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Geografischer Name
Eigenname für eine bestimmte Örtlichkeit Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Als geographischer bzw. geografischer Name, Geoname, Toponym (gr. tópos ‚Ort, Platz‘ und ónyma ‚Name‘) oder Ortsname (im weiteren Sinn) werden Eigennamen für bestimmte Gebiete, Orte oder natürliche und künstliche Einzelobjekte auf der Erdoberfläche sowohl zu Lande als auch auf dem Wasser bezeichnet.[1] Diese werden in der Natur- und Kulturlandschaft zur Orientierung und ortsbezogenen Kommunikation verwendet. Sie sind zentrale Datentypen in der Geoinformatik und Bestandteile der Kartographie und Topographie sowie Basiskategorie der Geographie. In vielen Fachbereichen werden sie als unentbehrliche Hilfsmittel benötigt. Amtliche Stellen kümmern sich um die Nachführung und die Bereitstellung der Namen, während die Toponomastik (Ortsnamenforschung) deren Herkunft und Bedeutung analysiert. Toponyme sind Zeitzeugen der Vergangenheit und gelten als wichtiges immaterielles Kulturgut.[2]

in der Stadt Wädenswil
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Begriffe
Zusammenfassung
Kontext
Die Begriffe geographischer Name und Toponym werden grundsätzlich als Synonym verwendet. Der in der Fachwelt z. T. verwendete Begriff Toponym unterscheidet sich vom geographischen Namen, indem er auch für Namen von anderen Himmelskörpern gilt, während geographische Namen auf die Erde beschränkt sind. Geographische Namen im eigentlichen Sinne sind immer Individualnamen. Es sind Eigennamen von spezifischen topografischen Objekten (z. B. Rhein). Sie unterscheiden sich von geographischen Gattungsbezeichnungen (Gattungsnamen) als generische Bezeichnung für bestimmte Arten von topographischen Objekten (z. B. Fluss) sowie von Gruppenbezeichnungen (Kategoriebezeichnungen oder Klassennamen) für bestimmte Arten von geographischen Eigennamen (z. B. Gewässernamen oder Flussnamen).[3] Kategoriebezeichnungen werden z. T. mit unterschiedlichen Bedeutungen verwendet z. B.:
- Ortsnamen (im weiteren Sinn) ist ein weiteres Synonym für geographischen Namen, während mit Ortsnamen (im engeren Sinn) ausschließlich Siedlungsnamen gemeint sind.
- Flurnamen werden in unterschiedlichem Umfang verstanden (generell als Namen von unbesiedelten Örtlichkeiten bis ausschließlich Namen von Fluren).
Einheimische, ortsübliche Namen, zu denen auch geographische Namen gehören (wie z. B. Genève), werden als Endonyme und Namen, die in anderen Sprachen verwendet werden (wie z. B. Genf), als Exonyme bezeichnet.
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Kategorisierung von geographischen Namen
Zusammenfassung
Kontext
Prinzip
Die Gruppierung von gleichartigen Typen von geographischen Eigennamen erleichtern deren Umgang und Nutzung. Deren Kategorisierung resp. Klassierung ist nicht immer einfach zu vollziehen. Überlappungsprobleme zwischen einzelnen Kategorien können nicht immer vermieden werden. Die Kategorisierung erfolgt vielfach hierarchisch auf zwei oder mehreren Stufen wie im folgenden Beispiel aufgezeigt:
In den verschiedenen Fachbereichen, in welchen geographische Namen kategorisiert werden, existieren aus Gründen der Übersichtlichkeit allgemein meist weniger als 10 Hauptkategorien und je nach Fachbereich mehrere hundert Unterkategorien, die hierarchisch unterhalb der Hauptkategorien angeordnet werden. Unterhalb der Kategorie Gewässernamen können z. B. je nach Bedarf zuerst auch die Unterkategorien Fließendes Gewässer und Stehenden Gewässer oberhalb See-, Fluss- und Bachnamen usw. gebildet werden.
Kategorien von geographischen Namen in der Toponomastik
Eine einheitliche Kategorisierung von geographischen Namen existiert nicht und erfolgt je nach Fachbereich und auch innerhalb eines Fachbereichs spezifisch gemäss den Bedürfnissen. Die allgemein in der aktuellen Ortsnamenforschung verwendeten Hauptkategorien von Toponymen sind untenstehend zusammen mit Beispielen von Unterkategorien und geographischen Eigennamen aufgeführt. Die Kategorie Himmelskörpernamen (Astrotoponyme) ist dabei nicht enthalten, da sie nur für Toponyme und nicht für geographische Namen verwendet wird.
Raumnamen, Bergnamen, Gewässernamen, Siedlungsnamen, Flurnamen, Gebäudenamen, Verkehrswegsnamen
Gegenüberstellung Kategorien von geographischen Namen in unterschiedlichen Fachbereichen
Die Hauptkategorien für geographische Namen aus anderen Fachbereichen unterscheiden sich von den oben aufgelisteten Hauptkategorien der Toponomastik, weisen mit diesen jedoch gewisse Ähnlichkeiten auf, sodass sie gegenübergestellt werden können. Folgende Vergleichstabelle von ein paar als Beispiel ausgewählten Fachbereichen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und absolute Korrektheit.
Aus obiger Zusammenstellung ist ersichtlich, dass Hauptkategorien von geographischen Namen unterschiedlich bezeichnet werden können: z. B. als Namenklassen (z. B. Siedlungsnamen), als Gattungsbezeichnungen (z. B. Siedlung) oder als Aufzählung von Beispielen (Städte, Dörfer etc.). Die unterschiedlichen Kategorien beziehen sich auf unterschiedliche Repräsentationen von geographischen Namen. Die Kategorisierung der Toponomastik bezieht sich vor allem auf historisch relevante geographische Namen insbesondere Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen, während z. B. bei GeoNames unter anderen Namen auch geographische Namen als Point of Interest erfasst sind (z. B. Namen von Sportanlagen, die für die Ortsnamenforschung kaum von Interesse sind, ausser dass ihre Namen vielfach von Siedlungs- und Flurnamen abgeleitet sind). Aus rechtlichen Gesichtspunkten (Zuständigkeiten, Namengebung, Schreibweisen, Kostentragung usw.) existieren in Deutschland, Österreich und in der Schweiz unterschiedliche Kategorisierungen und Festlegungen von geographischen Namen. In der Schweiz sind diese durch die Verordnung über die geografischen Namen (GeoNV) geregelt (vgl. Tabelle oben).
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Beschreibung
Zusammenfassung
Kontext
Geographische Namen werden in vielen Fachgebieten benötigt und allgemein breit genutzt.
- Kartografie, Topografie, Geoinformationssysteme: Geographische Namen werden auch als Namen für Kartenwerke verwendet, wie beispielsweise Europaatlas, Karte von Schottland. Dabei bildet die Gesamtheit aller in Karten enthaltenen geografischen Namen ein „geografisches Namengut“. Geographische Namen bilden eines der wichtigsten Kartenelemente in Karten und Plänen. Geographische Namen ermöglichen den Einstieg in Geoinformationssysteme und sind in der Geoinformatik eines von vielen anderen Elementen in digitale Landschaftsmodellen. Diverse Stellen auf allen Staatsstufen sind für die laufende, koordinierte Nachführung von geographischen Namen mit gegenseitigem Datentausch besorgt. Als Point of Interest kommen immer mehr auch Namen von öffentlichen und privaten Bauten, Anlagen und Geschäften zur Anwendung. Die meisten dieser Namen sind nicht direkt Gegenstand der Ortsnamenforschung. Es handelt sich jedoch vielfach um Ableitungen von Siedlungs- und Flurnamen.
- Rettungswesen, Statistik, Archive, Geologie, Biologie: Diverse Fachgebiete sind auf aktuelle, flächendeckende, geocodierte, stabile und präzise geographische Namen als Nutzende angewiesen. Geographische Namen sind wichtig beim von Suchen von Unterlagen in Archiven, die statistische Aussagen basieren meist auf geografische Namen, Bodentypen in der Geologie und Tier- und Pflanzenarten in der Biologie sind mit geographischen Namen verbunden. Für all diese Bereiche sind unveränderte Schreibweisen von geographischen Namen von grosser Bedeutung.
- Ortsnamenforschung (Toponomastik), Geschichtswissenschaft: Die Ortsnamenforschung untersucht historisch relevante Toponyme in Hinblick auf deren Entstehung und Bedeutung. Im Vordergrund stehen vor allem Siedlungs-, Flur- und Gewässernamen. Namenbücher in analoger oder digitaler Form geben Auskunft über Toponyme bezüglich geographischer Lange, Gattung, aktuelle und historische Schreibweise, Herkunft und Bedeutung. Die Namenbücher werden vermehrt im Internet zusammen mit Online Karten öffentlich zugänglich gemacht. Toponyme erlauben für die Geschichtswissenschaft z. B. kulturgeschichtliche Rückschlüsse auf die damaligen Lebensgewohnheiten und die Bearbeitung des Kulturlandes.
- Standardisierung von geographischen Namen: Durch Umschriftung oder Transliteration erfolgt die Übertragung einer geographischen Namen von einem Schriftsystem in ein anderes. Dabei bleiben in Deutschland auch Formen wie „-thal“ erhalten und werden nicht an neuere Rechtschreibung angepasst.[5] Die Beibehaltung der Schreibweise trägt zur Unverwechselbarkeit der bezeichneten Objekte sowie zu deren Unterscheidung bei. Zu den Gremien, die sich mit der Standardisierung, der Vereinheitlichung der Schreibweise, der Ausarbeitung von Empfehlungen und Richtlinien befassen gehört in Deutschland der 1959 aus einem Arbeitskreis der Deutschen Gesellschaft für Kartografie hervorgegangene Ständige Ausschuss für geographische Namen (StAGN). Auf internationaler Ebene ist hierfür die United Nations Group of Experts on Geographical Names (UNGEGN) zuständig.[6] Auf Stufe einzelner Länder sind folgende Stellen für die Standardisierung und Bereitstellung von geographischen Namen zuständig:
- Deutschland: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG)
- Österreich: Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV)
- Schweiz: Bundesamt für Landestopografie (swisstopo)
- Geographische Namen und Gebäudeadressen:
- Aktuelle Situation: Neben Postleitzahl und Hausnummer bestehen Gebäudeadressen aus den beiden geographischen Namenarten Straßen- und Ortschaftsnamen.
- Historische Situation: Vor Einführung von Gebäudeadressen dienten für Postzustellung, Kommunikation und Orientierung ausschliesslich geographische Namen: Siedlungsnamen und in städtischen Gebieten zusätzlich Gassen- und später auch Straßennamen sowie Hausnamen dessen Funktion später Hausnummern übernahmen.
- Allgemeine Anwendung von geographischen Namen: Manchmal werden die Namen auch falsch angewendet. Holland wird manchmal mit den Niederlanden gleichgesetzt, obwohl es nur ein Teilgebiet ist, ähnliches gilt für England (Vereinigtes Königreich), und auch Amerika besteht nicht nur aus den Vereinigten Staaten. Des Weiteren gibt es geschützte geografische Herkunftsbezeichnungen.
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Literatur
- Friedrich Umlauft: Geographisches Namenbuch von Österreich-Ungarn: Eine Erklärung von Länder-, Völker, Gau-, Fluss- und Ortsnamen. A. Hölder, Wien 1886 (archive.org).
- Johann Georg Theodor Grässe, Friedrich Benedict: Orbis latinus; oder, Verzeichnis der wichtigsten lateinischen Orts- und Ländernamen. Richard Carl Schmidt & Co., Berlin 1909 (archive.org).
- Edmund Oppermann: Geographisches Namenbuch: Erklärung geographischer Namen nebst Aussprachebezeichnung; Nach Erdteilen und Ländern (Flüssen, Gebirgen, Landschaften, Stäten usw.) geordnet. 2., verbesserte und stark vermehrte Auflage. Carl Meyer, Hannover 1908, OCLC 11742660.
- geographische Namen. In: Lexikon der Geowissenschaften (= Spektrum der Wissenschaft). Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2000 (spektrum.de).
- geographische Namen. In: Lexikon der Kartographie und Geomatik (= Spektrum der Wissenschaft). Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2001 (spektrum.de).
- geographische Namen. In: Lexikon der Geographie (= Spektrum der Wissenschaft). Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2001 (spektrum.de).
- Dietmar Urmes: Handbuch der geographischen Namen. Ihre Herkunft, Entwicklung und Bedeutung. Marix Verlag, Wiesbaden 2004, ISBN 3-937715-70-3.
- Jörn Sievers, Pier-Giorgio Zaccheddu: EuroGeoNames (EGN): Aufbau einer europäischen geographischen Namendateninfrastruktur. In: Kartographische Nachrichten. Jahrgang 56, Nr. 4, 2006, S. 184–190.
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Weblinks
- Der Ständige Ausschuss für geographische Namen (StAGN)
- Deutsches Glossar zur Toponymischen Terminologie
- Deutschland
- Österreich
- Schweiz
Einzelnachweise
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