Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext

Clara Westhoff

deutsche Bildhauerin und Malerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Clara Westhoff
Remove ads

Clara Rilke, geb. Clara Henriette Sophie Westhoff (* 21. November 1878 in Bremen; † 9. März 1954 in Fischerhude) war eine deutsche Bildhauerin und Malerin, die sich durch ihre vielseitigen künstlerischen Werke, darunter Porträtbüsten und malerische Darstellungen, einen Namen machte. Sie trug maßgeblich zur Kunstszene ihrer Zeit bei, insbesondere durch ihre enge Verbindung zur Künstlerkolonie Worpswede. Sie war die Ehefrau von Rainer Maria Rilke.

Thumb
Clara Rilke-Westhoff, Gemälde von Paula Modersohn-Becker, 1905 (Hamburger Kunsthalle)
Remove ads

Leben

Zusammenfassung
Kontext
Thumb
Büste von Rainer Maria Rilke (1936)
Thumb
Kuh im Wasser; Öl auf Karton/Hartfaser

Kindheit und Jugend

Clara Westhoff wuchs als Tochter des Kaufmanns Friedrich Westhoff (1840–1905) und dessen Ehefrau Johanna, geb. Hartung (1856–1941) aus Weischlitz[1] in Bremen-Oberneuland mit zwei Brüdern auf, unter ihnen der Maler Helmuth Westhoff (1891–1977).

Ausbildung als Malerin und Bildhauerin in München, Worpswede, Leipzig und Paris

Im Alter von siebzehn Jahren zog Westhoff nach München und besuchte dort die private Malschule von Friedrich Fehr und Ludwig Schmid-Reutte und wurde in Kopf-, Akt- und Landschaftsmalerei unterrichtet. 1898 nahm sie bei Fritz Mackensen in Worpswede Zeichen- und Modellierunterricht. In Worpswede freundete sie sich unter anderem mit Otto Modersohn und Paula Modersohn-Becker an und war häufig Gast auf dem Barkenhoff des Künstlers Heinrich Vogeler und seiner Frau Martha. Dort lernte sie 1900 auch ihren späteren Ehemann, den Dichter Rainer Maria Rilke, kennen.

1899 setzte Westhoff bei Carl Seffner und Max Klinger in Leipzig sowie 1900 an der Académie Julian in Paris ihre Ausbildung als Bildhauerin fort; dort arbeitete sie auch bei Auguste Rodin.

Ehe mit Rilke

Thumb
Rainer Maria Rilke und Clara Rilke-Westhoff (1901)

Am 28. April 1901 heiratete sie in Bremen Rainer Maria Rilke, und sie zogen nach Westerwede, ein Nachbardorf von Worpswede. Dort hatte Rilke ein Haus gekauft, für dessen Innenausstattung sein Freund Heinrich Vogeler gesorgt hatte. Am 12. Dezember 1901[2] kam die gemeinsame Tochter Ruth auf die Welt.

Thumb
Clara Rilke-Westhoff, Gemälde von Oskar Zwintscher, 1902

Im Sommer 1902 gab Rilke die gemeinsame Wohnung auf und zog nach Paris, um dort eine Monografie über Auguste Rodin zu verfassen. Westhoff folgte ihm kurze Zeit später und brachte die Tochter zu den Großeltern. Den Winter 1903 verbrachten sie in Rom in der Villa Strohl-Fern. Rilke wohnte im „Studio al Ponte“,[3] das ihm der Maler Otto Sohn-Rethel, ein Freund der Maler der Künstlerkolonie Worpswede, überlassen hatte. Clara Westhoff bewohnte auf dem Gelände ein eigenes Studio in Sichtweite.[4] Sie brach den dortigen Aufenthalt ab, um zurück zu ihrer Tochter nach Bremen zu reisen. Die Ehe war zerbrochen, das Paar war nicht für ein bürgerliches Familienleben geschaffen. Eine freundschaftliche Beziehung zwischen Rilke und Clara Westhoff blieb bestehen.

Künstlerisches Schaffen und Atelier in Fischerhude

Westhoff schuf unter anderem die bekannte Porträtbüste Rilkes (1901, Gips auf Gipssockel), 1902 eine Büste von Heinrich Vogeler und elf Jahre später ein Bildnis der Schriftstellerin Ricarda Huch (1912, Bronze), die aber damals von Clara Westhoff verlangte, die Büste ohne Nennung ihres Namens auszustellen, weil sie sich zu alt dargestellt sah.

Thumb
„Café Rilke“ im ehemaligen Wohnhaus in (Fischerhude)

1919 siedelte Westhoff mit ihrer Tochter nach Fischerhude über, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Für ihr von Rilke finanziertes Wohnhaus mit Atelier schuf er den Hausspruch: „Da vieles fiel, fing Zuversicht mich an, die Zukunft gebe, dass ich darf, ich kann!“ In dem Gebäude ist heute das „Café Rilke“ untergebracht.

Thumb
Clara Rilke-Westhoff (um 1930)

Um 1925 wandte sich Westhoff der Malerei zu, sodass neben ihrem plastischen Werk ein ebenso umfassendes malerisches Werk entstand. Von 1927 bis 1929 nahm sie zusammen mit ihrem Bruder Helmut Unterricht bei Arthur Segal in Berlin.[5] Erst Mitte der 1930er Jahre wandte sie sich wieder der Bildhauerei zu und schuf „hauptsächlich Porträts von Freunden und Bekannten, 1936 auch eine posthume Rilke-Büste, mit der ihr größter öffentlicher Erfolg beschieden war. Sie wurde 1937 auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München gezeigt. Ein Exemplar erwarb die Reichskanzlei, ein zweites die Berliner Nationalgalerie“.[6]

Schon vor der Trennung von Rilke hatte sie Interesse an religiösen Fragen, die letztlich zu ihrer Mitgliedschaft in der religiösen Sondergemeinschaft »Christian Science« führten.[7][8][9]

In der Zeit des Nationalsozialismus beteiligte sie sich an großen Ausstellungen, u. a. im Gästehaus der Reichsfrauenführung in Berlin. Sie war Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste.

Tod und posthume Rezeption

Thumb
Familiengrabstelle Clara Rilke-Westhoff, Fischerhuder Friedhof
Thumb
Büste von Paula Modersohn-Becker, geschaffen von Westhoff 1899, als Bronzeskulptur 2007 zum 100. Todestag von Paula Modersohn-Becker in den Bremer Wallanlagen aufgestellt

Im März 1954 starb Clara Westhoff im Alter von 75 Jahren im Bremer Rote-Kreuz-Krankenhaus[10]; sie wurde auf dem Friedhof in Fischerhude beigesetzt.

Bald nach ihrem Tod geriet sie, wie viele Frauen in der Kunst, in Vergessenheit. Ihre Werke befanden sich in privater Hand oder waren in verschiedenen Depots der Öffentlichkeit kaum zugänglich. Marina Sauer leitete mit ihrer 1986 erschienenen Biografie eine Wiederentdeckung der Künstlerin ein. Sie befreite Clara Westhoff aus dem Schattendasein als Ehefrau Rilkes und als Freundin Paula Modersohn-Beckers. Clara Westhoff gilt heute als eine Pionierin der weiblichen Bildhauerei in Deutschland.[11]

Remove ads

Ausstellungen (unvollständig)

  • 1899: gemeinsam mit Paula Modersohn-Becker in der Kunsthalle Bremen
  • 1937: Große Deutsche Kunstausstellung, München (mit einer Bronzebüste Rilkes)[12]
  • 1939: Bremen, erste große Einzelausstellung[13]
  • 1940: Celle, Schloss Celle („Große Kunstausstellung des Gaues Ost-Hannover“)
  • 1941: Berlin, Gästehaus der Reichsfrauenführung („Künstlerisches Frauenschaffen der Gegenwart“)
  • 1941: Düsseldorf, Kunsthalle („Die deutsche Malerin und Bildhauerin“)
  • 1942: Hannover („110. Große Kunstausstellung“ des Künstlervereins Hannover)
  • 1986: Clara Rilke-Westhoff, Georg-Kolbe-Museum, Berlin
  • 2002: Clara Rilke-Westhoff, Buthmanns Hof, Fischerhude
  • 2003: Rücksichtslos geradeaus malend. Marie Bock, Clara Rilke-Westhoff, Paula Modersohn-Becker; Ludwig Roselius Museum, Bremen
  • 2007: Künstlerkolonie Worpswede. Ein Stück vom Himmel?, Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen
  • 2009: Noble Gäste, Meisterwerke der Kunsthalle Bremen, Große Kunstschau Worpswede, Worpswede
  • 2011: Frauen im Aufbruch, Untere Rathaushalle, Bremen
  • 2015: Die Malweiber von Paris – Deutsche Künstlerinnen im Aufbruch, Edwin Scharff Museum, Neu-Ulm
Remove ads

Ehrungen

Im Bremer Stadtteil Oberneuland wurde der Rilke-Westhoff-Weg nach ihr benannt.

Literatur

  • Isolde Braune: „… als Mensch im Beruf“. Die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff (1878–1954). In: Angela Dinghaus (Hrsg.): Frauenwelten. Biographisch-historische Skizzen aus Niedersachsen. Hildesheim / Zürich / New York 1993, S. 304–312.
  • Helga Fuhrmann: Rilke-Westhoff, Clara Henriette Sophie, geb. Westhoff. In: Frauen Geschichte(n). Bremer Frauenmuseum (Hrsg.). Edition Falkenberg, Bremen 2016, ISBN 978-3-95494-095-0.
  • Eberhard Lutze: Rilke gen. Rilke-Westhoff, Clara Henriette Sophie geb. Westhoff. In: Die Historische Gesellschaft Bremen und das Staatsarchiv Bremen (Hrsg.): Bremische Biographie 1912–1962. Bremen 1969, S. 409 Sp. 1 bis 410 Sp. 1.
  • Gunna Wendt: Clara und Paula. Das Leben von Clara Rilke-Westhoff und Paula Modersohn-Becker. Europa Verlag, Hamburg 2002, ISBN 3-203-84031-6.
  • Eduard Hindelang (Hrsg.) Die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff (1878–1954). Langenargen/Sigmaringen 1988. Erschienen zu der Ausstellung „Die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff (1878–1954).“ Veröffentlicht mit der Unterstützung des Regierungspräsidium Tübingen, des Landratsamtes Bodenseekreis u. a.
  • Marina Sauer: Die Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff: 1878–1954. Leben und Werk. Mit Oeuvre-Katalog. Hauschild, Bremen 1986, ISBN 978-3-920699-72-1.
  • Marina Sauer: Rilke-Westhoff, Clara Henriette Sophie. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 623 f. (Digitalisat).
  • Karl-Robert Schütze: Refugium nach einem unsteten Leben. Nachforschungen zum Haus der Clara Rilke-Westhoff in Fischerhude. In: Zwischen Elbe und Weser, 23 (2004), Nr. 1, S. 4–8.
  • Katja Behling: Clara Rilke-Westhoff 1878–1954. In: Dies. und Anke Manigold: Die Malweiber. Unerschrockene Künstlerinnen um 1900. Berlin, Insel 2013, ISBN 978-3-458-35925-8, S. 34–37.
  • Marina Bohlmann-Modersohn: Clara Rilke-Westhoff: eine Biografie. btb, München 2015, ISBN 978-3-442-75432-8.
  • Rolf Vollmann: Als Rilke sich in Paula und Clara verliebte. In: Die Zeit, Nr. 34/2003
Remove ads

Siehe auch

Commons: Clara Westhoff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Remove ads

Anmerkungen

Loading related searches...

Wikiwand - on

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Remove ads