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Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung
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Das Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung (französisch Inventaire fédéral des zones alluviales d’importance nationale, italienisch Inventario federale delle zone golenali d’importanza nazionale) entstand durch die Auenverordnung vom 28. Oktober 1992 des Bundesrates. Die Verordnung stützt sich auf den Artikel 18a Absätze 1 und 3 des Bundesgesetzes vom 1. Juli 1966 über den Natur- und Heimatschutz.

Das Innendepartement (EDI) beauftragte im Mai 1981 die Eidgenössische Anstalt für das forstliche Versuchswesen (heute WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF), die Auen von nationaler Bedeutung zu inventarisieren. 1992 setzte der Bundesrat als zweites Bundesinventar das der Auengebiete von nationaler Bedeutung gemäss Art. 18a Natur- und Heimatschutzgesetz (NHG) mit 169 Objekten in Kraft. In den Jahren 2001, 2003, 2007 und 2017 wurde es revidiert. 2017 waren insgesamt 326 Objekte mit einer Gesamtfläche von 275 km² (das sind rund 0,7 % der Landesfläche) gesetzlich geschützt, von 27 Objekten war der genaue Grenzverlauf noch nicht definitiv festgelegt.[1] 125 Objekte (38 % des Inventars) waren im Jahr 2020 in einem guten Zustand, 155 Objekte (48 %) zeigten sich in einem mittleren Zustand, 46 Objekte (14 %) – alles tiefer gelegene Auen unterhalb der alpinen Stufe – waren in einem schlechten Zustand.[2]
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Aufgabenverteilung zwischen Bund und Kantonen
In der Auenverordnung ist festgelegt, wer im Zusammenhang mit den inventarisierten Auengebiete wofür verantwortlich ist. Demnach ist auf nationaler Ebene der Bund dafür zuständig, alle Auengebiete von nationaler Bedeutung in einem Inventar zu erfassen, die Liste der im Inventar verzeichneten Objekte publik zu machen, Ziele festzulegen, Schutz- und Unterhaltsmassnahmen zu beschliessen und gesetzlich vorgeschriebene Entschädigungen auszurichten. Die Kantone haben in Zusammenarbeit mit den Standortgemeinden der national bedeutenden Auengebiete die Aufgabe, die Massnahmen umzusetzen und dem Bund Bericht zu erstatten.[3]
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Auentypen
Anzahl der verschiedenen Auenobjekt-Typen. Stand: 2020. Quelle: Bundesamt für Umwelt BAFU[4]
Die Auenobjekte kommen vom Tiefland bis in die Alpen vor und erscheinen als Flussauen, Seeufer, Deltas, Gletschervorfelder oder alpine Schwemmebenen. Aufgrund der verschiedenen Ausprägungen des Wasserhaushalts, ihrer Natürlichkeit, Dynamik, Vegetation, Höhenlage und Region sind die Objekte im Aueninventar einem bestimmten Auentyp zugeordnet.[5][6]
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Schutzziel
Ziel der Auenverordnung ist die ungeschmälerte Erhaltung der inventarisierten Gebiete. Insbesondere sind die auenspezifische einheimische Pflanzen- und Tierwelt und ihre ökologischen Voraussetzungen, die geomorphologische Eigenart und die natürliche Dynamik des Gewässer- und Geschiebehaushalts zu erhalten und soweit sinnvoll wiederherzustellen.[7]
IUCN-Kategorie
Sämtliche hier aufgelisteten Auengebiete erfüllen die Bedingungen der Kategorie IV der International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources (IUCN): Das heisst, es sind Gebiete, für deren Einrichtung und Erhaltung spezielle Eingriffe erfolgen. Die unter Schutz gestellten Gebiete werden regelmässig kontrolliert, die jeweiligen Massnahmen den lokalen Gegebenheiten angepasst. Denn Gebiete im Gebirge erfordern andere Massnahmen als Gebiete im Flachland, und Auengebiete vom Typ Fliessgewässer andere als jene vom Typ Seeufer oder Delta.
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Nationale und internationale Datenbank

Die Europäische Umweltagentur (European Environment Agency) koordiniert die Daten der europäischen Mitglieder. Die inventarisierten Auengebiete der Schweiz führen in der internationalen Datenbank den Code «CH03».[8]
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Wirkungskontrolle
Zusammenfassung
Kontext

Im Jahr 2010 startete das Bundesamt für Umwelt in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) die Wirkungskontrolle Biotopschutz Schweiz (WBS). Zu den untersuchten Biotopen zählen die national bedeutenden Hoch- und Übergangsmoore, die Flachmoore, die Amphibienlaichgebiete, die Trockenwiesen und -weiden und die Auengebiete von nationaler Bedeutung. Ziel der Kontrolluntersuchungen ist es, festzustellen, in welchem Ausmass die getroffenen Schutzmassnahmen sich auf die Entwicklung der Schutzgebiete auswirken. Aufgrund der Ergebnissen können damit die Schutzmassnahmen verbessert oder im Falle mangelnder Wirkung abgebrochen und durch wirkungsvollere ersetzt werden.
Die auf mehrere Jahre angelegten Langzeituntersuchungen werden mittels Luftbilder und floristischer und faunistischer Erhebungen im Feld durchgeführt. Die erste Untersuchung wurde 2017 abgeschlossen. Der Abschluss der zweiten ist für das Jahr 2023 geplant.[9]
In den Auengebieten wurden erst einmal eine Vegetationserhebung durchgeführt. Der Befund zeigt grosse regionale Unterschiede bei der Auendynamik und der Anzahl invasiver gebietsfremder Arten. Am dynamischsten sind die Auen des Jura und der westlichen Zentralalpen, die geringste Dynamik weisen die Auen des Mittellandes auf. Invasive gebietsfremde Arten waren in den Auen deutlich mehr zu beobachten als in den Trockenwiesen und -weiden. Am stärksten betroffen waren die Auen auf der Alpensüdflanke. In einigen Flächen erreichte der Deckungsgrad invasiver gebietsfremder Arten bis zu 50 %.[10]
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Gletschervorfelder unter Druck
Zusammenfassung
Kontext

Seit 1850 nahm die Gesamtfläche der Auen auf Schweizer Boden infolge von Flussverbauungen und intensiver Landnutzung um rund 90 Prozent ab. Am meisten gelitten haben die Auen an Fliessgewässern in tieferen Lagen.
Als Folge der Klimaerwärmung kommen nun auch die Gebiete in höheren Lage unter Druck. Durch den beschleunigten Rückzug der Gletscher in der Schweiz kommen laufend neue Landschaften zum Vorschein, die während Jahrtausenden unter dem Eis lagen. In diesen Gebieten entstehen neue Gletschervorfelder. Unter den rund 2000 Gletschervorfeldern in der Schweiz befinden sich alpine Schwemmebenen, die ökologisch besonders wertvoll sind.[11] Bei der letzten Revision des Aueninventars im Jahr 2017 wurden nur zwei Gletschervorfelder neu ins Inventar aufgenommen. Das Gletschervorfeld beim Unteraargletscher und das beim Triftgletscher waren nicht dabei, obwohl sie den Kriterien für ein Biotop von nationaler Bedeutung genügen könnten und laut Pro Natura einen stark erhöhten Schutzbedarf aufweisen.[12] Auch das Forscherteam rund um Christopher Robinson von der EAWAG, das in Nature eine Studie über die Veränderungen der Lebensräume in Flüssen infolge des Gletscherrückgangs publizierte[13], befürchtet, dass jene Regionen, die aufgrund des Gletscherrückzugs laufend freigelegt werden, für Freizeitaktivitäten oder die Energieproduktion priorisiert werden. Deshalb fordert Robinson, dass diese Gebiete dringend geschützt werden.[14]
Das Parlament hat mit dem sogenannten Mantelerlass zugunsten eines beschleunigten Ausbaus der erneuerbaren Energien festgelegt, dass Energieanlagen von einer bestimmten Grösse «von nationalem Interesse» seien. Und der Bundesrat erkenne auch kleineren Anlagen ein nationales Interesse zu, «wenn sie „einen zentralen Beitrag zur Erreichung der Ausbauziele“ leisteten». Damit habe der Bundesrat in allen Stromproduktionsbereichen Vorrang vor dem Naturschutz, wie Bundesrat Albert Rösti kommentierte.[15]
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Liste der Auengebiete von nationaler Bedeutung
Zusammenfassung
Kontext
Liste der Auengebiete im Kanton Aargau
Liste der Auengebiete im Kanton Appenzell Ausserrhoden
Liste der Auengebiete im Kanton Appenzell Innerrhoden
Liste der Auengebiete im Kanton Basel-Landschaft
Liste der Auengebiete im Kanton Basel-Stadt
Der Kanton Basel-Stadt hat keine Objekte ausgewiesen.
Liste der Auengebiete im Kanton Bern
Liste der Auengebiete im Kanton Freiburg
Liste der Auengebiete im Kanton Genf
Liste der Auengebiete im Kanton Glarus
Liste der Auengebiete im Kanton Graubünden
Liste der Auengebiete im Kanton Jura
Liste der Auengebiete im Kanton Luzern
Liste der Auengebiete im Kanton Neuenburg
Liste der Auengebiete im Kanton Nidwalden
Der Kanton Nidwalden hat keine Gebiete ausgewiesen.
Liste der Auengebiete im Kanton Obwalden
Liste der Auengebiete im Kanton St. Gallen
Liste der Auengebiete im Kanton Schaffhausen
Liste der Auengebiete im Kanton Schwyz
Liste der Auengebiete im Kanton Solothurn
Liste der Auengebiete im Kanton Tessin
Liste der Auengebiete im Kanton Thurgau
Liste der Auengebiete im Kanton Uri
Liste der Auengebiete im Kanton Waadt
Liste der Auengebiete im Kanton Wallis
Liste der Auengebiete im Kanton Zug
Liste der Auengebiete im Kanton Zürich
Flächenanteile der Gesamtbiotopflächen von nationaler Bedeutung in der Schweiz[27]
Die Biotope von nationaler Bedeutung sind in fünf Inventaren erfasst: das der Hoch- (und Übergangs)moore, der Flachmoore, der Auen, der Amphibienlaichgebiete (IANB = Inverntar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung) und der Trockenwiesen/-weiden (TWW). Sie bedecken (Stand 2023) insgesamt eine Fläche von 93'608 ha. Das sind 2,27 % der Landesfläche. Dies entspricht weniger als einem Drittel der Siedlungsfläche in der Schweiz. Die jeweilige Flächenanteile an der Gesamtbiotopfläche für die Flachmoore, Auen, Amphibienlaichgebiete und Trockenwiesen/-weiden (TWW) sind ähnlich gross, viel kleiner ist der Flächenanteil der Hochmoore. Von der Gesamtbiotopfläche fallen 2 % auf die Hochmoore, 22 % auf die Flachmoore, 27 % auf die Auen, 21 % auf die Amphibienlaichgebiete und 28 % auf die Trockenwiesen/-weiden.[28]
Typisch für Auengebiete ist das Zusammenspiel mit Gewässern. Diese Gebiete müssen ständig, periodisch oder episodisch überflutet werden, damit sich neue Lebensräume bilden können. Auch Laichgebiete für Amphibien und Flachmoorvegetation sind Teil dieser Lebensräume. 17 % der Auenflächen werden von Amphibienlaichgebieten eingenommen und 5 % der Auenflächen von Flachmooren.[29]
Die Abkürzung IANB steht für Inventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung.
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Literatur
- Gaby Volkart, Christian Hedinger, Leslie Bonnard, Lea Bauer, Regina Jöhl, Martin Urech, Ursina Tobler: Biotope von nationaler Bedeutung. Die fünf Biotopinventare Hoch- und Flachmoore, Auen, Amphibienlaichgebiete und Trockenwiesen und -weiden im Überblick. Hrsg.: Bundesamt für Umwelt. Bern 2024 (admin.ch [PDF; abgerufen am 17. Januar 2025]).
- Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung (BAFU). 1. Juni 2022, abgerufen am 16. Dezember 2022. Auf dem Geo-Portal des Bundes.
- Leslie Bonnard, Reto Haas, Stephan Lussi: Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung – Stand und Handlungsbedarf. Hrsg.: Bundesamt für Umwelt. Bundesamt für Umwelt, Bern 2020 (admin.ch [PDF; 2,4 MB]).
Weblinks
- Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung auf opendata.swiss
französisch: Inventaire fédéral des zones alluviales d’importance nationale
italienisch: Inventario federale delle zone golenali d’importanza nazionale - SPARQL-Abfrage zu den Auengebieten von nationaler Bedeutung (ganze Schweiz)
- Wikimedia-Karte der Auengebiete von nationaler Bedeutung
Einzelnachweise
Anmerkungen
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