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Streitkräfte Libyens

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Streitkräfte Libyens
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Die Libysch-Nationale Armee (LNA) und das Militär der Regierung der Nationalen Übereinkunft (Government of National Accord – GNA) sind zwei im zweiten libyschen Bürgerkrieg in Opposition zueinander stehende Streitkräfte in Libyen (arabisch القوات المسلحة الليبية, DMG al-Quwwāt al-Musallaḥa al-Lībīya), die sich nach dem Sturz Muammar al-Gaddafis bildeten. Sie rekrutieren sich beide ursprünglich auch aus den historischen bis zum Bürgerkrieg 2011 bestehenden Libyschen Streitkräften.

Schnelle Fakten Führung, Militärische Stärke ...

Sowohl die teils international anerkannte libysche Übergangsregierung Government of National Accord (GNA) mit Sitz in Tripolis im Westen Libyens als auch der teils international anerkannte Abgeordnetenrat mit Sitz in Tobruk im Osten Libyens verfügen über eine eigene Armee. Dieser Umstand und beider Anspruch die legitime Libyschen Streitkräfte zu sein, erschwert es besonders westliche Beobachtern die jeweiligen Streitkräfte zu identifizieren.

Die Libysch-Nationale Armee (LNA) operierte bis 2019 vor allem in Ost-Libyen, während die GNA-Streitkraft den Westen Libyens kontrollierte.[1] 2019–2020 kämpften die beiden Gruppen mit militärischer Unterstützung ihrer jeweiligen internationalen Verbündeten gegeneinander.[2][3] Eng verflochten sind die westlibyschen Truppen mit den Türkischen Streitkräften, während die ostlibyschen Streitkräfte eng mit der russischen Gruppe Wagner kooperieren.

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Geschichte

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Vor 2011

In den 80er Jahren trugen die Streitkräfte Libyens gegen den Tschad den Libysch-Tschadischen Grenzkrieg aus.

Im Jahr 2010 hatten die Streitkräfte der Libysch-Arabischen Dschamahirija unter Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi nach dem International Institute for Strategic Studies (IISS) und dem Jaffee Center for Strategic Studies (JCSS) rund 119.000 Mann. Etwa 25.000 Mann davon waren Wehrpflichtige.[4] Das libysche Heer hatte 50.000 Mann, die Luftwaffe 18.000 und die Libysche Marine 8.000. Daneben gab es als Reserve 40.000 Mann der Volksmiliz.[5] Der paramilitärischen Libyschen Revolutionsgarde gehörten 3000 Soldaten an, die direkt Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi unterstellt waren.

Seit 2011

Im Bürgerkrieg in Libyen wechselten Anfang 2011 Teile der Streitkräfte auf die Seite der Opposition. Zusammen mit Freiwilligen bildeten sie Revolutionsbrigaden, die als Libysche Nationale Befreiungsarmee gemeinsam kämpften. Nach Ende des Bürgerkrieges arbeitete der neue Verteidigungsminister Usama al-Dschuwaili daran, die Milizen der Befreiungsarmee in die regulären libyschen Streitkräfte, die Polizei und andere Einrichtungen der neuen Regierung zu integrieren.[6] Dies scheiterte. Unter anderem daran, dass al-Dschuwaili, wie verschiedene Politiker, gleichzeitig als Warlord eine eigene Privatarmee aufbaute. Auch seine Nachfolger Mohammed Barghathi und Abdullah Al-Thinni konnten die Ordnung nicht wiederherstellen.[7] Im Gegenteil eskalierte die Situation schließlich im Sommer 2014 mit einem erneuten Ausbruch eines Bürgerkriegs.

Seit Oktober 2017 wurde in Ägypten über ein Abkommen zur Bildung einer gemeinsamen Armee der beiden Streitkräfte aus West-Libyen und Ost-Libyen beraten.[8] Als Leiter der beiden Delegationen agierten die beiden Generalstabschefs Abdel Razek Nadori (LNA), sowie Abdul Rahman al-Tawil (GNA).[9] Vorerst vereinbarte Friedensgespräche scheiterten im Jahr 2019.[10]

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Streitkräfte in Libyen seit 2014

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In Libyen operieren eine Reihe bewaffneter Gruppen, die sich zum Teil aus ehemaligen Mitgliedern der Libyschen Streitkräfte rekrutieren, jedoch auch von weiteren in- und ausländischen Sympathisanten und Söldnern unterstützt werden. Die beiden größten, auf die historischen Streitkräfte des Landes zurückgehenden und sich gegenüberstehenden Truppen sind:

Die Streitkräfte unter Chalifa Haftar (LNA)

Siehe Libysche Nationalarmee

Der Hauptteil der Streitkräfte folgte seit Mai 2014 General Chalifa Haftar und dessen „Würde“-Milizen (etwa der Großteil Luftwaffe und die Spezialtruppen).[11] Am 2. März 2015 wurde Haftar schließlich auch offiziell vom Parlament zum Oberbefehlshaber der Libysch-Nationalen Armee ernannt.[12]

Als größter Erfolg von Haftar und den LNA-Streitkräften gilt die Befreiung von Bengasi aus der Hand radikal-islamistischer Milizen sowie die weitgehende Stabilisierung des Ostens mit Ausnahme von Derna. Als enge Verbündete gelten die Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate im und die Streitkräfte Ägyptens. Beide Staaten unterstützten die LNA mit Luftangriffen und Waffenlieferungen. Die Emirate unterhalten zudem einen Militärstützpunkt östlich von Bengasi.[13][14]

Die Streitkräfte unter Fayiz as-Sarradsch (GNA)

Der Teil der Armee, welcher Haftar nicht folgte, schloss sich unter dem Generalstabschef Jedalla al-Obeida im Sommer dem Bündnis Fadschr Libya an und bildete mit den Milizen der dortigen Regierung die „Libysche Armee“, sowie die Gegenregierung Government of National Accord (GNA).[15] Ende 2015 schlossen sich diese Streitkräfte der neuen international anerkannten Regierung unter as-Sarradsch an und wurden so zur 2. international anerkannten Armee Libyens. Zu dieser standen Parlament, Haftar und die LNA-Streitkräfte bis Ende 2017 weiter in Opposition.

2016 bildete sich die „Präsidenten-Garde“, welche in Westlibyen operiert und seit Mai 2017 ihren Sitz im Tripoli International Airport hat.[16]

Als größter Erfolg der GNA-Streitkräfte gilt die Befreiung von Sirte im August 2016, wo der sogenannte Islamische Staat ab 2015 ein Terrorregime errichtet hatte. Die dortigen GNA-Verbände nennen sich selbst „Al-Bunyan Al-Marsoos“ („Undurchdringliche Wand“). Sirte markiert seitdem auch die Waffenstillstandslinie zwischen beiden Streitkräften, welche aber immer wieder verletzt wurde.

Am 27. November 2019 unterschrieb die westlibysche Regierung ein Militärabkommen mit der Türkei, dass seitdem zahlreiches Kriegsmaterial in das Land brachte und seitdem verschiedene Stützpunkte unterhält. So nutzen die westlibyschen Streitkräfte von der Türkei gelieferte M60, T-155 Fırtına Panzerhaubitzen, T-122 Sakarya Raketenwerfer, BMC Kirpi Transportpanzer, Bayraktar TB2 und Bayraktar Akıncı Drohnen, TAI Hürkuş Flugzeuge und MIM-23 HAWK Luftabwehrsysteme.

Eng verbündet sind die GNA-Truppen mit der alten Kolonialmacht Italien und den Italienischen Streitkräften, welche in Misrata einen Stützpunkt unterhalten.[17][18] Als weiterer enger Verbündeter gelten die Algerische Streitkräfte.[19]

Luftfahrzeuge

Folgende Luftfahrzeuge werden von der GNA und der LNA verwendet, der größte Teil ist nicht einsatzfähig (Stand Ende 2020):[20]

Weitere Informationen Typ, Herkunft ...

Ehemalige Luftfahrzeuge:

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Historische Teilstreitkräfte

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Die Libyschen Streitkräfte waren bis 2011 wie folgt gegliedert und ausgestattet:

Heer

Das 50.000 Mann starke Heer war in 10 Panzerbataillone, 10 motorisierten Infanteriebataillone, 18 Infanteriebataillone, 6 Kommandobataillone, 22 Artilleriebataillone und 7 Luftabwehrbataillone organisiert.

Ausrüstung

Die geschätzte Anzahl an Panzern belief sich im Jahr 2009 auf 3025. Ein Großteil der rund 2000 Kampfpanzer galt als nicht einsatzbereit und wurde zur Ersatzteilgewinnung für andere Einheiten verwendet.[28]

  • 200 T-72;[29] (115 eingelagert);
  • 100 T-62 (70 eingelagert);
  • 1500 T-55; (1.040 T-54/T-55 eingelagert).

Es gab gepanzerte Aufklärungsfahrzeuge der Typen BRDM-2 (ca. 50) und EE-9 (ca. 70). Des Weiteren etwa 1000 BMP-1 und weitere BMD für die Infanterie.[30] 2010 wurde gemeldet, dass Russland Libyen bei der Modernisierung von T-72 Panzern unterstützen werde.[31]

Radfahrzeuge[32]
Artillerie
Boden-Boden-Raketen
Panzerabwehr
Luftabwehr
Luftabwehrwaffen
Leichte Waffen

Luftstreitkräfte

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Kampfhubschrauber vom Typ Mil Mi-35 (Mi-24) im Oktober 2009

Nach dem Putsch von 1969 begann Libyen, das bis dahin nur über eine kleine, etwa 400 Mann zählende Luftwaffe verfügte, unverzüglich mit der Beschaffung von Flugzeugen für die LARAF (Libyan Arab Republic Air Force). Ein Großauftrag ging noch im selben Jahr an Frankreich, aber auch in die USA und nach Italien gingen Bestellungen. Insbesondere die aus Frankreich stammenden Mirage-5-Jäger wurden an Ägypten verliehen und nahmen an Kampfhandlungen im Jom-Kippur-Krieg von 1973 teil.[33] Ab 1973/74 kam es zur Umorientierung auf sowjetische Waffentechnik. Die Pilotenausbildung erfolgte zu großen Teilen im Ausland, so Frankreich, Algerien, Pakistan, Rumänien, Großbritannien und der Sowjetunion.

Die Personalstärke der Luftstreitkräfte lag bei etwa 18.000.[28] Dennoch herrschte ein Mangel an Piloten, weshalb sich das Land gezwungen sah, Söldner aus Serbien, Pakistan und arabischen Staaten anzuwerben. Zudem sollen viele der Flugzeuge nicht einsatzbereit gewesen sein.[34] Nach Angaben des britischen Militärs wurde die libysche Luftwaffe während der Militäreinsätze seit März 2011 weitestgehend zerstört.[35]

Im Land gibt es 13 militärische Luftwaffenbasen.[32] Auf der Okba Ben Nafi Air Base bei Tripoli waren sowjetische Jäger der Typen MiG-25 und Bomber vom Typ Tu-22 stationiert.

Mehrere Konfliktparteien versuchten ab 2015, Flugzeuge wieder in Betrieb zu nehmen. Acht Suchoi Su-24 Bomber wären demnach in Benghazi für Chalifa Haftar einsatzbereit gewesen, zusammen mit weiteren Flugzeugen der Typen MiG-21, MiG-23 und Aero L-39.[36] Diese Flugzeuge würden allenfalls eingesetzt um den Neuen Allgemeinen Nationalkongress zu bekämpfen, der offensichtlich versuchte, in Misrata MiG-25 einsatzfähig zu machen.[37] Des Weiteren hat die Luftwaffe in Tobruk einige Mil Mi-24 und Mil Mi-8 Hubschrauber in Betrieb.[38] Die meisten Flugzeuge und Hubschrauber sind auf dem Flughafen Tobruk stationiert.

Genutzte Flugzeuge

Weitere Informationen Flugzeugtyp, Herkunft ...

Marine

Die Marine verfügte einschließlich der Küstenwache über rund 8000 Soldaten und 19 Schiffe.[28] Bei Luftangriffen der NATO während des Internationalen Militäreinsatzes in Libyen 2011 wurden am 20. Mai laut Angaben des Bündnisses acht Kriegsschiffe der libyschen Marine getroffen. Von libyscher Seite wurden sechs Treffer bestätigt. Die Angriffe in den Häfen von Tripolis, al-Chums und Sirte sollen auf Grund des Einsatzes der Schiffe als Minenleger erfolgt sein.[43][44]

Einheiten

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Die libysche Fregatte Al Ghardabia (213) in Valletta im Jahr 2005
  • Fregatten[45]
    • Sowjetunion Projekt 1159
      • Al Ghardabia (Al Qirdabiyah) (ex SKR-195)
      • Al Hani (ex SKR-201)
  • Flugkörperkorvetten[45]
  • U-Boote[45]
  • Schnellboote[45]
    • FrankreichFrankreich Combattante-II-Klasse
      • Sharaba
      • Shehab
      • Shoula
      • Whag
      • Shafak
      • Shouaiai
      • Laheeb
    • Sowjetunion Osa-II-Klasse (Projekt 205)
      • Al Zuara
      • Al Mathur
      • Al Fikar
      • Al Bitar
      • Al Sadad
      • Al Ruha
  • Schnelle Patrouillenboote[46]
    • Kroatien PV30-LS (Vittoria-Klasse)
      • Sidi Bilal
      • Al-Mergeb
      • Jelyana
      • Al-Sadada
      • Merseet
      • Tagreft
  • Minensucher[45]
    • Sowjetunion Nadja-Klasse (Projekt 266M)
      • Al Tiyar
      • Al Isar
      • Ras Al Fulaijah
      • Ras Al Massad
      • Ras Al Hani
  • Landungsfahrzeuge[45]
    • ItalienItalien PS-700[47]
      • Ibn Harissa
      • Ibn Ouf
    • Turkei C-107
      • Ibn Al Idrissi
      • Ibn Marwan
      • El Kobayat
  • Hilfsfahrzeuge[45]
    • Begleit- und Werkstattschiffe
      • Zeltin
      • Al Munjed (Kroatien ex Zlatica)
    • Frachter
      • Garyounis (2410 BRT)
      • El Timsah (3100 BRT)
    • Schlepper und Bergungsfahrzeuge
      • A 33 (150 BRT)
      • A 34 (150 BRT)
      • A 35 (150 BRT)
      • Ras El-Helal (200 BRT)
      • Al Ahweirif (200 BRT)
      • Al Keriat (200 BRT)
      • Al Tabkah (200 BRT)
    • Tender
      • 723 (90 ts)
      • Al Manoud
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Einzelnachweise

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