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Internationale Filmfestspiele Berlin 2024
74. Ausgabe der Berlinale Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin (Berlinale) fanden vom 15. bis 25. Februar 2024 statt. Sie standen zum fünften und letzten Mal unter der Leitung von Carlo Chatrian (künstlerischer Leiter) und Mariette Rissenbeek (Geschäftsführung). Als Jurypräsidentin für den Hauptwettbewerb, in dem unter anderem der Goldene Bär für den besten Film des Festivals vergeben wird, wurde die kenianisch-mexikanische Filmschaffende und Autorin Lupita Nyong’o ausgewählt. Der Preis ging an den Dokumentarfilm Dahomey von Mati Diop.




Filmbeiträge konnten von Mitte September bis Mitte November 2023 eingereicht werden.[1] Bis Januar 2024 wurden 236 Beiträge aus 80 Ländern bekannt gegeben, 50 weniger als im Vorjahr.[2][3] Alle Beiträge in den Sektionen Wettbewerb und Encounters wurden am 22. Januar 2024 auf einer Pressekonferenz vorgestellt.[4] Im Vorfeld war bekannt geworden, dass aus Kostengründen das Programm 2024 reduziert wurde – unter anderem fielen die Sektionen Perspektive Deutsches Kino und Berlinale Series weg.[5] Als neues Mitglied ins Auswahlkomitee wurde die Berliner Filmfestival-, Kunst- und Kulturberaterin Jacqueline Nsiah berufen.[6]
Bereits im Vorfeld als Gewinner standen der US-amerikanische Filmemacher Martin Scorsese (Goldener Ehrenbär) und der deutsche Regisseur und Autor Edgar Reitz (Berlinale Kamera).
Für Kritik unter Kunstschaffenden sorgte noch vor Festivalbeginn die ursprüngliche Entscheidung, Politiker der AfD zur Eröffnung der Berlinale einzuladen. Dies geschah laut Festivalleitung aufgrund von Einladungsquoten über die Kulturstaatsministerin Claudia Roth und den Berliner Senat, da sie gewählte Mitglieder des Deutschen Bundestags und des Berliner Abgeordnetenhauses seien. Am 8. Februar 2024, eine Woche vor Festivaleröffnung, distanzierte sich die Berlinale von dieser Vorgabe und lud fünf zuvor eingeladene AfD-Politiker schriftlich wieder aus.[7]
Zu einem weiteren Eklat kam es während der Preisverleihung am 24. Februar 2024, als von mehreren Preisträgern getätigte Israel-kritische Aussagen zu teils heftiger Kritik bei Politikern und Kulturschaffenden führten. Zum Teil wurden Antisemitismusvorwürfe im Zusammenhang mit dem Krieg in Israel und Gaza erhoben.
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Erzwungener Rückzug Carlo Chatrians
Im September 2023 kritisierten rund 200 Filmschaffende, darunter Martin Scorsese, Radu Jude, Maria Speth und Olivier Assayas, in einem offenen Brief Kulturstaatsministerin Claudia Roth wegen ihrer Ansicht nach schädlichen, unprofessionellen und unmoralischen Verhaltens im Zusammenhang mit dem erzwungenen Rückzug des damaligen künstlerischen Leiters der Berlinale Carlo Chatrian. Die Berlinalen seien unter seiner Ägide hochlebendig, voller Überraschungen und beim Publikum erfolgreich gewesen.[8]
Ausladung von AfD-Politikern
Am 2. Februar 2024 kritisierten über 200 Kunstschaffende die Entscheidung der Festivalleitung, Politiker der AfD zur Eröffnung der Filmfestspiele einzuladen. In einem offenen Brief forderten die Unterzeichnenden die Ausladung der AfD-Politiker und erinnerten an das von der Berlinale selbst gegebene Verständnis: „Wir halten dies für unvereinbar mit dem Bekenntnis des Festivals, ein Ort der «Empathie, des Bewusstseins und der Verständigung» zu sein, wie es auf der Jahrespressekonferenz am 19. Januar verkündet und auf der Homepage des Festivals veröffentlicht wurde.“[9][10] Festivalleiterin Mariette Rissenbeek schrieb in einem Statement auf dem Instagram-Account der Berlinale, dass AfD-Mitglieder zutiefst antidemokratische Positionen vertreten würden, die im Widerspruch zu den Werten der Berlinale und ihren Mitarbeitern stehen. In dem Statement hießt es, dass AfD-Politiker aufgrund von Einladungsquoten über die Kulturstaatsministerin Claudia Roth und den Berliner Senat zur Eröffnung eingeladen wurden, da sie gewählte Mitglieder des Bundestags und des Berliner Abgeordnetenhauses seien.[11]
Rissenbeek erklärte im Deutschlandfunk Kultur, dass die Festivalleitung in einem Dilemma stecke, wenn „viele Filmschaffende, die wir eigentlich bei uns im Haus mit ihren Filmen begrüßen, sich unwohl fühlen“.[12] Drehbuchautorin und Regisseurin Anika Decker positionierte sich laut den Nachrichtenmagazin Der Spiegel gegen die Teilnahme von AfD-Abgeordneten bei der Berlinale-Eröffnung. Sie empfand es als „schwer erträglich“, dass die Berliner AfD-Landesvorsitzende Kristin Brinker, die an einem Treffen mit Rechtsextremen teilgenommen hatte, möglicherweise auf die diesjährige Jurypräsidentin Lupita Nyong’o treffen könne.[13] Filmkritiker Rüdiger Suchsland betonte, dass die Berlinale immer auch ein politisches Festival sei, „aber wenn es um die AfD geht, bleibt sie ganz still“.[14]
Am 8. Februar 2024, eine Woche vor Festivalbeginn, entschied die Berlinale-Leitung, die zuvor eingeladenen fünf AfD-Politiker schriftlich wieder auszuladen. Zuvor hätte es festivalintern eine „intensive Diskussion“ zu dem Thema gegeben. Die zuvor eingeladenen AfD-Politiker seien schriftlich darüber informiert worden, „dass sie auf der Berlinale nicht willkommen“ seien. Die Leitung verwies in ihrer veröffentlichten Erklärung, dass „das Engagement für eine freie, tolerante Gesellschaft und gegen Rechtsextremismus zur DNA der Berlinale“ gehöre. „Als Berlinale“ sei es „wichtig, unmissverständlich Stellung zu beziehen für eine offene Demokratie“. Die Diskussion zum Umgang mit AfD-Politikern beträfe „auch viele andere Organisationen und Festivals“, deshalb müsse diese Debatte „gesamtgesellschaftlich und gemeinsam mit allen demokratischen Parteien geführt werden“.[7]
Antisemitismusvorwürfe nach der Preisverleihung

Vorkommnisse auf der Berlinale
Bei der Preisverleihung am 24. Februar 2024 gab es umstrittene Äußerungen zum Krieg in Israel und Gaza. So wurde der Dokumentarfilm No Other Land mit dem Berlinale Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet. Er behandelt die Vertreibung von Palästinensern im Westjordanland. Jurymitglied Véréna Paravel trug während der Laudatio einen Zettel mit der Aufschrift „Cease Fire Now“ („Waffenstillstand jetzt“) auf dem Rücken. Der palästinensische Co-Regisseur, Basel Adra, nahm in seiner Dankesrede ebenfalls Bezug auf die Kämpfe im Gazastreifen: „Es ist für mich sehr schwer zu feiern, wenn Zehntausende meines Volkes in Gaza gerade durch Israel abgeschlachtet werden“. Er forderte Deutschland auf, keine weiteren Waffen an Israel zu liefern. Dies wurde vom Saalpublikum mit Applaus quittiert.
Der israelische Co-Regisseur Yuval Abraham sagte: „Ich und Basel, wir sind gleich alt. Ich bin Israeli, Basel ist Palästinenser. Und in zwei Tagen werden wir in ein Land zurückkehren, in dem wir nicht gleich sind. Ich lebe unter Zivilrecht, Basel unter Militärrecht. Wir leben 30 Minuten voneinander entfernt, aber ich habe das Wahlrecht und Basel nicht. Ich kann mich in diesem Land frei bewegen. Basel ist, wie Millionen von Palästinensern, im besetzten Westjordanland eingesperrt. Diese Situation der Apartheid zwischen uns, diese Ungleichheit, sie muss aufhören.“[15]

Weitere Preisträger schlossen sich der Unterstützung der palästinensischen Bevölkerung an. Regisseur Ben Russell, mit seiner Dokumentation Direct Action Sieger der Sektion Encounters, forderte ebenfalls einen sofortigen „Waffenstillstand“ und erklärte, er und sein Team seien „gegen den Genozid“. Auch hierfür gab es Applaus. Sie trugen auf der Bühne eine Kufiya, auch als „Palästinensertuch“ bekannt.[16] Bereits vor Beginn hatten einige Gäste auf dem Roten Teppich sich mit Kufiyas oder anderen Symbolen mit der Gaza-Bevölkerung solidarisiert.[17] Auch Mati Diop, mit ihrer Arbeit Dahomey Gewinnerin des Hauptwettbewerbs, gab am Ende ihrer Dankesrede an, „in Solidarität mit Palästina“ zu stehen.[18]
In den Statements der Filmschaffenden wurde der Terrorangriff der Hamas auf Israel nicht erwähnt; ebenso wenig wurde die Freilassung der israelischen Geiseln gefordert. Der Antisemitismusbeauftragte der Regierung, Felix Klein, kritisierte die Äußerungen der Künstler als "nicht akzeptabel".[19]
Für Empörung sorgte auch ein Post auf dem Instagram-Profil des Festivals. Ein beim Kurznachrichtendienst X geteilter Screenshot zeigte, dass ein Foto um die umstrittene Parole „Free Palestine – From the River to the Sea“ ergänzt worden war. Die Festivalleitung löschte den Post kurz nach seiner Veröffentlichung und kündigte eine Untersuchung sowie Strafanzeige gegen Unbekannt an.[16]
Laut einer Recherche der Süddeutschen Zeitung waren Versuche ignoriert worden, die Leitung des Festivals im Vorfeld davon zu überzeugen, an die Entführung des israelischen Schauspielers David Cunio durch die Hamas zu erinnern, der 2013 auf dem Festival mit dem Film Youth vertreten war.[20]
Die Berliner Stadtverwaltung gab bekannt, dass sie eine Untersuchung darüber einleite, ob die Festivalveranstalter dafür gesorgt hätten, dass die Preisverleihung ein breites Spektrum an Standpunkten widerspiegele, und wenn nicht, warum.[21]
Reaktionen in Deutschland
Während die Berlinale-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek zu Anfang der Preisverleihung den im Oktober 2023 verübten Terrorangriff der Hamas auf Israel verurteilt und an das Leid der israelischen Bevölkerung erinnert hatte,[17] sorgten die im weiteren Verlauf getätigten Aussagen zu teils heftiger Kritik bei Politikern und Kulturschaffenden. Zum Teil wurde auch auf den Antisemitismus-Eklat während der documenta fifteen 2022 in Kassel Bezug genommen. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), selbst bei der Berlinale-Preisverleihung im Publikum anwesend, forderte Maßnahmen der neuen Festivalleitung um Tricia Tuttle, um „Relativierungen in Bezug auf Israel“ künftig zu verhindern. Auch Politiker des Berliner Abgeordnetenhauses übten Kritik und befürchteten, dass die Berlinale einen „politischen Schaden“ davontragen könnte. Kultursenator Joe Chialo (CDU) hoffte, dass die Festivalleitung die Vorfälle konsequent aufarbeite, und ordnete sie als selbstgerechte antiisraelische Propaganda ein.[16] Rissenbeek selbst meldete sich später schriftlich zu Wort und gab an, dass es sich bei den Äußerungen der Gäste und Preisträger um „unabhängige individuelle Meinungen“ gehandelt habe, die das Festival respektiere, die aber „… nicht die Haltung des Festivals [spiegeln]“.[17] Chialo gab an, eine Anfang 2024 geplante und zurückgenommene Antisemitismusklausel neu diskutieren zu wollen.[22]
Claudia Roth sagte am folgenden Tag, man werde die Vorkommnisse bei der Preisverleihung aufarbeiten. Die Distanzierungen von Wegner und Roth nach der Veranstaltung wurden mit Verweis auf Aufnahmen der Preisverleihung kritisiert, die die beiden nach der Rede von Adra und Abraham klatschend im Publikum zeigen.[23] Roth gab an, ihr Applaus habe Abraham und seiner Forderung nach einer politischen Lösung sowie einem friedlichen Zusammenleben in der Region gegolten.[24] Einige Tage später nannte Roth die Preisverleihung „missglückt und zum Teil unerträglich“. Als Tiefpunkt bezeichnete sie den Auftritt des US-Filmemachers Ben Russell, der Israel einen Genozid an den Palästinensern vorgeworfen hatte. Das habe, so Roth, „bei allem Mitgefühl für das Leid der Zivilisten, nun wirklich nichts mit der Situation im Gazastreifen zu tun“. Die Verantwortung dafür sah Roth bei der Berlinale-Leitung, die besser auf solche Vorkommnisse hätte vorbereitet sein sollen. Eine Intervention des Staates lehnte sie hingegen ab.[25]
Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, schätzt die bei der Preisverleihung gefallenen Aussagen nicht als antisemitisch, sondern als „antiisraelisch“ und „einseitig“ ein.[26]
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung Felix Klein kritisierte die Äußerungen der Künstler als „nicht akzeptabel“ und warf ihnen die Nichterwähnung der Hamas-Terrorattacke vor. Sie hätten „ihr Gastrecht schändlich ausgenutzt“. Der Kulturbetrieb habe ein Problem mit „Antisemitismus, der von links“ komme. Von einem Genozid könne man nicht sprechen, da die Menschen nicht von Israelis getötet würden, „nur weil sie Palästinenser“ seien, sondern weil sie „von Hamas-Terroristen als menschliche Schutzschilde genommen“ würden.[19][27]
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland Josef Schuster forderte, die deutsche Kulturlandschaft dürfe „nicht immer wieder Schauplatz antisemitischer und antizionistischer Tiraden“ werden. Statt einer klaren Positionierung gegen Antisemitismus entbrenne „eine Debatte um Definitionen und Deutungshoheiten“.[28]
Israelische Reaktionen
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, kritisierte, dass „antisemitische und israelfeindliche Äußerungen“ mit tosendem Applaus bedacht worden seien.[29]
Im öffentlich-rechtlichen israelischen Fernsehen (KAN) wurde Yuval Abrahams Redebeitrag auf der Berlinale als „antisemitisch“ bezeichnet.[30]
Die israelische Zeitung Haaretz kommentierte die Bezeichnung von Abrahams Rede als „antisemitisch“ als gegenwärtige Entsprechung der Lage in Israel, in der „Atmosphäre des Verschweigens, der Selbstzensur und der Verfolgung jeder Person, die Kritik am israelischen Regime äußert. Was ist so beängstigend an Abrahams Worten? In weniger als einer Minute beschrieb er eine Situation, die die meisten Israelis leugnen oder, noch schlimmer, völlig ignorant sind. […] Abraham spiegelte die Wahrheit wider, wenn es um den Status von Palästinensern wie Basil im Vergleich zu dem der Israelis geht. [...] Kritiker der Besatzung als Antisemiten zu bezeichnen, ist ein Verhaltensmuster, das aus der rechtsextremen Partei Otzma Yehudit und ihren Gleichgesinnten importiert wurde. Gemäß diesem Spielbuch muss jeder, der Kritik an Israels Politik gegenüber den Palästinensern und der Besatzung äußert, sofort als ‚Unterstützer des Terrors‘, ‚antisemitisch‘ oder ‚Judenhasser‘ gebrandmarkt werden.“[30]
Der Regisseur Yuval Abraham berichtete wenige Tage nach seiner Rede Morddrohungen von einem „rechtsgerichteten israelischen Mob“, der zu seinem Wohnhaus gezogen sei, erhalten zu haben. Abraham verurteilte die Bewertungen, dass seine Rede antisemitisch gewesen sei. Es sei vor dem Hintergrund, dass seine Vorfahren dem Holocaust teilweise zum Opfer gefallen waren, empörend, „dass deutsche Politiker im Jahr 2024 die Dreistigkeit haben“, diese Beurteilung vorzunehmen. Laut Abraham wird der Begriff Antisemitismus von deutscher Seite dazu missbraucht, „nicht nur um palästinensische Kritiker Israels zum Schweigen zu bringen, sondern auch um Israelis wie mich zum Schweigen zu bringen, die einen Waffenstillstand unterstützen, der das Töten in Gaza beendet und die Freilassung der israelischen Geiseln ermöglicht“.[31]
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Offizielle Sektionen
Zusammenfassung
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Wettbewerb um den Goldenen Bären
Internationale Jury

Als Präsidentin der Wettbewerbsjury wurde die kenianisch-mexikanische Filmschaffende und Autorin Lupita Nyong’o ausgewählt.[32]
Die weiteren Jurymitglieder waren:[33]
- Brady Corbet, US-amerikanischer Regisseur und Schauspieler
- Ann Hui, Filmemacherin aus Hongkong/China (zweimalige Teilnehmerin am Wettbewerb, Berlinale Kamera 1997)
- Christian Petzold, deutscher Filmemacher (sechsmaliger Teilnehmer am Wettbewerb, Großer Preis der Jury 2023 und Regiepreis 2012)
- Oksana Sabuschko, ukrainische Schriftstellerin
- Albert Serra, spanischer Filmemacher
- Jasmine Trinca, italienische Schauspielerin und Filmemacherin
Filme
In den Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären wurden 20 Produktionen aus 30 Ländern eingeladen, darunter je zwei Debütfilme und dokumentarische Formen. Den US-amerikanischen Beitrag A Different Man ausgenommen, handelte es sich allesamt um Weltpremieren. Neun Regisseure waren bereits im Programm der Berlinale vertreten gewesen, sechs von ihnen auch im Wettbewerb. Bei sechs Filmen führten Frauen Regie oder Co-Regie.[34]
Als Eröffnungsfilm der Berlinale wurde die Literaturverfilmung Small Things Like These ausgewählt.[35]
Berlinale Special Gala und Berlinale Special
In diesen Sektionen wurden Filme außer Konkurrenz gezeigt. Eine erste Auswahl wurde am 20. Dezember 2023 bekannt gegeben, weitere Titel folgten am 15. und 25. Januar 2024.[36][37][38]
Berlinale Special Gala
Berlinale Special
Encounters
In diesen Sektionen wurden ästhetisch und strukturell wagemutige Filmen von unabhängigen und aus Sicht der Festivalleitung innovativen Filmschaffenden gezeigt. Ausgewählt wurden 15 Filme auf 17 Produktionsländern, darunter zwei Debüt-Spielfilme und ein Dokumentarfilmdebüt. Frauen führten bei sechs Beiträgen Regie.[39] Der Jury gehören die Filmemacher Lisandro Alonso (Argentinien), Denis Côté (Kanada) und Tizza Covi (Österreich/Italien) an, die Preise für den besten Film, die beste Regie und einen Spezialpreis vergaben.[40]
Berlinale Shorts
In der Reihe Berlinale Shorts wurden Kurzfilme (Spiel-, Dokumentar-, Experimental- und Animationsfilme) gezeigt. Neben dem Goldenen Bären für den aus Jurysicht besten Beitrag und dem Silbernen Bären (Preis der Jury) vergab sie auch eine Nominierung für den Europäischen Filmpreis. Das Programm aus 20 Beiträgen wurde von Anna Henckel-Donnersmarck kuratiert. Erneut berücksichtigt wurden neue Werke von Ulu Braun (weitere Einladungen: 2013, 2014, 2015, 2018, 2021), Akihito Izuhara (2010, 2012, 2016), Eva Könnemann (2019), Mili Pecherer und Yuyan Wang (beide 2020) sowie von Joung Yumi (2013, 2022).[41] Der Jury gehörten İlker Çatak (Deutschland), Xabier Erkizia (Spanien) und Jennifer Reeder (USA) an.[42]
Panorama
Die Sektion Panorama zeigte eine Auswahl an Dokumentar- und Spielfilmen. Titel wurden am 14. Dezember 2023 und 17. Januar 2024 bekannt gegeben.[43][44]
Spielfilme
Dokumentarfilme
Forum
Im August 2023 übernahm die Autorin und Kuratorin Barbara Wurm die Leitung der Sektion Forum von Cristina Nord. Unterstützt wurde sie von Anna Hoffmann als Sektions- und Programmmanagerin. Das Forum Expanded wurde weiterhin von Uli Ziemons und Ala Younis geleitet.[45] Die 45 Filme aus Forum und Forum Special wurden letztmals im Kino Arsenal am Potsdamer Platz gezeigt, ab 2025 im silent green Kulturquartier.[46]
Die ersten acht Titel wurden am 13. Dezember 2023 bekannt gegeben.[47] Weitere folgten am 17. Januar 2024.[46]
Forum Special
Das Forum Special zeigte 2024 Filme, „die Haltung zeigen“. Vierzehn Titel wurden am 9. Januar 2024 bekannt gegeben.[48]
Forum Expanded
Das Forum Expanded wurde 2024 weiterhin von Ala Younis und Ulrich Ziemons (Co-Leitung) sowie Karina Griffith und Shai Heredia geleitet.[49] Die ersten sieben Titel wurden am 20. Dezember 2023 bekannt gegeben.[49] Weitere folgten am 17. Januar 2024.[50]
Forum Expanded Ausstellung
Generation
Diese Berlinale-Sektion zeigte für Kinder und Jugendliche geeignete internationale Filmproduktionen. Das Programm bestand aus 32 Lang- und Kurzfilmen, darunter sieben Langfilmdebüts und 22 Weltpremieren.[51][52] Mit der Weltpremiere von Last Swim, dem Spielfilmdebüt von Sasha Nathwani, wurde der Wettbewerb von Generation 14plus eröffnet. Als Eröffnungsfilm von Generation Kplus 2024 wurde Sieger Sein der deutsch-kurdischen Regisseurin und Drehbuchautorin Soleen Yusef ausgewählt.[53]
Die Kinder- und Jugendjury der Sektion ehrte die besten Filme mit den Gläsernen Bären und Lobende Erwähnungen für besondere Leistungen. Darüber hinaus vergab eine internationale Jury bestehend aus Amjad Abu Alala (Sudan), Banafshe Hourmazdi (Iran/Deutschland) und Ira Sachs (USA) Geldpreise in beiden Wettbewerbssparten.[54]
Langfilme (Generation Kplus und Generation 14plus)
Kurzfilme (Generation Kplus und Generation 14plus)
Berlinale Talents
Nikola Joetze übernahm am 1. September 2023 von Christine Tröstrum die Projektleitung von Berlinale Talents und bildet mit Florian Weghorn die Doppelspitze der Talentförderinitiatiative. Berlinale Talents fand vom 17. bis 22. Februar 2024 im Berliner HAU Hebbel am Ufer statt. 2024 war das zentrale Thema Sprache: COMMON TONGUES – Speaking Out in the Language of Cinema.[55] Die Jury von Talents Footprints – Mastercard Enablement Programme bildeten die iranische Regisseurin Sadaf Foroughi, die deutsche Schauspielerin Thelma Buabeng und Marene Arnold, Vizepräsidentin Marketing und Kommunikation Mastercard DACH-Region, da es hier für weitere drei Jahre eine Co-Partnerschaft mit Mastercard initiiert wurde.[56]
Berlinale Classics
Die Reihe Berlinale Classics wurde von Rainer Rother und seinem Team gestaltet. Sie zeigt regelmäßig Weltpremieren von restaurierten Filmen in Digitalfassung und enthielt 2024 unter anderem ein frühes Tonfilmexperiment und nüchtern-distanziert gefilmte Schwarzweißdramen.[57] Als Berlinale Classics Specials präsentierte die Reihe auch zwei neue 4K-Restaurierungen. Folgende zehn Filme wurden in die Auswahl aufgenommen:[57]
Retrospektive
Etwa 20 Filme aus dem Zeitraum zwischen 1960 und 2000 waren für die Sektion Retrospektive unter Leitung von Rainer Rother geplant. Inhaltliche Schwerpunkte werden bei unangepassten Darstellenden, eigenwilligen Filmsprachen und unkonventionellen Produktionen der deutschen Filmgeschichte jenseits des Kanons gesetzt.[58][59]

European Film Market
Der European Film Market soll bei der 74. Auflage das Werk von Filmschaffenden aus Italien („Countries in Focus“) eine besondere Plattform geben und vom 15. bis 21. Februar 2024 stattfinden.[60]
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Auszeichnungen
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Offizielle Sektionen
Die Preisverleihung in den wichtigsten Wettbewerbssparten fand am Abend des 24. Februar 2024 im Berlinale Palast statt.[61]
Internationaler Wettbewerb
Encounters
- Bester Film: Direct Action – Regie: Guillaume Cailleau und Ben Russell
- Beste Regie: Juliana Rojas (Cidade; Campo)
- Spezialpreis der Jury (ex aequo):
- Khamyazeye bozorg (The Great Yawn) – Regie: Aliyar Rasti
- Kong fang jian li de nv ren (Some Rain Must Fall) – Regie: Qiu Yang
Berlinale Shorts
- Goldener Bär für den besten Kurzfilm: Un movimiento extraño (An Odd Turn) – Regie: Francisco Lezama
- Silberner Bär Preis der Jury: Re tian wu hou (Remains of the Hot Day) – Regie: Wenqian Zhang
- Lobende Erwähnung: That’s All From Me (So viel von mir) – Regie: Eva Könnemann
Panorama Publikumspreis
- Spielfilm
- Memories of a Burning Body (Costa Rica / Spanien), Regie: Antonella Sudasassi Furniss
- Dokumentarfilm
- No Other Land (Palästina / Norwegen), Regie: Basel Adra Yuval Abraham
Generation Kplus[62]

- Kinderjury
- Gläserner Bär für den besten Film: It's Okay von Kim Hye-young
- Lobende Erwähnung: Young Hearts von Anthony Schatteman
- Gläserner Bär für den besten Kurzfilm: Papillon von Florence Miailhe
- Lobende Erwähnung: SukounSukoun von Dina Naser
- Internationale Jury
Generation 14plus[63]
- Jugendjury
- Gläserner Bär für den besten Film: Last Swim – Regie: Sasha Nathwani
- Lobende Erwähnung: Kai Shi De Qiang (She Sat There Like All Ordinary Ones) – Regie: Qu Youjia
- Gläserner Bär für den besten Kurzfilm: Cura sana – Regie: Lucía G. Romero
- Lobende Erwähnung: Lapso – Regie: Caroline Cavalcanti
- Internationale Jury (Amjad Abu Alala, Banafshe Hourmazdi und Ira Sachs)
- Großer Preis für den Besten Film: Comme le feu – Regie: Philippe Lesage
- Lobende Erwähnung: Maydegol – Regie: Sarvnaz Alambeigi
- Spezialpreis für den Besten Kurzfilm: Un pájaro voló – Regie: Leinad Pájaro De la Hoz
- Lobende Erwähnung: Songs of Love and Hate – Regie: Saurav Ghimire

Preise unabhängiger Jurys
- Berlinale Dokumentarfilmpreis
- Bester Dokumentarfilm: No Other Land – Regie: Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham und Rachel Szor
- GWFF Preis Bester Erstlingsfilm
- Cu Li Không Bao Giờ Khóc (Cu Li Never Cries) – Regie: Lân Phạm Ngọc
- Wettbewerb: Ein kleines Stück vom Kuchen – Regie: Maryam Moghadam und Behtash Sanaeeha
- Encounters: Sleep With Your Eyes Open – Regie: Nele Wohlatz
- Panorama: Faruk – Regie: Aslı Özge
- Forum: The Human Hibernation – Regie: Anna Cornudella Castro
- Bester deutscher Nachwuchsfilm: Ivo – Regie: Eva Trobisch[65]
- Favoriten – Regie: Ruth Beckermann[66]
- Une famille - Regie: Christine Angot[67]
Ehrenpreise

Im Vorfeld wurden die Gewinner der beiden Ehrenpreise bekannt gegeben. Der Goldene Ehrenbär wurde dem US-amerikanischen Filmemacher Martin Scorsese zuerkannt. Daraufhin wurden Aufführungen seiner früheren Werke Die Zeit nach Mitternacht (1985) und Departed – Unter Feinden (2006) sowie der neu produzierte Dokumentarfilm Made in England: The Films of Powell and Pressburger von David Hinton mit ins Programm aufgenommen. Bei letztgenanntem Werk fungierte Scorsese als Erzähler und Mitproduzent.[68] Die Preisverleihung fand am 20. Februar 2024 im Berlinale Palast statt. Scorsese präsentierte bei früheren Berlinale-Auflagen unter anderem Kap der Angst, mit dem er 1992 im Wettbewerb vertreten war. Sein Konzertfilm Shine a Light eröffnete die Auflage 2008. Auch ließ er in der Sektion Berlinale Classics von seinem Unternehmen The Film Foundation restaurierte Werke zeigen.[69] Unter anderem wird Scorsese zu Ehren die Filme Die Zeit nach Mitternacht (1985) und Departed – Unter Feinden (2006) gezeigt. Auch tritt er als Erzähler des im Berlinale Special laufenden Dokumentarfilms Made in England: The Films of Powell and Pressburger von David Hinton in Erscheinung.
Die Berlinale Kamera wurde dem deutschen Regisseur und Autor Edgar Reitz zugesprochen. Die Verleihung fand am 22. Februar im Haus der Berliner Festspiele statt. Daran anschließend erfolgte die Weltpremiere von Reitz’ neuestem Werk Filmstunde_23, der im Rahmen der Sektion Berlinale Special aufgeführt wurde.[70]
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Weblinks
Einzelnachweise
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