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Wladimir Kaminer

deutsch-russischer Schriftsteller und Kolumnist Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wladimir Kaminer
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Wladimir Wiktorowitsch Kaminer (Владимир Викторович Каминер; * 19. Juli 1967 in Moskau, Russische SFSR, Sowjetunion) ist ein russisch-deutscher Schriftsteller und Kolumnist.[1] Er schreibt seine Texte nicht in seiner Muttersprache, sondern in Deutsch.

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Wladimir Kaminer (2025)

Sein Erzählband Russendisko, dessen Ersterscheinen sich 2025 zum 25. Mal jährt, machte ihn zu einem der populärsten Autoren in Deutschland.[2] Militärmusik und andere Werke machten ihn auch außerhalb Deutschlands bekannt. Die Gesamtauflage seiner Bücher und Hörbücher kommt auf 6,4 Millionen verkaufte Exemplare. Davon entfallen 1,8 Millionen Stück auf Russendisko (Stand: August 2025).

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Leben

Kaminer ist der Sohn einer Lehrerin für Festigkeitslehre und eines Betriebswirts, der als stellvertretender Leiter in einem Betrieb der sowjetischen Binnenflotte arbeitete.[3] Kaminer war sowjetischer Bürger jüdischer Abstammung und ist heute deutscher Staatsbürger.

Von 1986 bis 1988 leistete Kaminer in einer Raketenstellung vor Moskau seinen Wehrdienst ab.[4] Nach einer Ausbildung zum Toningenieur für Theater und Rundfunk studierte er Dramaturgie am Moskauer Theaterinstitut. Während des Studiums verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs und dem Veranstalten von Partys und Untergrundkonzerten in der Moskauer Rockszene.

Im Juni 1990 erhielt Kaminer humanitäres Asyl in der DDR.[5] Noch vor der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober wurde ihm die Staatsbürgerschaft der DDR verliehen, was ihn nach bundesdeutschem Recht zum deutschen Staatsangehörigen machte. Er selbst berichtete jedoch, viele Jahre mit einem Fremdenpass gelebt zu haben.[6]

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Wirken

Zusammenfassung
Kontext

Kaminers Werke zeichnen sich durch einen humorvollen, pointierten und beobachtenden Stil aus.[7] Seinen literarischen Durchbruch erzielte Kaminer im Jahr 2000 mit dem Erzählband Russendisko. Aus der Perspektive eines Einwanderers schildert er die Absurditäten des deutschen Alltags und thematisiert kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten.[8] In Militärmusik (2001) erzählte Kaminer teilweise autobiografisch von seinen haarsträubenden Abenteuern in der Sowjetarmee zur Zeit Gorbatschows.[9] Das Buch festigte seinen Ruf als humoristischer Chronist des sowjetischen Alltags und des absurden Lebens im untergehenden Sozialismus.

Ein wichtiger Ort für die Entwicklung seines literarischen Schaffens war die Berliner Reformbühne Heim & Welt, auf der er wöchentlich seine Geschichten vor Publikum erprobte.[10] Neben seinen zahlreichen Buchveröffentlichungen schreibt Kaminer regelmäßig Kolumnen und Texte für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, darunter die monatliche Kolumne „Kaminers Kino“ für die Kinozeitschrift epd Film.[11]

Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist Kaminer eine feste Größe im deutschen Kulturleben und regelmäßig im Fernsehen zu Gast. Er hatte eine wöchentliche Sendung namens Wladimirs Welt im Radio Multikulti des SFB sowie eine Rubrik im ZDF-Morgenmagazin.[12] Seit 2018 wird Kaminer Inside im Kulturprogramm 3sat gesendet.[13] Darin besucht Kaminer besondere Orte und Menschen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und fragt nach der Bedeutung von Heimat.[14][15]

Gemeinsam mit dem Musiker Yuriy Gurzhy organisierte er die Veranstaltungsreihe Russendisko.[16] Nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine wurde die Reihe aus Solidarität in Ukrainska Diska umbenannt und findet weiterhin statt.

Kaminer ist Mitgründer der Schriftstellervereinigung PEN Berlin.[17]

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Positionen

Wladimir Kaminer versteht sich als Brückenbauer zwischen den Kulturen. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 hat er sich verstärkt als kritischer Kommentator der russischen Politik positioniert.[18] Er verurteilt den Angriffskrieg scharf,[19][20] zeigt sich solidarisch mit der Ukraine und äußert sich in Interviews und Talkshows differenziert zur russischen Gesellschaft. Er betont, dass das Handeln des Kremls nicht mit dem Willen aller Russen gleichzusetzen sei, und fühlt eine Mitverantwortung, das von ihm mitgeprägte Bild von Russland in Deutschland zu korrigieren.

Auszeichnungen

Privates

Kaminer ist mit der ebenfalls aus Russland stammenden Autorin Olga Kaminer (geb. Gura) verheiratet, die er 1995 in Berlin kennenlernte. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder und lebt in Berlin-Prenzlauer Berg.[21]

Bibliografie

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Diskografie

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Commons: Wladimir Kaminer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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