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Torsten Michaelis

deutscher Schauspieler und Synchronsprecher (1961–2025) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Torsten Michaelis (* 31. Januar 1961 in Ost-Berlin; † 17. August 2025) war ein deutscher Schauspieler, Synchronsprecher, Hörspielsprecher und Hörbuchinterpret. Seine markante, tiefe Stimme wurde vor allem durch zahlreiche Synchronisationen von Wesley Snipes, Martin Lawrence, Sean Bean, Benicio del Toro und Chris Tucker bekannt.

Leben und Wirken

Zusammenfassung
Kontext

Theater, Film und Fernsehen

Michaelis absolvierte sein Schauspielstudium von 1983 bis 1987 an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin.[1] Bereits ab dem zweiten Ausbildungsjahr trat er von 1984 bis 1989 in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin auf. 1987 erhielt er ein dreijähriges Engagement am Hans Otto Theater in Potsdam, gefolgt von weiteren vier Jahren als Gastschauspieler. Ab 1995 war Michaelis freiberuflich tätig.

1982 gab Michaelis in dem Dreiteiler Konrads Erbtanten unter der Regie von Gerald Hujer sein Filmdebüt. Es folgten mehrere kleinere Rollen bei der DEFA und des DFF, so unter anderem in der Fernsehreihe Der Staatsanwalt hat das Wort (1988) oder in Peter Vogels Der kleine Herr Friedemann (1990). Im wiedervereinigten Deutschland spielte er etwa in der Sat.1-Kriminalserie Inspektor Rolle (2002/04) den Edgar „Eddi“ Krumme und gastierte wiederholt im Polizeiruf 110. Daneben wirkte er in dem mit dem Jupiter ausgezeichneten Fernsehspielfilm Zwölf Winter mit,[2] und in Kinoproduktionen wie NVA (2005), Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler (2007), 1. Mai – Helden bei der Arbeit (2008), Der Vorleser (ebenfalls 2008) sowie in dem mit dem Oscar 2009 ausgezeichneten Kurzfilm Spielzeugland.[3]

In der ARD-Reihe Tatort agierte Michaelis von 2007 bis 2012 an der Seite von Maria Furtwängler als Kommissarin Charlotte Lindholm als deren Vorgesetzter Stefan Bitomsky. Von 2020 bis 2022 spielte er im Tatort aus Saarbrücken mit dem Kommissar-Duo Schürk und Hölzer den Vater von Kommissar Adam Schürk, welcher seinen Sohn als Kind und Jugendlichen körperlich und seelisch misshandelt hat und in Notwehr von Adams bestem Freund und jetzigen Kollegen Leo Hölzer ins Koma geprügelt wurde. Eine durchgehende Serienhauptrolle hatte Michaelis von 2012 bis 2014 als Polizeihauptkommissar Jürgen Klug in der Vorabendserie Heiter bis tödlich: Hauptstadtrevier. Im Oktober 2024 spielte er in der Comedy-Serie Where’s Wanda? neben Heike Makatsch. 2025 war er zuletzt in der Sitcom-Serie Späti (ZDF, Premiere 8. April 2025) mit Wilson Gonzalez Ochsenknecht in der Hauptrolle als Dauergast Helmut zu sehen.[4][5]

Synchronisation

Entdeckt von einer Regisseurin, die in Schulklassen Nachwuchssprecher für die Besetzung von Kinder- und Jugendrollen im Bereich der Filmsynchronisation suchte, übernahm Torsten Michaelis 1972 in der sowjetischen Belarusfilm-Produktion Die Musik der Partisanen seine erste Hauptrolle. Es folgten zahlreiche weitere Engagements in den Studios der DEFA in Potsdam-Babelsberg.

Seit dem Science-Fiction-Action-Film Demolition Man (1993) war Michaelis die deutsche Feststimme von Wesley Snipes, seit der sechzehnteiligen Fernsehproduktion Die Scharfschützen auch von Sean Bean. Darüber hinaus wurde er seit Bad Boys – Harte Jungs (1995) bis auf wenige Ausnahmen auf Martin Lawrence und seit Dead Presidents (1995) kontinuierlich auf Chris Tucker besetzt. Film- und Fernsehzuschauer kennen ihn zudem als deutsche Stimme mehrerer Serienhauptdarsteller, darunter für Julian McMahon in der Rolle des Cole Turner in Charmed – Zauberhafte Hexen (2000–2005) und der Rolle des Dr. Christian Troy in Nip/Tuck – Schönheit hat ihren Preis (2006–2009). Für Kevin Sorbo war er die deutsche Stimme des Dylan Hunt in Andromeda (2001–2006), für Damian Lewis als Charlie Crews in Life (2009–2010) und für Grant Bowler als Joshua Nolan in Defiance (2013–2015).[6]

Zu einer Auswahl weiterer von ihm synchronisierter Schauspieler gehören Benicio del Toro, darunter in Traffic – Macht des Kartells (2000), 21 Gramm (2003) und Sin City (2005), Donnie Wahlberg in der Filmreihe Saw, in Kurzer Prozess – Righteous Kill (2008) und in der Serie Blue Bloods – Crime Scene New York (seit 2012), Ben Mendelsohn (seit Rogue One: A Star Wars Story) sowie Mike Epps in Next Friday (2000), Friday After Next (2002), Talk to Me (2007) und Savages (2012).[7]

Dialogregie führte Michaelis unter anderem in der Krimiserie CSI: Miami und im Coen-Kultfilm The Big Lebowski. Ab 2014 lieh er Jason Beghe als Henry „Hank“ Voight in Chicago P.D. seine Stimme. Ebenso synchronisierte er Jackie Earle Haley in Shutter Island (2010) und von 2017 bis 2019 in The Tick.[7]

Hörbücher

Ab Mitte der 2000er-Jahre war Torsten Michaelis ein vielbeschäftigter Interpret von Hörbüchern. Seine Publikationen umfassen sowohl Kinder- und Jugend- als auch Erwachsenenliteratur. So las er unter anderem Der Horla aus der Vampirric-Hörbuchserie von HR Giger (2004), Die Insel des Dr. Moreau von H.G. Wells (2007) und die Tripods-Trilogie von John Christopher (2006, 2007), deren dritter Teil 2007 mit dem Hörspiel Award in Gold ausgezeichnet[8] und für den Ohrkanus nominiert wurde.[9] In der Kategorie Hörbuch des Jahrzehnts setzte sich Michaelis neben David Nathan und Regisseur Lars Peter Lueg während der Ohrkanus Wahl 2008 mit H.P. Lovecrafts Der Flüsterer im Dunkeln gegen die Konkurrenz durch.[10] Als Synchronstimme des Hauptdarstellers Sean Bean in der Fernsehserie Die Scharfschützen vertonte Torsten Michaelis ab 2010 für Lübbe Audio die der Fernsehadaptation zugrundeliegende Romanserie Richard Sharpe von Bernard Cornwell.

Im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur interpretierte Michaelis unter anderem Das Amulett des Dschingis Khan von Nina Blazon, das 2008 auf der Hörbuchbestenliste erschien. Mit der Lesung Troja von Rosemary Sutcliff (2008) erzielte er im darauffolgenden Jahr den dritten Platz bei der Verleihung des HörKulino, dem Publikumspreis des Deutschen Buchhandels.[11] Weiteren Erfolg verzeichnete die Hörbuchausgabe des für den deutschen Jugendliteraturpreis nominierten Romans Es geschah im Nachbarhaus von Willi Fährmann, das 2011 mit dem Auditorix-Gütesiegel ausgezeichnet wurde. 2012 erschienen die Hörbuchproduktionen Elbenthal-Saga – Die Hüterin Midgards von Ivo Pala sowie das Prequel Tripods – Die Ankunft der dreibeinigen Monster von John Christopher, 2013 Elbenthal-Saga – Der Schwarze Prinz von Ivo Pala. Seit Februar 2014 ließ er für den Argon Verlag die Abenteuer von Batman lebendig werden.[12] Im Oktober 2015 erschien seine Lesung von Philip Kerrs Winterpferde bei sauerländer audio, die mit Platz 1 der hr2-Hörbuchbestenliste prämiert wurde.[13]

Für den Komplett-Media-Verlag vertonte Michaelis außerdem dokumentarische Hörbücher zu Sachthemen wie Geschichte, Philosophie und Religion.

Hör- und Computerspiele

Von 2006 bis 2009 lieh Michaelis in der zehnteiligen mehrfach ausgezeichneten Hörspielserie Caine von Lausch – Phantastische Hörspiele dem gleichnamigen Auftragsmörder und Protagonisten Steven Caine seine Stimme und wurde dafür mit dem Ohrkanus 2010[14] sowie 2007 mit dem Hörspiel Award in Gold als „Bester Sprecher in einer Hauptrolle“ geehrt.[8] Von 2005 bis 2010 wirkte er zudem als Tupac Shakur in der LPL-Records-Produktion Offenbarung 23 mit, in einer weiteren Festrolle war er 2008 neben Marie Bierstedt und Rita Engelmann als Jedi Roan Shryne in der Star-Wars-Hörspielserie Dark Lord zu hören (Buch und Regie: Oliver Döring, Romanvorlage Dunkler Lord: der Aufstieg der Darth Vader von James Luceno). In der Hörspielserie Drachenlanze leiht er dem Charakter Caramon, einem Hauptakteur, seine Stimme.

Darüber hinaus lieh Michaelis verschiedenen Charakteren in der Hörspielreihe Gruselkabinett seine Stimme, so in den Folgen Das Phantom der Oper, Das verfluchte Haus, Dr. Jekyll und Mr. Hyde, Der Fall des Dexter Ward, Die liebende Tote und Der Leichendieb. In der von Lauscherlounge Records publizierten Hörspielfassung zu Bram Stokers Romanklassiker Dracula übernahm Michaelis die gleichnamige Hauptrolle und trat mit dem Ensemble im Rahmen dreier Leseinszenierungen 2006 in Berlin, Hamburg und Essen auf.

An Computerspielen Interessierte kennen Torsten Michaelis unter anderem als Synchronstimme von Max Payne in Max Payne 2: Fall of Max Payne, von Agent 47 in Hitman, Garrett in Dark Project 2: The Metal Age, Psycho in Crysis und Crysis Warhead, Mother in Medal of Honor, Attentäter Kai Leng in Mass Effect 3[15], Sam Becker in Far Cry 3, Pagan Min in Far Cry 4 und einer von vier Sprechern des Charakters Inquisitor in Dragon Age: Inquisition. Des Weiteren verlieh er dem Charakter Reaper in Blizzards Spiel Overwatch seine Stimme. 2022 lieh er Pagan Min in der DLC-Episode Pagan: Kontrolle von Far Cry 6 erneut seine Stimme. In Cyberpunk 2077 war er als Saul, Anführer des Nomadenclans Aldecaldos zu hören.

Privates

Sein zehn Monate jüngerer Bruder ist der Sänger und Komponist Dirk Michaelis. Sein Stiefvater war der Musiker Gerd Michaelis (1933–2022),[16] der Leiter des Gerd Michaelis Chors.[17]

Torsten Michaelis war verheiratet und lebte in Berlin. Er starb am 17. August 2025 im Alter von 64 Jahren an einem Herzinfarkt.[18][19]

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Filmografie

Filme

Fernsehserien und -reihen

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Synchronrollen (Auswahl)

Zusammenfassung
Kontext

Für Sean Bean

Für Wesley Snipes

Für Benicio del Toro

Für Ben Mendelsohn

Für Chris Tucker

Weitere Rollen

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Theater (Auswahl)

Auszeichnungen

  • 1986: Erich-Weinert-Medaille, Kunstpreis der FDJ[20]
  • 2007: Hörspiel-Award in Gold in der Kategorie „Bester Sprecher in einer Hauptrolle“ für Caine
  • 2007: Hörspiel-Award in Gold in der Kategorie „Kritiker-Preis: Beste Lesung“ für Tripods III – Der Untergang der dreibeinigen Monster nach John Christopher
  • 2008: Ohrkanus in der Kategorie „Hörbuch des Jahrzehnts“ neben David Nathan und Regisseur Lars Peter Lueg für Der Flüsterer im Dunkeln nach H.P. Lovecraft
  • 2009: HörKulino – Platz 3 für Troja nach Rosemary Sutcliff
  • 2010: Ohrkanus in der Kategorie „Bester Sprecher in einer Hauptrolle“ für Caine
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Einzelnachweise

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