Bayern
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Bayern ([ˈbaɪ̯ɐn] ; Ländercode BY; amtlich Freistaat Bayern) ist das flächengrößte der 16 Länder der Bundesrepublik Deutschland und liegt in deren Südosten. Mit rund 13,4 Millionen Einwohnern ist es zudem das zweitbevölkerungsreichste deutsche Land. Die Landeshauptstadt und bevölkerungsreichste Stadt ist München mit über 1,5 Millionen Einwohnern.
Freistaat Bayern | ||||
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Landeshymne: Bayernhymne | ||||
Basisdaten | ||||
Sprache | Deutsch | |||
Landeshauptstadt | München | |||
Staatsform | parlamentarische Republik, teilsouveräner Gliedstaat eines Bundesstaates[1][2] | |||
Fläche | 70.541,57 km² | |||
Gründung | 1. Januar 1806 (Königreich Bayern)[3][4] 1. Januar 1871 (Gliedstaat des Deutschen Reichs) 14. August 1919 (Freistaat Bayern) 28. September 1945 (Wiederherstellung Bayerns als Staat) 8. Dezember 1946 (heutige Verfassung tritt in Kraft) 23. Mai 1949 (Land der Bundesrepublik Deutschland) | |||
ISO-3166-2-Code | DE-BY | |||
Website | bayern.de | |||
Bevölkerung | ||||
Einwohnerzahl | 13.369.393 (31. Dezember 2022)[5] | |||
Bevölkerungsdichte | 190 Einwohner pro km² | |||
Wirtschaft | ||||
Bruttoinlandsprodukt (nominal) | 716,7 Mrd. EUR (2.) (2022)[6] | |||
Schulden | 12,926 Mrd. EUR[7] (31. Dezember 2019) | |||
Arbeitslosenquote | 3,4 % (Dezember 2023)[8] | |||
Politik | ||||
Regierungschef | Ministerpräsident Markus Söder (CSU) | |||
Landtagspräsidentin | Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) | |||
Regierende Parteien | CSU und FW (Kabinett Söder III) | |||
Sitzverteilung des 19. Landtags:
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Sitzverteilung im Landesparlament | Von 203 Sitzen entfallen auf:[9]
Regierung (122) | |||
Letzte Wahl | 8. Oktober 2023 | |||
Nächste Wahl | 2028 | |||
Stimmen im Bundesrat | 6 | |||
Der Freistaat hat im Süden Anteil am Hochgebirge der Ostalpen und an dem bis zur Donau reichenden flachen Alpenvorland. Nördlich der Donau bestimmen Mittelgebirge wie der Bayerische Wald oder das Fichtelgebirge das Landschaftsbild.
Seine staatsrechtliche Ordnung beruht auf der Verfassung des Freistaates Bayern. Die Bezeichnung Freistaat trägt Bayern seit 1918 mit der Ausrufung als Republik und dem damit verbundenen Ende des Königreichs Bayern.
Bereits im Jahre 555 n. Chr. und damit rund 500 Jahre vor der Verwendung des Begriffs deutsch im heutigen Sinn ist das ältere bayerische Stammesherzogtum nachgewiesen, das Teil des fränkischen Herrschaftsbereichs wurde. Unter den Karolingern entstand erstmals ein baierisches Königtum. Nach dem Ende der Herrschaft der Karolinger erstarkte die baierische Eigenständigkeit im jüngeren bayerischen Stammesherzogtum. Mit Beginn der Herrschaft der Wittelsbacher 1180 folgte der Übergang zum Territorialstaat. Sie regierten Bayern über 700 Jahre bis 1918. Baiern war Kurfürstentum des Heiligen Römischen Reiches und ab 1806 Königreich. Durch die Verfassungen von 1808 und 1818 wurde Bayern konstitutionelle Monarchie. Bayern konnte auf dem Wiener Kongress 1814 als eine der Siegermächte einen großen Teil der Gebietsgewinne behalten; unter anderem kamen Teile Frankens, Schwabens und die neugeschaffene linksrheinische Pfalz zu Bayern. 1918 brach die Wittelsbachermonarchie in der Novemberrevolution zusammen. In der Weimarer Republik verlor Bayern seine Reservatrechte weitgehend zugunsten des Reichs. Nach der NS-Machtergreifung erfolgte schrittweise die Aushebelung sämtlicher politischen Möglichkeiten Bayerns, so des Bayerischen Landtags, aber auch der bayerischen Staatsbürgerschaft. Die Amerikanische Besatzungsmacht stellte Bayern 1945 offiziell wieder als unabhängigen Staat her. Die Pfalz wurde 1946 von Bayern abgetrennt und ist heute Teil von Rheinland-Pfalz. 1949 gründete der Freistaat unter Vorbehalten die Bundesrepublik mit.
Traditionell gliedert es sich in die drei Landesteile und „Stämme“ Altbayern (Bezirk und Regierungsbezirk Oberpfalz, Ober- und Niederbayern), Franken (Ober-, Mittel- und Unterfranken) und Schwaben. Die Heimatvertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten werden als vierter Stamm bezeichnet.
Der Freistaat hat im Süden Anteil am Hochgebirge der Ostalpen und an dem bis zur Donau reichenden flachen Alpenvorland. Nördlich der Donau bestimmen Mittelgebirge wie der Bayerische Wald oder das Fichtelgebirge das Landschaftsbild. Auch besitzt Bayern im Westen, zwischen Nördlinger Ries und dem Donauried bei Dillingen an der Donau, Anteile an der Schwäbischen Alb, auch als Riesalb bekannt. Östlich vom Nördlinger Ries erstreckt sich die Fränkische Alb. Mit Mainfranken besitzt Bayern eine der wichtigsten Weinregionen Deutschlands.
Gebiet und Landschaft
Als Binnenland grenzt Bayern an folgende Staaten: im Osten an Tschechien, im Südosten und Süden an Österreich, im Südwesten über den Bodensee an die Schweiz und an die deutschen Bundesländer Baden-Württemberg (im Westen), Hessen (im Nordwesten), Thüringen (im Norden) und Sachsen (im Nordosten). Die Landesgrenze Bayerns ist insgesamt 2705 Kilometer lang. Bayern grenzt, im Westen beginnend, im Uhrzeigersinn an Baden-Württemberg (829 Kilometer Grenzlänge), Hessen (262 Kilometer), Thüringen (381 Kilometer), Sachsen (41 Kilometer), an die tschechischen Regionen Karlsbad, Pilsen und Südböhmen (357 Kilometer), an die österreichischen Bundesländer Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg (816 Kilometer) sowie an den Schweizer Kanton St. Gallen (19 Kilometer), wobei der Grenzverlauf im Bodensee nicht festgelegt ist.
Bis 1990 bildete die Grenze zu Thüringen, Sachsen und der damaligen Tschechoslowakei einen Abschnitt des Eisernen Vorhangs. Sie stellte durch die Grenzsicherungsanlagen eine physisch nahezu unüberwindbare Trennung zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt dar. Bei Prex gab es ein Dreiländereck. Nicht zum bayerischen Staatsgebiet und daher nicht zum deutschen Bundesgebiet gehören die im privatrechtlichen Eigentum Bayerns stehenden Saalforsten in Österreich. Andererseits gehört der Egerer Stadtwald, der historisch zur böhmischen Stadt Eger (tschechisch Cheb) gehört, zum bayerischen Staatsgebiet und wird von einer Stiftung verwaltet.
Bayern liegt in Süddeutschland und umfasst:
- die Bayerischen Alpen im Süden
- davon nördlich das Alpenvorland bis zur Donau mit den drei großen Seen Oberbayerns
- das ostbayerische Mittelgebirge und
- die Stufenlandschaft der Schwäbischen und Fränkischen Alb.
Die Bayerischen Alpen im äußersten Süden Bayerns gehören zu den Nördlichen Kalkalpen. Bayern ist das einzige deutsche Bundesland, das Anteil an den Alpen hat. Meist werden unter den Bayerischen Alpen nur die zwischen den Flüssen Lech und Saalach gelegenen Gebirgsteile verstanden. In diesem engeren Sinn zählen daher die Allgäuer Alpen, auf die sich das bayerische Staatsgebiet erst seit jüngerer Zeit erstreckt, und die Berchtesgadener Alpen nicht zu den Bayerischen Alpen, nicht zu verwechseln mit dem Begriff der Bayerischen Voralpen, die nördlich an das Gebirge angrenzen. Letztere umfassen den bayerischen Anteil der Voralpen zwischen der Loisach im Westen und dem Inn im Osten. Während die Voralpen nur vereinzelt ausgeprägte Kalkfelswände haben, sind die Alpen durch die im Jungpleistozän entstandenen Kare, Seen und die typischen U-Täler durch Gletscher geprägt. Ablagerungen der eiszeitlichen Flüsse sowie vor allem die Gletscher ließen insbesondere im Alpenvorland eine hügelige Landschaft mit Seen und Mooren entstehen. Dort liegen etwa der Chiemgau, das Fünfseenland und das Allgäu.
Während zwischen den Alpen und südlich der Donau das Gelände flach bis hügelig ist, liegen nördlich davon mehrere Gebirge, die eine Höhe von über tausend Metern erreichen, darunter beispielsweise der Bayerische Wald mit dem Großen Arber als höchstem Berg Bayerns außerhalb der Alpen und das Fichtelgebirge mit dem Schneeberg als höchstem Berg Frankens. Die Fränkische Alb als geologische Fortsetzung des Schweizer Juras und der Schwäbischen Alb zieht sich um einen Bogen durch den Norden Bayerns und schirmt Teile Frankens von Altbayern ab. Nördlich davon liegen zahlreiche Zeugenberge wie der Hesselberg. Der äußerste Südwesten der Alb grenzt ans Nördlinger Ries, Rest eines beim Ries-Ereignis vor etwa 14,6 Millionen Jahren entstandenen Einschlagkraters. Das Fränkische Keuper-Lias-Land, in dem etwa Aischgrund, Steigerwald und Frankenhöhe liegen, geht in die Mainfränkischen Platten über. Südwestlich davon liegen die Mittelgebirge Odenwald, Spessart und Rhön. Die östliche Hälfte Bayerns wird von Mittelgebirgen wie dem Bayerischen Wald oder dem Frankenwald geprägt. Dort befindet sich das größte, nicht zerschnittene Waldgebiet Mitteleuropas. Auch Teile des Vogtlands liegen in Bayern. Der westliche Teil Unterfrankens als Bestandteil der Tiefebene des Rheins gehört zum Bayerischen Untermain.
Die niedrigste Stelle Bayerns liegt mit ca. 100 m ü. NHN am Ufer des Mains auf Höhe von Kahl am Main (Unterfranken), die höchste im Wettersteingebirge auf dem Gipfel der Zugspitze (2962 m ü. NHN), dem höchsten deutschen Berg. Alle 30 höchsten Berggipfel Deutschlands liegen in den Bayerischen Alpen, konzentriert im Wettersteingebirge, in den Berchtesgadener Alpen und den Allgäuer Alpen. Der höchste bayerische Gipfel der Berchtesgadener Alpen ist der Watzmann (2713 m) und der höchste bayerische Gipfel in den Allgäuer Alpen ist die Hochfrottspitze (2649 m).
Der geographische Mittelpunkt Bayerns liegt etwa 500 Meter östlich des Marktes Kipfenberg im Landkreis Eichstätt (Lage48.94660711.404567). Historisch betrachteten sich mehrere Orte in Bayern als Mittelpunkt Europas. Seit dem EU-Beitritt Kroatiens am 1. Juli 2013 lag der geographische Mittelpunkt der Europäischen Union im Landkreis Aschaffenburg, im Ortsteil Oberwestern der bayerischen Gemeinde Westerngrund (Lage50.1172869.247768).[10] Seit dem Austritt des Vereinigten Königreiches am 31. Januar 2020 liegt der EU-Mittelpunkt im Landkreis Würzburg, im Ortsteil Gadheim der Gemeinde Veitshöchheim (Lage49.8430569.901944).[11]
Gewässer
Der bedeutendste Fluss des Landes ist die Donau, diese fließt in der Südhälfte des Landes von West nach Ost, gelangt bei Ulm auf das Landesgebiet und tritt bei Passau nach Österreich über. Ihre größten Nebenflüsse sind (stromabwärts):
Die vier südlichen Nebenflüsse entspringen in den Alpen und sind wasserreicher. Inn und Lech führen (wegen des langen Oberlaufs) bei ihrer Mündung meist etwas mehr Wasser als die Donau.
Im Heimatkundeunterricht wird zur Donau vielerorts folgender Merkspruch aufgesagt: „Brigach und Breg bringen die Donau zuweg. Iller, Lech, Isar, Inn, fließen rechts zur Donau hin. Wörnitz, Altmühl, Naab und Regen fließen links dagegen.“
Der größte Teil Frankens wird durch den Main von Ost nach West in den Rhein entwässert. In seinem markant geschwungenen Lauf bildet er das sogenannte Maindreieck und Mainviereck. Seine größten Nebenflüsse sind Regnitz und Tauber von links und Fränkische Saale von rechts. Im Nordosten Oberfrankens bzw. Niederbayerns entspringen die linken Nebenflüsse der Elbe, die „Sächsische“ Saale, die Eger und die Kalte Moldau als Quellfluss der Moldau.
In den Endmoränenlandschaften im südlichen Teil des nördlichen Alpenvorlandes gibt es viele Seen, die teilweise ins Gebirge hineinragen, etwa der Tegernsee, der Starnberger See und der Schliersee. Bayern hat Anteil am Bodensee, dem größten See des westlichen Mitteleuropas. Der größte See innerhalb Bayerns ist der Chiemsee. Nördlich der Fränkischen Alb wurden die Stauseen des Fränkischen Seenlands gebildet. Sie dienen zur Wasserregulierung Nordbayerns, insbesondere der Wasserversorgung des Main-Donau-Kanals, einer wichtigen Wasserstraße in Nordbayern. In den Alpen wurde 1924 das Walchenseekraftwerk in Betrieb genommen, das das natürliche Gefälle zwischen dem als „Oberbecken“ fungierenden Walchensee und dem „Unterbecken“ Kochelsee zur Stromerzeugung nutzt.
Durch Teile Bayerns führt die Europäische Hauptwasserscheide. Sie trennt das zum Rhein gehörende Flusssystem von dem der Donau.
Details sind beschrieben in der Liste der Flüsse in Bayern sowie in der Liste der Seen in Bayern.
Schutzgebiete
In Bayern liegen der Nationalpark Bayerischer Wald und der Nationalpark Berchtesgaden. Von der UNESCO anerkannte Biosphärenreservate sind das Biosphärenreservat Berchtesgadener Land und das Biosphärenreservat Rhön. Es gibt 18 Naturparks in Bayern, der älteste ist der 1969 gegründete Naturpark Altmühltal.
In Bayern sind 603 Naturschutzgebiete, 702 Landschaftsschutzgebiete, 674 Fauna-Flora-Habitat-Gebiete, 84 Europäischen Vogelschutzgebiete, 160 Naturwaldreservate und über 3.400 Geotope vom Bayerischen Landesamt für Umwelt ausgewiesen (Stand: März 2017). Hundert besonders sehenswerte Geotope sind als Bayerns schönste Geotope ausgewiesen.[12] Größtes Naturschutzgebiet sind die Allgäuer Hochalpen, kleinstes ist der Drabafelsen.
Siehe auch:
Ausdehnung und Flächennutzung
Mit 70.541,57 Quadratkilometern ist Bayern das flächenmäßig größte deutsche Bundesland und hat damit knapp 22.000 Quadratkilometer mehr Fläche als Niedersachsen. Der Freistaat entspricht etwa 19 Prozent der deutschen Staatsfläche. Die Fläche Bayerns ist größer als die vieler Staaten Europas, etwa die der Niederlande oder Irlands.
Das Staatsgebiet Bayerns erstreckt sich von 47° 16′ bis zu 50° 34′ nördlicher Breite und von 8° 58′ bis 13° 50′ östlicher Länge. Bayern erstreckt sich in west-östlicher Richtung über maximal 260, in nord-südlicher über 366 Kilometer. Der südlichst gelegene Ort in Bayern ist Einödsbach, der westlichste Großwelzheim,[13] der nördlichste Weimarschmieden und der östlichste Breitenberg. Die südlichste Stelle Bayerns und ganz Deutschlands ist das Haldenwanger Eck.[14]
Etwa 86,1 Prozent der Fläche werden land- und forstwirtschaftlich genutzt. 12,0 Prozent sind Siedlungs- und Verkehrsflächen.[15]
Klima
Das Klima geht vom Nordwesten (relativ ausgeglichen) nach Osten vom Seeklima (Cfb) ins Kontinentalklima (Dfb) über. An etwa 100 Tagen sind die Temperaturen unter null Grad Celsius, die Westwinde bringen durchschnittlich 700 mm Niederschlag, im Nordstau der Alpen lokal bis 1800 mm pro Jahr. Die mittlere jährliche Sonnenscheindauer beträgt 1600 bis 1900 Stunden.[16] Der wärmste Monat ist meist der Juli, kältester der Januar. Der Föhn beeinflusst das Wetter im gesamten Alpenvorland und kann stellenweise bis an die Fränkische Alb reichen. Der Norden Bayerns ist trockener und wärmer als der Süden;[17] die Region um Würzburg hat die meisten Sonnentage Süddeutschlands.
Auswirkungen des Klimawandels
Die Auswirkungen der globalen Erwärmung zeigen sich auch in Bayern.[18] Die Sommermonate werden dabei tendenziell heißer und trockener.[18] Zuletzt war der Juni 2019 der wärmste Juni in Bayern seit Beginn der Beobachtungen[18] und der Winter 2019/2020 lag bayernweit drei Grad Celsius über dem langjährigen Mittel. Am 20. Dezember 2019 wurde in Piding eine Rekordtemperatur von 20,2 °C gemessen.[19] Die Wintermonate werden tendenziell niederschlagsreicher, wobei der Niederschlag vermehrt in Form von Regen statt Schnee fällt.[18] Extreme Wetterlagen, wie etwa das Hochwasser in Mitteleuropa 2013 oder das Starkschneeereignis im Januar 2019, nehmen zu. Eine Folge der Erwärmung ist u. a. die fortschreitende Schmelze aller bayerischer Alpengletscher: Von den vier bayerischen Gletschern wird mit dem Höllentalferner mittelfristig nur einer bestehen. Beispielsweise ist seit den 1980er-Jahren der Südliche Schneeferner, von Überresten abgesehen, bereits vollständig verschwunden.[18][20]
Flora
Bayern wäre von Natur aus hauptsächlich von Wäldern bedeckt. Im Flach- und Hügelland würden buchendominierte Mischwälder vorherrschen, in den Gebirgen in Bergmischwälder übergehend. In den höheren Gebirgslagen kämen Fichtenwälder vor und die Flüsse würden von ausgedehnten Auwäldern begleitet werden. Nur die Gewässer und die Gebirgslagen oberhalb der Waldgrenze sowie Sonderstandorte wie Hochmoore wären natürlicherweise nicht bewaldet. Durch umfangreiche Rodungen für landwirtschaftliche Flächen und Siedlungen hat der Mensch bereits im Mittelalter die Waldfläche in Bayern zurückgedrängt. Aktuell sind mit 2,6 Millionen Hektar 36,9 Prozent der bayerischen Landesfläche bewaldet. Damit befindet sich rund ein Viertel der deutschen Wälder in Bayern. Die Baumartenzusammensetzung der Wälder in Bayern ist stark von der forstwirtschaftlichen Nutzung geprägt. Die häufigste Baumart in Bayerns Wäldern ist die Gemeine Fichte mit 41,8 Prozent Flächenanteil, gefolgt von der Waldkiefer mit 17,9 Prozent, der Rotbuche mit 13,9 Prozent und den Eichen mit 6,8 Prozent Anteil.[21] Besonders große Waldgebiete befinden sich noch in den Mittelgebirgen in Nord- und Ostbayern, wie zum Beispiel im Spessart, im Fichtelgebirge, im Steigerwald und im Bayerischen Wald, sowie in den Bayerischen Alpen.
Dagegen sind insbesondere die Gegenden mit fruchtbaren Böden im Voralpenland, im Hügelland und in den Flussniederungen von überwiegend landwirtschaftlich genutzten Offenlandschaften mit Wiesen, Äckern und nur wenigen Einzelbäumen und kleineren Wäldern geprägt. Franken weist gebietsweise für Süddeutschland einzigartige Sandlebensräume auf, die als Sandachse Franken geschützt sind.[22] In den Flusstälern entlang von Main und Tauber wurde die Landschaft für den Weinanbau umgestaltet. Weit verbreitet sind Magerrasen, ein extensiv genutztes Grünland an besonders nährstoffarmen, „mageren“ Standorten. Besonders die Südliche Frankenalb mit dem Altmühltal ist gekennzeichnet von solchen Magerrasen. Viele dieser Gebiete sind als Schutzgebiet ausgewiesen.
Fauna
In den Wäldern Bayerns leben, wie in anderen Teilen Deutschlands, nur noch relativ wenige Großtierarten. Es gibt unter anderem verschiedene Marderarten, Dam- und Rothirsche, Rehe sowie Wildschweine und Füchse. In naturnahen Gebieten, wie dem Fichtelgebirge, leben Luchse und Auerhähne, aber auch Biber und Otter verbreiten sich wieder. Vereinzelt gibt es Sichtungen von seit längerem in Mitteleuropa ausgerotteten Tieren in Bayern, beispielsweise vom Wolf.[23] In hochalpinen Regionen leben der wieder eingebürgerte Alpensteinbock und das Alpenmurmeltier. Seltener ist die Gämse in einigen Mittelgebirgen, wie der Fränkischen Alb, beheimatet. In den Bayerischen Alpen kommt der Steinadler vor. Es wurden 19 verschiedene Amphibienarten nachgewiesen.[24]
Antike
Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. gründeten keltische Stämme im Alpenvorland erste befestigte, stadtähnliche Siedlungen. In dem Oppidum von Manching lebten damals bereits etwa 5.000 bis 10.000 Kelten innerhalb einer Stadtbefestigung. Zur Zeit des Kaisers Augustus wurde das keltisch besiedelte Gebiet Altbayerns südlich der Donau Teil des Römischen Reiches und seiner Provinzen Raetia und Noricum. Nach Zusammenbruch der römischen Herrschaft bildete sich das Volk der Bajuwaren. Vermutlich haben sich die Bajuwaren aus verschiedenen Volksgruppen gebildet:
- aus Resten der keltischen Bevölkerung (Vindeliker, Boier),
- aus einheimischen Römern,
- aus alemannischen, fränkischen bzw. thüringischen, ostgotischen und langobardischen Volkssplittern,
- aus germanischen Söldnern der römischen Grenztruppen.
Es wird von einer Stammesbildung der Bajuwaren im eigenen Land, also dem Land zwischen Donau und Alpen, ausgegangen.[25]
Älteres Stammesherzogtum
Für das Jahr 555 n. Chr. ist die Existenz eines bairischen Stammesherzogtumes mit Sitz in Freising und Regensburg unter den Agilolfingern belegt, das unter den Merowingern Teil des fränkischen Herrschaftsbereichs Austrasien wurde. Mit der Lex Baiuvariorum entstand das erste kodifizierte bairische Stammesrecht (um 741/743). Der Sieg Karls des Großen über den Bayernherzog Tassilo III. 788 markiert das Ende des sogenannten älteren Stammesherzogtums. Seit 788 bis zum Beginn des 10. Jahrhunderts gab es keinen baierischen Herzog. Die Karolinger regierten als baierische Könige oder Unterkönige und setzten zur Herrschaftsausübung bisweilen Statthalter (Präfekten) ein.
Jüngeres Stammesherzogtum
Der Niedergang der Karolinger ermöglichte ein Wiederaufleben der Eigenständigkeit der baierischen Herzöge im sogenannten jüngeren Stammesherzogtum. Nach Ende der Herrschaftsperiode der Karolinger kam es erneut dazu, dass die Eigenständigkeit der einzelnen Gebiete allmählich erstarkte. Unterstützt wurde dies durch die Bedrohung von außen durch die Ungarneinfälle ab etwa 862. Markgraf Luitpold von Bayern fiel 907 in der Schlacht von Pressburg in einer Niederlage gegen die Ungarn, jedoch wird das Datum durch den Antritt seines Sohns Arnulf I. als Herzog von Bayern gleichzeitig als Beginn des jüngeren baierischen Stammesherzogtums gesehen. Nach dem Sieg in der Schlacht auf dem Lechfeld erfolgte eine zweite Welle baierischer Ostsiedlung mit Gewinn von Gebieten im heutigen Niederösterreich, Istrien und der Krain. Der Streit mit den Ottonen führte wieder zu einer starken Abhängigkeit vom deutschen Königtum. 976 wurde der Südosten Bayerns als Teil eines neu geschaffenen Herzogtums Kärnten abgetrennt. Zusätzlich regierte das Geschlecht der Babenberger in der Marcha Orientalis (Ostarrichi) zunehmend unabhängiger vom bayerischen Herzog. 1014 wurde Herzog Heinrich IV. aus der baierischen Linie der Ottonen als Heinrich II. römisch-deutscher Kaiser.
Ab 1070 kam es unter den Welfen zu einem Wiedererstarken der Macht der baierischen Herzöge. 1156 wurde die Mark Österreich losgelöst und unter den Babenbergern, die zuvor nach dem Sturz des Welfen Heinrichs des Stolzen kurzzeitig ganz Bayern regiert hatten, selbst zum Herzogtum erhoben. 1180 stürzte Friedrich I. Barbarossa auf Betreiben der Fürsten den Welfen Heinrich den Löwen, den Herzog von Bayern und Sachsen. Das Herzogtum Baiern wurde durch die Abtrennung der Steiermark und der andechsischen Markgrafschaft Istrien weiter verkleinert. Auch die Grafen von Tirol agierten zunehmend unabhängiger vom baierischen Herzog und profitierten später wie die Wittelsbacher vom Aussterben der Grafen von Andechs, die zuletzt auch das von Bayern abgetrennte Herzogtum Meranien besessen hatten.
Territorialherzogtum
Ab 1180 wurde das verkleinerte Bayern als Territorialherzogtum von den Wittelsbachern regiert, die bis zum Ende der Monarchie 1918 an der Macht blieben. 1214 fiel auch die Pfalz von den Welfen an die Wittelsbacher. Der herzogliche Vorort hatte sich in dieser Zeit mehrfach verschoben, zunächst von Regensburg bis 1231 nach Kelheim und dann bis 1255 nach Landshut.
Bayern erlebte von 1255 bis 1503 eine Periode zahlreicher Teilungen in Einzelherzogtümer. Kurz vor der ersten Wiedervereinigung erlangte Ludwig IV. 1328 als erster Wittelsbacher die Kaiserwürde, was für Bayern einen neuen Höhepunkt der Macht bedeutete. Gleichzeitig löste sich jedoch das Erzstift Salzburg endgültig vom Mutterland Bayern. Im Hausvertrag von Pavia von 1329 teilte Ludwig den Besitz in eine pfälzische Linie mit der Rheinpfalz und der später sogenannten Oberpfalz und in eine altbayerische Linie auf. Die von ihm neu hinzugewonnenen Gebiete Brandenburg, Tirol, die niederländischen Provinzen Holland, Seeland und Friesland sowie der Hennegau gingen unter seinen Nachfolgern sehr bald wieder verloren. Tirol fiel 1363 an die Habsburger, Brandenburg 1373 an die Luxemburger. Mit der Goldenen Bulle 1356 ging die Kurwürde für die altbayerische Linie an die der Pfalz verloren.
1429 wurde nach dem Aussterben der Linie Straubing-Holland das Herzogtum Bayern-Straubing unter den Linien München, Ingolstadt und Landshut aufgeteilt. 1447 fiel Bayern-Ingolstadt an Bayern-Landshut, das seinerseits im Landshuter Erbfolgekrieg von Bayern-München gewonnen wurde. Mit dem Kölner Schiedsspruch, der den Krieg beendete, verlor Bayern 1505 das Gebiet um Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg sowie das Zillertal und das Mondseeland an die Habsburger. Auch entstand damals aus weiteren Landshuter Gebieten mit Pfalz-Neuburg ein unabhängiges Fürstentum. Durch das Primogeniturgesetz von Herzog Albrecht IV. von 1506 fanden die Landesteilungen ein Ende.
Das Herzogtum Bayern öffnete sich unter der Herrschaft von Wilhelm IV. und Albrecht V. der Renaissance und wurde zu einem Hort der Gegenreformation. Die an Bayern angrenzenden Freien Reichsstädte Nürnberg und Augsburg waren vom Beginn der Neuzeit bis zum Ende der Renaissance bedeutende Handels- und Wirtschaftszentren, was in Augsburg vor allem auf den Einfluss der Kaufmannsfamilien Fugger und Welser zurückging. In dieser Zeit zählten beide Orte zusammen mit Köln und Prag und zu den vier größten Städten des Heiligen Römischen Reiches und hatten Regensburg eingeholt, das ebenfalls Freie Reichsstadt war.[26]
Herzog Wilhelm V. beteiligte sich 1583 erfolgreich am Krieg gegen den protestantisch gewordenen Erzbischof von Köln, für fast 200 Jahre stellten seither bayerische Prinzen den Kölner Kurfürsten und regierten zahlreiche weitere Bistümer in Nordwestdeutschland.
Kurfürstentum
In der Gegenreformation nahm Bayern weiterhin eine führende Stellung ein und ging aus dem Dreißigjährigen Krieg mit Gebietsgewinnen und dem Aufstieg zum Kurfürstentum hervor: 1620 besiegten die Truppen der Katholischen Liga unter Führung des bayerischen Feldherrn Tilly in der Schlacht am Weißen Berge bei Prag die Protestanten. Anschließend ließ Tilly die Pfalz besetzen. Zum Dank erhielt Maximilian I. 1623 die Kurwürde und 1628 die von ihm besetzten kurpfälzischen Teile der Oberpfalz als Kriegsentschädigung. Durch verschiedene Reformen sanierte Maximilian das Land finanziell und machte es wirtschaftlich leistungsfähig. Durch die Ausschaltung der ständischen Mitwirkungsrechte wurde er der eigentliche Begründer der absolutistischen Herrschaft in Bayern. Er schuf eine wirksame Landesverwaltung, eine neue Gesetzessammlung (Codex Maximilianeus) und war in merkantilistischen Maßnahmen seiner Zeit bereits voraus. Auch für die Kunstpolitik und das fürstliche Mäzenatentum entstanden neue finanzielle Spielräume. Nach dem Krieg widmete sich auch der Nachfolger Kurfürst Ferdinand Maria dem Wiederaufbau des verwüsteten Landes und verfolgte eine vorsichtige Neutralitätspolitik. Sowohl in Altbayern als auch besonders in den fränkischen Hochstiften Würzburg und Bamberg begann eine glanzvolle Zeit der barocken Kunst. Ab 1663 wandelte sich der Reichstag zu einem permanenten Gesandtenkongress (Immerwährender Reichstag), der in Regensburg tagte.
Während des Spanischen und Österreichischen Erbfolgekrieges und im Zuge der Großmachtpolitik Maximilian II. Emanuels und später seines Sohnes Karl Albrecht wurde das absolutistische Bayern mehrfach vorübergehend von Österreich besetzt. 1705 erhob sich das bayerische Volk gegen die kaiserliche Besatzung. Die bayerische Volkserhebung umfasste weite Gebiete Niederbayerns, das Innviertel und das östliche Oberbayern. Ein Landesdefensionskongress tagte im Dezember 1705 im damals noch bayerischen Braunau am Inn. Erst die Schlacht von Aidenbach am 8. Januar 1706 endete mit der völligen Niederlage der Volkserhebung. Nach der Kaiserkrönung Karl Albrechts wurden weite Teile des Kurfürstentums bis 1744 erneut besetzt. Karl Albrechts Sohn Maximilian III. Joseph beendete 1745 endgültig die Großmachtpolitik seiner Vorgänger und widmete sich inneren Reformen.
Nach dem Aussterben der altbayerischen Linie der Wittelsbacher entstand Ende 1777 das Doppel-Kurfürstentum Kurpfalz-Bayern (zeitgenössisch Churpfalz-Baiern oder Pfalz-Baiern), zu dem auch die Herzogtümer Jülich und Berg gehörten, unter der Regentschaft des Kurfürsten Karl Theodor aus der pfälzischen Linie der Wittelsbacher. Im Bayerischen Erbfolgekrieg und mit dem Fürstenbund verhinderte Preußen den Anschluss Bayerns an Österreich und konnte sich dafür im Gegenzug für das an Österreich gefallene bayerische Innviertel die Ansprüche auf die beiden hohenzollernschen Markgraftümer Ansbach und Bayreuth sichern, die später dann an Bayern fielen. Graf Rumford begann unter Karl Theodor mit weiteren Reformen, unter anderem auch bei der Bayerischen Armee. Ab 1794 war auch Kurpfalz-Bayern in die Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich verwickelt.
Königreich
Zur Zeit Napoleons stand Bayern anfangs auf der Seite Frankreichs und konnte durch Säkularisation und Mediatisierung große Gebietsgewinne verzeichnen. So fielen Tirol, Vorarlberg sowie das 1779 verlorene Innviertel an Bayern, später auch Salzburg. Im Frieden von Pressburg, der am 26. Dezember 1805 zwischen Frankreich und dem deutschen Kaiser Franz II. abgeschlossen wurde, wurde das mit Napoleon verbündete Bayern zum Königreich proklamiert. König Max I. Josephs Minister Maximilian Graf von Montgelas gilt dabei als Schöpfer des modernen bayerischen Staates. Das neue Königreich beseitigte alle Relikte der Leibeigenschaft, die das alte Reich hinterlassen hatte. Durch das Religionsedikt von 1803 wurden alle drei christlichen Bekenntnisse gleichberechtigt – Katholiken, Reformierte und Lutheraner. 1807 wurden die ständischen Steuerprivilegien abgeschafft. 1805 wurden alle erblichen und käuflichen Ämter durch die große Dienstespragmatik abgeschafft. Das Münchner Regulativ von 1805 und das Juden-Edikt von 1813 gewährte den Israeliten im neuen Bayern erste Freiheiten. Am 27. August 1807 führte Bayern als erstes Land der Welt eine Pockenimpfung ein. 1812 wurde die bayerische Gendarmerie gegründet. Durch ein neues Strafgesetzbuch, das Anselm von Feuerbach entworfen hatte, wurde 1813 die Folter abgeschafft. Das Fürstentum Ansbach fiel 1806 durch einen von Napoleon erzwungenen Gebietstausch an das Königreich Bayern, das protestantische Fürstentum Bayreuth wurde 1810 von Napoleon an Bayern verkauft. Durch den rechtzeitigen Wechsel auf die Seite der Gegner Napoleons im Vertrag von Ried konnte Bayern auf dem Wiener Kongress 1814 als Siegermacht einen Teil der Gebietsgewinne behalten. Für den Verlust Tirols und der rechtsrheinischen Pfalz wurde es durch wirtschaftlich weiter entwickelte Gebiete um Würzburg und Aschaffenburg entschädigt. Der neugeschaffene linksrheinische Rheinkreis kam im Tausch gegen Salzburg 1816 durch den Vertrag von München zu Bayern und war ab 1837 die bayerische Rheinpfalz.
König Ludwig I., der seit 1825 regierte, baute die bayerische Hauptstadt München zur Kunst- und Universitätsstadt aus. In seine Regierungszeit fiel die Hinwendung Bayerns zu Griechenland sowie die Einrichtung zahlreicher Kunstsammlungen und klassizistischer Bauten. Er führte ab 1830 die Zensur wieder ein und beseitigte die Pressefreiheit. Das Hambacher Fest 1832 in der Pfalz auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße hatte seine Wurzeln in der Unzufriedenheit der pfälzischen Bevölkerung mit der bayerischen Verwaltung. Am 7. Dezember 1835 begann mit einer Fahrt der Dampflokomotive Adler von Nürnberg nach Fürth die Geschichte der Eisenbahn in Deutschland. Ludwig I. musste 1848 im Zuge der Märzunruhen wegen einer Affäre mit der Tänzerin Lola Montez abdanken. Unter seinem Sohn und Nachfolger Max II. Joseph kam es zu einer schrittweisen Liberalisierung, aber auch zum Pfälzer Aufstand. Der König war ein Anhänger der Trias-Politik, die vorsah, die deutschen Mittelstaaten unter Führung Bayerns zur dritten Kraft neben den beiden Großmächten Preußen und Österreich zu entwickeln. 1861 erfolgte im Inneren mit der Abschaffung der alten Landgerichte die Trennung von Justiz und Verwaltung; bereits zuvor war die Ministerverantwortlichkeit eingeführt worden.
Im März 1864 wurde Ludwig II. zum König von Bayern proklamiert. Er ging wegen des Baues von Neuschwanstein und anderer Schlösser als Märchenkönig in die Geschichte ein. Im Deutschen Krieg 1866 erlitt Bayern an der Seite Österreichs eine Niederlage gegen Preußen. 1868 erfolgte die Gründung der konservativen, großdeutschen Patriotenpartei (1887 umbenannt in Bayerisches Zentrum).
1871 wurde Bayern Teil des neu gegründeten Deutschen Reiches, erhielt dabei sogenannte Reservatrechte (eigenes Post-, Eisenbahn- und Heereswesen sowie eigene Diplomatie). 1886 übernahm Prinzregent Luitpold die Regentschaft. Die „Prinzregentenzeit“, wie die Epoche Prinz Luitpolds häufig bezeichnet wird, gilt aufgrund der politischen Passivität Luitpolds als Ära der allmählichen Rückstellung bayerischer Interessen hinter die des Reichs. 1893 zog die SPD erstmals in den bayerischen Landtag ein, 1906 wurde das Landtagswahlgesetz an das Reichswahlrecht angeglichen. 1913 wurde Ludwig III. König, im Jahr darauf brach der Erste Weltkrieg aus. Am 2. November 1918 kam es zu einer Wahlrechts- und Parlamentsreform. Ludwig III. wurde im Rahmen der Novemberrevolution am 8. November 1918 abgesetzt und Kurt Eisner proklamierte den Freistaat Bayern.
Freistaat (Bamberger Verfassung)
Im Verlauf der Novemberrevolution rief am 8. November 1918 Kurt Eisner, Schriftsteller und Journalist, Gründungsmitglied der USPD, Bayern als Volksstaat bzw. Freistaat aus, den Freien Volksstaat Bayern. Nach dem Staatsgrundgesetz der Republik Bayern vom 4. Januar 1919 wurde die Bamberger Verfassung vom 14. August 1919 zur ersten demokratischen Verfassung Bayerns und beendete das 1806 gegründete Königreich Bayern. (Zwischenzeitlich vermochten jedoch noch ab dem 7. April 1919 sozialistische Gruppen für vier Wochen die „Münchner Räterepublik“ zu installieren.)[27]
Durch eine Volksabstimmung kam am 1. Juli 1920 der Freistaat Coburg zu Bayern (→ Landkreis Coburg). Durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags mussten am 10. Januar 1920 das Bezirksamt St. Ingbert sowie Teile der Bezirksämter Homburg und Zweibrücken an das neu geschaffene, unter Völkerbundsverwaltung stehende Saargebiet abgetreten werden.[28] Erst 1930 erfolgte der Abzug der Besatzung der Franzosen und die vollständige Rückgliederung der Pfalz an Bayern.
Nach der Niederschlagung der „Münchner Räterepublik“ wurde Bayern zur Hochburg ultra-konservativer sowie reaktionärer Kräfte und wurde in den ersten Jahren der Weimarer Republik als „Ordnungszelle“ bezeichnet. Am 8. und 9. November 1923 wurde Bayern Schauplatz des Hitlerputsches, der aber von der bayerischen Landespolizei niedergeschlagen werden konnte. Stärkste Partei war die Bayerische Volkspartei, die meist auch den Ministerpräsidenten stellte.
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Als Verwaltungseinheit bestand Bayern auch während der Zeit des Nationalsozialismus (1933 bis 1945), war aber weitgehend bedeutungslos. Die Stadt München, in der Adolf Hitler seit 1913 gelebt und seinen politischen Aufstieg begonnen hatte, wurde von den Nationalsozialisten allerdings propagandistisch zur Hauptstadt der Bewegung stilisiert. Mit dem KZ Dachau errichtete das NS-Regime nur wenige Wochen nach der sogenannten Machtergreifung das erste durchgehend betriebene Konzentrationslager. Im fränkischen Nürnberg hielt die NSDAP von 1933 bis 1938 auf dem Reichsparteitagsgelände ihre Reichsparteitage und andere Propagandaveranstaltungen ab; 1935 wurden hier die Nürnberger Gesetze bekanntgegeben. Auf dem Obersalzberg nahe Berchtesgaden ließ Hitler den Berghof errichten, der ihm als zweiter Regierungssitz diente und sich zu einem zentralen Ort der Macht im nationalsozialistischen Deutschen Reich entwickelte. 1939 wurde der Regierungsbezirk Niederbayern-Oberpfalz um ein bis zum Münchner Abkommen 1938 zur Tschechoslowakei gehörendes Gebiet, die Landkreise Bergreichenstein, Markt Eisenstein und Prachatitz, erweitert, das 1945 wieder abgetrennt wurde.
Im Zweiten Weltkrieg erlitten bayerische Städte wie Aschaffenburg, Augsburg, München, Nürnberg und Würzburg starke Zerstörungen (siehe Luftangriffe auf Aschaffenburg, Augsburg, München, Nürnberg und Würzburg).
Teil der amerikanischen Besatzungszone
Die Besatzungsmächte leiteten Vertriebene aus Schlesien und dem Sudetenland gezielt in das dünn besiedelte Bayern. Dadurch wuchs die Bevölkerung bis 1949 um ein Viertel. Es entstanden mehrere Vertriebenenstädte.
General Eisenhower stellte mit der Proklamation Nummer 2 vom 28. September 1945 Bayern offiziell als Staat wieder her; die Exekutive lag zwischen 1945 und 1952 in den Händen von US-amerikanischen Militärgouverneuren. Nach der Besetzung durch US-Truppen wurde Bayern Bestandteil der amerikanischen Besatzungszone, während im Jahr 1946 die in der französischen Besatzungszone gelegene stark industrialisierte Rheinpfalz dem neugebildeten Land Rheinland-Pfalz eingegliedert wurde. Andererseits fiel 1945 Ostheim vor der Rhön an Bayern.
Da die US-Militärregierung entschieden gegen die Wiederherstellung einer Monarchie eingestellt war, verbot sie 1946 die wiedergegründete Bayerische Heimat- und Königspartei. (Nach dem Ende der Militärregierung 1949 konnte die Partei jedoch neu konstituiert werden.)
Ab dem 30. Juni 1946 tagte in München eine Verfassungsgebende Versammlung. Eine neue, republikanische Verfassung des Freistaates Bayern[29] wurde 1946 mit großer Mehrheit durch das Volk angenommen (Näheres im Artikel Bayerische Verfassungsgeschichte).
Freistaat (innerhalb der Bundesrepublik Deutschland)
1948 entschied der Landtag auf Antrag der Staatsregierung, das Grundgesetz abzulehnen, es jedoch in dem Fall als verbindlich anzuerkennen, wenn zwei Drittel der Bundesländer es annehmen würden. 1949 wurde Bayern auf dieser Basis als Land Teil der Bundesrepublik Deutschland.[30] Die Rückgliederung des Landkreises Lindau nach Bayern erfolgte am 1. September 1955.
Der langanhaltende Wirtschaftsaufschwung („Wirtschaftswunder“) trug dazu bei, dass ein tiefer Strukturwandel Bayerns folgte.[31] In den 1960- und 1970er-Jahren wurden Bildung, Infrastruktur und Industrie modernisiert: Neue Gymnasien und Universitäten wurden eröffnet; auf dem Land wurden viele Straßen asphaltiert, zukunftsträchtig erscheinende Branchen wie Fahrzeug- und Maschinenbau, Luft- und Raumfahrt-, sowie Atomindustrie wurden gefördert. Damit wurde das von der Agrarwirtschaft geprägte Bayern zu einem führenden Industriestandort innerhalb der Bundesrepublik Deutschland; 1971 begann die Gebietsreform in Bayern. Von 1962 bis 2008 sowie von 2013 bis 2018 hatte die CSU die absolute Mehrheit in Bayern inne. Bayern wechselte 1987 erstmals im Länderfinanzausgleich vom Nehmerland zum Geberland und ist seit 2008 ununterbrochen das größte Geberland.