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Georgische Sprache
südkaukasische Sprache, Amtssprache in Georgien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die georgische Sprache (Eigenbezeichnung ქართული ენა kartuli ena) ist die Amtssprache in Georgien und wird von etwa vier Millionen Menschen gesprochen (Stand 2013). Ihre Schreibrichtung ist von links nach rechts.
Das Georgische gehört mit Mingrelisch, Lasisch und Swanisch zu den südkaukasischen Sprachen.
Zur Schreibung der georgischen Sprache wird die Alphabetschrift Mchedruli verwendet, die 33 Buchstaben aufweist.
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Phonologie
Zusammenfassung
Kontext
Georgisch hat fünf vokalische und 28 konsonantische Phoneme, darunter auch Ejektive. Die Konsonanten können sehr große Konsonantencluster bilden (zum Beispiel der Name der georgischen Stadt Mzcheta, oder, als Extrembeispiel, der georgische Zungenbrecher „ihr pellt uns“ oder „ihr ruiniert uns“: gvprzkvnit). Jedes Phonem wird durch je einen bestimmten georgischen Buchstaben dargestellt.
Jedes georgische Nomen im Nominativ endet mit einem Vokal.
Betonung
Im Unterschied zu den Sprachvarianten und Dialekten des Georgischen ist die Betonung der literarischen Sprache sehr schwach. Bei zwei- und dreisilbigen Wörtern liegt die Betonung meistens auf der ersten, bei viersilbigen auf der zweiten Silbe.
- ცა (tsa) – der Himmel; ხე (che) – der Baum; კი (ki) – Ja, ხო (cho) – Jawohl; რუ (ru) der Bach; კუ (ku) die Schildkröte.
- კაბა (kaba) das Kleid; თათი (tati) – die Pfote; თითი (titi) – der Finger; დიდი (didi) groß; გოგო (gogo) – das Mädchen, Magd; ძაძა (dsadsa) – das Trauerkleid; ძუძუ (dsudsu) – die Brust (eines Menschen).
- გათავდა (gatawda) – ausgegangen; გადაიწვა (gadaizwa) – ausgebrannt.
- გაგვიწვიმდა (gagwitswimda) – Es fing (uns = mit Dat. ethic.) an, zu regnen; გამოიდარა (gamoidara) – Es ist wieder gutes Wetter (= Es hörte auf, zu regnen); გაგვიმართლა (gagwimartla) – Wir hatten Glück.
- გაფუჭებული (gaputschebuli) – kaputt; გაკეთებული (gaketebuli) – gemacht.
- მასწავლებელი (maßzawlebeli) – der Lehrer; მატარებელი (matarebeli) – der Zug; დამრიგებელი (damrigebeli) – der Tutor.
- ჭამა-სმა (tschama-ßma) – das Essen und Trinken; მიმოსვლა (mimoßwla) – der Verkehr; მისვლა-მოსვლა (mißwla-moßwla) – das Kommen und Gehen.
Satzmelodie
Ja-Nein-Fragen werden – anders als im Deutschen – mit einer steigend-fallenden Intonation realisiert.
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Grammatik
Zusammenfassung
Kontext
Für die georgische Sprache ist sowohl die Agglutination als auch die Wurzelflexion kennzeichnend. Eine Besonderheit ist das Fehlen des grammatischen Geschlechts (Genus), und das Substantiv kennt weder einen bestimmten noch einen unbestimmten Artikel.
Statt der zum Beispiel im Deutschen üblichen Präpositionen verwendet das Georgische Postpositionen, die entweder allein stehen oder an das Nomen angefügt werden können. Ein deutsches Beispiel für eine Postposition ist „den Fluss entlang“. Georgisch hat 7 Fälle (Nominativ, Dativ, Genitiv, Instrumental, Adverbial (Essiv und Translativ), Vokativ und Ergativ). Der Ergativ tritt als Subjektkasus mit bestimmten Verbformen auf, nämlich beim Aorist und Optativ transitiver Verben. Georgisch ist also eine Split-Ergativsprache. Wie in den meisten flektierenden Sprachen ist die Wortstellung relativ frei. Die konjugierten Formen des Verbs markieren einen Bezug sowohl zum Subjekt als auch zum direkten oder indirekten Objekt des Satzes.
Es gibt also nicht nur eigene Formen für „ich sehe“ (wchedaw), „du siehst“ ((h)chedaw) usw., sondern auch für „ich sehe dich“ (gchedaw), „ich sehe euch“ (gchedawt), „du siehst mich“ (mchedaw), „du siehst uns“ (gwchedaw), „du siehst ihn“ ((h) chedaw) usw.
Während sich die indogermanischen Sprachen verschiedener Zeiten bedienen, um Gegenwärtiges, Vergangenes, Zukünftiges und Mögliches darzustellen, kommen im Georgischen elf sogenannte mzkriwi (=> Reihen. Englische Schreibweise in Grammatikbüchern = mtskrivi) zum Einsatz. Auch sie ordnen der Zeit des Geschehens eine bestimmte Verbform zu, jedoch tritt durch Agglutination nicht nur eine Änderung des Verbs auf, sondern auch Subjekt und Objekt des Satzes ändern den Fall, in dem sie stehen. Beispielsweise steht bei den Formen der Präsens- und Futurgruppe das Subjekt meist im Nominativ, bei den Formen der Aoristgruppe teils im Nominativ, teils im Ergativ (abhängig von der Transitivität des Verbs) und bei den Formen der Perfektgruppe im Dativ; ähnlich ändert sich der Kasus des Objekts. Auch die hohe Anzahl unregelmäßig flektierter (insbesondere suppletiver) Verben ist auffällig, zum Beispiel beim Verb für „sagen“, das mehrere Stämme hat: eubneba (Präsens) „er sagt es ihm“, ’etqwis (Futur) „er wird es ihm sagen“, utchra (Aorist) „er sagte es ihm/hat es ihm gesagt“, utkwams (Perfekt) „er hat es ihm (offensichtlich) gesagt“.
Satzarten im Georgischen
Deklarativsätze
- Musteraussagesatz: Anna arbeitet als Bibliothekarin.
Interrogativsätze
Fragesätze ohne Fragewort
- Musterfragesatz: Wohnt Anna in Berlin?
Fragesätze mit Fragewort
- Musterfragesatz: Wo wohnt Anna?
Imperativsätze
Befehlssatzmuster 1
Befehlssatzmuster 2
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Wortschatz und Wortbildung
Zusammenfassung
Kontext
(Grund)wortschatz
(Inhaltlich orientiert nach Swadesh-Liste)
Familie
- (e) Familie - ოჯახი (odsháchi), კერა (kéra) = (r) Herd, კომლი (kómli),
- ოჯახობა (odsháxoba), ცოლ-შვილი (zól-schwili), სახლეული (ßachléuli), სახლობა (ßáchloba)
Menschlicher Körper
Personalpronomina
Rechts... Links
Possessiva
Demonstrativa
Hinweisende Wörter für Personen und Orte überschneiden sich in manchen Dialekten.
Interrogativa
Farben
Vögel
Tiere
Fische
Pflanzen
Wein
Wortbildung der Numeralia
Das georgische Zahlensystem ist bis 100 gemischt dezimal-vigesimal. zum Beispiel:
Grundzahlen und Ordnungszahlen im Vergleich
Wortbildung und Schreibung der Monate, der Jahre und Jahrhunderte
Monate
Jahre
Jahrhunderte
Einordnung der Zeit
Einteilung der Tage
Einteilung der Tagesabschnitte
Wochentage
Das Wort Wochentage im Georgischen (kein Kompositum) Wortverbindung wortwörtlich „Tage der Woche“
Mit „kwira“ (კვირა) bezeichnet man im heutigen Georgischen sowohl die Wörter „Sonntag“ und „die (ganze) Woche“. Im Altgeorgischen hat man für die Bezeichnung der 7 Tage einer Woche das Wort „mßgepßi“ (მსგეფსი) benutzt.
Das Wochenende wird im Georgischen mit einem Kompositum reduplizierter Art schabat-kwira (შაბათ-კვირა wörtlich Samstag-Sonntag) gebildet.
Morphologisch-syntaktische Einordnung der Wochentage
Monate
Morphologische und syntaktische Einordnung der Monate
Jahreszeiten
Morphologische und syntaktische Einordnung der Jahreszeiten
Einteilung der Jahre
Lexikalische und morphologische Einordnung der Jahre
Entlehnungen
Das Georgische hat im Laufe seiner Geschichte 40 Prozent der Lehnwörter aus dem Altgriechischen, Lateinischen, Französischen, Deutschen, Persischen, Arabischen, Armenischen, Russischen und (in den letzten Jahren) Englischen übernommen.
Die Entlehnungen stehen meistens zur Verfügung als Synonyme. zum Beispiel;
Germanismen
Gräzismen
Latinismen
- (auch s.g. neulateinische Wortbildungen)
Gallizismen
Arabismen
Iranismen
- (Entlehnungen hauptsächlich aus dem Persischen, entlehnt in verschiedenen Zeitabschnitten)
Anglizismen
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Dialekte
Zusammenfassung
Kontext
Die Georgische Sprache unterteilt sich in 18 regionale Dialekte, deren Grenzen den Grenzen historischer Regionen Georgiens entsprechen und die nach ihren Charakteristika in fünf Haupt-Dialektgruppen eingeteilt werden, und in einen Soziolekt:[1]

- Nordwestliche Dialekte
- Südwestliche Dialekte
- Gurisch (georgisch გურული Guruli) in der Region Gurien,
- Adscharisch (georgisch აჭარული Atsch’aruli) in der heute autonomen Region Adscharien,
- Imerchewisch (georgisch იმერხეული Imercheuli) in der heute zur Türkei, Provinz Artvin gehörenden Region Imerchewi (hier vorwiegend abseits der Küste im Gebirge),
- Zentrale Dialekte
- Kartlisch (georgisch ქართლური Kartluri) in der Region Kartlien, der zahlreichste Dialekt (ohne die manchmal als „Oberkartlien“ bezeichneten Regionen Samzche-Dschawachetiens),
- Mes’chisch (georgisch მესხური Meschuri) in der Region Meschetien, im Mittelalter und heute wieder alternativ auch Samzche genannt (Westteil der Großregion Samzche-Dschawachetien),
- Dschawachisch (georgisch ჯავახური Dschawachuri) in der Region Dschawachetien (Ostteil der Großregion Samzche-Dschawachetien),
- Nordöstliche Gebirgsdialekte
- Mochewisch (georgisch მოხეური Mocheuri) in der Region Chewi rund um die Darialschlucht am oberen Terek,
- Mtiuletisch-Gudamaq’risch (georgisch მთიულურ-გუდამაყრული Mtiulur-Gudamaqruli) südlich davon in der Region Mtiuletien-Gudamaqarien,
- Chewsurisch (georgisch ხევსურული Chewsuruli) in der Region Chewsuretien,
- Pschawisch (georgisch ფშაური Pschauri) in der südlicheren Region Pschawien,
- Tusch(et)isch (georgisch თუშური Tuschuri) in der Region Tuschetien,
- Östliche Dialekte
- Kach(et)isch (georgisch კახური Kachuri) in der Region Kachetien,
- Tianetisch (georgisch თიანეთური Tianeturi) in der Region Erzo-Tianetien,
- Ingiloisch (georgisch ინგილოური Ingilouri) in der historischen Region Saingilo, heute die Rayons Balakən und Zaqatala in Aserbaidschan,
- Ferejdanisch (georgisch ფერეიდნული Pereidnuli), Dialekt der Nachkommen georgischer Deportierter nach Zentralpersien in der Regierungszeit Schah Abbas des Großen Anfang 17. Jahrhundert, die heute noch im Westen der Provinz Isfahan, besonders dem Bezirk Ferejdan und der Stadt Ferejdun Schahr leben.[2]
- Soziolekt
- Judäo-Georgisch, die Sprachform der alteingesessenen Georgischen Juden.

Alle Dialekte und auch der Soziolekt Judäo-Georgisch sind untereinander mehrheitlich verständlich und nähern sich zunehmend dem hochsprachlichen Standard der georgischen Schriftsprache an. Demgegenüber sind die verwandten südkaukasischen (kartwelischen) Sprachen, die sanischen Sprachen Mingrelisch und Lasisch sowie das Swanische, mit dem Georgischen mehrheitlich nicht mehr verständlich und werden deshalb in der Kaukasiologie als separate Sprachen klassifiziert. Aufgrund der seit dem Frühmittelalter gemeinsamen Verwendung des Georgischen als georgisch-orthodoxe Kirchensprache (in Lasistan, im Nordosten der Türkei nur bis zur Islamisierung im 14.–17. Jahrhundert, in den anderen Gebieten bis heute), als Adels- und Schriftsprache werden die Sprecher dieser verwandten Sprachen in Georgien aber bis heute zu den ethnischen Georgiern gezählt.[3]
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Familiennamen
Zusammenfassung
Kontext
Ca. 70 % der georgischen Familiennamen wurden aus Patronymen gebildet, die auf -dse (geschrieben: -ძე) (altgeorgisch „Sohn“) endeten, oder auf -schwili (geschrieben: -შვილი) („Kind“).
Viele georgische Familiennamen können anhand ihrer Endungen sprachlich-dialektal bestimmten Regionen des Landes zugeordnet werden, aus denen sie ursprünglich stammen.
- -dse (-ძე, patronymisch gebildet): meistens westgeorgische und zentralgeorgische (kartlische) Familiennamen, zum Beispiel Schewardnadse, Gamqrelidse, Tschawtschawadse
- -schwili (-შვილი, patronymisch gebildet): meistens ostgeorgische und kartlische Familiennamen, von einigen Ausnahmen aus Westgeorgien abgesehen, zum Beispiel Saakaschwili, Surabischwili, Dschughaschwili
- -eli (-ელი, toponymisch gebildet), wie -schwili vorwiegend aus Ost-, seltener aus Westgeorgien, zum Beispiel Zereteli
- -ia (-ია), -awa (-ავა) oder -ua (-უა): mingrelische Familiennamen, zum Beispiel Gamsachurdia, Beria, Sigua, Melua, Eliawa
- -(i)ani (-(ი)ანი, patronymisch): ursprünglich swanische Familiennamen, aber schon seit dem Spätmittelalter, Frühneuzeit auch auf benachbarte nordwestgeorgische Gebirgsregionen ausgebreitet, zum Beispiel Gelowani, Dadeschkeliani, Dadiani
- -uri (-ური), -uli (-ული): chewsurische Familiennamen und aus benachbarten nordostgeorgischen Bergregionen, zum Beispiel Swiadauri
- -schi (-ში): lasische Familiennamen (in der Türkei seit dem türkischen Familiennamensgesetz nicht mehr erhalten, nur noch in Georgien), zum Beispiel Chalwaschi
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Literatur
- Marine Bokhashvili: Einführung in die georgische Schrift. Buske, Hamburg 2007, ISBN 978-3-87548-433-5.
- Lia Abuladze, Andreas Ludden: Lehrbuch der georgischen Sprache. 2., überarbeitete Auflage. Buske, Hamburg 2011, ISBN 978-3-87548-620-9 (inklusive Audio-CD).
- Marcello Cherchi: Georgian. LINCOM Europa, München / Newcastle 1999, ISBN 3-89586-119-7.
- Farshid Delshad: Georgica et Irano-Semitica, Studies on Iranian and Semitic Loanwords in Classical Georgian, Philological Approaches towards Historical-Comparative Linguistics. Deutscher Wissenschafts-Verlag, Baden-Baden 2009.
- Steffi Chotiwari-Jünger, Damana Melikischwili, Lia Wittek: Georgische Verbtabellen. Buske, Hamburg 2010, ISBN 978-3-87548-510-3.
- Georgij A. Klimov: Einführung in die kaukasische Sprachwissenschaft. aus dem Russischen von Jost Gippert. Buske, Hamburg 1994, ISBN 3-87548-060-0.
- Michael Jelden: Deutsch-Georgisches Wörterbuch. Buske, Hamburg 2001, ISBN 3-87548-234-4.
- Yolanda Marchev: Deutsch-georgisches Wörterbuch. Kaukasus-Verlag, Freudenstadt 1999.
- Heinz Fähnrich: Kurze Grammatik der georgischen Sprache. 3. Auflage. Langenscheidt u. Verlag Enzyklopädie, Leipzig u. a. 1993.
- Heinz Fähnrich: Kartwelische Wortschatzstudien. Friedrich-Schiller-Universität, Jena 2002, ISBN 3-9808569-1-7.
- Heinz Fähnrich: Linguistische Termini Georgisch-Deutsch. Shaker Verlag, Aachen 2003, ISBN 3-8322-7231-3.
- Heinz Fähnrich: Die ältesten georgischen Inschriften. Brill, Leiden 2013, ISBN 978-90-04-24921-9.
- Kita Tschenkéli: Einführung in die georgische Sprache. Band 1: Theoretischer Teil. Band 2: Praktischer Teil. Amirani, Zürich 1958, ISBN 3-85521-001-2.
- Kita Tschenkéli: Georgisch-deutsches Wörterbuch. 3 Bände. Zürich 1965–1974. (Neuauflage: 2007, ISBN 978-3-85521-002-2)
- Lia Abuladze, Andreas Ludden: Grundwortschatz Georgisch. Buske, Hamburg 2011, ISBN 978-3-87548-550-9.
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Weblinks
Wikiquote: Georgische Sprichwörter – Zitate
- Wolfgang Schulze: Georgisch. (PDF; 247 kB). In Miloš Okuka (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. Klagenfurt 2002. (= Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens 10).
- Deutsch-Georgisches Wörterbuch von Michael Jelden
- Datenbank für ein elektronisch historisches Wörterbuch der georgischen Sprache (deutsch, englisch, georgisch)
- Georgische Schrift online lernen
- Transliteration aus dem lateinischen ins georgische Alphabet
- Online-Tastatur für Georgisch
- Vokabeltrainer und georgische Grammatik
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Fußnoten
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