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Gerhard Marcks

deutscher Bildhauer und Graphiker (1889–1981) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Gerhard Marcks
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Gerhard Wilhelm Albert Marcks (* 18. Februar 1889 in Charlottenburg bei Berlin[1]; † 13. November 1981 in Burgbrohl[2]) war ein deutscher Bildhauer und Grafiker. Er wirkte von 1919 bis 1924 als Lehrer am Staatlichen Bauhaus in Weimar und ab 1925 als Leiter der Bildhauerklasse an der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle, deren Rektorat er 1928 übernahm. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten entlassen, die dann mehrere seiner Werke in der Ausstellung „Entartete Kunst“ diffamierten.

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Gerhard Marcks mit Bundeskanzler Helmut Schmidt (1977)
Unterschrift Gerhard Marcks deutscher Bildhauer
Unterschrift Gerhard Marcks deutscher Bildhauer

1945 erhielt er einen Ruf an die Landeskunstschule in Hamburg, und ab 1950 arbeitete er freischaffend. 1971 wurde das Gerhard-Marcks-Haus in Bremen eröffnet, das seinen künstlerischen Nachlass verwaltet.

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Biografie

Zusammenfassung
Kontext
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Hiob-Plastik von 1957 in Nürnberg (2008)
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Spielende Hengste von 1962 in Wiesbaden, Park am warmen Damm (2018)

Marcks war ein autodidaktischer Bildhauer aus dem Umfeld der Berliner Secession. Wichtige Inspiration für seine anti-akademische Haltung war der französische Bildhauer Auguste Rodin.

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Joseph Goebbels in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in Berlin 1938, links zwei Gemälde von Emil Nolde, rechts eine Skulptur von Gerhard Marcks: Heiliger Georg (1929/30).

Ab 1908 arbeitete Marcks in einer Werkstattgemeinschaft zusammen mit dem Bildhauer Richard Scheibe. Er genoss in den ersten Jahren die Anleitung von August Gaul und Georg Kolbe. Er beschäftigte sich auch mit Porzellan; in den Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst Unterweißbach, die unter Leitung von Max Adolf Pfeiffer standen, schuf er mehrere Tierplastiken.

Von 1912 bis 1913 befand er sich als Einjährig-Freiwilliger zur militärischen Ausbildung beim Infanterie-Regiment „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162 in Lübeck. Danach erhielt er einen Auftrag für die Kölner Werkbundausstellung in Verbindung mit Walter Gropius.

1914 heiratete er Maria Schmidtlein (1886–1983). Er wurde zum Militärdienst im Ersten Weltkrieg eingezogen. Weil er schwer erkrankte, wurde er 1916 aus dem Militärdienst entlassen.

1917 arbeitete er mit den Steingutfabriken Velten-Vordamm zusammen. Es entstanden farbig glasierte Tierplastiken, die für die Serienproduktion gedacht waren. Ab 1918 lehrte er an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in Berlin bei Bruno Paul. 1919 wurde er an das Staatliche Bauhaus in Weimar berufen. Ab 1920 leitete er die Bauhaus-Töpferei in Dornburg/Saale; er arbeitete dort mit Otto Lindig, Max Krehan, Marguerite Friedlaender und Franz Rudolf Wildenhain zusammen. Durch seine Freundschaft mit Lyonel Feininger wurde er angeregt, sich auch mit dem Holzschnitt zu beschäftigen.

Für die Bauhaus-Ausstellung 1923 schlug er als „griffige Abkürzung“ vor: „Bau Hau auwei! (nämlich Bauhausausstellung Weimar)“.[3] An Walter Gropius schrieb er am 9. Oktober 1925: „... dass wir schließlich zwei verschiedenen Welten angehören. Du hast mir aber, soweit dieser Rahmen es zuließ, Deine Freundschaft nie versagt, und dafür danke ich Dir! Bewahre mir weiterhin Deine anerkennende Verachtung, ich will’s auch so halten.“[4] – Die Bauhaus-Töpferei wurde beim Umzug nach Dessau nicht mit übernommen.

Am 15. September 1925 wurde er als Lehrer der Bildhauerklasse an die Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle berufen und war dort von 1928 bis 1933 Direktor. Im Jahr 1931 kam unter seiner Leitung der bekannte Möbeldesigner Erich Dieckmann als künstlerischer Leiter in die Tischlerei der Werkstätten der Stadt Halle (Saale). Marcks unternahm Studienreisen nach Paris zusammen mit Charles Crodel, Italien (Villa Massimo) und Griechenland. 1928 erhielt er den Villa-Romana-Preis. Nach der Berufung von Paul Thiersch an die Technische Hochschule Hannover übernahm er 1928 das kommissarische Direktorat an der Burg Giebichenstein bis zu seiner Kündigung (amtierend als Stellvertreter, weil er kein Beamter werden wollte).[5]

1933 wurde er entlassen, weil er sich für den Verbleib jüdischer Lehrkräfte, wie Marguerite Friedlaender-Wildenhain, an der Kunstschule eingesetzt hatte. Er zog nach Niehagen, heute ein Ortsteil von Ahrenshoop in Mecklenburg.[6] 1935 war er als Studiengast fünf Monate in der Villa Massimo in Rom,[7] ab 1936 arbeitete er in Berlin, wo er sich 1936 mit der Plastik „Schwimmerin“ aus dem Jahre 1934 am Olympischen Kunstwettbewerb beteiligte.[8] Das gemeinsam mit Crodel ausgeführte Musikzimmer der Burse zur Tulpe (Studentenhaus der Universität Halle/Saale) wurde 1936 zerstört, Marcks bezog daraufhin für ein Jahr den Atelierraum Nr. 13 in der Ateliergemeinschaft Klosterstraße.[9] 1937 beschlagnahmten die Nationalsozialisten 86 seiner Arbeiten und diffamierten mehrere seiner Werke in der Ausstellung „Entartete Kunst“.[10][11] Vor einer Hausdurchsuchung wurde er von seinem ehemaligen Meisterschüler Wilhelm Löber gewarnt, der daraufhin 1938 aus der SA ausgeschlossen wurde.[12] Marcks blieb jedoch Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Für diese Zeit ist seine Teilnahme an 21 Ausstellungen bis 1940 sicher belegt.[13]

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Siegermedaille Olympische Sommerspiele 1972 von München mit der von Gerhard Marcks gestalteten Rückseite
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Marcks-Grabmal auf dem Ohlsdorfer Friedhof

1945 wurde er an die Landeskunstschule in Hamburg berufen, ab 1950 arbeitete er freischaffend in Köln, wo ihm die Stadt ein von Wilhelm Riphahn erbautes Haus in Müngersdorf zur Verfügung stellte.[14] 1951 wurde er zum Juror der Kunstausstellung Eisen und Stahl berufen, seit 1955 war er Mitglied der Berliner Akademie der Künste. 1980 wurde er als auswärtiges Ehrenmitglied in die American Academy of Arts and Letters gewählt.[15]

Für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München durfte Gerhard Marcks die Rückseite der Siegermedaillen gestalten. Er wählte als Abbildung die antiken Halbbrüder Kastor und Polydeukes, die bei den Griechen als Schutzpatrone der Kampfspiele und Freundschaft galten.

Anfang der 1970er Jahre zog er sich in die Eifel zurück, wo er ein Landhaus gekauft hatte. Am 13. November 1981 starb er dort. Zuvor stellte er noch eine letzte lebensgroße Arbeit her, die als Vermächtnis gilt, die Bronze „Prometheus und der Zeus-Adler“.

Zu seinem großen Freundeskreis zählten auch u. a. Waldemar Grzimek, Ernst Barlach, Oskar Schlemmer, Lyonel Feininger, Alfred Partikel, Erich Consemüller, Charles Crodel, Ludwig Kaspar und Wilhelm Nauhaus. Zu jüngeren Freunden zählten Christian Höpfner (seit 1976) und Friedrich B. Henkel.

Die Karikaturistin Marie Marcks war seine Nichte.

Auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg befindet sich auf einem Hügel nahe dem Nordteich das Grabmal für Gerhard Marcks und Familie.[16]

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Ausstellungen und Ehrungen

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Nachlass

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Ostertorwache, ehemaliges Akzisehaus, heute Gerhard-Marcks-Haus

Der schriftliche Nachlass liegt im Deutschen Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Das Gerhard-Marcks-Haus in Bremen verwaltet seinen künstlerischen Nachlass und zeigt ihn in verschiedenen Ausstellungen. Das Museum wurde im September 1971 eröffnet.

Arbeiten in Galerien und Museen (Auswahl)

  • Gerhard-Marcks-Haus, Bremen
  • Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburg
  • Staatliche Galerie Moritzburg, Halle
  • Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schleswig
  • Kunsthalle Bielefeld
  • Niedersächsische Landesgalerie, Hannover
  • Kunsthalle Hamburg
  • Museum of Fine Arts, Boston / USA
  • Hirshhorn-Museum, Washington
  • Vatikan-Museum, Rom
  • Wallraf-Richartz-Museum, Köln
  • Staatsgalerie Stuttgart
  • South African National Gallery, Kapstadt
  • Folkwang-Museum, Essen
  • Staatl. Lindenau-Museum, Altenburg
  • Kunsthalle Mannheim
  • Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen
  • Baltimore Museum of Art / USA
  • Kunsthalle Rostock
  • Neue Nationalgalerie Berlin (SMPK)
  • Museum of Modern Art New York / USA
  • Kunstsammlungen Dresden
  • Angermuseum Erfurt
  • Museum der bildenden Künste Leipzig
  • Behnhaus Lübeck
  • Die Neue Sammlung – Staatliches Museum für angewandte Kunst / The Design Museum, München
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Plastiken im öffentlichen Raum (Auswahl)

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Gemeinschaft der Heiligen, Lübeck
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Bronzeportal der Marktkirche in Hannover, 1957–1959
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Die Mutter, Deutsche Kriegsgräberstätte Bourdon
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Albertus Magnus 1977, Übergabe im Bundeskanzleramt in Bonn
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Galerie

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Literatur

  • Adolf Rieth: Gerhard Marcks. Aurel Bongers, Recklinghausen 1959.
  • Gerhard Marcks: Ausstellungskatalog Plastik Zeichnungen Graphik. Kunstverein Hannover, 1960.
  • Gerhard Marcks: A Retrospective Exhibition. University of California Press, Los Angeles, Edition, 1969.
  • Martina Rudloff: Gerhard Marcks: Das plastische Werk. Propyläen-Verlag. Frankfurt am Main u. a. 1977, ISBN 3-549-06620-1.
  • Volker G. Probst: Gerhard Marcks – Gedanken zum Werk. Festschrift zum 90. Geburtstag, Marco, Bonn-Paris 1979.
  • Wilhelm Nauhaus: Die Burg Giebichenstein. Geschichte einer deutschen Kunstschule 1915–1933. Seemann, Leipzig 1981. (Neuauflage Leipzig 1992, ISBN 3-363-00539-3.)
  • Martina Rudloff – Eduard Hindelang, Hans Purrmann – Gerhard Marcks. Eine Künstlerfreundschaft in Briefen. Museum Langenargen am Bodensee – Gerhard-Marcks Stiftung Bremen 1986. Erschienen aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Museums Langenargen. Jahresgabe 1986 für den Freundeskreis des Gerhard Marcks-Hauses e. V.
  • Martina Rudloff: Marcks, Gerhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-00197-4, S. 125–127 (Digitalisat).
  • Martina Rudloff (Hrsg.): Gerhard Marcks und Charles Crodel. Eine Künstlerfreundschaft. Gerhard-Marcks-Stiftung, Bremen 1992, ISBN 3-924412-16-2.
  • Burg Giebichenstein: Die Hallesche Kunstschule von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ausstellungskatalog Staatliche Galerie Moritzburg Halle/Badisches Landesmuseum, Karlsruhe 1993.
  • Jens Semrau (Hrsg.): Durchs dunkle Deutschland – Gerhard Marcks – Briefwechsel 1933 bis 1980. Seemann, Leipzig 1995, ISBN 3-363-00645-4.
  • Claus Pese: Mehr als nur Kunst. Das Archiv für Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum. Hatje, Ostfildern-Ruit 1998 (Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum, Band 2), S. 85–86, 115–119.
  • Gerhard Marcks: Zwischen Bauhaus und Dornburger Atelier. Städt. Museen Jena (Hrsg.), Jena 2004, ISBN 3-930128-65-9.
  • Der Bildhauer denkt!. Zeichnungen von Gerhard Marcks. Bremen 2017, ISBN 978-3-924412-86-9.
  • Anke Blümm u. a. (Hrsg.): Wege aus dem Bauhaus. Gerhard Marcks und sein Freundeskreis. Weimar 2017. Katalog der Auftaktausstellung in Weimar und in Bremen zum 100-jährigen Gründungsjubiläum des Bauhauses 2019.
  • Anne Feuchter-Schawelka: Gerhard Marcks. Formmeister der Keramik. Weimarer Verlagsgesellschaft in Verlagshaus Römerweg, Weimar 2017, ISBN 978-3-7374-0228-6.
  • Matthias Rataiczyk (Hrsg.): Wir machen nach Halle. Marguerite Friedlaender und Gerhard Marcks. Katalogbuch mit Texten von Arie Hartog, Renate Luckner-Bien, Katja Schneider, Mirjam Verhey zur Ausstellung im Kunstverein „Talstraße“, Halle (Saale) 2018, ISBN 978-3-932962-96-7.
  • Renate Luckner-Bien: Marcks kann lachen. Der Bildhauer Gerhard Marcks in Halle an der Saale. Halle (Saale) 2019, ISBN 978-3-945377-56-7.
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Commons: Gerhard Marcks – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

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