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Ludwig Schemann
deutscher Übersetzer und Rassenforscher Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Karl Ludwig Schemann (* 16. Oktober 1852 in Köln; † 13. Februar 1938 in Freiburg i. Br.) war ein deutscher Bibliothekar, Rassentheoretiker und Gobineau-Übersetzer. Er förderte den Antisemitismus, den später die Nationalsozialisten und mit ihnen paktierende nationalkonservative Schichten der deutschen Bevölkerung vertraten.
Leben
Zusammenfassung
Kontext
Ludwig Schemann besuchte das humanistische Gymnasium. Er studierte Geschichte und Altphilologie erst an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und promovierte 1875 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn[1] mit der Dissertation De legionum per alterum bellum Punicum historia quae investigari posse videantur.
Bekannt wurde Ludwig Schemann als Übersetzer der 1853 bis 1856 erschienenen Schriften des französischen Kulturtheoretikers und Schriftstellers Arthur de Gobineau, die er, angeregt von Richard Wagner, zwischen 1893 und 1902 unter dem Titel Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen übersetzte. Schemann war wie Gobineau der Ansicht, die Kulturleistung Europas sei von der „arischen Rasse“ erbracht worden. Allerdings sah er im Gegensatz zu diesem die „Arier nicht vom Untergang“ bedroht.[2] Handelndes Subjekt in der Geschichte ist nach Schemann nicht nur der Einzelmensch, sondern auch die Rasse. Die „arische“ Rasse sei in vorderster Linie dazu berufen, die „Rettung“ der Menschheit zu bewirken.
Schemann war von 1875 bis zu einem Nervenzusammenbruch 1891 Bibliothekar der Universitätsbibliothek in Göttingen. Er gründete 1894 das „Gobineau-Archiv“ (1898–1901) und die Gobineau-Vereinigung, deren Vorsitzender er bis 1920 war.
Mit Adolf Bartels, Arthur Moeller van den Bruck, Houston Stewart Chamberlain, Henry Thode und Hermann Hendrich gehörte Schemann zu den Gründern des völkischen Werdandi-Bundes und war Mitglied des Bayreuther Kreises um Richard und Cosima Wagner. Zudem engagierte er sich mit weiteren Rassenideologen wie dem Anthropologen Otto Ammon und dem Schriftsteller Theodor Fritsch im Alldeutschen Verband.[3]
Schemann war Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Rassenhygiene, gehörte wie Ludwig Aschoff der Freiburger Ortsgruppe der Gesellschaft an, und wurde 1928 öffentlicher Förderer der Nationalsozialistischen Gesellschaft für deutsche Kultur.[4] Schemann sah seine Veröffentlichung Die Rasse in den Geisteswissenschaften. Studien zur Geschichte des Rassengedankens als sein „Lebenswerk“ an.[5]
Sein Nachlass befindet sich in der Universitätsbibliothek Freiburg.
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Ehrungen
1933 wurde Schemann zum Ehrenbürger der Stadt Freiburg ernannt.[6] Diese Ehrung wurde wie alle Ehrenbürgerrechtsverleihungen der Stadt Freiburg in der Zeit des Nationalsozialismus 1946 gestrichen.
1937 wurde er Ehrenmitglied des nationalsozialistischen Reichsinstituts für Geschichte des Neuen Deutschlands und von Adolf Hitler mit der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet.[4]
Bereits kurz nach Schemanns Tod wurde in Köln-Neuehrenfeld eine neu angelegte Straße nach ihm benannt. 1946 erfolgte jedoch ihre Umbenennung nach dem 1919 verstorbenen Beigeordneten der Stadt Köln, Carl Rehorst.
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Werke (in Auswahl)
- De legionum per alterum bellum Punicum historia quae investigari posse videantur. Dissertation, Bonn, Universität, 1875; Textarchiv – Internet Archive.
- Richard Wagner in seinen künstlerischen Bestrebungen und seiner Bedeutung für eine nationale Kultur. Wolfenbüttel 1878; Textarchiv – Internet Archive.
- Schopenhauer-Briefe. Sammlung meist ungedruckter oder schwer zugänglicher Briefer von an und üder Schopenhauer. Mit Anmerkungen und biographischen Analekten. Leipzig 1898; Textarchiv – Internet Archive.
- Meine Erinnerungen an Richard Wagner. Frommann, Stuttgart 1902; Textarchiv – Internet Archive.
- Graf Arthur Gobineau. Ein Erinnerungsbild aus Wahnfried. Frommann, Stuttgart 1907.
- Die Gobineau-Sammlung der Kaiserlichen Universitäts- und Landesbibliothek zu Straßburg. Trübner, Straßburg 1907; archive.org.
- Gobineau und die deutsche Kultur. Eckardt, Leipzig 1910.
- Gobineaus Rassenwerk. Aktenstücke und Betrachtungen zur Geschichte und Kritik des „Essai sur l'inégalité des races humaines“. Fromm, Stuttgart 1910; archive.org.
- Alexis de Tocqueville, Vortrag. Frommann, Stuttgart 1911.
- Gobineau. Eine Biographie. Trübner, Straßburg 1913–1916; Textarchiv – Internet Archive.
- Quellen und Untersuchungen zum Leben Gobineaus. Straßburg 1924; Textarchiv – Internet Archive.
- Fünfundzwanzig Jahre Gobineau-Vereinigung. Trübner, Straßburg u. a. 1919.
- Paul de Lagarde. Ein Lebens- u. Erinnerungsbild. Matthes, Leipzig u. a. 1919.
- Von deutscher Zukunft. Gedanken Eines, der auszog, das Hoffen zu lernen. Weicher, Leipzig 1920.
- Cherubini. Deutsche Verlags-Anst., Berlin u. a. 1925.
- Lebensfahrten eines Deutschen. Matthes, Leipzig u. a. 1925.
- Die Rasse in den Geisteswissenschaften. Studien zur Geschichte des Rassengedankens. 3 Bände. Lehmann, München 1928 ff.; Band 1, 1928, archive.org – Band 2, 1930, archive.org – Band 3, 1931, archive.org.
- Martin Plüddemann und die deutsche Ballade. Bosse, Regensburg 1930.
- Hans von Bülow im Lichte der Wahrheit. Regensburg: Bosse, Regensburg 1935.
- Wolfgang Kapp und das Märzunternehmen vom Jahre 1920. Ein Wort der Sühne. Lehmann, München u. a. 1937.
Briefausgaben
- Briefe an Ludwig Schemann/Cosima Wagner. Hrsg.: Bertha Schemann. Bosse, Regensburg 1937.
Übersetzungen
- Arthur de Gobineau: Asiatische Novellen. Reclam, Leipzig 1893.
- Arthur de Gobineau: Die Renaissance. Historische Scenen. Reclam, Leipzig 1899.
- Arthur de Gobineau: Versuch über die Ungleichheit der Menschenracen. Originaltitel: Essai sur l'inégalité des races humaine. Übersetzt und herausgegeben von Ludwig Schemann. 4 Bände. Frommann, Stuttgart 1900; DNB 560514352; Band 1, Textarchiv – Internet Archive – Band 2, Textarchiv – Internet Archive – Band 3, Textarchiv – Internet Archive – Band 4, Textarchiv – Internet Archive
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Literatur
- Peter Emil Becker: Wege ins Dritte Reich. Teil 2: Sozialdarwinismus, Rassismus, Antisemitismus und Völkischer Gedanke. Stuttgart u. a. 1990, 101–123 (m.w.Nwn.)
- Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-10-039310-4, S. 18, 27 und 71.
- Julian Köck: Ludwig Schemann und die Gobineau-Vereinigung. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 2011, 59/9, S. 723–740.
- Kurt Nemitz: Antisemitismus in der Wissenschaftspolitik der Weimarer Republik. Der 'Fall Ludwig Schemann'. In: Walter Grab (Hrsg.): Jahrbuch des Instituts für deutsche Geschichte, 12, 1983, S. 377–407.
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Weblinks
- Literatur von und über Ludwig Schemann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nachlass Schemanns. Universitätsbibliothek Freiburg.
- Julian Köck: Schemann, (Karl) Ludwig. In: NDB-online, 1. Juli 2023.
Einzelnachweise
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