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Schoeller (Unternehmerfamilie)
Familiengeschichte Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Schoeller ist der Name einer ursprünglich rheinischen, mehrheitlich reformierten Familie, die sich durch ihre weit verzweigten Unternehmertätigkeiten einen hohen Stellenwert im In- und Ausland erworben hat. In älteren Urkunden werden sie unter anderem auch: Scolere, Scollere, Scholer, Scholere, sowie Schoeler geschrieben, wobei die Schreibweise mit „oe“ mit wenigen Ausnahmen durchweg in allen Linien erhalten geblieben ist.

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Allgemeine Familiengeschichte
Zusammenfassung
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Nachweislich ab Joris Schoeler zu Wißgen (ca. 1500 bis ca. 1552) gingen die meisten Angehörigen der Familie zunächst als Reidemeister in der Eifel ihrer Arbeit nach und traten ab Beginn des 18. Jahrhunderts hauptsächlich als Gründer, Gesellschafter und Manager zahlreicher bedeutender Unternehmen der Textil-, Papier-, Zucker- und Stahlindustrie sowie der Verpackungstechnik in Erscheinung. Auch ein eigenes Handels- und Bankhaus, die 1833 zunächst als Großhandelshaus gegründete Schoellerbank in Wien, gehörte zu ihrem Wirtschaftsimperium. Weiterhin waren sie an Unternehmen im Steinkohlenbergbau, im Bau- und Eisenbahnbaugewerbe, an Brauhäusern, sowie an weiteren Bank- und Handelshäusern beteiligt. Zu den wichtigsten Unternehmensstandorten zählten neben ihren ursprünglichen Heimatorten Schleiden, Gemünd und Hellenthal in der Eifel hauptsächlich im Raum Düren-Jülich, die Orte Eitorf, Osnabrück sowie Breslau, Edelény, Prag, Brünn, Zürich, Bregenz, Ternitz, Berndorf, Wien und zahlreiche weitere Standorte weltweit.
An ihren jeweiligen Firmenstandorten spielten sie dabei eine bedeutende soziale und wirtschaftliche Rolle in der Gesellschaft. So waren sie beispielsweise für den Vertrieb ihrer Produkte maßgeblich an der Planung und am Ausbau der Infrastruktur, besonders im Eisenbahnbau, beteiligt. Mit ihren Unternehmen, wo sie zum Teil mehrere hundert Mitarbeiter beschäftigten, setzten sie sich darüber hinaus schon früh für firmeneigene Angestellten-Pensionskassen, Arbeiter- und Betriebskrankenkassen sowie sonstige soziale Vergünstigungen für ihre Arbeitnehmer und deren Familien ein. Dazu zählten unter anderem der Bau ganzer Wohnsiedlungen oder auch der Erwerb landwirtschaftlicher Güter zum Anbau von Grundnahrungsmitteln für den Eigenbedarf. Allerdings beschäftigten sie in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges auch zahlreiche Zwangsarbeiter, wofür sie im Jahr 2001 im Rahmen der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ aufgefordert wurden, sich an entsprechenden Entschädigungszahlungen zu beteiligen.[1]
Ein Großteil der Familienangehörigen engagiert sich bis heute außerhalb ihrer beruflichen Tätigkeit in öffentlichen oder politischen Ämtern. Dazu zählten Berufungen als Stadträte, als Abgeordnete des preußischen Abgeordnetenhauses oder des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats, als Vorstandsmitglieder in Handels- und Gewerbekammern, als Honorarkonsuln, oder als Mitglieder in zahlreichen Aufsichts- und Verwaltungsräten sowie Unternehmensvorständen.
Zur Ehrung ihrer öffentlichen und gesellschaftlichen Verdienste wurden in den Städten Düren, Osnabrück, Eitorf, Leverkusen und Neunkirchen in Niederösterreich jeweils eine Straße nach der Familie Schoeller benannt. In Düren werden Alexander von Schoeller und in Osnabrück Lothar (1883–1957) und Gerhard Schoeller (1886–1970), Söhne von Felix Hermann, mit einem Straßennamen geehrt. Darüber hinaus wurde 1909 in Wien-Leopoldstadt (2. Bezirk) die Schoellerhofgasse nach der um 1840 erbauten Zinshaus-Anlage „Schoellerhof“ des Großindustriellen Alexander von Schoeller benannt.
Für ihre außerordentlichen Verdienste wurden mehrere Angehörige des „Brünner“ und des „Wiener Zweiges“ mit dem Titel eines Ritters in den erblichen österreichischen Adelsstand sowie Sir Paul Eduard von Schoeller (1853–1920) als Knight Bachelor in den britischen Adelsstand erhoben. Allerdings wurden 1919 alle noch betroffenen lebenden Familienmitglieder und deren Nachkommen dazu verpflichtet, auf Grund des im gleichen Jahr erlassenen Adelsaufhebungsgesetzes die Zusätze Ritter und von aus ihrem Namen zu streichen, sofern sie die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hatten.
Die Angehörigen der Familie Schoeller haben sich zu einem Familienverband organisiert, der sich in regelmäßigen Abständen zum Gedankenaustausch und zur Pflege ihrer Traditionen trifft. Hierzu arbeiten sie mit einem renommierten Geschichtsbüro zusammen, das sowohl die Familiengeschichte insgesamt als auch die jeweiligen Firmenchroniken ständig neu aufarbeitet.[2]
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Wappen
Mit Erhebung in den österreichischen Adelsstand im Jahre 1863 schuf sich die Familie Schoeller ein neues Familienwappen, wobei sie das alte und überlieferte Schoellerwappen als Grundlage wählte, das nur ein einteiliges Wappenschild mit gold-schwarzen Querstreifen besaß. Dieses wurde unter anderem noch um das Emblem eines goldenen Kammrades und eines Ankers als altes Zeichen des Handels erweitert. Dieser Anker wurde Namensgeber und Firmenlogo für die Anker-Teppichboden-Fabrik.
Das neue Wappenschild ist geviertelt: im Feld 1 und 4 befinden sich in Gold drei schwarze Balken; im Feld 2 in Blau ein goldenes Kammrad; im Feld 3 in Blau pfahlweise ein goldener Anker mit Querholz. Auf diesem Schild sind zwei Helme aufgetragen, auf dem rechten Helm mit schwarz-goldenen Decken eine goldene Lilie zwischen offenem schwarzen Flug, auf dem linken mit blau-goldenen Decken ein offener, je mit einer auffliegenden goldenen Biene belegter blauer Flug.[3]
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Ursprünge
Zusammenfassung
Kontext
Die Familienchronik und die meisten Quellen gehen davon aus, dass sich die hier beschriebene Familie aus einer Nebenlinie der alten rheinischen Adelsfamilie von Schöller mit Sitz auf dem Rittergut Schöller im Wuppertaler Ortsteil Schöller gebildet haben könnte. Ein Zweig dieser Familie scheint sich Anfang des 15. Jahrhunderts zunächst im Ort Weiler, dem heutigen Gereonsweiler bei Jülich, niedergelassen zu haben, bevor dann rund hundert Jahre später ein Nebenzweig dieser Linie nach Belmen bei Jüchen weiter zog. Nachdem sich die Nachkommen dieses Zweiges zum lutherischen Glauben bekannt hatten, zogen einige Familienangehörige auf Grund der anschließenden wirtschaftlichen Benachteiligungen und des rigiden Zunftrechts unter Ablegung ihres alten Adels in das Schleidener Tal. Dort erwarb jetzt erstmals nachweisbar ein oben erwähnter Jöris Schoeler zu Wißgen Anteile in Erbpacht an einem herzoglichen Eisenwerk zu Gemünd, das zur Keimzelle der industriellen Entwicklung der Familie Schoeller werden sollte. Ein anderer Zweig ließ sich im Düren-Jülicher Raum nieder, von der wiederum Heinrich Wilhelm Schoeller (1724–1771) Mitte des 18. Jahrhunderts nach Düsseldorf zog und dort die Düsseldorfer Linie der Familie begründete. Dieser Linie gehörten unter anderem der spätere preußische Oberbürgermeister Philipp Schöller mit leicht veränderter Schreibweise sowie in neuerer Zeit der Botschafter Franz Jochen Schoeller an.
Eifeler Hauptlinie
Zusammenfassung
Kontext
Die Nachkommen von Jöris und seiner Frau Maria aus der ebenfalls im Schleidener Tal ansässigen Reidemeister- und späteren bedeutenden Düsseldorfer Großindustriellenfamilie Poensgen wurden mehrheitlich ebenfalls Reidemeister, übernahmen jeweils die elterlichen Betriebe oder erwarben noch weitere in der näheren Umgebung hinzu. Ein Ururenkel von Jöris, Philipp Dietrich Schoeller (1645–1707), setzte sich darüber hinaus als Schöffe und Ältester der evangelischen Kirchengemeinde von Gemünd maßgeblich für die Belange der evangelischen Mitbürger ein, gewährte Verfolgten Unterschlupf und gestattete Gottesdienste in seinem Hause. Dessen Ururenkel Johann Ludolf Schoeller (1760–1841) erwarb erstmals eine Eisenhütte in Hellenthal, in der sein Sohn Wilhelm Arnold (1792–1875), ebenfalls verheiratet mit einer Poensgen, die maschinelle Fertigwarenherstellung einführte und damit offiziell im Jahre 1827 das bis heute bestehende und sich in Familienbesitz befindende Schoeller Werk GmbH Hellenthal gründete.
Sein Bruder Friedrich Wilhelm Schoeller (1801–1871) gründete 1845 zusammen mit seinem Schwager Albert Poensgen unter dem Namen Poensgen & Schoeller in Mauel bei Gemünd eine Fabrik für schmiedeeiserne Gasröhren, womit sie mit dieser Produktion die ersten Unternehmer auf dem europäischen Markt waren.[4] Im Jahre 1850 übernahm Albert Poensgen die Anteile Schoellers und wurde Alleinbesitzer.
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Dürener Linie und unternehmerische Expansion
Zusammenfassung
Kontext
Johann Paul Schoeller (1700–1754), einem Sohn aus zweiter Ehe von Philipp Dietrich, entschloss sich nach Abschluss einer kaufmännischen Ausbildung in Elberfeld in der Dürener Tuchfabrik von Johann Wilhelm Schoeller, einem Verwandten aus der alten Jülicher Linie, zu arbeiten und sich wenig später im gleichen Ort selbstständig zu machen. Dadurch wurde Johann Paul zum Stammvater der Dürener Hauptlinie (siehe dazu Stammtafeln unter Einzelnachweise). Durch seine Heirat mit Magdalena von Scheven (1705–1794), der Tochter des Papierfabrikanten Rütger von Scheven, wurden seine Söhne auf Grund von Schevens Kinderlosigkeit zudem Erbberechtigte der Schevensmühle, aus der sich später die Papierfabrik Schoellershammer entwickelte. Damit war die Ausgangslage für die zukünftige Spezialisierung eines Großteils seiner Nachkommen auf die Produktion und dem Vertrieb hochwertiger Tuche und Spezialpapiere geschaffen.
Ihnen kam dabei aus kaufmännischer Sicht zugute, dass nach der französischen Revolution das Zunftrecht aufgehoben und damit die Handels- und Gewerbefreiheit eingeführt wurde. Ferner spielte in ihrer weiteren wirtschaftlichen Entwicklung die Aufhebung der Kontinentalsperre im Jahr 1814 ebenso eine wichtige Rolle wie die darauf folgende Handelssperre des Königreichs Lombardo-Venetien, das zuvor ein bedeutendes Absatzgebiet für ihre Tuche gewesen war.

Aus diesem Grunde ergriff Johann Pauls Enkel Heinrich Leopold Schoeller (1792–1884) die Initiative, mit zwei seiner Brüder im Verlauf des Aachener Monarchenkongresses 1818 bei Kaiser Franz I. von Österreich einen Antrag für eine Konzession zur Errichtung einer Tuchfabrik im mährischen Brünn zu stellen, um sich dadurch neue Absatzmärkte im Kaisertum Österreich zu eröffnen. Am 19. März 1819 schließlich genehmigte der Kaiser die Gründung der Gebr. Schoeller k. k. Feintuch- und Wollwarenfabrik, womit die unternehmerische Auslandstätigkeit der Familie ihren Anfang nahm. Die Leitung des Unternehmens wurde 1820 ihren gemeinsamen Neffen Philipp Wilhelm von Schoeller (1797–1877) übertragen, der dieses später erbte und darüber hinaus 1863 zum österreichischen Ritter geadelt wurde.[5] Philipp Wilhelm wurde dadurch gemeinsam mit seinem Bruder Adolph (1804–1860) zum Begründer des Brünner Zweigs der Familie, der sich vom ersten Sohn des Johann Paul, Philipp Rütger Schoeller (1725–1805) abgetrennt hatte und bis heute fortbesteht.

Zwischenzeitlich ließ sich ein weiterer Neffe Heinrich Leopolds, Alexander von Schoeller (1805–1886, ebenfalls 1863 geadelt), ebenfalls in Österreich nieder. Dort gründete er 1833 zunächst ein Handels- und Bankhaus und anschließend Stahlfabriken in Ternitz und in Berndorf mit Alfred Krupp die später bekannt gewordene Berndorfer Metallwarenfabrik. Zusätzlich war er zum Teil zusammen mit seinen Brüdern Heinrich Eduard (1803–1879, geadelt 1867) und Johann Paul von Schoeller (1808–1882, geadelt 1867) am Kohlebergbau und an der Gründung mehrerer Zuckerfabriken, unter anderem in Edelény in Ungarn, Čakovice bei Prag (Böhmen) und der Leipnik-Lundenburger in Wien, beteiligt. Diese Unternehmen wurden zunächst an die Söhne seiner beiden Brüder übergeben, die diese sie dann auf Grund ihrer eigenen Kinderlosigkeit an Vettern aus dem Brünner Zweig vererbten, die darüber hinaus noch im Brauereisektor und in Gerstenfabriken investierten.

Einen Onkel des nach Brünn gezogenen Philipp Wilhelm, Philipp Ludolf Schoeller (1776–1855), zog es dagegen nach Elberfeld, wo er an der Gründung mehrerer Tuchfabriken und Färbereien beteiligt war, wie es ihm Jahre später zwei seiner Enkel in Opladen gleich taten. Zu diesem Zweig zählen unter anderem die Bankiers (Julius) Alexander Schoeller (1852–1911) und dessen Sohn Alexander Schoeller (1886–1960) sowie der Gynäkologe Julius Victor Schoeller (1811–1883) und der Chemiker Walter Julius Viktor Schoeller (1880–1965).

Die ursprüngliche Papierfabrik Schollershammer wurde schließlich über den zweiten Sohn von Johann Paul, Heinrich Wilhelm Schoeller (1745–1827), an dessen Sohn Heinrich August Schoeller (1788–1863) weitervererbt und sie besteht seitdem unter der Firmierung Heinrich August Schoeller Söhne GmbH & Co KG bis in die heutige Zeit fort. Da nicht alle Söhne von Heinrich August am Familienunternehmen partizipieren konnten oder wollten, zog sein Sohn Felix Heinrich Schoeller (1821–1893) aus Düren fort, nachdem er dort zuvor maßgeblich am Zustandekommen der Dürener Eisenbahn AG beteiligt gewesen war. Er übernahm oder gründete zunächst in Neu Kaliß in Mecklenburg, später in Gernsbach (Großherzogtum Baden) und schließlich in Offingen an der Donau (Königreich Württemberg) weitere Papier- und Zellulosefabriken. Einer seiner Söhne, Felix Hermann Maria Schoeller (1855–1907), blieb dagegen im norddeutschen Raum und übernahm im Osnabrücker Stadtteil Gretesch die Grunersche Papierfabrik, aus der sich das bis heute weltweit operierende Unternehmen Felix Schoeller Holding GmbH & Co KG entwickelte.
Der bereits mehrfach erwähnte Heinrich Leopold Schoeller, abstammend vom dritten Sohn des Johann Paul, Johann Arnold Schoeller (1747–1831), war neben seinem oben erwähnten Engagement in Brünn noch Gründer des Handelshauses Schoeller & Daniels in Amsterdam, der Kammgarnspinnerei Breslau, mehrerer Zuckerfabriken in Schlesien und im Raum Düren sowie im Jahre 1842 seiner eigenen Tuchfabrik in Düren. Diese wandelte er 1852 in das Teppichkontor Düren zur Herstellung hochwertiger gemusterter Teppiche um, das später zu Anker-Teppichboden umfirmiert wurde. Während Leopolds erster Sohn Caesar Schoeller (1822–1887) unter anderem ein Handelshaus in New York City gründete, übernahm sein zweiter Sohn, Rudolf Wilhelm Schoeller (1827–1902), die Kammgarnspinnerei Breslau und verlagerte dieses Unternehmen anschließend in die Städte Bregenz und Zürich, wo sie bis heute in unterschiedlichen Konstellationen erfolgreich auf dem Markt vertreten sind. Dagegen gründeten 1889 die Nachkommen seines dritten Sohnes Philipp Eberhard Leopold Schoeller (1830–1896), der selbst als erfolgreicher Zuckerfabrikant in Schlesien geblieben war, unter dem Namen Leopold jr. & Söhne GmbH & Cie das bis 2003 bestehende Unternehmen Schoeller Textil in Huchem-Stammeln.
Heinrich Leopolds viertem Sohn Philipp Nikolaus Ludwig Schoeller (1833–1904) und dessen Nachfahren war es schließlich vorbehalten, das Teppichkontor weiterzuführen, auszubauen und zu modernisieren, wohingegen sein fünfter Sohn Alexander Paul Schoeller (1827–1892) sich der Zuckerfabriken des Vaters annahm und zusätzlich eine eigene errichtete, aus denen sich später die Zuckerfabrik Jülich entwickelte. Der Enkel dieses Zuckerfabrikanten, Alexander Schoeller (1911–1973), begründete schließlich ein vollkommen neues Unternehmensprofil der Familie. Er spezialisierte sich zunächst auf die Produktion von Holz-, später auf Kunststoffverpackungen und errichtete eine erste Verpackungsfabrik, die seine Enkel Martin und Christoph ab 1982 zu der weltweit operierenden Schoeller-Holding mit Sitz in Pullach ausbauten.
Derzeit bestehen immer noch zahlreiche Unternehmen weltweit, die den Familiennamen „Schoeller“ in ihrem Logo führen und in Einzelfällen als selbstständige Unternehmen, meist aber als Tochterunternehmen oder zusammengefasst in einer Holding operieren und dabei oftmals noch von Angehörigen der Familie in maßgeblicher Position geführt werden.
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Familiensitze (Auswahl)
Zusammenfassung
Kontext
Entsprechend ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen gehobenen Stellung erwarben Angehörige der Familie Schoeller an ihren jeweiligen Unternehmensstandorten zumeist stattliche Villen oder zu Gutshöfen gehörende Herrenhäuser, die sie als Wohn- und/oder Unternehmenssitze nutzten und deren repräsentativste hier exemplarisch aufgeführt sind.
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Mäzenatentum und Öffentlichkeitsarbeit
Zusammenfassung
Kontext
Die Familie Schoeller hat sich sowohl im Raum Düren-Jülich als auch an vielen ihrer Firmenstandorte nicht nur durch unternehmerische Leistungen hervorgetan, sondern auch durch die Gründungen diverser Stiftungen und sozialer Einrichtungen sowie in der Übernahme von öffentlichen und politischen Ämtern.
So setzte sich beispielsweise Heinrich Leopold Schoeller maßgeblich für die evangelische Gemeinde in Düren ein, stiftete 1832 das Grundstück zum Bau einer „Knaben-Familien-Schule“, auch „Evangelische Stadtschule“ genannt, aus der später zunächst ein Realgymnasium und schließlich das Gymnasium am Wirteltor Düren hervorging. Zahlreiche Nachkommen Leopolds betätigten sich in den folgenden Jahrzehnten beispielsweise im Rahmen der Oberlandesgerichtsrat Walter Schoeller-Stiftung weiterhin an der materiellen und finanziellen Förderung dieser Einrichtung.[13]

Die Schwester von Heinrich Leopold Schoeller, Catharina, verheiratete Schenkel, richtete 1852 die Schenkel-Schoellersche Versorgungsanstalt in Düren ein, aus der das 1953 in Niederau neu aufgebaute Altenheim Schenkel-Schoeller-Stift hervorging[14].
Das 1899 erbaute Anna-Schoeller-Haus, eine Blinden- und Senioreneinrichtung in Düren, kam durch eine Finanz- und Grundstücksspende des Kommerzienrates Philipp Nikolaus Ludwig Schoeller, Sohn von Heinrich Leopold, und seiner Frau Anna Schoeller, geborene Schoeller (1839–1911), Tochter des Papierfabrikanten Felix Heinrich Schoeller, zustande.[15]
Auf eine Stiftung von Benno Schoeller (1828–1908), Sohn von Heinrich August, geht die Errichtung des St.-Augustinus-Krankenhaus in Lendersdorf zurück, das am 10. August 1897 in Betrieb genommen wurde.[16] Darüber hinaus beteiligte er sich mit erheblichen finanziellen Unterstützungen an die Stadt Düren für deren Erwerb des Schlosses Burgau.
Benannt nach Caesar Schoeller, dem Sohn des Heinrich Leopold, wurde ein Jahr nach seinem Tod die Caesar Schoeller-Stiftung gegründet. Diese kümmert sich um die Betreuung von Minderjährigen ohne Rücksicht auf deren Konfession und besonders um die Unterstützung von Jugendlichen, die entweder auf Grund ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustandes oder wegen ihrer wirtschaftlichen Lage auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Diese Stiftung wird derzeit von Jochen Schoeller geleitet, einem Ururenkel des Stiftungsgründers.[17]
Die 2004 gegründete Hubertus-Schoeller-Stiftung unterstützt regelmäßige Ausstellungen über Konkrete Kunst und Sammlungen aus dem Familienbesitz im Dürener Leopold-Hoesch-Museum[18].
Dagegen sponserte Walter Schoeller (1889–1979), Manager der Schoeller-Unternehmen in Zürich und selbst ein erfolgreicher und vielseitiger Hochleistungssportler, den Leistungssport. Unter anderem erstand er 1934 nach einem verheerenden Brand das Hardturm-Stadion und stiftete dieses unentgeltlich dem Fußballverein Grasshopper Club Zürich, damit dieser sowohl den Neuaufbau als auch die weiteren laufenden Kosten begleichen konnte.[19]
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Unternehmen der Familie (Auswahl von ehemaligen und aktuellen)
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Bedeutende Familienangehörige (Auswahl)
- Alexander von Schoeller (1805–1886), Montanindustrieller und Bankier in Berndorf, Ternitz und Wien, lebenslanges Mitglied des österreichischen Herrenhauses, 1863 geadelt
- Alexander Schoeller (1852–1911), Bankier und Finanzier der rheinisch-westfälischen Schwerindustrie, Geheimer Seehandlungsrat
- Benno Schoeller (1828–1908), Papierfabrikant und Mäzen
- Catharina Schenkel, geb. Schoeller (1774–1852), Stifterin in Düren und Gründerin der Schenkel-Schoeller-Versorgungsanstalt
- Felix Heinrich Schoeller (1821–1893), Papierfabrikant in Düren, Mitbegründer von Papierfabriken in Neu Kaliß, Offingen und Gernsbach, Mitbegründer der Dürener Eisenbahn, Kommerzienrat
- Felix Hermann Maria Schoeller (1855–1907), Papierfabrikant auf Burg Gretesch, Spezialist für Fotopapier
- Franz Jochen Schoeller (1926–2019), Botschafter a. D.
- Gerhard Schoeller (1886–1970), deutscher Papierfabrikant und Präsident der IHK Osnabrück
- Gustav von Schoeller (1830–1912), Großindustrieller und Wirtschaftsfunktionär in Brünn, deutscher Konsul für Mähren und Schlesien sowie Konsularagent für die USA
- Gustav Adolph von Schoeller (1826–1889), Montanindustrieller, Großunternehmer und Bankier in Berndorf, Ternitz und Wien
- Heinrich August Schoeller (1788–1863), Papierfabrikant auf Schoellershammer
- Heinrich August Schoeller (1923–2021), Dürener Industrieller
- Hubertus Schoeller (* 1942), Galerist in Düsseldorf und Kunststifter in Düren
- Leopold Schoeller (1792–1884), Tuch- und Teppichfabrikant, Mitglied des preußischen Landtages, Geheimer Kommerzienrat
- Leopold Schoeller (1830–1896), Großindustrieller in Breslau, Mitinitiator des Oder-Spree-Kanals, Abgeordneter der Freikonservativen Partei im preußischen Abgeordnetenhaus
- Max Schoeller (1865–1943), Zuckerfabrikant und Ethnologe
- Sir Paul Eduard von Schoeller (1853–1920), Montanindustrieller in Ternitz und Wien, lebenslanges Mitglied des österreichischen Herrenhauses, britischer Generalkonsul in Wien, 1912 britischer Knight Bachelor, Kunstmäzen
- Philipp Schöller (1771–1842), eigentlich: Johann Philipp Schoeller, preußischer Oberbürgermeister von Düsseldorf
- Philipp Alois von Schoeller (1892–1977), Bankier und Großunternehmer, Wehrwirtschaftsführer im nationalsozialistischen Österreich
- Philipp von Schoeller (1921–2008), Großunternehmer, Österreichischer Meister im Springreiten, 1977 bis 2000 Vertreter Österreichs und anschließend Ehrenmitglied im Internationalen Olympischen Komitee
- Philipp Johann von Schoeller (1835–1892), Großindustrieller der böhmischen Zuckerindustrie
- Philipp Wilhelm von Schoeller (1797–1877), Großindustrieller in der Tuch- und Zuckerindustrie in Brünn, Prag und Wien, Mitglied des mährischen Landtages, 1863 geadelt
- Philipp Wilhelm von Schoeller (1845–1916), Großindustrieller und Bankier in Wien, Präsident des Wiener Kameraclubs, lebenslanges Mitglied des österreichischen Herrenhauses
- Richard von Schoeller (1871–1950), Großindustrieller der böhmischen Zuckerindustrie sowie Montanindustrieller in Ternitz und Berndorf
- Robert von Schoeller (1873–1950), Großindustrieller in der Zuckerindustrie in Mähren und Niederösterreich, 1911 Adelsübertragung von seinem Vetter Richard
- Rudolf Schoeller (1902–1978), Schweizer Automobilrennfahrer
- Rudolf Wilhelm Schoeller (1827–1902), Großunternehmer und Leiter der Schoeller'schen Kammgarnfabriken unter anderem in Bregenz und Zürich; Abgeordneter der Altliberalen im preußischen Abgeordnetenhaus; deutscher Konsul für die Schweiz
- Walter Schoeller (1889–1979), Generaldirektor des Schweizer Familienunternehmens Schoeller Switzerland, Mehrfacher Schweizer Landesmeister im Fußball, Rudern, Tennis und Hockey, Europameister im Vierer mit Steuermann und Achter, Präsident und Ehrenpräsident des Grasshoppers-Club Zürich
- Walter Julius Viktor Schoeller (1880–1965), Professor für medizinische Chemie in Freiburg im Breisgau, Laboratoriumsleiter in Berlin
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Literatur
- Hans Joachim Ramm: Schoeller, Unternehmerfamilie. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 364–366 (Digitalisat).
- Hugo Schoeller, August Victor Schoeller: Geschichte der Familie Schoeller, 2 Bände. R. Eisenschmid, Berlin 1894. Neuauflage bei Stedman und Wallmoden 1994, ISBN 3-9803288-2-1.
- Adelheid von Saldern: Netzwerke und Unternehmensentwicklung im frühen 19. Jahrhundert: Das Beispiel der Schoeller-Häuser. In: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte / Journal of Business History. Verlag C. H. Beck, Volume 53, Nr. 2 2008, S. 147–176 (online).
- Adelheid von Saldern: Netzwerkökonomie im frühen 19. Jahrhundert. Das Beispiel der Schoeller-Häuser. Stuttgart 2009.
- Adelheid von Saldern: Unternehmerfamilien und ihre Verwandten. Die Schoeller-Häuser im frühen 19. Jahrhundert. In: Susanne Hilger, Ulrich D. Soénius (Hrsg.): Familienunternehmen im Rheinland im 19. und 20. Jahrhundert. Köln 2009, S. 25–44.
- Franz Mathis: Big Business in Österreich, Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen. Oldenbourg-Verlag, München 1987, ISBN 3-486-53771-7.
- Johann Slokar: Geschichte der österreichischen Industrie und ihrer Förderung durch Kaiser Franz I. F.-Tempsky-Verlag, Wien 1914.
- Heinrich Elija Benedikt: Alexander von Schoeller 1805–1886 – Ein Lebensbild – Zum 125. jährigen Bestehen des Hauses Schoeller & Co, Wien. Spieß und Co, Wien 1958.
- Hans Freiherr von Dumreicher: 100 Jahre Haus Schoeller – aus Vergangenheit und Gegenwart. Eigenverlag, 2. Auflage. Wien 1934.
- 1850–1925, Aus Vergangenheit und Gegenwart wirtschaftlichen Geschehens im Bezirk der Industrie- und Handelskammer für die Kreise Aachen-Land, Düren u. Jülich zu Stolberg (Rhld.). 1925.
- Burkhard Nadolny: Felix Heinrich Schoeller und die Papiermacherkunst in Düren. Ein Lebensbild aus der Gründerzeit. Baden-Baden 1957.
- Hans Michael Gallenkamp: Papier Positiv. Eine Vision. 100 Jahre Felix Schoeller. Felix-Schoeller-Gruppe, Osnabrück 1995.
- Josef Geuenich: Geschichte der Papierindustrie im Düren-Jülicher Wirtschaftsraum. Hamel, Düren 1959.
- Hugo Albert Schoeller: Mein Papier du bist ein herrlich Sach RVS 1710–1960. Eigenverlag, 1960.
- Hermann Kellenbenz: Die Zuckerwirtschaft im Kölner Raum von der napoleonischen Zeit bis zur Reichsgründung. Industrie- u. Handelskammer, Köln 1966.
- Lutz Hatzfeld: Die Begründung der deutschen Röhrenindustrie durch die Firma Poensgen & Schöller, Mauel 1844–1850. Franz Steiner Verlag, 1997, ISBN 3-515-00079-8.
- 150 Jahre ANKER-Teppichboden (1854–2004). ANKER-Teppichboden Gebr. Schoeller GmbH + Co. KG (Herausg.), Düren 2004.
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Weblinks
Commons: Schoeller family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Schoeller – 500 Jahre unternehmerische Verantwortung, Tradition und Innovation, Familiengeschichte auf den Seiten von Schoeller Allibert International.
Einzelnachweise
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