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Flussbifurkation

Verzweigung eines fließenden Gewässers Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Flussbifurkation
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Eine Flussbifurkation oder Flussgabelung ist die Verzweigung (Gabelung) eines fließenden Gewässers (Fluss, Bach) in der Weise, dass sein Wasser in die Flusssysteme zweier unterschiedlicher Ströme abfließt. Flusslauf und Wasserscheide fallen an einer solchen Stelle zusammen, sodass ein Teil des Abflusses von einem Einzugsgebiet in ein anderes übertritt.[1] Wie generell der Ablauf des Regenwassers wird in diesen seltenen Fällen der weitere Lauf eines ganzen Flusses in zwei Richtungen geschieden. Das Wort stammt von lat. bi- „zwei“ und furca „die Gabel“.

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Bifurkation von Krollbach
(links weiterfließend) und
Schwarzwasserbach
(rechts abzweigend)
in Hövelhof (Zustand 2009)
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Bifurkation der Hase
(links, weiterfließend) und
Else (rechts, abzweigend) bei Melle

Im englischen Sprachraum wird, abweichend von dieser Bedeutung, oft jede Verzweigung oder Gabelung eines Gewässerbetts in Flussarme, etwa auch die Teilläufe eines anastomosierenden Flusses, „bifurcation“ genannt.

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Typen von Bifurkationen

Zusammenfassung
Kontext
Ständige Bifurkationen
sind bei praktisch jedem Wasserstand aktiv.
Periodische oder ephemere Bifurkationen
werden gleichsam als „Überlauf“ erst ab einem bestimmten Wasserstand aktiv. Beispielsweise verbindet sich bei Hochwasser im Seengebiet von Minnesota das Mississippi-System mit dem Red River und dem Lake Superior.
Unterirdische Bifurkationen
treten in Karstgebieten in phreatischen oder aktiv vadosen Höhlen (Wasserhöhlen) auf. Bekanntes Beispiel ist etwa die Donauversinkung mit unterirdischer Verbindung zum Aachtopf und damit zum Einzugsgebiet des Rheins.
Pseudo-Bifurkationen
liegen vor, wenn stehende Wasserkörper wie Sümpfe oder Seen zu mehreren verschiedenen Flusssystemen hin entwässern. Pseudo- deshalb, weil hierbei keine eigentliche Strömung aufgeteilt wird, sondern ein Bassin mehrere Abflüsse hat. Viele Pseudobifurkationen in Mitteleuropa verdanken ihre Existenz Urstromtälern: In der Nacheiszeit gab die Verlaufsrichtung der flachen Talsohlen der Urstromtäler den Gewässern die Fließrichtung vor. Wo das Gefälle aber sehr gering war oder das Urstromtal (aufgrund postglazialer Prozesse) gar keinen Scheitelpunkt hatte, bildeten sich anstatt fließender oft stehende Gewässer oder Moore. Sobald diese zu beiden Seiten in das Urstromtal entwässern, liegt eine Pseudobifurkation vor.
Diffluenz
nennt man eine Bifurkation bei Gletschern – im Gegensatz zur Konfluenz, dem Zusammenfluss. In den Fließwasserströmen innerhalb des Gletschers treten auch die Formen der Wasserhöhlen auf.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche künstliche Ausleitungen oder Überleitungen von Wasser aus Gewässern zur Wasserversorgung von Bewässerungsgebieten, Städten und Schifffahrtskanälen sowie im Kraftwerksbau. Hierbei können hydrographisch bedeutende Wassermengen transportiert werden. Diese werden nicht Bifurkationen genannt.

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Beispiele

Bifurkationen

  • An der weltweit bedeutendsten Flussbifurkation zweigt der Brazo Casiquiare je nach Wasserstand 10 bis 30 % des Wassers vom oberen Orinoco zum Rio Negro ab und damit zum Amazonas-System. Sie liegt in Venezuela, rund zwei Kilometer westlich des Dorfes Tamatama Welt-Icon.
  • Der North Two Ocean Creek in Wyoming teilt sich am Two Ocean Pass Welt-Icon in den Pacific Creek, der über den Snake River und Columbia River zum Pazifik fließt, und den Atlantic Creek, der über Yellowstone, Missouri und Mississippi River dem Golf von Mexiko und damit dem Atlantik zufließt.[2]
  • Die Chiana verbindet den Arno mit dem Tiber-System.
  • Der von Schweden nach Finnland fließende Torne älv verliert unweit der schwedischen Ortschaft Junosuando Welt-Icon die Hälfte seines Wassers durch den Tärendöälven in den Kalixälven.
  • Die Else zweigt bei Melle-Gesmold Welt-Icon im niedersächsischen Landkreis Osnabrück von der Hase ab und fließt über die Werre in die Weser, während die Hase der Ems zufließt. Beide Flussläufe enden letztendlich in der Nordsee.[3] Vermutlich wurde hier eine ursprünglich periodische Bifurkation im 15. oder 16. Jahrhundert von einem Müller oder von den Besitzern des Schlosses Gesmold künstlich zu einer ständigen Bifurkation ausgebaut, um die Else wirtschaftlich nutzen zu können. In der Folge wurde bei Kriegen und Streitereien wiederholt der eine oder andere Arm verschlossen.[4]
  • Die Mündung der Datze (s. u.) in den Mecklenburg-Vorpommerschen Landgraben, der von dort westwärts in Richtung Peene und ostwärts in Richtung Zarow fließt.
  • Der Krollbach in Hövelhof teilt sich in den Krollbach und den Schwarzwasserbach. Der Krollbach fließt über den Haustenbach, die Lippe und den Rhein in die Nordsee. Der Schwarzwasserbach ergießt sich über die Ems ebenfalls in die Nordsee.
  • Der Mühlegraben bei Blumberg gabelt sich am Rande des Riedes im Scheitelbereich des Aitrachtales. Von hier fließt die Aitrach in die Donau und das Schleifebächle in die Wutachschlucht, also in Richtung Rhein. Das Gewässernetz des Blumberger Riedes ist gleichzeitig eine Pseudobifurkation (s. u.).
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Bifurkation der Nerodimka (Nerodimja) im Kosovo; mit beiden Fließrichtungen auf Schildern: Deti i Zi (Schwarzes Meer) und Deti Egje (Ägäisches Meer)

Pseudobifurkationen

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Im Peene-System gibt es nicht nur in Urstromtälern viele Pseudobifurkationen.

Künstliche Überleitungen in andere Gewässersysteme

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Siehe auch

Commons: Flussbifurkation – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Bifurkation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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