–1998), Sozialpsychologe und Gerontologe, lehrte und forschte an der Universität Bradford.
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Veranstaltungen

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National Museum of Photography, Film and Television

In Bradford wird das Bradford International Film Festival veranstaltet, das sich besonders auf die Vorführung von Breitwandfilmen konzentriert[5] und dabei oft restaurierte und selten gezeigte Filme zur Aufführung bringt. Das Festival ist zurzeit die einzige Gelegenheit in Europa, Filme im seltenen Aufnahmeformat Cinemiracle zu sehen, so auch den Film Windjammer aus dem Jahr 1958.

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Einzelnachweise

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