Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Hugo Gernsback
US-amerikanischer Verleger und Science-Fiction-Autor Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Hugo Gernsback, geboren als Hugo Gernsbacher (* 16. August 1884 in Luxemburg (Stadt); † 19. August 1967 in New York City), war ein US-amerikanischer Radiotechniker,[1] Verleger und Science-Fiction-Autor.[2]

Leben
Zusammenfassung
Kontext
Gernsback (ursprünglich Gernsbacher) wurde im Stadtteil Bonneweg der luxemburgischen Hauptstadt geboren. Er studierte drei Jahre lang Mathematik und Elektrotechnik am Technikum in Bingen[3.1] (heute Technische Hochschule Bingen). Er wanderte 1904 in die USA aus.[3.1] Er heiratete dreimal: Rose Harvey 1906, Dorothy Kantrowitz 1921, Mary Hancher 1951.
Technische Erfindungen und Visionen
Gernsback schlug 1924 eine Methode zur Konservierung von Leichen vor, über die das Magazin Science and Invention berichtete. Die Körper der Toten sollten mittels Galvanisierung mit einer Metallschicht überzogen werden, um die Umrisse des Körpers, die Gesichtszüge und sogar die Haare der Nachwelt zu erhalten. Das Verfahren hatte er angeblich an einem größeren Fisch erfolgreich getestet: „Das Innere des Fisches wurde ausgenommen, dann wurde die Eingeweidehöhle mit Wachs gefüllt, der Fisch getrocknet und schließlich mit Graphit bestrichen, um ihn elektrisch leitend zu machen. Darauf wurde er in einem Bad verkupfert, und zwar derart, daß jede Schuppe und Flosse deutlich erhalten blieb. Keine Einzelheit ging verloren. Nachträglich wurde dann der Kupferfisch noch versilbert.“[4]
Ebenfalls 1924 hatte er die Idee, ferngesteuerte Flugzeuge mit Fernsehkameras auszurüsten.[5] Er erfand 1925 eine neue Schaltung für Rundfunkempfänger, den Interflex.[6][7] Im gleichen Jahr prophezeite er in seinem Artikel Radio im Jahre 1935, dass zu diesem Zeitpunkt „Fernsehen und Hörempfang innig verbunden sein werden und trotzdem die Handhabung eines derartigen Apparates äußerst einfach sein wird. Auch mehr Stationen als jetzt wird man im selben Wellenbereich unterbringen können, ohne daß sie sich gegenseitig stören.“[8]
Gernsback gründete 1925 den Rundfunksender WRNY. Als Abstimmhilfe strahlte der Sender vor Beginn des Programms sowie während der Pausen „einen eigenartigen flötenartigen Ton oder vielmehr drei deutlich zu unterscheidende Töne in rascher Aufeinanderfolge“ aus, welche das Staccaton-Abstimmsignal bildeten.[9] WRNY sendete auch als erster Rundfunksender der Welt ein Zeitsignal zur automatischen Übertragung der aktuellen Uhrzeit.[10]
Außerdem war er an der Ausstrahlung von Fernsehsendungen beteiligt. Aus dem Jahre 1925 stammt Gernsbacks Vorschlag eines „Radio-Polizisten“, um „bei Zusammenrottungen die Massen im Zaume zu halten, ohne ihnen, wie das beim Einsetzen der bewaffneten Macht der Fall sein kann, Schaden an Leib und Leben zuzufügen“.[11]
Hugo Gernsback hatte im Jahre 1927 die Idee, eine Funkverbindung für die Kommunikation zwischen zwei weit entfernten Punkten auf der Erde herzustellen, indem der Mond als passiver Reflektor verwendet wird.[12] Damit kann er als Erfinder der Erde-Mond-Erde-Verbindung gelten, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA technisch realisiert wurde.
Er schlug 1927 ein „Radioklavier“ vor, bei dem die Töne durch Elektronenröhren erzeugt und damit frei von Obertönen sein sollten.[13] Damit ist Gernsback auch einer der Väter der Elektronischen Orgel.[14]
Bereits 1936 schwebten Gernsback Teleyglasses vor, die heute als Virtual-Reality-Headset verbreitet sind. Er hielt sie zunächst für nicht technisch umsetzbar. Erst Anfang der 1960er Jahre hielt er Television Eyeglasses für 3D-Film auf Grundlage miniaturisierter Braunscher Röhren für realisierbar.[3.2]
Hugo Gernsback hatte 1945 die Vision, Rundfunkgeräte mit Radionuklidbatterien auszustatten, um sie jahrzehntelang ohne externe Stromversorgung betreiben zu können.[15]
Er konstruierte 1949 eine sehr wirksame Innenantenne für den Fernsehempfang.[16]
Im Jahr 1951 hatte er die Idee für Heiratsvermittlung mit Hilfe eines Computers (Electronic Mating), was im Internet heute als Matching Realität ist.[3.1]
Auch sah er 1954 Telemedizin voraus (von ihm Teledoctoring genannt), bei dem ein Patient mittels einer Kombination von Bildschirm und Kamera einen Arzt von zu Hause aus konsultieren konnte.[3.1]
Gernsback war auch ein Erfinder und erwarb 80 Patente. So erfand er eines der ersten elektronischen Musikinstrumente unter der Verwendung von Oszillatoren, das Staccatone.
Wirken als Autor und Herausgeber
Gernsback gab 1926 die Zeitschrift Amazing Stories heraus und hat damit das moderne Genre der Science-Fiction-Literatur begründet. Zudem begründete er den Begriff Science Fiction.[17] Deren wichtigster Illustrator wurde der gebürtige Wiener Frank R. Paul. Gernsback spielte auch bei der Begründung des Science Fiction Fandom eine Schlüsselrolle, indem er in seinen Zeitschriften die Adressen von Leserbriefschreibern veröffentlichte.
Gernsback schrieb auch selbst Science-Fiction, einschließlich des Romans Ralph 124C 41+, den er erstmals von April 1911 bis März 1912 in seinem Magazin Modern Electrics veröffentlichte. Der Titel des Romans lautet, auf Englisch gesprochen, „Ralph one two four c four one plus“, was man auch verstehen kann als „Ralph, one to foresee for one more“. Das bedeutet auf Deutsch: „Ralph, einer der für uns in die Zukunft schaut“. Sein Werk wird allgemein aufgrund der Vielfalt seiner Ideen als lesenswert angesehen, weniger wegen seiner literarischen oder erzählerischen Qualität.
Remove ads
Ehrungen
Der Science-Fiction-Achievement-Preis, der jedes Jahr aufgrund der Abstimmung von Mitgliedern der World Science Fiction Society verliehen wird, wurde nach Gernsback Hugo benannt. Dazu wurde 1970 ein Mondkrater nach ihm benannt.[18] Gernsback wurde 1996 in die Science Fiction and Fantasy Hall of Fame aufgenommen.
Nach Hugo Gernsbach ist eine Straße im Luxemburger Geschäfts- und Bankenviertel Kirchberg-Plateau benannt, die Rue Hugo Gernsback (1855 Kirchberg-Plateau, Luxemburg). Auch die dortige Bushaltestelle trägt seinen Namen (Karte).
Remove ads
Trivia
- Im Videospiel Mass Effect 2 ist der Name eines abgestürzten Raumschiffes Hugo Gernsback.[19]
- Im 1967 produzierten französisch-italienischen Film Der Teufelsgarten von Yves Boisset mit Claudio Brook und Klaus Kinski heißt ein die Weltzerstörung anstrebender Wissenschaftler Hugo Gernsback.[20]
- Gernsback äußerte 1953 die Ansicht, in Zukunft werde die Sprache „knapper, gedrängter werden, mit weit weniger Wörtern auskommen […], darunter aber vielen neuen, wie permadollar (wertbeständiger Dollar), Geopolis (Name der Erdhauptstadt)“.[21]
- Gernsback sprach Deutsch, Französisch, Englisch sowie Luxemburgisch.[3.3]
Werke
Romane
- The Scientific Adventures of Baron Münchausen (1915, 2006)
- Ralph 124C 41+: A Romance of the Year 2660 (1925)
- Ralph 124 C 41 plus. Übersetzt von Walter Ernsting. Pabel (Utopia-Großband #52), Rastatt 1957, DNB 363777229. Neuübersetzung: Ralph 124C 41+. Übersetzt von Eugen Müller-Frantz. Heyne (SF&F #3343), München 1973, DNB 740043765.
- Ultimate World (1971, postum)
Kurzgeschichten
- The Magnetic Storm (1918); auch: The Electric Duel (1923), The Poor Fish (als Mohammed Ulysses Socrates Fips, 1925)
- The Killing Flash (1929)
- Postscript to The Return of Tyme (als Mohammed Ulysses Socrates Fips, 1934)
- The Infinite Brain (1942)
- The World in 2046 (1945)
- The Electronic Baby (als Dr. Grego Banshuck, 1946)
- The Radio Brain (als Gus N. Habergock, 1946)
- Exploration of Mars (1949)
- Action at a Distance (1950)
- World War III – In Retrospect (1950)
- The Cosmatomic Flyer (als Greno Gashbuck, 1953)
- Extra Sensory Perfection (1955)
Essaysammlungen
- Evolution of Modern Science Fiction (1952)
- Hugo Gernsback: A Man Well Ahead of His Time (2007, hrsg. von Larry Steckler)
- The Perversity of Things: Hugo Gernsback on Media, Tinkering, and Scientifiction (2016)
Zeitschriftenartikel
- Wie verfertige ich einen Radio-Tänzer? Eine Radiospielerei für Weihnachten. In: Österreichischer Radio-Amateur. Das gesamte Radiowesen in Wort und Bild, Jahrgang 1925, S. 309–311 (online bei ANNO).
- Die Interflex-Schaltung. In: Radiowelt. Illustrierte Wochenschrift für Jedermann, Heft 35/1925, S. 12–14 (online bei ANNO). (Mit Foto von Hugo Gernsback.)
- Der rückgekoppelte Interflex-Empfänger. In: Österreichischer Radio-Amateur. Das gesamte Radiowesen in Wort und Bild, Jahrgang 1926, S. 26–32 (online bei ANNO).
- „Drahtloses“ Tanzen bei Radiomusik. In: Österreichischer Radio-Amateur. Das gesamte Radiowesen in Wort und Bild, Jahrgang 1926, S. 162–164 (online bei ANNO).
- Das Detektorium. In: Österreichischer Radio-Amateur. Das gesamte Radiowesen in Wort und Bild, Jahrgang 1926, S. 565–566 (online bei ANNO).
- Ist ein drahtloser Verkehr mit den Planeten möglich?. In: Österreichischer Radio-Amateur. Das gesamte Radiowesen in Wort und Bild, Jahrgang 1927, S. 225–229 (online bei ANNO).
- Der »Zeitautomat«. In: Radiowelt. Illustrierte Wochenschrift für Jedermann, Heft 22/1927, S. 9 (online bei ANNO).
- Der „Peridyne“-Fünfröhrenempfänger. In: Österreichischer Radio-Amateur. Das gesamte Radiowesen in Wort und Bild, Jahrgang 1928, S. 109–115 (online bei ANNO).
Remove ads
Literatur
- Biografien
- Luc Henzig (Hrsg.): Hugo Gernsback, an amazing story: 1884 Luxembourg–1967 New York. Centre National de Littérature 27 octobre 2010-18 mars 2011. Ausstellungskatalog. Centre National de Littérature, Mersch 2010, ISBN 978-2-919903-21-4.
- Franz Pichler: Hugo Gernsback und seine technischen Magazine: von „Science Facts“ zu „Science Fiction“ und „Cold Facts“: Zum Leben und zum Werk eines ungewöhnlichen Luxemburgers in den USA. Trauner, Linz 2013, ISBN 3-99033-164-7.
- Harald Sack: The Man Who Invented Science Fiction–Hugo Gernsback. 2019.[22]
- Gary Westfahl: Hugo Gernsback and the Century of Science Fiction. McFarland, Jefferson, North Carolina 2007 (Critical explorations in science fiction and fantasy; 5), ISBN 0-7864-3079-6).
- Artikel
- Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn: Reclams Science-fiction-Führer. Reclam, Stuttgart 1982, ISBN 3-15-010312-6, S. 170 f.
- Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn, Wolfgang Jeschke: Lexikon der Science Fiction Literatur. Heyne, München 1991, ISBN 3-453-02453-2, S. 475–477.
- Mike Ashley, Robert A. W. Lowndes: The Gernsback Days: A Study in the Evolution of Modern Science Fiction from 1911 to 1936. Wildside Press, Holicong, Pennsylvania 2004.
- Peter von Bechen: Hugo Gernsback – Der Mann, der die Zukunft erfand. In: Funkgeschichte, Heft 208 (2013), S. 40–49.
- Frederic Krome: „Will the Germans Bombard New York?“ Hugo Gernsback and the Future War Tale. In: The Journal of Military History, Bd. 86 (2022), Nr. 1, S. 54–76.
- Richard A. Lupoff: Gernsback, Hugo. In: Noelle Watson, Paul E. Schellinger: Twentieth-Century Science-Fiction Writers. St. James Press, Chicago 1991, ISBN 1-55862-111-3, S. 310–312.
- George Mann: The Mammoth Encyclopedia of Science Fiction. Robinson, London 2001, ISBN 1-84119-177-9, S. 146 f.
- Sam Moskowitz: Hugo Gernsback: ‚Father of Science Fiction‘. In: (ders.): Explorers of the Infinite: Shapers of Science Fiction. World Publishing, Cleveland, Ohio 1963.
- Donald H. Tuck: The Encyclopedia of Science Fiction and Fantasy through 1968. Advent, Chicago 1974, ISBN 0-911682-20-1, S. 184 f.
- Gary Westfahl: Gernsback, Hugo. In: John Clute, Peter Nicholls: The Encyclopedia of Science Fiction. 3. Auflage (Online-Ausgabe), Version vom 4. April 2017.
- Barnum of the Space Age. The Amazing Hugo Gernsback, Prophet of Science. In: Life. Band 55, Nr. 4, 26. Juli 1963, S. 62–68 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 8. Juli 2025]). (Mit Fotos u. a. von Hugo Gernsback.)
Remove ads
Filme
- Tune Into the Future. Ein Dokumentarfilm von Eric Schockmel von 2020 über Hugo Gernsbacks Leben[23]
Weblinks
Commons: Hugo Gernsback – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Literatur von und über Hugo Gernsback im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hugo Gernsback in der Internet Speculative Fiction Database (englisch)
- Hugo Gernsback in der Science Fiction Awards+ Database
- Werke von Hugo Gernsback bei Open Library
- Hugo Gernsback in Fantastic Fiction (englisch)
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads
