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Halogenaromaten

aromatische Stoffe, die Halogenatome an Stelle von Wasserstoff enthalten Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Halogenaromaten (auch Halogenarene oder Arylhalogenide) leiten sich von der Gruppe der Aromaten oder Arene ab, bei denen ein oder mehrere Wasserstoffatome durch Elemente der 7. Hauptgruppe (Halogene) – Fluor, Chlor, Brom und Iod – des Periodensystems ersetzt wurden. Verbindungen des radioaktiven Elements Astat sind aufgrund der kurzen Halbwertszeit des Astats kaum erforscht. Je nachdem, welches Halogen an einen Aromaten substituiert ist werden diese konkret als Fluoraromaten oder Arylfluoride, Chloraromaten oder Arylchloride, Bromaromaten oder Arylbromide beziehungsweise Iodaromaten oder Aryliodide bezeichnet.

Aromatische Halogenverbindungen sind mitunter hochgiftig und werden oder wurden als Insektizide oder Fungizide eingesetzt. Viele davon sind mittlerweile verboten.

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Ausgewählte Beispiele

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Stammverbindungen

Zusammenfassung
Kontext
Strukturformel Thumb
Name FluorbenzolChlorbenzolBrombenzolIodbenzol
Schmelzpunkt −42 °C[1] −45 °C[2] −31 °C[3] −29 °C[4]
Siedepunkt 85 °C[1] 132 °C[2] 156 °C[3] 188 °C[4]
Kalottenmodell Thumb Thumb Thumb Thumb

Die einfachsten Verbindungen sind die mit einem Halogenatom substituierten Benzole; sie bilden daher die Stammverbindungen der Halogenaromaten.

Darstellung

Chlor- und Brombenzol können durch Halogenierung mittels Chlor bzw. Brom in Gegenwart einer Lewis-Säure dargestellt werden.

Thumb

Ausgehend von Anilin können alle vier halogenierten Benzole mittels Diazotierung dargestellt werden. Chlor-, Brom- und Iodbenzol sind über die Sandmeyer-Reaktion zugänglich, für Fluorbenzol findet die Schiemann-Reaktion Anwendung.

Ph–NN+[BF4] Ph–F + N2 + BF3
Thumb

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Die Monohalogenbenzole sind farblose Flüssigkeiten. Mit zunehmender molarer Masse steigen die Siedepunkte an. Bei den Schmelzpunkten sind diese Unterschiede nicht so stark ausgeprägt. Vom Fluor- (−42 °C) zum Chlorbenzol (−45 °C) ist sogar ein Fallen des Wertes festzustellen, während er dann zu Brom (−31 °C) und Iod (−29 °C) hin moderat steigt.

Chemische Eigenschaften

Eine charakteristische Reaktion der Halogenaromaten ist die Nukleophile aromatische Substitution. Diese Reaktion läuft meist nach dem Additions-Eliminierungs-Mechanismus ab. Halogenaromaten unterliegen eher selten nukleophilen Substitutionen, außer in hochenergetischen industriellen Prozessen.

Halogenaromaten reagieren mit Magnesiummetall zu Grignard-Verbindungen, die als "Ar"-Reagenzien anzusehen sind.

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Halogenaromaten mit zwei Halogensubstituenten

Substituiert man Benzol mit zwei Halogenen, so ergeben sich insgesamt zehn Kombinationen. Innerhalb jeder Kombination gibt es ortho-, meta- und para-Isomere.

Fluorbenzol (–F)Chlorbenzol (–Cl)Brombenzol (–Br)Iodbenzol (–I)
Fluorbenzol (–F)Difluorbenzole
FluorchlorbenzoleFluorbrombenzoleFluoriodbenzole
Chlorbenzol (–Cl)Dichlorbenzole
ChlorbrombenzoleChloriodbenzole
Brombenzol (–Br)Dibrombenzole
Bromiodbenzole
Iodbenzol (–I)Diiodbenzole

Halogenaromaten mit anderen funktionellen Gruppen

Zusammenfassung
Kontext

Auch von bekannten aromatischen Stammverbindungen, wie Phenol, Anilin, Anisol, Toluol, Nitrobenzol, Benzylalkohol, Benzaldehyd, Benzoesäure usw. gibt es halogensubstituierte Derivate. Der Name der Stammverbindung ändert sich dabei nicht. Der Halogensubstituent wird als Silbe (Präfix) darvorgesetzt. Innerhalb jeder Gruppe gibt es ortho-, meta- und para-Isomere.

Der −I-Effekt des Halogensubstituenten führt bei den Halogenphenolen und Halogenbenzoesäuren zu einer höheren Acidität im Vergleich zu Phenol bzw. Benzoesäure. Die pKs-Werte sind daher entsprechend niedriger (Phenol: 9,99[5] / Halogenphenole: 9,06[6] – Benzoesäure: 4,20[5] / Halogenbenzoesäuren: 3,58[6]).

–F–Cl–Br–I
Phenol (–OH)FluorphenoleChlorphenoleBromphenoleIodphenole
Anilin (–NH2)FluoranilineChloranilineBromanilineIodaniline
Anisol (–OCH3)FluoranisoleChloranisoleBromanisoleIodanisole
Toluol (–CH3)FluortoluoleChlortoluoleBromtoluoleIodtoluole
Nitrobenzol (–NO2)FluornitrobenzoleChlornitrobenzoleBromnitrobenzoleIodnitrobenzole
Benzylalkohol (–CH2OH)FluorbenzylalkoholeChlorbenzylalkoholeBrombenzylalkoholeIodbenzylalkohole
Benzaldehyd (–CHO)FluorbenzaldehydeChlorbenzaldehydeBrombenzaldehydeIodbenzaldehyde
Benzoesäure (–COOH)FluorbenzoesäurenChlorbenzoesäurenBrombenzoesäurenIodbenzoesäuren
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Halogenierte Heteroaromaten

Zur Gruppe der Halogenaromaten zählen auch die halogenierten Heteroaromaten, z. B. 2-Chlorpyridin, 2,6-Dibrompyridin, 2,4,6-Trichlortriazin, 2,4,6-Trifluortriazin oder das Insektizid Chlorpyrifos.

Einzelnachweise

Literatur

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